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Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis. Oliver PlaschkaЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis - Oliver Plaschka


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Er hörte noch Decauvilles schnelle Schritte, die sich entfernten, dann fiel auf einmal die künstliche Schwerkraft aus, und er begann zu schweben.

      Mit zittrigen Fingern packte er einen Vorsprung und hielt sich fest; es war der Rahmen eines Glassit-Bullauges.

      Ein letztes Seufzen fuhr durch den Gang. Die leise Symphonie der Pumpen, deren Zischen und Rauschen sonst die Räume erfüllte, erstarb. Schon schien es ihm, als wäre auch die Temperatur gefallen. Allein die fahle Notbeleuchtung verweigerte sich noch dem Unvermeidlichen.

      Ein Knarren durchdrang das Raumfahrzeug, wie das Ächzen eines sehr alten Baumstamms im Sturm.

      Molinari schloss die Augen.

      Das ist das Ende. Die Reinheit. Die Perfektion.

      Aus der Weite glaubte er, einen klaren Klang zu vernehmen, wie schwingender Kristall.

      Er kam noch einmal zu sich, ehe es vorbei war. Seine Finger, mit denen er sich nach wie vor am Fenster festhielt, waren schon blau und ohne Gefühl. Die Schmerzen im Rest seines schwebenden Körpers waren gnadenvoll fern.

      Er wandte den Kopf.

      Und mit seinem letzten Atemzug erhaschte Paolo Molinari draußen vor dem Fenster, eingefasst in die segensreiche Schwärze des Alls, einen Blick auf die blutrote, betörende Geometrie der reinen, makellosen Perfektion.

      Teil I

      Ankunft: 15. September 2058

      1.

      Edwina Kerpen

      Die Space-Disk verließ den Planetenschatten und gewann an Höhe, bis Pluto und sein Primärmond unter ihr im Sonnenschein glänzten: pastell- und erdfarbene Flächen aus Stickstoff-, Methan- und Wassereis, gespickt mit vereinzelten Kryogeysiren und alten Eisvulkanen.

      Vieles an diesem Bild stimmte nicht: Pluto war kein richtiger Planet, Charon nach Meinung mancher Astronomen kein richtiger Mond, und die nötige Schwerkraft und Lichtverstärkung, um auf beide hinabzublicken und dabei sogar Farbunterschiede wahrzunehmen, wurden von der Space-Disk gestellt.

      Edwina Kerpen war das egal, denn sie hatte ihren ersten freien Tag seit einem ganzen Monat. PUMA war für umfangreiche Wartungs- und Optimierungsarbeiten in den Testmodus versetzt, niemand außer den Positronikspezialisten hatte etwas zu tun. Und wie immer, wenn Kerpen dienstfrei hatte, arbeitete sie.

      Ihre Arbeit – ihr Leben! – war die Pluto-Multiortungsanlage PUMA, Akronym für Pluto Ultrasensoric Multilocating Array, deren Wissenschaftliche Leiterin sie seit über sieben Jahren war. PUMA war eine der effektivsten Ortungsanlagen des Solsystems. Das Großinstrument hatte nicht lange nach Indienststellung die ersten Gravitationswellen der anrückenden Sitarakh angemessen. Selbst während der Evakuierung der Erde hatten die Menschen an diesem Ort weitergeforscht, und inzwischen war die Installation noch wesentlich effektiver. Ihr Herzstück waren die beiden positronisch erweiterten LIGOS: Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatorien.

      In ihnen wurden Laserstrahlen von hoher Leistung zunächst geteilt und am Ende wieder zusammengeführt – und zwar so, dass beide Teilstrahlen einander im Normalfall genau auslöschten. Wurden die Strahlstrecken jedoch von einer Gravitationswelle durchlaufen, verursachte dies eine Verzerrung der Raum-Zeit und somit eine Phasenverschiebung der Laser-Teilstrahlen samt messbarer Interferenzwirkung. Es war ein einfacher Aufbau, den Physiker im Prinzip bereits im neunzehnten Jahrhundert benutzt hatten, um die blühenden Phantasien von einem Äther, der das Weltall durchflutete, durch wissenschaftlichen Gegenbeweis zu begraben. Natürlich waren die Interferometer seither mehrere Größenordnungen empfindlicher geworden.

      Früher hatte man die benötigte Lauflänge des Laserlichts vor allem durch ein vielfaches Hin- und Herspiegeln erreicht. Nun verbanden die Interferometer mehrere Welten: Weil Charon und Pluto mit ihrer doppelt gebundenen Rotation einander immer dieselben Seiten zuwandten, sandten die auf ihren Oberflächen installierten PUMA-Anlagen ihre Laserstrahlen von vornherein fast achtzehntausend Kilometer weit, ehe sie auf einen Spiegel trafen.

      Kerpen goss sich einen heißen Früchtetee ein und presste einen ordentlichen Schuss Honig aus der Tube dazu. Dann wählte sie eine Titelliste aus ihrem persönlichen Verzeichnis aus und ließ sich zu den ersten Gitarrenklängen eines alten Johnny-Cash-Songs zurücksinken.

      Sie genoss diese privaten Ausflüge mit der Disk. Offiziell dienten sie dazu, das Observatorium zu inspizieren und bei den Außenposten auf den Kleinmonden Versorgungsgüter abzuwerfen. Inoffiziell liebte Kerpen einfach die Stille, die Einsamkeit am Rand des Systems, wo die heimatliche Sonne nur ein heller Stern unter vielen war. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Kalten Welten, wie die verschwundenen Issgeran sie genannt hatten, den Menschen unerreichbar fern gewesen. Mittlerweile konnte Kerpen die Wunder des äußeren Solsystems aus der behaglichen Wärme unter ihrer Panzerplastkuppel bestaunen.

      Dennoch bekam sie regelmäßig eine Gänsehaut, wenn einer dieser allesamt nach Gefilden und Wesen der Unterwelt benannten Himmelskörper unter ihr hinwegrollte. Dank arkonidischer Technik und den uralten Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren flog die Menschheit sogar schon bis in weit entfernte Sterneninseln ... Für Edwina Kerpen indes gab es keinen phantastischeren Ort im Universum als den Kuipergürtel, beim fremdartig schönen Pluto-Charon-Doppelsystem, um die Weite und Wunder des Weltraums zu spüren.

      Sie wusste, dass sie unter ihren Kollegen einen Ruf als zwar kompetente, aber humorlose Hyperphysikerin besaß. Das störte sie nicht – es konnte nicht jeder so ein schräger Vogel wie Eric Leyden sein. Oder Ephraim Oxley! Tatsächlich wirkten die meisten fähigen Köpfe, mit denen sie in den vergangenen Jahren zu tun gehabt hatte, grundlos exzentrisch auf sie. Vielleicht fehlte ihnen einfach ein Ausgleich?

      Sie wärmte ihre Hände am Tee, schloss die Augen und hörte eine Weile Johnny Cash.

      Die Positronik weckte sie aus ihren Tagträumen. »Anflug auf Styx«, meldete sie.

      Styx war der innerste und kleinste der vier Monde, die das Doppelgebilde Pluto-Charon umkreisten. Styx, Nix, Kerberos und Hydra unterstützten die LIGOS: Die sogenannten Ligaturen waren Messanlagen, die auf arkonidischer und thetisischer Technik basierten und die Leistungsfähigkeit der Multiortungsanlage weiter erhöhten. Zwar waren die kleinen Monde alles andere als Einseitendreher – insbesondere Hydra, der äußerste, torkelte seine Umlaufbahn entlang, als hätte seine vielköpfige Namenspatronin einen über den Durst getrunken, sodass nun jeder Kopf in eine andere Richtung strebte. Doch für die Berechnung der hyperphysikalischen Ableitungen von Gravitationswellen spielte das keine Rolle.

      »PERSEPHONE an Styxstation!«, rief Kerpen den Außenposten, drehte vorsorglich die Musik leiser und stellte den Tee aus dem Erfassungsbereich der Kamera. Dann strich sie sich ihre lange Mähne hinter die Ohren zurück und fixierte misstrauisch die Kamera. »Doolittle, sind Sie wach?«

      Ein Lämpchen ging an, und das teiltransparente Hologramm eines bärtigen Männergesichts entstand über dem Projektor der Funkeinheit. Die aufgedunsenen Wangen kündeten von einem längeren Aufenthalt in Schwerelosigkeit.

      »Wenn das nicht die gute Fee ist«, nuschelte er mit vollem Mund und leckte einen Löffel ab. »Werde ich etwa erlöst?«

      »Ihr Dienst geht noch zweiundsiebzig Stunden«, erinnerte sie ihn kühl, denn sie glaubte nicht an Scherze unter Mitarbeitern.

      Vielleicht hatte es im Studium angefangen, vielleicht bei ihrem kurzen Gastspiel bei der ESA – aber es war ihre bewährte Strategie, alles Private am Arbeitsplatz zu vermeiden. Einige ihrer Kolleginnen hatten versucht, sich die Sympathie insbesondere der männlichen Kollegen durch eine Vielzahl vertrackter Strategien zu sichern. Einigen hatte man vielleicht auch nicht die Wahl gelassen. Kerpen hatte immer nur ihre Arbeit gemacht – und manchmal war sie selbst überrascht, wohin sie das geführt hatte.

      Im Gegensatz zu Leuten wie Doolittle sah sie es durchaus als Auszeichnung an, den erdfernsten Arbeitsplatz zu haben, den es gab. Zwar flog sie nicht wie gewisse andere Physiker mit riesigen Raumschiffen durch die Galaxis – dafür hatte sie feste Schlafenszeiten, geriet deutlich seltener in Raumschlachten und genoss die Aussicht, mit ihrer Rente noch


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