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Perry Rhodan 2753: Endstation Cestervelder. Michelle SternЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 2753: Endstation Cestervelder - Michelle Stern


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Stützpunkte ist auf dieser Welt. Die meisten Fluchtburgen sind nur mit Raumschiffen zu erreichen; diese aber gehört zu den wenigen auf einem Planeten, der an die Verbundenheit angeschlossen ist.«

      Avestry-Pasik hörte interessiert zu. Offenbar waren auch für ihn Neuigkeiten dabei. Selthantar hatte die Flucht geplant. Er war derjenige, der momentan die Fäden in der Hand hielt. Dabei machte Selthantar einen erschöpften Eindruck, ganz wie ein Wissenschaftler, der sich an eine unlösbare Aufgabe gewagt und zu wenig Schlaf bekommen hatte. Rhodan merkte es an den häufigen Augenbewegungen und der teils fleckigen Gesichtshaut. Dort, wo kein Tintenblau vorherrschte, war die Oberfläche zu hell, wie ausgebleicht.

      Schon auf der ZHOL-BANNAD war Rhodan aufgefallen, dass Selthantar etwas beschäftigte, über das er nicht sprach.

      Selthantar schaltete das Holo ab. »Wir müssen unten in der Schaltzentrale nachschauen, wo wir sind. Die Schäden sind zwar nicht gravierend, aber ich möchte sicher sein. Die letzten Momente an Bord waren chaotisch. Falls ich einen Fehler gemacht habe ...« Er hielt inne. »Hoffen wir es nicht.«

      »Was wäre denn der schlimmste Fall?«, fragte Avestry-Pasik. Er hatte die Hand auf dem Strahler und ließ Rhodan nicht aus den Augen wie jemand, der fürchtete, jederzeit überfallen und ausgeraubt zu werden.

      »Im schlimmsten Fall gab es einen Fehler in der Transmitterstafette. Eine Irritation.« Selthantar drehte sich zum Raumausgang.

      Avestry-Pasik hob den Strahler auffordernd. Die weit auseinanderliegenden Augen kniff er misstrauisch zusammen. »Geh vor mir, Hetork Tesser!«

      Rhodan spürte einen Anflug von Ärger. Als ob er während der Angriffe der Onryonen nicht bereits seinen Willen zur Zusammenarbeit demonstriert hätte! Es war seine Idee gewesen, den Onryonen entgegenzufliegen, als ob sie sich ergeben wollten, um dann zu entkommen. Dass sie letztlich doch gefunden worden waren, war nicht seine Schuld. Es blieb ihm ein Rätsel, wie die Onryonen den kleinen Schiffsverband aufgespürt hatten. Fast konnte man meinen, sie spürten wie Avestry-Pasik das Vektorion.

      »Dein Gehabe ist überflüssig. Wir sitzen im selben Boot, wie man bei uns sagt. Die Onryonen sind ebenso meine Feinde wie deine. Glaubst du, ich laufe davon?«

      »Du bist ein Gefangener! Vergiss das nicht!«

      »Du hast den Strahler.«

      »Und ich werde zusehen, dass ich ihn behalte.« Die Drohung in den Worten war deutlich.

      Rhodan ging voran, ehe der Lare auf die Idee kam, auf ihn zu schießen. Er wusste, dass Avestry-Pasik ihn mit Freuden verletzen oder sogar töten würde. Wahrscheinlich hoffte der Rebellenführer nach wie vor auf seine Stunde, in der er den Zerstörer von allem auslöschen konnte.

      Noch trug Rhodan einen Trumpf bei sich: das Vektorion. Solange Avestry-Pasik glaubte, dass dessen Funktion an Rhodan gebunden war, befand er sich in relativer Sicherheit.

      Vor Avestry-Pasik trat Rhodan in einen nach unten gepolten Antigravschacht. Eine Etage tiefer stiegen sie aus. Sie gingen einen gewundenen Gang entlang. Statt der glassitartigen, mit Tieren übersäten Wand, begleitete sie dunkelgraues Metallplast. Im Gang herrschte eine diffuse Notbeleuchtung, die kaum ausreichte, den Boden zu erhellen.

      Von tief unter ihnen drang ein Knacken und Ächzen herauf.

      Rhodan blieb stehen. »Hört ihr das?«

      »Was?« Avestry-Pasik stieß ihm den Strahler in den Rücken. »Die Widerspenstigkeit des Hetork Tesser?«

      »Da war ein Geräusch.«

      »Ach ja? Auf einer seit Jahren ungenutzten Station? Meinst du, die Onryonen sind uns zuvorgekommen?«

      »Wohl kaum. Selthantar, werden diese Stationen regelmäßig gewartet?«

      »Nein. Es kann sein, dass ich der Letzte war, der sie inspiziert hat. Das Dumme ist, dass die Stationen völlig gleich aufgebaut sind. Und diese Tiere da draußen könnten sowohl von Cestervelder als auch von Marhintur stammen. Aber wegen irgendwelcher Geräusche brauchst du dich zu nicht sorgen. Vermutlich ist da unten ein Wartungsroboter unterwegs.«

      »Möglich.« Rhodan glaubte nicht daran. Anscheinend hatte auch Selthantar den Laut überhört, der eben nicht nach einer Maschine geklungen hatte. Ihm fiel auf, dass Selthantar immer wieder mit dem Kopf zuckte, wie jemand, der leichte Schläge mit der flachen Hand erhielt. »Geht es dir gut?«

      »Eine sonderbare Frage von einem Gefangenen«, giftete Avestry-Pasik. »Erst recht vom Hetork Tesser.«

      »Hör endlich auf! Dass es euch beiden schlecht geht, liegt auf der Hand. Ihr habt Schiffe verloren und – viel wichtiger – Laren, die eure Freunde waren. Ich weiß, wie sich das anfühlt, zumindest für einen Menschen. Ihr habt mein Verständnis. Aber Selthantar ...«

      Rhodans zuckte zusammen. Am Ende des Gangs huschte ein Schatten hinter Avestry-Pasik entlang. »Da!«

      Die Nasenlöcher des Proto-Hetosten weiteten sich. »Auf den dummen Trick falle ich kaum herein!«

      Selthantar reagierte und fuhr herum. Er hielt den Strahler auf einen Punkt hinter Avestry-Pasik gerichtet. Der Schatten war in einen abgehenden Gang verschwunden. »Da war wirklich etwas. Geht schneller!«

      Rhodan drehte sich beim Laufen vor und zurück. Zügig marschierten sie in die Schaltzentrale, an der Selthantar den Eingang sicherte.

      »Positronik, Tür schließen!«, befahl der Lajuure.

      Erleichtert sah Rhodan wie die schwere Tür zuglitt. So einfach würde nichts hindurchkommen.

      »Wartet hier!« Selthantar eilte zur Hauptkonsole.

      Avestry-Pasik wies auf einen Generatorenblock, der bis zur Decke reichte. »Leg die Hände da drauf.«

      »Das ist albern.«

      »Mach schon!«

      Rhodan gehorchte. Er ahnte, was in Avestry-Pasik vor sich ging. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, ging dem Anführer der Proto-Hetosten die Niederlage nah. Der Verlust von Schiffen und Mitstreitern wühlte ihn auf. Was gab es da Besseres als einen Punchingball, in dem man immer wieder verbal die Faust versenken konnte? Und eben dazu war Rhodan für Avestry-Pasik avanciert – zum lebenden Sportgerät, an dem der Lare seine Wut ausließ.

      Dabei war ihre Flucht geglückt. Im Grunde war Rhodan rundherum ein Sieger, für den sich die Lage verbessert hatte. Die Hundertschaft seiner Wächter war auf zwei geschrumpft, und den Onryonen war er entkommen. Aber er war auch ein Mensch. Die vielen ausgelöschten Leben und die Schicksale der Besatzungsmitglieder der ZHOL-BANNAD gingen ihm nah.

      »Es ist, wie ich dachte.« Selthantar aktivierte ein Holo.

      Rhodan drehte den Kopf. Das musste die normaloptische Außenbeobachtung sein, frei von Panzertieren. Im Sternenlicht erahnte er eine weite Ebene aus endlosem Schwarz, durchzogen von Rissen und Kanten, die sich wie Narben darüber erstreckten. Über ihnen tanzten einige der Lichter, die Rhodan zuvor schon aufgefallen waren. Giftgrüne Schleier. Sie waren vermutlich auf einem Planeten mit schwachem oder sehr starkem Magnetfeld. Unvermittelt dachte Rhodan an die gewaltigen Polarlichter von Jupiter und Saturn.

      Selthantar aktivierte einen Restlichtverstärker. Über die kahle Ebene zog ein heftiger Wind, der lose Steine aufhob und mit sich trug. Staubwirbel gab es keine. Es war, als würden auf der gesamten Fläche überhaupt keine Partikel existieren. Dafür erhoben sich Strukturen im Hintergrund, die an verdrehte, missgestaltete Körper erinnerten, groß wie Einfamilienhäuser, doch viel zu fragil um welche zu sein. Waren es Ruinen? Die Trümmer einer Stadt? Oder vom Wind geformte Felsen?

      Der Anblick der Ebene verstärkte den intuitiven Eindruck einer fundamental zerstörten Welt, den Rhodan in der Transmitterkuppel gehabt hatte.

      Vielleicht war er voreilig. Möglicherweise blühte auf diesem Planeten ein anderes Leben. Immerhin gab es Tiere, die dort draußen herumkrochen. Er hob den Blick. Seine Hände sanken von der Umhüllung des Generators.

      Avestry-Pasik unterließ jeden Kommentar über den Ungehorsam seines Gefangenen.


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