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Jupiter 6: Gravo-Schock. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Jupiter 6: Gravo-Schock - Hubert Haensel


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Details ihres Schutzanzugs. Vor längstens zwei Stunden hatte er sich kurz mit ihr unterhalten. Sie schien ziemlich überrascht gewesen zu sein, dass ihr in der zerklüfteten Eiswüste der Ovadja Regio ausgerechnet der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung über den Weg lief – einer der ranghöchsten Regierungsvertreter der Liga Feier Terraner.

      Andererseits, das hatte sie offen zugegeben, hätte sie damit rechnen müssen – immerhin war ein unbekanntes Etwas aus der Vergangenheit ins Solsystem eingedrungen. Kateen Santoss hatte in Terrania lemurische Geschichte und Archäologie studiert und war schon vor Ort gewesen, als das Artefakt sich aus dem Untergrund hochgeschoben und das Eis durchbrochen hatte.

      »Reginald Bull!« Hannan O'Hara war wieder da. Nicht ihr Konterfei, sondern ihre Stimme. »Wir holen dich da raus!«

      »Ich habe nicht um Unterstützung gebeten, Hannan.«

      »Perry hat ...«

      »... hat was?«, unterbrach Bull sie. Ihm lag wenig daran, den Kugelraumer der SATURN-Klasse über dem Artefakt zu sehen. Solange nicht feststand, ob die fünf »Porzellanwürfel« wirklich eine Bedrohung darstellten, wollte er diese Provokation vermeiden.

      Warum eigentlich?, fragte er sich. Bin ich doch beeinflusst?

      »Perry hat angeordnet, dich da rauszuholen!«, stellte die Kommandantin klar. »Ich will ihn lebend wieder – genau das waren seine Worte.«

      »Wie nett von ihm. Aber mir geht es gut.«

      »Genau das glaubte der Resident wohl nicht. Es war seine Entscheidung, dass wir dich abholen sollen ...«

      »Wo ist Perry jetzt?« Erneut fiel Bull der Kommandantin ins Wort. »Lass mich zur Micro-Jet weiterleiten, Hannan!«

      »Es tut mir leid, Reginald.«

      Er reagierte wie elektrisiert. »Was tut dir leid? Ich will nicht hören, dass ...«

      »Genau das. Wir haben die Jet aus der Ortung verloren.«

      »Du sprichst von den Ortungen der CHARLES DARWIN. Die Leistungswerte eines ENTDECKERS kennen wir beide aus dem Effeff.«

      »Keine Ortung! Kein Funkkontakt!«, versicherte O'Hara. »Wir versuchen seit einigen Minuten intensiv, die Spur des Boots wiederzufinden.«

      »Wo ist Perry?«, wiederholte Bull. Eindringlich betonte er jedes Wort.

      »Wahrscheinlich in der Jupiteratmosphäre«, antwortete die Kommandantin.

      »Behaupte nicht, er sei dort nicht aufzufinden.« Bull reagierte mit einer heftig abwehrenden Handbewegung. »Gibt es wirklich keine Spur? Der Resident der Liga Freier Terraner verschwindet doch nicht einfach!«

      »Das nahe Umfeld des Planeten ist in Aufruhr geraten.«

      »Wohin wollte er? Irgendeine Erklärung muss Perry doch abgegeben haben. Ich vermute, dass er eine der Faktoreien anfliegt.« Bull stutzte. Erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, was O'Hara eigentlich gesagt hatte. »Was geht über Jupiter vor sich?«, fragte er hastig.

      »Nach allem, was wir momentan anmessen können, tobt ein energetisches Chaos.«

      »Also normale Verhältnisse.«

      Für einige Sekunden stabilisierte sich die Bildverbindung wieder. Sie gab Bull zumindest das Gefühl, dass die Situation keineswegs so unübersichtlich war, wie O'Hara sie darstellen wollte.

      »Wenn du einen Schwerkraftsturm und unerklärbare Energieentladungen für normal hältst, sind die Verhältnisse rings um Jupiter natürlich unverändert.« O'Hara verzichtete sogar darauf, ihre Frisur zurechtzurücken. »Ausgelöst werden diese Erscheinungen offenbar durch wandernde Schwerkraftfelder variierender Stärke.«

      »Genaue Werte?«

      »Einige Hundert Gravos. Bis hin zu tausend, zweitausend und mehr. Sie zeigen eine ähnlich irreguläre Struktur wie die Anomalien im Bereich des Artefakts.«

      »Hier ist nichts davon zu spüren«, versicherte Bull.

      »Wir können in wenigen Minuten bei dir ...«

      »Abgelehnt!«, widersprach er heftig. »Kümmert euch um die Micro-Jet. Falls die Turbulenzen weiter anwachsen, dürfte es für die Nussschale ziemlich unangenehm werden.«

      »Wir schicken dir eine Korvette ...«

      »Ebenfalls abgelehnt! Ich bleibe auf Ganymed, und keine zehn Haluter brächten mich von hier weg. Falls das Artefakt eine Bedrohung bedeutet, ist mein Platz erst recht hier.«

      »Perry wollte ...«

      »Das soll er mir selbst sagen! Hol ihn und seine Begleiter aus der Gefahrenzone, Hannan. Oder bestätige mir, dass alle sich an Bord einer Faktorei in Sicherheit befinden. Ich verlasse mich auf dich und deine Mannschaft!« Über die Blickschaltung unterbrach er die Funkverbindung. Es war alles gesagt, eigentlich viel zu viel.

      Er warf einen Blick auf die Zeitanzeige.

      Es war 0.11 Uhr. Der neue Tag hatte noch immer die Chance, sich von seiner besten Seite zu zeigen.

      3.

      CHARLES DARWIN II

      12. Februar 1461 NGZ, 0.11 Uhr

      Schrill gellte der Raumalarm durch die Zentrale der CHARLES DARWIN II.

      »Massive energetische Entladungen rund zweihunderttausend Kilometer über dem Jupiter!«, meldete Ortungsspezialist Schack Mors. »Ursprung nicht identifiziert.«

      »Auswertung!«, befahl Kommandantin Hannan O'Hara.

      »Auswertung läuft. Soweit ich das schon erkennen kann, war die Erscheinung hyperphysikalischer Natur«, gab Mors zur Antwort.

      »Polarlichter!« O'Hara deutete mit einem knappen Kopfnicken auf die Bildwiedergabe.

      Die CHARLES DARWIN II stand über der Äquatorebene des Gasplaneten. Optisch war nur die Nordpolregion zu erkennen. Was sich dort abspielte, wurde mit einer Zeitverzögerung von rund zwei Sekunden von den Optiken erfasst, war also nahezu aktuell.

      Ein kräftiges, blaues Leuchten breitete sich aus. Als ob es pulsierte ... ein Eindruck, der den flackernden Blitzentladungen zuzuschreiben war.

      »Die Erscheinung ist um ein Mehrfaches intensiver als die üblichen Polarlichter«, teilte Mors mit. Das holografische Abbild des Zaliters mit den charakteristisch kupferfarbenen Haaren und der rotbraunen Haut schwebte zur Linken O'Haras über der Kommandokonsole.

      »Der Mond Io ist mit Jupiter über Magnetfeldlinien verbunden, das ist mir bekannt«, bestätigte die Kommandantin. »Zwischen beiden Himmelskörpern fließt ein permanenter Strom von gut einer Million Ampere. Wo die Magnetfelder die Atmosphäre berühren, entladen sie sich. Auch von Europa und Ganymed führen Magnetfelder zu dem Planeten.«

      »Ganymed ist verantwortlich für dieses intensive Flackern«, sagte der Ortungsspezialist. »Vom Eismond springt ein hohes Potenzial über.«

      Das Leuchten in der Nordpolregion des Gigantplaneten weitete sich aus. Bläulich weiß schien die Jupiteratmosphäre aufzureißen. Eine irrlichternde Entladung griff auf den inneren Hauptring und von da auf die beiden Gossamer-Ringe über. Für wenige Sekunden sah es so aus, als stehe die gesamte Nordhälfte des Gasriesen in Flammen.

      Bis zur Umlaufbahn des kleinen Monds Thebe reichte das Ringsystem. Schon Io lag fast doppelt so weit vom Jupiter entfernt.

      »Atemberaubend schön – aber zugleich eine tödliche Bedrohung«, stellte Case Morgan fest, der Zweite Pilot. »Lässt sich wenigstens annähernd erkennen, welche Energiemengen da freigesetzt werden?«

      »Genug, um jede Micro-Jet wie eine Motte verbrennen zu lassen, die ins Feuer fliegt«, antwortete die Kommandantin. »Bull hat recht: Wir müssen Perry Rhodan und seine Begleiter zurückholen.«

      Ofdenham grinste selbstgefällig. Es fehlte nur noch, dass er sich ein »Hab ich doch gesagt« oder so etwas geleistet hätte.


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