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Perry Rhodan 2998: Drei Tage zum Weltuntergang. Kai HirdtЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 2998: Drei Tage zum Weltuntergang - Kai Hirdt


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tobte, schlief niemand mehr lange oder tief genug, um sich wirklich zu erholen.

      Die Mediker an Bord hatten alle Hände voll zu tun. Fast täglich wurden die Medikamentendosen neu angepasst, um die Besatzung optimal einzustellen: so stark betäubt, dass die Nervenreizung abklang, aber nicht so zugedröhnt, dass die Entscheidungsfähigkeit gehemmt war. Das klappte mal mehr, mal weniger gut, wie man an Mulcahay gesehen hatte.

      Die meisten sahen den Umständen entsprechend gut aus. Nur Ramajid Vijay, der Leiter der Bordlogistik, war so blass, dass sein eigentlich samtbrauner Teint nur noch grau aussah. Ebelde würde ihn nach der Schicht zum Arzt schicken. Die Demütigung, aus der laufenden Schicht hinausbeordert zu werden, wollte sie ihm ersparen.

      Wenn die Logistik einige Stunden unter bestmöglichem Niveau operierte, war das zu verschmerzen. Minderleistungen bei Ortung, Steuerung oder Feuerleitstelle wären erheblich schlimmer gewesen.

      »Hat sich in meiner Freischicht etwas Relevantes getan?«, fragte Ebelde.

      Enric Fugart, ihr Orter, verneinte. Bei seinen zwei Metern fünfzig Körpergröße und dem grellgelb gefärbten Haar reichte ein Kopfschütteln als eindeutige Meldung. Der schweigsame Ertruser war ihr großer Rückhalt, seit sie vor drei Tagen so unerwartet die Karriereleiter hinaufgepurzelt war. Er stand schon länger im Flottendienst, als Ebelde überhaupt lebte. Mit seiner langjährigen Erfahrung und unaufgeregten Art fungierte er nicht nur als Chef von Funk und Ortung, sondern mittlerweile auch als Berater und Erster Offizier – im Grunde also in exakt der Funktion, die Ebelde selbst für Mulcahay ausgefüllt hatte.

      »Jedenfalls nichts Unerwartetes«, präzisierte Fugart seine Meldung. »Die Flotte ist noch einmal verstärkt worden.«

      Befremdet ließ sich Ebelde selbst die aktuellen Holos einblenden und pfiff durch die Zähne. Mittlerweile hatten sich mehr als fünfhundert kampfstarke Einheiten rund um die Position eingefunden, an der Wanderer in Neptuns Atmosphäre eingetaucht war. Die ELAS KOROM KHAN II, ein Ultraschlachtschiff der JUPITER-Klasse, führte nach wie vor das militärische Kommando. Wissenschaftliche Basis war die MALCOLM SCOTT DAELLIAN. Darum tummelten sich weitere Schiffe der JUPITER-Klasse, viele Schlachtschiffe der SATURN- und APOLLO-Klasse, mittlerweile zehn Tender der SHELTER-Klasse und jede Menge Kreuzer.

      Allein in die ELAS KOROM KHAN II hätte Ebeldes EXCALIBUR einige Dutzend Mal hineingepasst. Ein solches Schiff wollte sie gern einmal kommandieren. Aber bis dahin würden sicher noch einige Jahrzehnte vergehen.

      Falls es überhaupt geschah. Wahrscheinlicher war im Augenblick, dass der Weltenbrand die Zivilisation, wie man sie kannte, ein für alle Mal beendete. In dem Fall war keine Zeit mehr für Wünsche und Karrierepläne. Dann ging es ums nackte Überleben.

      »Wurde ein Grund für die Aufstockung genannt?«, fragte Ebelde. »Hat sich etwas bei Wanderer getan?«

      Fugart schüttelte den Kopf. »Die offizielle Begründung ist die wachsende Unzurechnungsfähigkeit der Erdbewohner. Die idiotischen Vorfälle häufen sich. In den letzten acht Stunden sind drei lausig bewaffnete Jachten ohne interstellare Triebwerke gestartet. Ihre Besatzungen wollten Wanderer abknallen. Das Hyperlicht hatte den Besitzern so aufs Hirn geschlagen, dass sie geglaubt haben, sie könnten so den Weltenbrand rückgängig machen.«

      Ebelde zog den Mund schief. Es wäre ja schön gewesen, wenn die Lösung so einfach gewesen wäre. Aber zum einen war die künstliche Scheibenwelt von einem Schutzschirm umgeben, dem irdische Waffentechnik nichts anhaben konnte. Zum anderen lag sie hinter einem Meer von sechsdimensionalen, hyperenergetischen Feldern verborgen, die wie Eisschollen in einem Strudel um sie herumdrifteten.

      Wer in diese Zonen geriet, wurde auf Nimmerwiedersehen aus dem normalen Raum-Zeit-Kontinuum herausgerissen und aller Wahrscheinlichkeit nach in einzelne Atome zerlegt. Selbst die MS DAELLIAN mit ihren hochempfindlichen Fünf- und Sechs-D-Messinstrumenten konnte die tödlichen Gebiete nur teilweise erfassen und wagte keinen Vorstoß in den Bereich. Für jedes normale Schiff endete der Versuch mit Sicherheit tödlich.

      »Was schützen wir hier eigentlich?«, fragte Ebelde entsprechend entgeistert. »Wanderer – oder die Menschen vor ihrer eigenen Dummheit?«

      »Das ist rassistisch«, wandte Fugart trocken ein. »Die Menschheit hat kein Monopol auf Schwachsinn. Eine der Jachten hat einem Blue gehört.«

      Ebelde verzichtete auf die Bemerkung, dass die Bezeichnung Blue für einen Jülziish ebenfalls nicht politisch korrekt war. Sie winkte ab und baute eine direkte Funkverbindung zu Fugart auf. Dämpfungsfelder verhinderten, dass jemand ihr Gespräch mit anhörte.

      »So viel zur offiziellen Begründung«, sagte sie. »Und was ist wirklich los?«

      »Es gibt nur Gerüchte«, gab Fugart zurück. »Die Anspannung steigt. Viele glauben, dass bald etwas Entscheidendes passiert. Möglicherweise versucht Adam von Aures eine neue Attacke gegen Wanderer, und in dem Fall will man vorbereitet sein. Außerdem ...« Er zögerte.

      »Sprich dich aus!«, regte Ebelde an.

      »Außerdem ist der Kampfwert vieler Einheiten lausig«, sagte ihr Funker. »Die Besatzungen sind zu stark geschwächt. Ich wäre überrascht, wenn nur ein Drittel der Schiffe da draußen im Angriffsfall bei voller Kapazität operieren könnten.«

      Ebelde nickte. So etwas in der Art hatte sie ebenfalls befürchtet. Im Grunde hatte das Oberkommando die Flotte nicht verstärkt, sondern nur weit genug aufgestockt, um die zu befürchtenden Ausfälle zu kompensieren.

      Eine Sirene gellte. Ebelde schrie und presste die Hände auf ihre Ohren. »Macht das aus!«, brüllte sie. Welcher Idiot ließ denn unter den Verhältnissen des Weltenbrands die Alarmsignale auf voller Lautstärke losplärren?

      Ihr Blick fiel auf ihren Logistiker. Vijay regulierte den Ton hastig herunter. So viel zu ihrer Annahme, dass er in seinem Zustand keinen Schaden anrichten konnte.

      »Was ist los?«, fragte sie Fugart, nun wieder ohne Dämpfungsfelder.

      Jede Lockerheit war von dem Ertruser gewichen. Hochkonzentriert bearbeitete er die Ortungsstation. »Ein Schiff ist in der Sperrzone materialisiert, in relativer Nähe zu uns.«

      »Details«, forderte sie.

      »Distanz zu Wanderer: Achthundert Millionen Kilometer. Distanz zu uns nur eine Million Kilometer. Eine Einheit der ...« Fugart grinste plötzlich. Wortlos legte er in die Holodarstellung, was seine Orter ausgaben.

      Auch Ebelde musste lachen, als sie sah, was da den Alarm ausgelöst hatte. Das war ein Raumschiff der STAR-Klasse. Seit dreihundertfünfzig Jahren wurde so etwas nicht mehr gebaut. Dieses Exemplar sah sogar noch deutlich älter aus. Die zweihundert Meter durchmessende Kugel hatte so viele Beulen, Schrammen und tiefdunkel verfärbte Stellen, dass man die ursprüngliche Gestalt nur mehr ahnen konnte. Ein Stück fürs Skurrilitätenkabinett, aber keine Gefahr für die EXCALIBUR. Und erst recht nicht für Wanderer.

      »Dann schauen wir uns mal an, wer sich da so forsch ins Sperrgebiet wagt.« Ebelde nickte Fugart zu. »Darf ich bitten?«

      »Kontaktruf läuft«, meldete ihr Funker. »Bislang habe ich keine Antwort ... Ah, jetzt!«

      Ein alter Mann erschien im Holo. Das war zumindest der erste Eindruck. Auf den zweiten Blick sah Ebelde, dass er nicht viel älter als neunzig sein konnte, also eigentlich in der Blüte seines Lebens stand. Nur hatte er anscheinend versucht, möglichst viel von diesem Leben in die ersten neunzig Jahre zu packen. Seine Haut war blass und faltig, die Augenringe tiefschwarz. Ein ungepflegter, struppiger Bart hing ihm bis auf die Brust hinab, dafür gingen ihm die Haare auf der Stirn aus. Die wenigen Strähnen vereinten sich hinter seinem Kopf zu einem langen Pferdeschwanz, der ihm über die Schulter nach vorn hing und noch weiter hinabreichte als der Bart. Der Teil der Wangen, der nicht überwuchert war, war voller krustiger Ekzeme. Die Oberlippe verschwand hinter einem fransigen Schnurrbart. Die Unterlippe war spröde und blutig.

      »Wer stört?«, sagte die ungepflegte Erscheinung mit rauer Stimme. Sie entblößte dabei gelbe Zähne.

      Pikiert schürzte Ebelde die Lippen. So etwas sah man kaum noch. Eigentlich nur noch bei Terranern,


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