Perry Rhodan 3064: Ferrol. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.
für uns freigegeben. Unser Botschafter war zu der Zeit übrigens ...«
»... mein Vorfahr Volkmar Torwesten«, fiel Nevio Torwesten der Residentin ins Wort. »Seitdem wird die Familientradition weitergegeben, dass eines der Kinder die Diplomatenkarriere anstrebt. Eine Sitte, die mit meiner Generation aussterben wird. Ich pflege keine Beziehungen zu Frauen.« Eine kurze Pause, dann: »Und auch nicht zu Männern, das nur zur Erklärung. Ich verbringe tagtäglich Zeit mit zu vielen Intelligenzwesen und Gesprächen. Meine Freizeit genieße ich gerne allein.«
»Der letzte Torwesten«, murmelte Ghizlane Madouni.
»Jedenfalls hat die Liga Ferrol besiedelt«, fuhr Residentin Flaccu fort. »Der Planet ist mit 16.002 Kilometer Durchmesser ein wenig kleiner als in der anderen Hälfte des Dyoversums, also als die Welt, die du kennst, Perry. Er wird von zwei Monden umlaufen – Ferrolia und Ferr. Auf beiden gibt es Abwehrforts der Liga. Die Hauptstadt trägt den Namen Koonwalden, dort lebt auch der Resident des Planeten. Tarun Katruk ist unter Ferranern mit seinen etwas über anderthalb Metern ein wahrer Hüne. Ihr werdet ihn zweifellos kennenlernen. Ich halte ihn für einen fähigen Mann, habe ihn aber nie persönlich getroffen.«
»Ferraner?«, fragte Rhodan und lächelte.
»Von Terranern abstammende Bewohner Ferrols«, sagte Orfea Flaccu. »Damit keiner sie mit den Ferronen aus der alten Heimat verwechselt.«
»Die Wortschöpfung gefällt mir gut. – Und worin besteht nun der Konflikt?«, fragte Rhodan.
»Ferrol ist die achte Welt des Systems – die neunte ist Rofus.«
Auch diese Namensgebung entsprach jener des Heimatuniversums. Dort hatte sich zwischen Rofus und dem zehnten Planeten einst Wanderer befunden. Die Superintelligenz ES hatte die Kunstwelt um 10.000 Jahre in die Vergangenheit an diesen Platz versetzt, um die erste Spur für das Galaktische Rätsel zu legen. Diese Erinnerungen an die Anfangszeit seiner Abenteuer im All brachten Rhodan fast in eine nostalgische Stimmung. Nur dass für derlei Gefühle keine Zeit blieb.
»Auf Rofus wiederum«, fuhr die Residentin fort, »haben die Topsider eine Festung errichtet. Eine kleine, wehrhafte Siedlung. Das akzeptieren wir im Sinne der guten Beziehungen.«
Nevio Torwesten grinste. »Eine Festung für die Diplomatie. Sehr hintersinnig.« Er trank von seinem Saft, verzog das Gesicht und stellte das Glas zurück. Kurz huschte die Zunge über die Lippen. »Zu süß.«
Rhodan griff sich ein Glas und schenkte etwas ein. Der aufsteigende Duft ließ ihn das nicht einmal halbvolle Glas mit Wasser auffüllen.
»Die topsidische Festung liegt in einer etwa zehn Kilometer durchmessenen Oase auf Rofus, unter einer Panzertroplonkuppel. Darin haben sich die Echsen ideale Lebensbedingungen geschaffen: trocken und warm. Womit wir beim Problem angekommen sind. Die Verbindung mit der Festung ist abgeschnitten. Niemand weiß, was dort vorgeht. Es gab ständigen Hyperfunkverkehr – doch seit einiger Zeit: nur noch Schweigen!«
Die Residentin lieferte genauere Informationen: Demnach hatte die Festung den Kontakt mit der Heimatwelt der Topsider im Orion-Deltasystem eingestellt – am 2. Dezember, also einen Tag, nachdem Rhodans Gäonauten-Einsatz auf Zeut begonnen hatte. Gleichzeitig war der ständige Austausch mit Ferrol abgebrochen, der allerdings ohnehin nur aus Routinemeldungen bestanden hatte.
»Seit drei Tagen kommt kein Sterbenswörtchen mehr«, übernahm nun Kommandantin Madouni. »Natürlich antworten sie ebenfalls nicht auf Anrufe von außen. Und was uns noch mehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass gestern, um ...« Sie sah kurz auf ihren Armbandkommunikator. »... um exakt 11.25 Uhr am 4. Dezember 2046 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, topsidische Schiffe in der Nähe des Wegasystems aufgetaucht sind. Sie stehen seitdem im freien Raum, reagieren allerdings auf keine Funkanrufe.«
»Das kann ein Zufall sein«, sagte Nevio Torwesten.
»Muss es aber nicht«, sagte die Kommandantin.
»Ich glaube ohnehin nicht an Zufälle«, ergänzte der Diplomat, »außer daran, dass der Sieg demjenigen zufällt, der schlau ist und die richtigen Worte findet.«
Illustration: Dirk Schulz
»Es könnte eine Finte der Topsider sein«, warf Rhodan ein. »Ein künstlich herbeigeführter, angeblicher Zwischenfall, den sie während der Verhandlungen ins Spiel bringen wollen.«
Die Residentin nickte. »Alles ist möglich. Genau deshalb sind wir hier. Wir klären die Lage, beugen weiteren Konflikten vor und entschärfen die Situation. Guter Plan?«
»Guter Plan«, stimmte Rhodan zu.
Nur dass er nicht daran glaubte, dass es so einfach werden würde.
2.
Zusammenarbeit
Die zweite Linearetappe sorgte für keinerlei Probleme, und in den Abendstunden des 5. Dezember ging die ORATIO ANDOLFI zum Landeanflug auf den Raumhafen von Ferrol am Rand der Hauptstadt Koonwalden über.
Die Ankunft des Flaggschiffs blieb jedoch nicht unbemerkt. Noch ehe die ANDOLFI ihr Ziel erreichte, wechselten die topsidischen Einheiten aus dem umgebenden Leerraum ins Wegasystem. Fünf PRECZER-Schiffe und ein KLECHTO-Raumer traten in der Nähe von Rofus aus dem Linearraum – keine Flotte, aber doch eine beachtliche Streitmacht. Das wiederum rief die stationierten Ligaschiffe auf den Plan. Zwei Kugelraumer der 600 Meter durchmessenden APPELLES-Klasse setzten ebenfalls Kurs auf den neunten Planeten.
Perry Rhodan hielt sich mit Nevio Torwesten noch immer im Besprechungsraum neben der Zentrale des Flaggschiffs auf. Auf einem schematischen Holo verfolgten sie das Geschehen.
»Und wieder einmal bringt deine Ankunft die Dinge ins Rollen«, sagte der Diplomat. »Wie fühlt man sich als Katalysator?«
»Man gewöhnt sich daran«, behauptete Rhodan, doch das galt nur an der Oberfläche. Tief im Inneren befremdete es ihn nach wie vor, so oft im Zentrum kosmischer Ereignisse zu stehen. Es ... sabotierte das normale Leben. Wobei er sich von einem normalen Leben schon lange verabschiedet hatte, wenn er sich auch hin und wieder danach sehnte.
Noch verhielten sich alle Schiffe ruhig. Die topsidischen Einheiten griffen nicht an, die Ligaraumer mussten nicht offen zur Verteidigung oder Blockade übergehen.
Dennoch lag ein Konflikt geradezu spürbar in der Luft. Es fehlte nur der berühmte Funken, um die Situation zu entzünden.
»Rhodan«, tönte plötzlich Ghizlane Madounis Stimme aus einem Lautsprecher, der sich aus einer bis dahin verborgenen Klappe des Schreibtisches schob – welche Überraschungen das Möbelstück wohl außerdem in petto hatte? »Komm bitte zu mir in die Zentrale. Ich breche den Landeanflug ab und fliege stattdessen den Topsidern entgegen.«
»Besteht schon Kontakt?«
»Noch nicht. Aber sie werden reden, verlass dich drauf. Entweder freiwillig, oder ...« Den Rest ließ sie unausgesprochen.
Perry Rhodan nickte Torwesten zu und folgte der Aufforderung.
*
Ghizlane saß im Kommandantensessel, einige Holos vor sich projiziert, und gab ihren Offizieren Anweisungen.
Das normaloptische Umgebungsholo zeigte einen Ausschnitt von Ferrol – offenbar die Hauptstadt Koonwalden. Er sah ein Meer aus eher gedrungenen Häusern in allen Farben, teils bunt leuchtend, an dessen Rand sich die weite Fläche eines Raumhafens erstreckte, auf dem etliche Schiffe parkten. Die Gebäude wurden rasch kleiner, bald war nur noch eine grundlegende Landschaftsstruktur zu erkennen, ein Wechsel aus Grün und Blau und Grau, dann für einen Moment der gesamte Planet, ehe sich das Holo auflöste.
Die ORATIO ANDOLFI flog Richtung Rofus.
Mit einer Wischbewegung löschte Ghizlane Madouni die anderen Holos. »Wir versuchen Kontakt zur topsidischen Militärkommandantin dieses Einsatztrupps aufzunehmen. Wenn das Gespräch zustande