Perry Rhodan 302: Gestatten, Gucky und Sohn!. Clark DarltonЧитать онлайн книгу.
ich bin es nur!« schnaufte Gucky wütend, packte den Kleinen am Nackenfell und setzte ihn aufrecht. »Warum hast du mich nicht geweckt, als du zurückkamst?«
»Weil du geschlafen hast, Papi. Warum bist du so böse?«
Gucky zwang sich zur Ruhe.
»Was hast du beobachtet? Etwas Besonderes?«
»Ja«, flüsterte Söhnchen verschämt. »Etwas ganz Besonderes.«
»Rede schon, du Fratz! Es war Tante Suzan, nicht wahr?«
»Ja, sie war es.« Söhnchen richtete sich auf. In seinen listigen Äuglein war ein merkwürdiges Funkeln. »Ich teleportierte und rematerialisierte direkt in ihrem Schlafzimmer. Zum Glück war sie nicht drinnen. Sie war nebenan im Bad. Die Brause rauschte, und sie konnte mich nicht hören.«
Gucky bekam fast keine Luft mehr.
»Sie war im Bad? Und da hast du einen halben Tag gebraucht, wieder zurückzukommen?«
»Nur eine halbe Stunde, Papi. Du hast mir extra gesagt, ich solle Tante Suzan beobachten. Nun, das habe ich auch getan. Ich habe mich ins Bad geschlichen und hinter dem Vorhang versteckt. Von da aus konnte ich Tante Suzan genau beobachten.«
Gucky vermied nur mit Mühe und Not einen »Schlaganfall«. So nannte er die Zornesausbrüche, in denen er seinen Sohn verprügelte.
»Du hast ...! Das ist unerhört! Und dann noch Rhodans Tochter!« Er setzte sich. »Wenn sie nur nichts gemerkt hat! Diese Blamage! Nicht auszudenken! Mein leiblicher Sohn ...«
»Tante Suzan hat nichts gemerkt«, quäkte Söhnchen überzeugt.
Gucky atmete erleichtert auf.
»Dein Glück, schamloses Früchtchen. Wenn Suzan ...«
»Aber Tante Mory hat was gemerkt«, unterbrach ihn Söhnchen.
Gucky starrte ihn an.
»Was sagst du da? Tante Mory? Wieso denn?«
»Sie kam durch das Schlafzimmer ins Bad und wollte Tante Suzan etwas bringen. Da sah sie mich hinter dem Vorhang stehen. Aber sie erwischte mich nicht mehr, weil ich in unser Zimmer zurückteleportierte. Habe ich das nicht schlau gemacht?«
Gucky rang erneut nach Atem. Er kam aus den Aufregungen überhaupt nicht mehr heraus. Und dann versetzte er Söhnlein eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Der kleine Kerl purzelte aus seinem Sessel und landete in der äußersten Ecke des Zimmers. Er begann aus Leibeskräften zu brüllen.
Gucky hielt sich die Ohren zu. Da sah er, wie sich die Tür öffnete und Mory hereinkam. Sie rannte sofort zu Söhnchen und bückte sich.
»Dein Rabenvater! Warum hat er dich denn wieder geschlagen? So einen kleinen, süßen Mausbiber zu schlagen ... das ist ja unerhört!«
Gucky erhob sich langsam.
»Mir sind die Nerven durchgegangen, Mory. Weißt du, was er angestellt hat? Er hat sich heimlich ...«
»Ja, ich weiß. Was ist denn schon dabei? Er ist ja noch ein Kind, und da hat er eben gespielt und landete bei Suzan. Na und?«
»Na und ...?« Gucky sah etwas ratlos aus.
»Außerdem«, piepste Söhnchen dazwischen, »hat Papi mir selbst ...«
Weiter kam er aber nicht. Gucky hielt ihm telekinetisch den Mund zu und sagte:
»Ich sagte nur, er solle sich beschäftigen. Ich konnte ja nicht wissen, daß er sich ...«
Mory winkte ab.
»Reden wir nicht mehr darüber, Gucky. Dir kann sowas auch passieren, wenn du die Räumlichkeiten nicht genau kennst. Wer weiß, vielleicht landest du sogar mal in einem Kochkessel.«
Söhnchen kam aus seiner Ecke.
»Paps, schlägst du mich auch nicht mehr, wenn ich den Mund halte?«
»Was soll er nicht sagen?« fragte Mory, neugierig geworden.
»Ach, gar nichts!« erklärte Gucky lahm und nahm Söhnchen bei der Hand. »Gehen wir etwas in den Park spielen. Gehab dich wohl, edle Tante Mory. Wir sehen uns dann später.«
»Aber nicht im Bad«, rief sie hinter ihm her, und Gucky zuckte merklich zusammen.
Um weiteren Peinlichkeiten zu entgehen, teleportierte er mit Söhnchen direkt in den Park zum alten Weiher.
Lieber in der Gesellschaft plophosischer Sechskantfrösche, als weiter von Tante Mory ausgefragt zu werden ...
*
Es war eine sehr komplizierte und schwierige Operation gewesen, die Ara-Chirurgen an Mory und Suzan vorgenommen hatten. Bestimmte Nervenleiter im Gehirn waren durchtrennt worden. Das hatte zur Folge, daß Mory und Suzan parapsychisch »taub« geworden waren. Oder eigentlich besser: Stumm. Denn die Nervenleiter, die das Gedankengut zum Ausstrahlzentrum im Gehirn transportierte, arbeitete nicht mehr. Selbst der beste Telepath konnte nun ihre Gedanken nicht mehr lesen.
Das war die Veränderung, die Gucky bemerkt hatte.
Mory hatte an diesem Tag gerade ihre Morgentoilette beendet und wollte das gemeinsame Frühstück vorbereiten lassen, als die Funkstation von New-Taylor sich meldete. Ein junger Offizier berichtete, daß von der Erde ein längerer Text in Geheimkode eingetroffen sei und daß man ihm den Auftrag erteilt hatte, den Text unverzüglich an den Obmann von Plophos weiterzuleiten.
Mory runzelte die Stirn.
»Keine Erklärungen sonst?«
»Keine, Obmann. Soll ein Kurier den Text überbringen?«
»Tonband?«
»Ja, Obmann.«
»Gut. Sorgen Sie dafür, daß ich die Nachricht so schnell wie möglich bekomme. Danke!«
Sie schaltete das Gerät ab.
Während sie mechanisch die Vorbereitungen traf, die das Frühstück angingen, dachte sie über die Nachricht nach, die von der Erde eingetroffen war. Geheimkode – das bedeutete in diesem Fall: Rhodan. Er war es, der ihr eine Botschaft schickte. Das kam selten vor, wenigstens in Geheimkode. Eine Maschine zum Entschlüsseln war vorhanden, aber sie wurde nur selten benützt. Die meisten Nachrichten, auch die persönlicher Natur, kamen im Klartext an.
Es mußte sich also um eine wichtige Botschaft handeln.
Suzan, Gucky und Söhnchen versammelten sich wie üblich im Frühstückszimmer und unterhielten sich. Man machte Pläne für den Tag und beschloß, einen Ausflug ins nahe Gebirge zu unternehmen. Gucky wollte für die Lebensmittelvorräte zum Picknick sorgen. Suzan kümmerte sich um einen Gleiter, der sie in die Berge bringen sollte. Söhnchen versprach, heute besonders artig zu sein.
Mory lächelte, als sie von den Plänen hörte.
»Einverstanden, aber wir werden den Aufbruch ein wenig verschieben müssen. Von der Erde ist eine Nachricht eingetroffen, die ich noch entschlüsseln und abhören muß. Ihr könnt dabeisein, denn ich wüßte nicht, welche Geheimnisse Rhodan vor euch haben könnte. Warten wir also, bis die Tonrolle eintrifft.«
Gucky verlor auf einmal allen Appetit.
»Eine Nachricht von Perry? Und verschlüsselt? Was soll denn das nun wieder?«
»Keine Ahnung. Warten wir ab.«
Gucky hatte verschiedene Ahnungen, aber die behielt er wohlweislich für sich. Ob Rhodan dahinter gekommen war, daß Mercant ihn mit einem geheimen Auftrag hierhergeschickt hatte? Unterrichtete er nun Mory und befahl, den verräterischen Mausbiber zur Erde zurückzuschicken?
Gucky verging der Appetit nun restlos.
»Nanu, hast du keinen Hunger mehr?« fragte Mory besorgt. »Du willst wohl sparen, damit du nachher in den Bergen alles allein essen kannst?«
»Macht Papi immer«, verriet Söhnchen vorlaut.