Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
Lage, Flapper in seine Richtung auszusenden oder gar die Maschinen rings um ihn zu lenken?
Nichts geschah. Nadhama und der Krillschwarm glaubten vermutlich an eine Fehlfunktion eines der Kleinstroboter. Aber Tenga musste auf der Hut sein. Er durfte die Simulation nicht einfach verlassen. Er war nun Teil jenes bösen Spiels, das mit den Maaten getrieben wurde, und musste sich anpassen.
Die zylindrischen Roboter lauerten auf ihre Opfer. Auf Ladhonen, die durch die Simulation irrten und Fehler begingen.
»Unser Gefangener ist gesichert«, meldete KORN. »Die Einschleusung des Krills wäre unbedenklich. Ich verwirre ihn permanent mit Funkimpulsen.«
»Rein mit ihm in die gute Stube!«
Tenga klappte die Einstiegsluke des Kleinstschiffs zur Seite, um den Krillroboter ins Innere zu bugsieren. Das insektenähnliche Metallding fand zu seinen Füßen Platz, im Heck der SCHOTE. Es haftete ihm ein saurer Geruch an, der Tenga das Atmen erschwerte.
»Manchmal wollte ich, dass wir Siganesen weniger geruchsempfindlich wären«, sagte er. »Lange werde ich es nicht mit diesem Stinker im selben Raum aushalten.«
»Wenn wir ihn untersuchen wollen, müssen wir das wohl«, sagte KORN.
»Mpf.«
Rings um Tenga brach robotische Betriebsamkeit aus, um die die zylindrischen Einheiten zu synchronisieren. KORN tat, als würde er die SCHOTE in den Verbund der Maschinen einfügen.
Tenga schwitzte. Was tun, wie sollte er sich verhalten? Was wurde von ihm verlangt?
Die ersten Roboter setzten sich in Bewegung. Sie strebten auf ein Ziel zu, das im Inneren des Lianendschungels lag. Einige der größeren Einsatzroboter blieben zurück. Nur die kleinen und wendigen schoben sich durchs – scheinbare – Dauergrün, auf eine Gruppe von Ladhonen zu.
Tenga folgte den etwa zehn Maschinen. Lautlos schwebten sie durchs grünbraune Einerlei, in Richtung einer kleinen Lichtung. Da waren Maate, kein Zweifel. Er entdeckte sieben.
Der Anführer wisperte einige Anweisungen, als die Roboter auf sie zuflogen. Sie rammten zwei der jungen Ladhonen und versetzten ihnen schwere Schläge gegen die Köpfe. Haut platzte auf, rotes Blut quoll aus den Wunden.
»Du musst mitspielen!«, drängte KORN. »Andernfalls machen wir uns verdächtig.«
Tenga unterdrückte einen Fluch. Er hätte verschwinden sollen, als noch Zeit dazu gewesen war. Wenn er erst in diesem Moment in den Deflektormodus glitt, würden dies die Einsatzroboter anmessen und an übergeordnete Instanzen melden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Schein zu wahren.
»Diese verflixte Neugierde!«, sagte er und folgte den Robotern. Der Anführer der Maate wirkte völlig überfordert. Ein einziger schien noch seine Sinne beisammen- und sich auf die Lage eingestellt zu haben. Ihn visierte Tenga an und sauste über ihn hinweg, um einen Angriff zu simulieren.
Der junge, plump wirkende Ladhone war blitzschnell. Er riss sein Vibromesser nach oben, die Klinge scherte über die Unterseite der SCHOTE. Sie fuhr übers Metall, ohne der Hülle etwas anhaben zu können.
Tenga war beeindruckt von der Reaktion und der Geschwindigkeit des Ladhonen. Er bemühte sich, die Truppe zusammenzuhalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Niemand hörte auf ihn. Der Anführer lief davon und warf sich in völliger Selbstüberschätzung seiner Fähigkeiten in den Schlamm. Drei seiner Kameraden folgten. Sie wurden rasch von den zylindrischen Robotern außer Gefecht gesetzt, während der Mahner zurück im Dschungeldickicht blieb und nahe eines vermeintlichen Waldriesen Deckung suchte.
»Er ist anders als seine Gefährten«, sagte Tenga, und parkte die SCHOTE im vermeintlichen Blätterdach. »Er nutzt die hormonelle Reizflutung und behält dabei dennoch die Übersicht.«
»Mag sein«, sagte KORN. »Aber das ist irrelevant. Wir sollten von hier verschwinden, während gekämpft wird. Wir müssen das Durcheinander nützen.«
Tenga zögerte. Die hormonelle Steuerung war ein ganz besonderer Aspekt in der Ausbildung der Ladhonen. Erwachsene Mitglieder dieser kriegerischen Gesellschaft waren von der Wirkung nicht betroffen. Nadhama beispielsweise wirkte völlig unbeeindruckt.
Trotz KORNS Protest blieb Tenga in der Simulation. Es interessierte ihn, wie die Maate anderer Gruppen sich schlugen. Einige hatten Probleme, mit den Anforderungen zurechtzukommen. Andere kämpften mit Biss und hörten nicht auf, sich gegen die Roboter zu wehren, bis sie bewusstlos geschlagen wurden.
Tenga behielt den jungen Ladhonen im Auge, der die SCHOTE angegriffen hatte. Er wahrte nicht nur den Überblick, er sicherte darüber hinaus zwei seiner verletzten Kameraden ab. Mehr war angesichts der anspruchsvollen – kaum zu meisternden – Simulation für ihn nicht zu holen.
Er ist manchmal ungelenk, dachte Tenga. Er kann sich noch nicht richtig durchsetzen, zumal die Gleichaltrigen wesentlich selbstsicherer auftreten. Wenn sie miteinander reden, hört es sich stets an, als würden sie gleich einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten wollen. Er aber wägt jedes seiner Worte ab. Auch seine Handlungen sind grundvernünftig.
Tenga nahm eine Nachdenkpraline zu sich und verzog den Mund. Muurtessenz in Schaumnusstrüffelpaste. Verflixt, wer hatte die denn kreiert? Er war ein Siganese, kein Blue! Bah!
Mit einem Ausbilder, der seine Begabungen fördert, hätte er das Zeug zu einem ausgezeichneten Soldaten, vielleicht sogar zu einem strategischen Offizier.
Schaudernd beobachtete Tenga, wie rücksichtslos die Roboter mit den Maaten umgingen. Viele wurden schwer verprügelt, einige bluteten aus tiefen Wunden.
Alle Bewegungen endeten, die letzten Geräusche verstummten.
»Arradhu zu mir!«, hörte Tenga eine Stimme. Sie gehörte unzweifelhaft Nadhama, dem Ausbilder.
Vorsichtig steuerte Tenga die SCHOTE durch den vermeintlichen Dschungel. Rings um ihn erlosch abrupt die Illusion, die tropische Welt machte der kalten Nüchternheit einer weiß getünchten, fast leeren Halle Platz.
Tenga dachte an den Krillrechner. Der hing nach wie vor im Bugteil der SCHOTE fest und wurde von Störimpulsen daran gehindert, mit anderen ladhonischen Robotern Kontakt aufzunehmen. Ihm musste jetzt sein ganzes Interesse gelten. Er hatte gesehen, was zu sehen war. Nun würde er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen.
»Verschwinden wir«, sagte Tenga und steuerte die SCHOTE bedächtig in Richtung der offenen Plattform, während sich der Simulationsraum leerte ...
Ein Knall ertönte, Tenga zuckte zusammen und hätte in seinem Schreck beinahe gegen die Hülle der SCHOTE getreten.
Eine riesige Blase aus flüssigem Kunststoff quoll aus dem Boden zurück in den Simulationsraum. Die Welle verschlang zwei auf dem Boden liegende Roboter, einer davon kam gleich wieder zum Vorschein und torkelte durch die Luft. Mehrere Ladhonen wurden von Wogen des flüssigen Kunststoffs erfasst und zu Boden gerissen. Zwei müde wirkende und leicht verletzte Maate, aber auch jener Junge, dessen Verhalten Tenga so sehr beeindruckt hatte. Wie war sein Name? Adh Arradhu?
»Eine Verstopfung«, sagte KORN nüchtern. »Ein minderes Problem, das gleich wieder unter Kontrolle sein wird. Das hat nichts mit uns zu tun.«
Der zweite zylindrische Einsatzroboter tauchte auf. Der Kunststoff verfestigte sich zusehends um seinen Leib und bildete eine zentimeterdicke Schicht.
Tenga maß verdächtige Werte an. »Überhitzung! Das Ding geht hoch, es wird ...«
Er dachte nicht länger nach, er handelte. Arradhu stand in unmittelbarer Nähe zum Roboter. Tenga raste auf ihn zu, rempelte ihn zu Boden, kollidierte mit der Maschine und bugsierte sie mithilfe eines Prallfelds zur Rückwand der Halle.
Sie glühte, brachte die inneren Störvorgänge nicht mehr unter Kontrolle. Tenga achtete darauf, den Raum hinter sich so gut wie möglich abzudecken. Erst im letztmöglichen Augenblick schaltete er den Schutzschirm zu.
Die thermische Entwicklung war enorm. Trotz des Schirms konnte Tenga die Wucht der Explosion