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Atlan 562: Gefahrenstufe eins. Falk-Ingo KleeЧитать онлайн книгу.

Atlan 562: Gefahrenstufe eins - Falk-Ingo Klee


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starrte Atlan auf den hoch über ihnen stehenden Koloss. Er hätte einiges darum gegeben, jetzt Bjo Breiskoll an seiner Seite zu haben, um durch den Telepathen zu erfahren, was Hayes bewogen hatte, seine Zurückhaltung aufzugeben, doch der Katzer hatte sich strikt geweigert, auch nur einen Fuß auf dieses Teufelsgebilde zu setzen, wie er es genannt hatte.

      Gab es wirklich eine Gefahr, in der sie schwebten? Hatte Bjo etwas geespert? War die SOL gekommen, um sie vor etwas zu retten, von dem sie keine Ahnung hatten? In diesem Zusammenhang erinnerte er sich an die Warnung vor einem gewissen Schalter, die der geheimnisvolle Chybrain Sanny übermittelt hatte. Es war das zweite Mal gewesen, dass er vor dem Schalter gewarnt worden war; das erste Mal hatte er diesen Begriff bei seiner unwirklichen Begegnung mit dem Materielosen gehört. Und dann: Der Katzer hatte vor Unheil gewarnt, Tdibmufs sprach von einer bösen Macht. Gab es da einen Zusammenhang?

      Bevor er weitere Überlegungen dazu anstellen konnte, wurde der Arkonide jäh aus seinen Gedanken gerissen. Bei der SOL blitzte es auf. Ein greller Energiestrahl raste auf die ungeschützte FRESH zu. Entsetzt schrie Sanny auf.

      *

      »Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.« Vorlan Brick, zusammen mit seinem Zwillingsbruder Uster Chefpilot im Mittelteil der SOL und Stabsspezialist wie Curie von Herling, ging unruhig in der Zentrale der SZ-2-11 auf und ab. »Mir gefällt nicht, dass die SOL gar nichts von sich hören lässt. Warum haben sie nicht wenigstens einen Rafferimpuls abgestrahlt, damit wir wissen, was sie vorhaben?«

      »Mir behagt das ebenfalls nicht, aber wir können nichts tun.« Die Frau stand vor dem Bildschirm und betrachtete nachdenklich das Abbild des Hantelraumers. »Was mag Breckcrown bewogen haben, mit der kompletten SOL hier aufzutauchen?«

      »Wenn ich das wüsste ...«

      Der dunkelhäutige Solaner ließ sich mit kantigen Bewegungen im Sessel des Piloten nieder und fuhr spielerisch über die Schalter.

      »Ich wäre jetzt lieber an Stelle des Kleinen, der hat wenigstens klare Anweisungen«, brummte Vorlan Brick.

      Der Kleine – das war sein Bruder. Beide waren eineiige Zwillinge, aber unterschiedlich groß. Während Vorlan immerhin 1,86 m maß, war Uster nur einhundertvierundsechzig Zentimeter groß. Als beide noch Kinder waren, hatte man bei Uster eine Störung der Hypophyse diagnostiziert, die das Wachstum steuert, doch aufgrund fehlender Rohstoffe hatte man damals keine entsprechende Medizin herstellen können, so dass ihm jetzt einige Zentimeter fehlten; seinem Selbstbewusstsein hatte das aber keinen Abbruch getan. Wann immer die beiden zusammen waren, zogen sie sich gegenseitig mit dem Größenunterschied auf.

      »Wir werden bald wissen, was man auf der SOL plant«, meinte die ehemalige Magnidin.

      Als hätte sie damit ein Stichwort geliefert, blitzte es drüben bei dem Hantelraumer auf. Fassungslos, unfähig, sich zu bewegen, starrte die Frau auf den Schirm.

      »Als wenn ich es geahnt hätte«, knurrte Brick.

      Anders als Curie van Herling reagierte er sofort und legte dabei eine Kaltblütigkeit an den Tag, als befände er sich im Simulator.

      Mit fliegenden Fingern nahm er in rascher Folge verschiedene Schaltungen vor, fuhr die Energieversorgung auf Volllast und aktivierte die Schirmfelder. Das nervtötende Geheul der überlasteten Aggregate und der akustischen Warnanlagen überhörte er geflissentlich und beachtete auch nicht die Batterien roter Lämpchen; letztendlich war es egal, ob ein Treffer die FRESH zur Explosion brachte oder die eigene Maschinerie.

      »Festhalten!«, brüllte der Pilot.

      Mit einem Alarmstart versuchte er das Schiff von der Stelle förmlich wegzukatapultieren, was aber infolge der Masseträgheit und der winzigen Zeitspanne nur unvollkommen gelang.

      In das Tosen und Toben der Triebwerke, das Wimmern der Sirenen und das Jaulen der überlasteten Andruckneutralisatoren mischte sich das Ächzen strapazierten Materials, das von der Einschlagwucht einer Energiesalve übertönt würde. Die Schiffszelle dröhnte wie eine riesige Glocke.

      Als hätte eine Riesenfaust die Korvette gepackt, wurde der Raumer durchgerüttelt und zur Seite geschleudert. Die kinetische Energie war so groß, dass weniger stabile Halterungen zerbrachen und Geräte aus ihren Verankerungen gerissen wurden. Curie van Herling hatte sich nicht auf den Beinen halten können und war gegen einen Sitz geschleudert worden. Obwohl ihr der Aufprall fast das Bewusstsein raubte, waren ihre Reflexe so ausgeprägt, dass es ihr gelang, sich festzukrallen.

      Entladungen von unvorstellbarer Stärke tobten durch die Schirmfelder, erzeugten verwirrende Farbspiele und brachten sie an einigen Stellen zum Flackern. Kurzfristig erlosch die Beleuchtung, verschiedene Anzeigen fielen aus, als sämtliche Energie auf die Primärverbraucher geschaltet wurde.

      Die wabernde Lohe, in die das Beiboot gehüllt war, wurde blasser, das infernalische Heulen verlor an Intensität. Wie eine abgefeuerte Kanonenkugel raste die FRESH in zehn Kilometer Höhe über die Landschaft im Nichts, von dem Hantelraumer weg. Auch jetzt noch leuchteten ihre Schirme, allerdings diesmal durch die Reibung der Atmosphäre.

      »Das war verdammt knapp«, keuchte Brick. Sein dunkles Gesicht war vor Anspannung verzerrt, feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

      Stöhnend rappelte sich die Solanerin auf und ließ sich in einen Sessel neben dem Piloten fallen. Sie war leichenblass, ihre Augen waren weit aufgerissen.

      »Was mag auf der SOL vorgefallen sein?«, flüsterte sie tonlos. »Warum lässt Breckcrown auf uns schießen?«

      »Eine gute Frage, auf die ich leider keine Antwort weiß«, gab der Mann zurück. Er knirschte mit den Zähnen. »Ich hätte nicht übel Lust, diesen Idioten da drüben ebenfalls einen Schuss vor den Bug zu setzen.«

      »Das kannst du nicht machen, Vorlan«, sagte die Stabsspezialistin beschwörend.

      Der Pilot drosselte die Kapazität der Meiler, bis die Warnlichter nach und nach erloschen. Er lächelte freudlos.

      »Keine Sorge, Curie, ich lasse mich nicht zu einer Unbesonnenheit hinreißen, zumal unser Schiffchen der SOL hoffnungslos unterlegen ist. Ich werde ...«

      Was er wollte, blieb unausgesprochen. »Aufpassen, der Tanz geht weiter!«

      Wieder blitzte es bei der SOL auf. Geistesgegenwärtig schaltete Brick auf Schubumkehr und zwang die SZ-2-11 in einem brutalen Manöver nach unten. Erneut verwandelte sich die Zentrale in ein akustisches Inferno, Vibrationen durchliefen das Schiff. Gequält stöhnte die Frau auf.

      Dem Piloten rauschte das Blut in den Ohren, seine schweißnassen Hände verkrampften sich. Wie hypnotisiert starrte er auf die Anzeigen, dann stieß er geräuschvoll die Luft aus. Dank seiner Reaktionsschnelligkeit hatte er noch einmal das Kunststück fertiggebracht, den Raumer aus der Schusslinie zu bringen. Die vernichtende Salve strich knapp über die FRESH hinweg.

      »Sie meinen es ernst, Vorlan. Sie wollen uns vernichten.«

      »Es sieht so aus – wodurch unsere Lage sehr ungemütlich wird«, sagte der Dunkelhäutige sarkastisch. »Unsere einzige Chance besteht darin, zu versuchen, diesen Himmelskörper zwischen uns und die SOL zu bringen.«

      Curie von Herling blickte ihren Begleiter skeptisch an.

      »Glaubst du, du schaffst es?«

      »Wenn wir vorher nicht getroffen werden – ja. Ein solches Riesenschiff ist wesentlich unbeweglicher als eine Korvette.« Trotz der tödlichen Gefahr, in der sie sich befanden, brachte er noch ein Grinsen zustande. »Außerdem kann ich dem Kleinen dann endlich einmal beweisen, wer von uns der bessere Pilot ist.«

      Die Frau schwieg. In einer Situation wie dieser hatte sie keinen Sinn für Humor.

      Vorlan Brick war das nur recht, denn so konnte er sich voll und ganz auf die Steuerung konzentrieren.

      In einer engen Parabel brachte er das Schiff auf die ursprüngliche Höhe, schlug dann aber keinen geraden Kurs ein, sondern ließ die FRESH mit vierfacher Schallgeschwindigkeit mal im Zickzack fliegen, mal auf- und abtanzen wie einen Stein auf dem Wasser. Um das Zielen zusätzlich


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