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Perry Rhodan 3066: Drangwäsche. Michael Marcus ThurnerЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3066: Drangwäsche - Michael Marcus Thurner


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reinigte sich, bevor er seinen Kampfanzug überstreifte und sich auf den Weg in die Zentrale machte. Dou blieb wie eine terranische Klette an seiner Seite.

      »Du musst mich nicht bei jedem meiner Schritte begleiten.«

      »Doch. Das ist mein Auftrag.«

      Die Arbeitsethik des Epsalers war faszinierend. Onker Dou verbiss sich in seinen Auftrag und wich keinen Millimeter davon ab. Es schien ihm nichts auszumachen, dass er mit seiner Art überall aneckte. Kritik an seinem Verhalten perlte an ihm ab, ohne Spuren zu hinterlassen.

      Tolot ließ ihm den Vortritt in die Zentrale der RAS TSCHUBAI. Blicke richteten sich auf sie beide. Die Besatzungsmitglieder gaben sich betont ruhig, ihre Nervosität war allerdings deutlich zu spüren.

      Sie fragten sich wahrscheinlich das, was sich jeder fragen würde, der über Tolots Zustand informiert war: Wann geht es los? Wann beginnt die Drangwäsche? Wie komme ich am schnellsten aus der Zentrale, sollte es jetzt gleich passieren?

      Tolot war es müde, die Kleinen über die Hintergründe der Drangwäsche aufzuklären. Vorurteile waren selbst in den aufgeklärten Tagen dieser Zeit kaum wegzubekommen. Auch nicht im erlesenen Kreis dieser erfahrenen Raumfahrer, Strategen, Techniker und Einsatzkräfte. Er repräsentierte das Animalische, das Unberechenbare.

      Nur Holonders Gemütsruhe war nicht gespielt. Der Ertruser war einer der besten Schiffsoffiziere, mit denen Tolot jemals zu tun gehabt hatte. Er saß in seinem Stuhl, der neben seinem eigenen winzig wirkte, und kritzelte gedankenverloren auf einem Zettel umher.

      »Wir dringen in die Randgebiete der Galaxis vor«, sagte er. »In den nächsten Stunden wird die Ortung mehrere geeignete Welten für dich ausfindig machen.«

      »Danke.« Tolot blickte auf die zentrale Holokugel. Der Name Tauk war bereits registriert, er prangte über einem virtuellen Abbild der Galaxis. ANANSI hatte seinen Namensvorschlag stillschweigend akzeptiert, und offensichtlich hatte niemand Einspruch erhoben.

      »Wir stellen dir die MINERVA-12 zur Verfügung«, fuhr Holonder fort. »Sie wird für deine und Onker Dous Bedürfnisse umgebaut.«

      Tolot fühlte leichten Ärger. MINERVA-Einheiten waren stark robotisch-biopositronisch ausgestattet und konnten problemlos von einer Person geflogen werden. Er hätte viel lieber ein Schiff gehabt, das schwerer zu handhaben war und ihn vor Herausforderungen gestellt hätte.

      Aber er verstand die Beweggründe für Holonders Entscheidung: Die MINERVA-12 war geometrisch gesehen eine 200 Meter durchmessende Kugel, die in Äquatorialhöhe von einem 20 Meter durchmessenden Wulst umgeben wurde. Damit bot sie Tolot viel Auslauf. Gewiss hatte man eine Sicherheitszone eingerichtet, in die sich Onker Dou zurückziehen konnte.

      »Möchtest du dem Schiff einen Namen geben?«, fragte ANANSI betont sanft.

      »Das soll Onker Dou übernehmen.« Tolot hatte keine Geduld für derartige Spielchen. Er wollte endlich von Bord gehen. Ins ... Abenteuer.

      »Nennt sie FEEDRA BERGSON«, sagte der Epsaler knapp.

      Tolot bemühte sein Gedächtnis. Feedra Bergson war eine der führenden Denkerinnen der unter Epsalern weit verbreiteten Nochurna-Philosophie gewesen. Einer Denkweise, bei der kontrastierende Stimmungsbilder einander gegenübergestellt wurden. Wie zum Beispiel der Weg zum Mut, der nur dann Erfolg hatte, wenn man die persönliche Angst überwand. Oder die persönliche Bescheidenheit, die durch Hochmut und Stolz konterkariert wurde.

      »Ich bitte darum, mir einen zweiten Begleiter mitzugeben«, sagte Tolot.

      »Nur, wenn sich ein Freiwilliger meldet.« Holonder richtete sich aus seiner Sitzschale auf.

      »Ich denke, das sollte kein Problem sein. Ich möchte einen Vertreter ANANSIS dabei haben. Einen Posbi. Einen mit starkem und unabhängigem Charakter, der aber auch den Blickwinkel der Schiffspositronik einnehmen kann.«

      Holonder suchte den Blickkontakt zu Magebe Lenski, seiner Ersten Offizierin. Die Frau galt als dessen absolute Vertrauensperson. Sie nickte, Holonder tat es ebenfalls.

      »Einverstanden«, sagte er. »Hast du einen bestimmten Posbi im Auge?«

      Es befanden sich etwa 50.000 Roboter mit biologisch-positronischem Anteil an Bord der RAS TSCHUBAI. Die Mehrzahl besaß derart viel Individualität, dass sie sich Eigennamen gegeben und so etwas wie einen Charakter entwickelt hatten. Tolot kannte sie so gut wie alle.

      »Ich schlage Gustav vor«, meldete sich überraschend Onker Dou zu Wort. »Ich habe mehrmals mit ihm zusammengearbeitet. Er ist Funk- und Ortungsspezialist. Wenn wir uns weiter als erwartet von der RAS TSCHUBAI entfernen, könnte er uns wichtige Dienste leisten.«

      »Wir alle kennen Gustav«, sagte Holonder. »Es ist nicht immer leicht, mit ihm zurechtzukommen.«

      »Ich weiß.« Onker Dous verschränkte die Arme vor der überbreiten Brust. »Ich habe während der Zeit der Übernahme des Schiffs durch die VECU mit ihm zusammengearbeitet. Und gerade deswegen würde ich Gustav empfehlen. Er ist kritisch, manchmal bis zur Starrsinnigkeit, dabei aber kompetent und eigenständig. Er ist geeignet.«

      Tolot mochte es ganz und gar nicht, derart bevormundet zu werden. Eine einzige Wischbewegung mit dem rechten Handlungsarm, und Dou würde quer durch die Zentrale fliegen ...

      Tolot verstärkte den Einfluss des Planhirns auf sein Denken und betrachtete den Vorschlag des Epsalers sachlich. »Einverstanden«, sagte er, nachdem er das Für und Wider abgewogen hatte. »Gustav ist eine gute Wahl.«

      Ein leiser, kaum wahrnehmbarer Summton war zu hören. Holonder entschuldigte sich und widmete sich der Holowolke vor sich. Er verbarg sich dabei hinter einem Akustikfeld und führte eine Unterhaltung via Bordfunk. Jemand mit hochrangiger Prioritätsschaltung war mit ihm verbunden worden.

      Nach nur wenigen Sekunden beendete Holonder das Gespräch. Er wirkte konsterniert. Er stand auf und schüttelte den Kopf. »Es scheint so, als würdest du einen weiteren Begleiter bekommen, Tolotos«, sagte der Schiffskommandant.

      »Abgelehnt. Ich entscheide, wer mit mir kommt.«

      »Es handelt sich um Annba. Das Zain-Konstrukt hat darum gebeten, mit an Bord der FEEDRA BERGSON gehen zu dürfen.«

      Das Zain-Konstrukt – damit würde sich Tolot arrangieren müssen. »Einverstanden«, sagte er und unterdrückte seinen Ärger.

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