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Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo - Susan Schwartz


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Der Gedanke an Rache lag zwar nahe, aber um sie auszuüben, war er sowohl seinen Schöpfern als auch den Artgenossen körperlich zu sehr unterlegen – und ohne sein voll funktionsfähiges Planhirn auch nicht in der Lage, stattdessen eine List auszutüfteln, um den physischen Nachteil zu kompensieren. Sein Weg würde daher genau in die andere Richtung führen. Es gab Hunderte, Tausende Welten da draußen, in denen er als der mächtige Eroberer auftreten konnte. Und anschließend alles nachholen würde, was er so lange Zeit hatte entbehren müssen.

      Er stieß ein Zischen aus, seine Zunge fuhr über die dünnen, breiten Lippen. Warum noch warten? Besser, er nahm den Plan sofort in Angriff und verlor keine Zeit. Wer auch immer sich in diesem kleinen Raumfahrzeug aufhielt, war ihm in jedem Fall unterlegen. Nur die Artgenossen und vielleicht die Schöpfer waren gleichwertig oder überlegen; ansonsten gab es niemanden, der es mit ihm aufnehmen konnte. Und das Boot bot keinen ausreichenden Platz für einen großen Körper, vielleicht gerade noch so für ihn.

      Geduckt schlich er sich bis an den Rand des Blutwalds, die freie Sicht ermöglichte ein scharf konturiertes Bild. Äußerlich wirkte das Raumschiff nicht sonderlich gefährlich. Besaß es überhaupt Offensivwaffen? Und wie sah es mit der Defensivkapazität aus, war ein Schutzschirm aktiv?

      Unruhig ging er am Waldrand auf und ab. Die Aussicht auf Nahrung setzte ihm immer heftiger zu, sein Mangel wurde ihm umso bewusster.

      Die Einsamkeit hatte ihm nichts ausgemacht, seine Art mied ohnehin die Nähe anderer. Aber diese Eintönigkeit, die Aussichtslosigkeit ... das hatte ihm zugesetzt.

      Bei dem fremden Raumschiff tat sich weiterhin nichts. Es stand einfach da.

      Es wartete auf ihn, entschied er. »Höre meinen Namen, du lächerliches kleines Boot«, murmelte er. »Gorwall wird dich in Besitz nehmen.«

      Dann stürmte er los.

      Ich war gerade eingedämmert, als das Situativ von einem heftigen Schlag getroffen wurde. Ich spürte nichts davon in meinem Sessel, doch die Wucht des Treffers wurde über die Außenmikrofone übertragen.

      »Hat da jemand geklopft?«, murmelte ich schlaftrunken.

      »Nicht weiter von Bedeutung«, antwortete die Amme.

      »Doch nicht etwa Hak Gekkoor?«

      »Definitiv nicht.«

      »Aber was war es dann? Gibt es hier doch Tiere? Bin ich nicht allein?«

      »Ruh dich aus. Umso schneller wirst du es erfahren.«

      Die Amme ging mir allmählich gehörig auf die Nerven. Sie schien sich nicht im Geringsten für das zu interessieren, was in ihrem Umfeld geschah. Ihre Programmierung war offensichtlich nur nach innen gerichtet, auf die Behandlung eines Reisenden. Darauf, mich zu versorgen.

      Oder sie wollte mich »schonen«, damit ich mich besser erholte, bevor ich nach draußen ging.

      »Ich wäre entspannter, wenn du den Schutzschirm aktivieren würdest«, sagte ich.

      »Das ist unter den gegebenen Umständen nicht erforderlich«, weigerte sich die Amme.

      »Was für ein Blödsinn!«, fuhr ich auf. »Wofür denn sonst, wenn nicht zum Schutz, ist er gedacht? Aktiviere ihn sofort! Wir haben soeben einen Angriff erlebt.«

      »Die Energiereserven müssen geschont werden, und wir befinden uns nicht in akuter Gefahr. Das Protokoll F-88-ZSX sieht vor, dass ...«

      »Ich hab's verstanden!« Von einer solch fruchtlosen Diskussion bekam ich nur Kopfweh. Vielleicht hatte das Situativ bei den Sprüngen so kurz hintereinander und dem herausfordernden Dauereinsatz etwas abbekommen. Vielleicht war der Energieaufwand insgesamt zu hoch gewesen und wir mussten derzeit auf Sparflamme laufen.

      Die Gerätewand fuhr plötzlich zurück, die Fesselfelder verschwanden unerwartet, und ich drehte verblüfft den Kopf.

      »Du solltest Lockerungs- und Bewegungsübungen machen«, forderte die Amme mich auf. »Ich verschaffe dir etwas Freiraum.«

      »Endlich!«, rief ich.

      In meiner gedanklichen Vorstellung ließ ich schon mühelos meine Muskeln spielen, bewegte mich so federnd wie gewohnt.

      In der grausamen Wirklichkeit indes brauchte ich mehrere Minuten, um mich überhaupt aufzurichten. Als ich endlich auf eigenen Füßen stand, bebten meine Oberschenkelmuskeln, und ich musste mich an der Sitzschale festhalten. Meine Finger zitterten ebenfalls.

      »War es jedes Mal so?«, fragte ich keuchend, als hätte ich einen halben Stadtmarathon ohne vorbereitendes Training hinter mir.

      »Das ist nicht von Bedeutung.«

      Das war wohl wieder einmal schonend gemeint, und ich beließ es dabei. Diesmal war das Vergessen ein Segen, denn hätte ich mich vorher daran erinnert, hätte ich mich vermutlich gar nicht erst aus der Sitzschale gewagt.

      Die Amme fuhr die Technik zurück, Aggregate verschoben sich und ich konnte mich zum ersten Mal richtig bewegen. Ich begann mit Übungen, die die Koordination der Muskeln verbesserten, ebenso die Durchblutung. Die Amme unterstützte meine Bemühungen mit belebenden Impulsen. Obwohl die Anstrengung nicht sonderlich groß war, geriet ich außer Atem und schwitzte. Der Zellaktivator sandte warme Wellen durch meinen Körper. Das heftige Muskelzittern ließ endlich nach, der Schweiß trocknete auf meiner Stirn.

      »Gibt es hier einen Jacuzzi?«, fragte ich scherzhaft. Es würde guttun, die Muskeln zu entspannen und die Lebensgeister zu mobilisieren, und außerdem wäre ich danach sauber.

      »Ich weiß nicht, was das ist«, gestand die Amme.

      »Egal.« Ich winkte ab. »Amme, während ich mich in der nächsten halben Stunde damit beschäftige, Geist und Körper wieder vollends zu vereinen, hältst du Wache. Ich will alles wissen, was draußen vor sich geht. Vor allem möchte ich eine Aufzeichnung des Angriffs von vorhin sehen. Und ich verlange nochmals, den Schutzschirm ...«

      »Abgelehnt. Das ist kontraproduktiv zu deiner Aufgabe. Es könnte vom Stationssystem falsch aufgefasst werden.«

      »Na schön – solange ich dadurch nicht in Gefahr gerate, soll es mir egal sein«, gab ich nach. »Die Wandung ist extrem dick und sollte an diesem Ort als Schutz reichen. Aber du informierst mich, sobald Hak Gekkoor eintrifft! Dann ändern sich die Verhältnisse nämlich, und wir müssen alles einsetzen, was wir haben.«

      Ich lauschte ein paar Sekunden, dann wurde meine Stimme scharf. »Ich erwarte die Bestätigung meines Befehls!«

      »Befehl bestätigt.«

      »Also dann, frisch ans Werk!«

      Obwohl ich sehr müde war und mich lieber lang ausgestreckt und geschlafen hätte ...

      Gorwall zog sich nach seinem Angriff sofort wieder in den Wald zurück. Bestimmt hatten Außenkameras ihn beobachtet und die Bilder nach innen übermittelt, aber das war ihm egal. Sollte der Insasse ruhig wissen, mit wem er es zu tun hatte.

      Das Raumschiff hatte keine Waffe eingesetzt, weder defensiv noch offensiv. Es nahm ihn wohl nicht ernst. Das störte ihn nicht, im Gegenteil. Dadurch konnte er im passenden Moment besser angreifen.

      Irgendwann musste der Insasse herauskommen. Um zu erledigen, weswegen er gekommen war. Oder um Schäden an seinem Transportmittel zu beseitigen.

      Gorwall kannte seinen Gefängnisplaneten in- und auswendig, die Natur würde das bald auf ihre Weise regeln.

      »Ich kriege dich«, flüsterte er. Es war ungewohnt, die eigene Stimme wieder zu hören. Seine einzigen Lautäußerungen, seit man ihn im Stich gelassen hatte, waren die der Wut und des Schmerzes gewesen. Doch das Sprechen verlernte man anscheinend nicht: Kehle, Zunge und Stimmbänder funktionierten einwandfrei. »Dann kann ich dir Fragen stellen, bevor ich dich eliminiere.« Darüber, wie der Stand der Dinge draußen im All war und welche Möglichkeiten Gorwall offenstanden, bevor er sich eine neue Welt aussuchte.

      Vielleicht war der Reisende sogar noch von weiterem Nutzen? So verlockend der Gedanke an Fleisch


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