Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
nicht gerecht werden konnte. Ich ...«
»Und trotzdem standen die Befallenen vor dem Labor Schlange, in der Hoffnung, kuriert zu werden. Es war Flüsterpropaganda wie jetzt.«
Was meine kleine Freundin da vorbrachte, war logisch fundiert, trotzdem war ich anderer Ansicht. Einmal abgesehen davon, dass ich den Drillingen nach wie vor misstraute, missfiel mir, mit welchem Eifer sie argumentierte und versuchte, mich zu überzeugen.
»Perlmutt, diese drei Taugenichtse sind Scharlatane. Was sie versprechen, werden sie nicht erfüllen können. Sie sind keine Ärzte.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ein Mediziner, ein Wissenschaftler überhaupt, der in der Lage ist, einen Organismus gegen bestimmte Krankheiten widerstandsfähig zu machen, muss den Erreger und seine Eigenarten kennen, erst dann lässt sich ein geeignetes Medikament entwickeln. Glaubst du wirklich, dass die Drillinge ein solches Mittel haben?«
»Warum nicht?«, sagte sie trotzig. »Ich werde jedenfalls hingehen.«
»Das wirst du nicht.« Allmählich wurde ich ärgerlich. »Nimm endlich Vernunft an. Macht es dich denn nicht stutzig, dass sie nur die Gesunden behandeln wollen? Was ist mit den Kranken, die der Behandlung bedürfen? Warum wird mit keinem Wort erwähnt, dass sie geheilt werden können und sollen? Vorbeugung ist sicher richtig und wichtig, aber man kann die Infizierten doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Kein Arzt würde so handeln.«
»Das ist mir egal. Diese einmalige Gelegenheit werde ich nutzen – ob es dir nun passt oder nicht.«
Sie rannte zur Tür und riss sie auf. Noch bevor sie die Schwelle betreten hatte, war ich bei ihr und hielt sie zurück. Obwohl sie versuchte, mich zu kratzen und zu beißen, ließ ich sie nicht los und zog sie ins Zimmer zurück.
»Perlmutt, was ist denn in dich gefahren? So kenne ich dich ja überhaupt nicht.«
»Lass mich, du tust mir weh.« Sie warf mir ein Schimpfwort an den Kopf. »Wenn du unter Freundschaft brutale Gewalt verstehst, kannst du mir gestohlen bleiben.«
Ein wenig betroffen gab ich sie frei.
»Verstehst du nicht, dass ich dich vor einer Dummheit bewahren will?«
»Nein, es ist Egoismus und Neid. Weil du kein Mittel gefunden hast, gönnst du nun auch den Drillingen nicht den Erfolg.« Sie funkelte mich an. »Ich will nicht krank werden, ich habe Angst vor diesen unheimlichen Pusteln. Und deshalb werde ich gehen.«
Erneut versuchte sie, mir zu entwischen, aber mein robotischer Körper war an Kraft und Schnelligkeit jedem Kaytaber weit überlegen. Mit einem raschen Sprung verstellte ich ihr den Weg und fing sie mühelos mit den Armen auf. Sie zappelte und tobte wie eine Verrückte, schlug um sich und war keinen Argumenten mehr zugänglich.
Ich sah nur noch eine Möglichkeit, um sie ruhigzustellen: Ich musste sie betäuben. So schleppte ich sie trotz ihres Widerstands zu der Truhe, auf der ein Teil meiner medizinischen Ausrüstung lag und gab ihr eine Spritze. Die Injektion wirkte sofort. Perlmutts Geschrei verstummte, die Muskeln erschlafften.
Vorsichtig bettete ich meinen kleinen Liebling auf mehrere Matten, damit der Körper nicht auskühlte, und verließ das Haus. Ich brauchte nicht zu befürchten, dass Perlmutt mir folgte, denn die Narkose würde gut und gerne vier Stunden anhalten. Bis dahin würde ich längst zurück sein.
*
Wie Perlmutt schienen auch die anderen Einwohner Yutlamals den Verstand verloren zu haben. Scharenweise strömten die Massen zu den drei Fremden, nicht einen einzigen Planetarier konnte ich zur Umkehr bewegen.
Es gelang mir, die Versammlung heimlich zu beobachten. Was sich dort abspielte, war mehr als merkwürdig und erinnerte mich an Massensuggestion und finstere Magie. Mit Medizin und Schutzimpfung hatte es jedenfalls nicht das geringste zu tun. Die Drillinge taten – nichts. Schlicht und einfach erklärten sie den Anwesenden:
»Ihr seid nun immun. Geht zurück in eure Häuser, eurem Glück steht nichts mehr im Wege.«
Das war nun wirklich starker Tobak. Auch dem Naivsten musste aufgehen, dass man mit diesen albernen Worten keine Krankheit bannen konnte, doch die von Furcht vor Ansteckung gepeinigten Kaytaber schienen den Unsinn zu glauben. In ihrer Not klammerten sie sich an jeden Strohhalm. Ich las Hoffnung und Zuversicht in ihren Gesichtern, als sie sich auf den Heimweg machten. Wie ich festgestellt hatte, litten die Drillinge nicht unter Juckreiz und ließen nicht erkennen, dass sie selbst erkrankt waren. Aber reichte das eigene positive Beispiel wirklich aus, um die Leute zu beeindrucken, da doch auch die große Mehrzahl der Kaytaber zu den Gesunden zählte? Offensichtlich war das der Fall, denn niemand stellte eine kritische Frage.
Wenige Stunden später wusste ich, dass mein Misstrauen gerechtfertigt war: Die gutgläubigen Städter, die diesen Gauklern vertraut und zugehört hatten, zeigten gleich reihenweise die bereits bekannten Symptome.
»Traykon, du hast mich vor einer Riesendummheit bewahrt«, stammelte Perlmutt überglücklich. »Verzeih, dass ich mich so schlecht benommen und dir so hässliche Dinge gesagt habe, aber ich war verrückt vor Angst. Und als du mir dann verboten hast, Hilfe zu finden, habe ich durchgedreht. Es tut mir leid.«
»Schon gut, meine Kleine, jetzt gilt es, zu handeln.« Meine alte Entschlusskraft war zurückgekehrt, kein Zweifel plagte mich mehr. »Ich werde die drei Halunken stellen, so wahr ich Traykon heiße.«
4.
Mein Versuch, ihrer habhaft zu werden, schlug fehl. Sie waren aus der Herberge verschwunden, und keiner wusste wohin. Allmählich ging es mir so wie dem Hasen in dem Märchen »Der Hase und der Igel«, nur war es so, dass die Drillinge nicht immer vor mir da waren, sondern sie waren schon weg, wenn ich ankam. Fast kam es mir so vor, als hätten sie einen siebten Sinn, der sie warnte, wenn ich Jagd auf sie machte. Wo mochten sie im Augenblick stecken, was heckten sie aus?
Mein erster Gedanke war, sie zu suchen und aufzuspüren. Ich korrigierte diese Entscheidung jedoch. Die Straßen waren wie ausgestorben, die Gassen leergefegt, dafür war der Äther erfüllt von Hiobsbotschaften und Hilfsersuchen. Überall, in Dörfern wie in Städten, zeichnete sich die gleiche Entwicklung ab wie in Yutlamal. Und ich konnte nichts dagegen tun. Wirklich nicht?
Atlan und die STERNSCHNUPPE mussten her. Mit ihrer Hilfe konnte ich es schaffen, die unheimlichen Vorgänge in den Griff zu kriegen und die Krankheit zu besiegen. Warum war ich nicht schon früher darauf gekommen? Es war kein Problem, Kontakt mit dem Arkoniden zu bekommen, denn ich besaß schließlich noch den Hyperfunksender. Und wenn ich den Aktivatorträger erreicht hatte, würde ich mich um die Drillinge kümmern.
Spornstreichs eilte ich zu der windschiefen Kate, in der ich das Gerät untergebracht hatte. Die Hütte, in der allerlei Gerümpel aufbewahrt wurde, das langsam verrottete, befand sich in einem winkeligen Gässchen in der Nähe des Stadtwalls. Die wenigen Häuschen, die hier standen, wirkten heruntergekommen und machten einen unbewohnten Eindruck. Nur selten verirrte sich jemand hierher, und das machte diesen Platz so ideal für meinen Zweck.
Noch einmal vergewisserte ich mich, dass ich unbeobachtet war, dann rannte ich los – und blieb abrupt stehen. Knacken und Poltern registrierte ich, Rumoren, das aus dem Versteck kam. Obwohl ich keine Stimmen hörte, war ich sicher, dass irgendwelches Gesindel in der Kate war. Ich musste dieses Pack verjagen, bevor es den Sender fand und ihn beschädigte.
Mit zwei, drei Schritten war ich bei der Hütte und riss die morsche Brettertür auf. Wäre ich ein lebendes Wesen, hätte mich sicherlich der Schlag getroffen. Nicht ein unbekannter kleiner Ganove suchte in dem Verschlag nach Beute, sondern Evodix, Evroom und Everyhan trieben hier ihr Unwesen. Wieder einmal war ich zu spät gekommen. Sie hatten mein Geheimnis nicht nur entdeckt, sondern waren dabei, den Sender zu zerstören.
Schon bei dem Geräusch, mit dem sich die Tür quietschend in den Angeln drehte, waren die drei aufmerksam geworden und fuhren herum.
»Kommt heraus!«, forderte ich sie auf.
Ich hatte nicht vor, sie zu verprügeln,