Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis. Oliver PlaschkaЧитать онлайн книгу.
sind nicht so nett, wenn ihnen schlimme Dinge passiert sind.
János war auf der Arche, so wie fast alle Menschen. Ich war nicht auf der Arche, weil meine Mama und Tom und Farouq auch nicht auf der Arche waren. Aber die meisten Leute waren auf der Arche, weil die Memeter ihnen versprochen haben, dass es ihnen da gut geht, aber die Memeter haben nicht gemacht, was sie versprochen haben, und dann sind sie mit der Arche abgestürzt, und alle Menschen waren in richtig großer Gefahr, und Papa und Onkel Reg und ihre Freunde mussten sie retten, so wie meistens.
Jetzt hätte János wahrscheinlich gesagt, ich soll nicht so lange Sätze machen. Weil viele Leute Probleme haben, mitzukommen, wenn die Sätze so lang sind. Aber ich frage mich dann immer, wieso ist es besser, viele kurze Sätze zu benutzen, wenn es dann so viele werden, dass man kaum noch weiß, wohin damit, und deshalb finde ich es besser, manchmal nur einen richtig langen Satz zu benutzen, denn manchmal will ich einfach eine Menge sagen, und dann sind es wirklich SO VIELE ...
Okay, tut mir leid. Jetzt tut mir doch langsam die Hand weh.
Was ich noch sagen wollte: János war auf der Arche, und die Hornschreckwürmer, die die Arche angeknabbert haben, bis Papa und Onkel Reg und ihre Freunde sie besiegten, haben auch János' Bein angeknabbert, und deshalb hinkt er. Ich habe ihn gefragt, wieso die Hornschreckwürmer das gemacht haben, und er hat gemeint, dass sie wohl gern essen. Ich hab ihn gefragt, ob das sehr wehtat, aber er hat gesagt, dass er schlief, als es passiert ist. Dann hab ich ihn noch gefragt, wieso er das Bein nicht reparieren lässt von Julian oder Sud, aber da hat er komisch geguckt und gesagt, das will er nicht, er ist jetzt halt anders, und das ist okay.
Das ist jetzt das, was János eine schlechte Überleitung nennen würde, aber János isst ebenfalls ziemlich gern, und das ist auch einer der Gründe, weshalb ihn mag, denn ich esse auch furchtbar gern. Aber jetzt tut mir wirklich die Hand weh, also erzähle ich dir lieber morgen vom Essen.
11. September 2058
Liebe Ansa,
heute hat mich János gefragt, wie das mit den Briefen funktioniert, und ich habe gesagt, gut, und er hat mich gefragt, ob er mal Teile davon lesen darf, und ich habe gesagt, okay, und dann hat er gelesen, und dann hat er gesagt, ich muss lernen, auf den Punkt zu kommen.
Also komme ich heute gleich auf den Punkt, und du musst selbst raten, was wir heute gemacht haben:
400 Gramm Kartoffeln
140 Gramm Mehl
2 Eigelb
1 große Prise Salz
8 Zwetschgen
8 Zuckerwürfel
100 Gramm Butter
100 Gramm Semmelbrösel
1 eine Prise Zimt
... und viiiiiel Puderzucker.
Davon werden János und ich eben so satt.
12. September 2058
Liebe Ansa,
es ist unfair, UNFAIR! Nur weil Leute wie der Eisverkäufer oder der blöde Arzt, zu dem wir wegen meiner Hand sind, nicht mitkommen, wenn ich was sage, soll ich jetzt immer ganz langsam machen, wie wenn alle kleine Kinder wären, die einfach nur zu blöd sind, und das hab ich Mama gesagt, und da wurde sie wütend, weil sie nämlich auch nicht immer mitkommt, das aber nicht zugeben will. Sie sagt, es ist nicht gut für meine Hand, wenn ich so schnell schreibe, und ich habe ihr gesagt, dass wir gleich zu Julian oder Sud hätten gehen sollen, denn die wissen, wie es mir geht, und kommen auch mit, wenn ich was sage. Aber Mama sagt, János ist nicht gut genug, weil ich noch immer so schnell bin, und der viele Zucker und die vielen Knödel sind auch nicht gut für mich, weil ich mich dann auch schneller aufrege, aber Julian sagt, ich brauche mehr Zucker als andere Kinder, weil mein Gehirn einfach viel mehr macht als bei anderen, und das hab ich Mama gesagt, aber dann kam sie nicht mit und dann hat sie geschrien und dann hab ich geschrien und dann war die blöde Arkon-Vase kaputt und jetzt darf ich nicht mehr mit János kochen, und DAS IST SO UNFAIR ...
13. September 2058
Liebe Ansa,
ich hatte Angst, dass János heute traurig sein würde, aber das war er gar nicht. Mama hat sich wieder beruhigt, und sie sagt, ich bin auch viel ruhiger, nur dass ich den Unterschied nicht merke. Ich will mich ja gar nicht aufregen, und ich will auch nicht, dass wir wieder schreien und Vasen kaputtgehen, wobei die Vase wirklich hässlich war und ich nicht finde, dass Mama wegen so was böse sein sollte. Vasen, Türme, ich finde wirklich nicht, dass ich da schlimmer bin als sie.
János war jedenfalls gar nicht traurig und meinte, es gibt auch ungarisches oder böhmisches Essen, das nicht ganz so schwer und mit viel Zucker ist, wobei es natürlich schade ist und nicht ganz einfach wird, was zu finden. Bis dahin könnten wir statt zu kochen aber auch Musik machen, das wäre fast genauso gut.
Zuerst verstand ich nicht, was er meinte, denn Kochen und Musik sind ja schon sehr verschieden, und ein Lied kann man nicht essen. Dann rollte er eine Art kleines Klavier herein. Klavier kann ich spielen, aber die Art Klavier war mir neu, und das lag daran, dass es nämlich kein Klavier war, sondern eine Celesta. Eine Celesta ist wie ein Klavier, nur dass drinnen keine Saiten sind, sondern ein Glockenspiel. Dann erklärte er mir, dass dieses Instrument vor hundertsiebzig Jahren oder so in Paris erfunden wurde. Das ist da, wo auch Mamas Turm stand. Und das erste Mal richtig benutzt wurde es in einem Ballett, und das Stück, in dem es benutzt wurde, heißt der »Tanz der Zuckerfee«. Dann fragte er mich, ob ich das lernen und dann was essen wollte, und natürlich hatte ich da Hunger, also sagte ich Ja.
János sagt immer, ich habe tolle Hände fürs Klavierspielen. Ich weiß nicht, ob ich das gut finde, denn ehrlich gesagt, finde ich Klavier etwas langweilig.
Die Zuckerfee war lustig, aber viel zu leicht. Ich habe mir alles zweimal angehört, dann wusste ich, wie es geht. János wollte mir erst nicht glauben, wegen der Chromatik. Das ist auch so ein Wort wie Kommunikationstrainer oder Hornschreckwürmer, aber meistens heißt es einfach nur schwarze Tasten. Also hab ich es ihm vorgespielt, mit schwarzen Tasten, und da hat er mir geglaubt. Er sagt, dass ich sehr gut war, dafür, dass ich das Stück nur zweimal angehört habe. Ich habe ihn gefragt, wie häufig Leute denn normalerweise so ein Stück anhören, bevor sie es spielen können, und da hat er merkwürdig mit den Händen gewedelt und gesagt, die Leute, die zu ihm kommen, um Musik zu lernen, brauchen jedenfalls viel länger und meistens auch Noten dazu. Dann hat er mich gefragt, ob ich Noten lesen und schreiben kann. Ich hab gefragt, ob wir dann essen gehen können, ohne dass Mama wieder wütend wird, und er hat gesagt ja, hinterher.
Also hab ich ihm die Zuckerfee dann nicht nur vorgespielt, sondern auch aufgeschrieben, also in Noten, und da hat er wieder komisch mit den Armen gewedelt, und wir sind essen gegangen.
Morgen, sagt er, will er mir was von Bach mitbringen.
3.
Edwina Kerpen
»PERSEPHONE an Pluto ... Pluto, bitte kommen ... Es ruft Edwina Kerpen an Bord der PERSEPHONE... Hört mich jemand? Irgendwer? Ich rufe die Charonstation. Bitte melden Sie sich!«
Edwina Kerpen wechselte hastig die Frequenzen und setzte sich dabei mit der anderen Hand einem steten Schwarm von Holos zur Wehr, der sie wie aufgebrachte Vogeleltern bedrängte. Doch der Versuch, in dem Chaos aus Störsignalen, Fehlermeldungen und Warnungen eine klare Verbindung aufzubauen, war reines Wunschdenken.
So schnell die verwirrten Systeme ihres Raumboots es zuließen, beschrieb Kerpen einen weiten Bogen und steuerte die Space-Disk mit Höchstbeschleunigung zurück Richtung Pluto. Ihr gemütlicher Ausflug mit Tee und Musik war vergangen und vergessen. Was war geschehen? Etwas hatte die Struktur- und Masseorter der Disk bis zum Anschlag belastet. Etwas Großes. Etwas Nahes. Oder beides. Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was die Ursache dieses brachialen Signals mit den Gravitationswellendetektoren und den empfindlichen Systemen der Multiortungsanlage angerichtet hatte – ausgerechnet während der Rekalibrierung. Von Charon empfing sie nach wie vor nur ein allgemeines Warnsignal, das auf den