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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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und schleuderte sie der Reihe nach mit aller Kraft gegen das Schott. Jeder Treffer erzeugte einen dumpfen, hallenden Schlag. Abgesehen davon, dass Rost und Farbe in einer flirrenden Staubwolke herabrieselten, musste der Lärm durch das halbe Schiff hallen.

      Tolden wartete ergeben. Ihm blieb keine andere Wahl.

      Ein fürchterliches Krachen und Splittern, begleitet von ohrenbetäubendem Donner zerriss die Luft. Nahezu gleichzeitig flammten drüben am Waldrand mehrere vom Blitz getroffene Baumriesen auf.

      Dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Es schüttete wie aus Kübeln, und die Sicht schrumpfte schlagartig bis auf wenige Dutzend Meter zusammen.

      *

      Der Daila erschrak, als er plötzlich das schrille, abgehackte Kreischen vernahm. Es übertönte sogar das nunmehr fast ununterbrochene Donnergrollen und das Plätschern des anhaltenden Wolkenbruchs. Der Lehmboden dampfte vor Nässe, und wie ein dichter Vorhang rann das Wasser vom Rumpf des Raumschiffs.

      Noch stand Tolden einigermaßen im Trockenen. Ihm war völlig entgangen, dass die Schleuse sich geöffnet hatte. Das Kreischen wiederholte sich in ungedämpfter Lautstärke. In der nahezu kreisrunden Öffnung stand ein seltsames Geschöpf, eine Mischung aus Vogel und Insekt. Knapp einen Meter fünfzig groß, wirkte dieses Wesen dennoch überaus zerbrechlich. Die beiden dreizehigen Beine waren dünner als die eines Säuglings. Sie trugen einen mit bunt schillernden Schuppen übersäten nach oben schmaler werdenden Körper, der ohne erkennbaren Übergang zu einem langen und biegsamen Hals wurde, der einen kugelförmigen Kopf trug.

      Tolden kniff die Brauen zusammen. Angehörigen dieses Volkes war er nie zuvor begegnet. Aber was besagte das schon? Manam-Turu war groß, und nur ein kleiner Sektor bisher wirklich erforscht.

      Das Kreischen wiederholte sich, begleitet von offensichtlich herausfordernden Bewegungen des Hals-Kopf-Bereichs. Vergeblich suchte Tolden nach irgendwelchen Sinnesorganen. War der Schädel wirklich nur dazu da, dem weit aufgerissenen Schnabel Halt zu geben, oder erfüllten die vielen dunklen Pigmentflecke die Funktion der Augen, die Tolden vermisste?

      »Egal, wohin dieses Schiff fliegt«, sagte der Daila. »Ich würde gerne an Bord kommen.«

      Das Kreischen wurde eine Nuance schriller. Es schmerzte in den Ohren. Tolden musste eine wahre Tirade über sich ergehen lassen. Dem Tonfall nach zu schließen, war das Vogelwesen überaus aufgebracht.

      »Tut mir leid, wenn ich mit Steinen geworfen habe«, sagte der Daila vorsichtshalber, um jedem Ärger vorzubeugen. »Aber es gab keine andere Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen.«

      Verstand sein Gegenüber ihn überhaupt? Das kleine Gerät, das um den Hals des Vogelwesens baumelte, schien ein Translator zu sein. Aber weshalb benutzte es ihn nicht?

      Bevor Tolden sich über sein weiteres Vorgehen schlüssig werden konnte, schlug das Schott krachend wieder zu. Einen Moment lang war er zu verblüfft, um zu reagieren.

      »He«, brüllte er dann aus Leibeskräften. »Was ist das für ein Benehmen? Werden alle, die höflich fragen, so abgewiesen?«

      Nichts rührte sich.

      Nur das Wasser hatte inzwischen in unzähligen Rinnsalen Wege gefunden und plätscherte nun auch von der Unterseite des Rumpfes herab. Innerhalb von Minuten trug Tolden keine trockene Faser mehr am Leib. Er fröstelte.

      Erneut bückte der Daila sich nach einigen Steinen, die er gegen das Schott schleuderte. Die Öffnung entstand dann abermals so plötzlich, dass er Mühe hatte, den letzten Stein zurückzuhalten, wollte er nicht einen der beiden Raumfahrer treffen, die sich in der Schleuse zeigten.

      Ein gequältes Lächeln stahl sich auf seine Züge. Tolden räusperte sich, während er die noch immer zum Wurf erhobene Hand öffnete und den kantigen Stein fallen ließ.

      »Es ... tut ... mir ... leid ...«, sagte er deutlich und betont und machte nach jedem Wort eine Pause. »Ich ... hoffe ... ihr ... versteht ...«

      »Was soll der Unsinn?«, wurde er von dem neben dem Vogelwesen stehenden hellhäutigen Zwerg angefahren. »Sag' schon, was du willst, und dann verschwinde.«

      »Du verstehst mich?«, machte Tolden verwirrt. Er war sich klar darüber, dass er ausgerechnet jetzt keine sehr glückliche Figur abgab.

      »Natürlich, was dachtest du denn?«, erwiderte der Kleine. »Chrrtl übrigens auch.« Mit dem zungenbrecherischen Namen war wohl das Vogelwesen gemeint, das aufgeregt mit den Fängen scharrte und dessen Hals von einer Seite zur anderen pendelte, als wolle es den Daila ausgiebig betrachten.

      »Dann ... erlaubt mir, an Bord zu kommen. Ich suche Arbeit für eine Passage, die mich von Cirgro wegführt.«

      »Was hast du ausgefressen?«

      »Ich? Wieso?« Tolden verstand nicht, was die Frage sollte.

      Der Kleine wedelte mit den Händen. »Im allgemeinen, heißt es, sollen die Daila recht friedfertig sein. Was man von dir aber nicht behaupten kann.«

      »Ich sagte doch schon, dass es mir leid tut«, schwächte Tolden ab. »Wem gehört dieses Schiff?«

      »Der Stolz unserer Flotte ...?«

      »Heißt es so?«

      »Nein«, machte der Kleine gedehnt. »Das ist es. Wir Ngomis beherrschen die Raumfahrt erst seit wenigen Jahrzehnten, aber wir dürfen mit dem zufrieden sein, was wir inzwischen geschaffen haben. In jedem Jahr erwerben wir mehrere Einheiten hinzu.«

      Eine Flotte schrottreifer Frachtkähne, schoss es Tolden durch den Sinn. Auf was hatte er sich bloß eingelassen? Andererseits verbot ihm sein Stolz, jetzt noch einen Rückzieher zu machen.

      »Ich möchte mit dem Eigner oder dem Kommandanten reden«, sagte er.

      »Das tust du bereits, Fremder«, erklärte der Ngomi. »Musan'J'irkis ist mein Name, man kennt ihn schon in vielen Sonnensystemen von Manam-Turu.« Er musste schreien, um sich überhaupt noch verständlich zu machen. Das Gewitter stand inzwischen im Zenit.

      Tolden hielt es für ein Gebot der Höflichkeit, sich endlich ebenfalls vorzustellen. »Können wir uns nicht an Bord weiter unterhalten?«, fragte er. »Hier draußen wird es allmählich ungemütlich.«

      Chrrtl begann jämmerlich zu kreischen. Immer wieder zeigte er aufgebracht auf den Daila.

      »Was will er? Ich verstehe ihn nicht.«

      »Er meint, dass es ausgeschlossen ist, dass ein Geschöpf wie du auch nur einen Fuß auf die STERNENLEUCHTEN setzt.«

      Tolden seufzte ergeben. Er fühlte sich, als würde seine Haut allmählich aufweichen. Der Dreck auf seinem Körper und die grobe Faser, aus der die Kombination gewebt war, erzeugten ein grässliches Jucken.

      »Was hat Chrrtl gegen mich?«

      Erneut stieß das Vogelwesen eine Reihe schriller Laute aus.

      »Du ähnelst den Schlammspringern von Tirspun«, übersetzte Musan'J'irkis. »Chrrtl will nichts mit ihnen zu tun haben, weil sie tückisch sein können.«

      »Aber ...« Tolden verzichtete auf jede Antwort. Statt dessen stellte er sich unter eine Stelle des Rumpfes, von der ein wahrer Wasserfall plätscherte. Prustend und spuckend säuberte er sein verkrustetes Gesicht und die verdreckten Haare und versuchte dann, so gut es ging, auch die Kombination zu reinigen. Ihm entging nicht, dass Chrrtl dabei den Schnabel immer weiter aufsperrte.

      »Ich gäbe einiges für ein heißes Bad.« Er blickte zur Schleuse auf. »Haltet ihr mich immer noch für einen Schlammspringer?«

      Das Vogelwesen schüttelte den Kopf.

      »Also kann ich jetzt an Bord kommen?«

      Toldens Hoffnung erhielt einen neuerlichen Dämpfer, als Chrrtl sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen sträubte. Dass es so schwer sein würde, Cirgro zu verlassen, hätte er nie gedacht.

      »Ich will keinen Ärger an Bord der STERNENLEUCHTEN«, sagte Musan'J'irkis.


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