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Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo - Susan Schwartz


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Welt zählen. Deshalb hatte er irgendwann damit aufgehört – es war zu frustrierend.

      Es fiel ihm schwer, sich in Geduld zu üben. Nach all der langen Zeit auf einmal berechtigte Hoffnung hegen zu dürfen, von diesem Schlammklumpen zu entkommen, verlieh ihm neuen Lebenswillen.

      Nun galt es vor allem, Kräfte zu sammeln. Angesichts dieser Chance durfte er keinen Fehler begehen.

      »Ich kriege dich«, wiederholte er mit einem Zischen. »Bald!«

      6.

      »Er ist wieder da«, flüsterte Sud. Sie holte ihre Hand aus der Quantenebene und materialisierte sie über Marshalls Brustkorb, während die Kardioeinheit, deren Arbeit Sud mit ihren Psi-Kräften unterstützt hatte, die reanimierenden Nanosonden desaktivierte.

      Erleichtertes Seufzen machte die Runde. Die Vitalwerte sahen noch nicht perfekt, aber schon deutlich positiver aus. John Marshalls Herz schlug wieder, noch ein wenig arrhythmisch, aber Julian Tifflor versicherte, dass sich das rasch geben würde.

      »Diese Hürde wäre bewältigt«, fügte der Chefarzt hinzu. »Nun sollte John aufwachen können.«

      Marshall bekam leichte Stimulanzien verabreicht, die ihm den Weg erleichtern sollten. McGraw hielt weiterhin seine Hand, drückte sie hin und wieder. Dieser Reiz würde ihn zusätzlich dabei unterstützen, dessen waren Tifflor und Sud sich sicher.

      Die Hoffnung, dass das Erwachen wie in einem Trivid-Drama schon nach wenigen Augenblicken geschähe, erfüllte sich jedoch nicht.

      »Wir wissen nicht, was John durchlebt hat«, meinte Gucky. »Vielleicht fürchtet er sich vor dem Erwachen.«

      »Solange er nicht einfach verschwindet, soll es mir recht sein.« Belle McGraw lachte nervös. Auch sie fürchtete sich inzwischen vor Johns Erwachen. Das war vielleicht sogar der nervenaufreibendste Moment. Würde er erwachen? Und wenn ja, wie viel von John Marshall wäre noch in ihm vorhanden?

      »So weit wird er wohl nicht gehen«, zeigte der Ilt sich zuversichtlich. »John ist ein absoluter Profi und ausgeglichen, zu unkontrollierten panischen Ausbrüchen neigt er nicht. Außerdem ist er sehr schwach. Bevor er sich wieder auf den Weg in Parallelwelten machen kann, muss er erst mal ordentlich Gewicht zulegen und mentale Energie sammeln.«

      McGraw wollte dem Mausbiber gern glauben. Doch der Pessimismus in ihr überwog, und sie bildete sich den leisen Zweifel in Tifflors Miene, den dieser fraglos lieber verborgen hätte, bestimmt nicht ein. Um sich abzulenken, konzentrierte sie sich weiter darauf, den Druck auf Marshalls Hand in regelmäßigen Abständen zu verstärken.

      »Gucky, kannst du jetzt irgendwas espern?«, fragte Tifflor.

      »Ich muss weiterhin passen. Tut mir leid. Er scheint dem Drüben noch zu sehr verhaftet zu sein.«

      Genau das, was McGraw befürchtete, und sicherlich auch Tifflor, doch keiner von beiden sprach es laut aus. Immer wieder schielte sie verstohlen zum Gehirnwellenmonitor. Sie kannte sich nur mäßig mit den verschiedenen Frequenzbändern aus, aber die lebhaften Ausschläge sagten ihr, dass es sich um Beta- und Gammawellen handelte. Marshalls Gehirn war also bereit zum Aufwachen, es nahm die Außenwelt bereits wahr und »kommunizierte« damit. Doch irgendetwas hinderte ihn nach wie vor daran, die Augen aufzuschlagen.

      »John?«, sagte McGraw impulsiv. »Ich bin's, Belle. Es ist meine Hand, die du spürst. Es ist alles in Ordnung. Du befindest dich in der Medostation der MAGELLAN. Julian Tifflor und Sud kümmern sich um dich, Gucky ist auch hier. Dein Körper ist schwach, aber intakt. Kein Quantenflimmern oder so etwas, du bist ganz hier. Dein Geist ist ebenfalls hier, ich kann es an deinen elektrischen Gehirnaktivitäten erkennen. Öffne die Augen, und du wirst es selbst sehen.«

      Die Augen bewegten sich wie während einer REM-Phase heftig hinter den Lidern. Tifflor wollte nachsehen, unterließ es dann aber. Diese Phase war noch einmal sehr kritisch, das war ihnen allen bewusst.

      »Starke Emotionen«, flüsterte Gucky. »Und ... Rot. Viel, viel Rot. Ein düsteres, rotes Leuchten wie bei den Gedanken der Crea.«

      McGraws Herz krampfte sich zusammen. Nein, sie durften ihn nicht an das Creaversum verloren haben! Marshall war so weit gekommen, er musste es schaffen. »John, wenn es noch zu schwierig ist, lass die Augen geschlossen«, fuhr sie fort. »Du darfst dich nicht zu sehr aufregen, sonst verlierst du dich. Atme ruhig, höre auf meine Stimme. Kannst du mich verstehen?«

      Sie drückte seine Hand.

      Hielt den Atem an.

      Nach ein paar Sekunden ... spürte sie einen kurzen Druck seiner Hand!

      Mit einem keuchenden Geräusch stieß sie den angehaltenen Atem aus. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie spürte, dass sie kurz vor der Hyperventilation stand. Aus Angst zu versagen, ihn so kurz vor dem Ziel zu verlieren. Ruhe bewahren! Du bist Wissenschaftlerin. Mäßige dich! Nur so kannst du ihm helfen.

      Sie blickte kurz in die Runde. »Er versteht mich! Er hat geantwortet!«

      Die Mienen der anderen wechselten hektisch zwischen Euphorie und Sorge. Tifflors Blick wich nicht mehr vom EEG.

      Eine Minute verging. Zwei. Drei.

      »Vielleicht sollten wir es ihm ein wenig erleichtern, indem wir die Umgebung angenehmer machen?«, schlug Sud vor.

      »Und wie?«

      Das Mentamalgam nahm einige Schaltungen vor und projizierte ein raumgroßes Holofeld. Die Liege und alle Anwesenden standen auf einmal inmitten einer Blumenwiese, über die sich ein blauer Himmel spannte. Vögel zwitscherten, diverse Insekten brummten und summten von Blüte zu Blüte. In der Ferne erhob sich ein lichter Birkenwald.

      Außerdem generierte Sud sanfte Sphärenmusik, zur Unterstützung der natürlichen Geräusche. Die Temperatur des Raums lag bei 23 Grad Celsius, die ohnehin sauerstoffangereicherte Luft erhielt noch zarten, anregenden Blumenduft und das Aroma feuchter Frühlingserde beigemischt.

      »Du bist geborgen, John«, sagte McGraw. »Um dich herum ist Leben. Ein Bild von zu Hause. Es wird dir zeigen, dass du wirklich zurück bist, zu Hause bei uns. Kannst du es riechen und spüren?«

      Ein kurzer Druck.

      »Tut es dir gut?«

      Ein weiterer, allerdings deutlich zögernder Druck.

      »Sein Blutdruck steigt wieder«, stellte Julian Tifflor fest.

      »Ja, das ist die Anspannung, weil er die Reize vielleicht noch nicht ganz zuordnen kann. Und nicht sicher ist, ob die Augen das sehen, was ihm die anderen Sinne vermitteln«, vermutete Sud.

      »Ist es dir warm genug? Angenehm?«, fuhr Belle McGraw fort.

      Diesmal ein kräftiger Druck.

      »Also dann ... Es ist so weit. Willkommen daheim!«

      John Marshall schlug übergangslos die Augen auf.

      Und begann zu schreien.

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