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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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ist dein gutes Recht.«

      Vor uns schwebte das Bild einer hochgewachsenen, nahezu dürren Frau. Die Haut war milchig-weiß, die kurzen, schwarzen Haare boten dazu einen scharfen Kontrast. Ein Schimmer lag auf ihnen, als würden sie von blauem Licht geflutet. Die Augen waren ungewöhnlich, das Blau blendend. Der Hals war schlank und lang, die Hände fünffingrig, wobei an der linken Hand der Ringfinger und der kleine Finger fehlten.

      Paath trug eine einteilige Kombination aus rötlich schimmerndem, eng anliegendem Stoff, auf dem sich dunkle Bahnen und Linien wanden. Ein auffälliges Detail war die handbreite Halskrause, die zahlreiche Ausbuchtungen und Vertiefungen aufwies. Sie war definitiv ein technisches Gerät, ihre Funktionen jedoch blieben im Dunkeln, ebenso wie Zemina Paaths Geschichte.

      Paath behauptete, »porös« zu sein, sich nicht erinnern zu können. Eine praktische Behauptung, wie ich fand. Was verbarg sie vor uns?

      Sichu zeigte auf die Darstellung. »Man könnte denken, dass es einfach wäre, mehr über sie und ihre Herkunft herauszufinden. Aber das ist es nicht. Die Proben, die du hast einsammeln lassen, haben nichts ergeben. Ich kann Zemina Paath keinem bekannten Volk zuordnen. Das an sich wäre nicht so schlimm. Es kommt vor, dass das passiert. Allerdings kann ich nicht einmal eine nahe Verwandtschaft zu einem uns bekannten Volk postulieren. Paath hat eine humanoide Form, doch ist sie definitiv weder Mensch noch Tefroder oder sonstiger Lemurerabkömmling. Ihr Erbgut ist äußerst fremdartig.«

      Wir schwiegen einen Moment. Ich ließ diese Information sacken. Uns waren verdammt viele Völker bekannt. Wir hätten nahezu jeden sofort zuordnen können, oder doch zumindest die von Sichu angesprochene Verwandtschaft gefunden. War Paath etwas Einzigartiges? Vielleicht eigens in der Retorte geschaffen? Oder war sie die Letzte eines Volkes, so wie Gucky? Die tragische Überlebende einer untergegangenen Zivilisation? Aus welcher Galaxis mochte sie kommen?

      »Paath bleibt vorläufig ein Rätsel«, sagte Sichu. Die Ator schaltete das Holo ab. »Wir können nur hoffen, dass Perry sie gut im Auge behält.«

      Gucky dirigierte seine Sesselstation zu uns. Wie üblich tat der Mausbiber das mit sichtlicher Freude und in einem extra schnellen Modus. »Wir sollten gleich da sein!«, rief er durch die moderat eingestellte Dämpfung.

      Ich blickte auf, prüfte die Daten auf dem Hologlobus. Tatsächlich trennte uns nur noch eine Transition vom Ziel. Wir hatten die Position von Culsu beinahe erreicht. Mit einer Handbewegung schaltete ich den Schirm um Sichu und mich ab. Sofort verschwand die Dämpfung. Die Geräusche von Schritten, Stimmen und das kaum wahrnehmbare Sirren der Interfacesäulen drangen durch den halbelliptischen Raum.

      Beiläufig zog Gucky ein Stück Kohlrabi aus der Sessellehne. »Culsu! Hier werden wir die RAS wieder flottbekommen!«

      Das Schiff wies etliche Schäden auf. Es war zum Teil auf der Dunkelwelt Culsu gebaut worden. Wenn wir Glück hatten, würde man uns dort weiterhelfen können.

      Nach wie vor war die Lage unklar, aber eines stand fest: Wir waren Gejagte. Die Cairaner wollten uns in die Hände bekommen, und die RAS war nicht nur ein weiteres ihrer Ziele, sondern zugleich unser einziges Bollwerk gegen unsere Gegner. Ganz davon abgesehen, waren in dieser Epoche etliche Daten verloren gegangen. Es herrschte eine einzige große Verwirrung. Die RAS TSCHUBAI jedoch enthielt diese Daten in ihrer Reinform. Wenn die Milchstraße ihre Vergangenheit verloren hatte, konnten wir sie ihr wiedergeben.

      Der Omniträger machte den nächsten Sprung, erreichte die Zielkoordinaten. Stille senkte sich über die Zentrale. Es war ein unangenehmes Schweigen, denn jeder erkannte sofort das Offensichtliche: Auf der großen Kugel im Hologlobus gab es keinerlei Anzeigen, die auf Culsu hinwiesen. Die Dunkelwelt schien ausgelöscht worden zu sein.

      Zwischenspiel

      Vergangenheit

      »Wir werden untergehen. Das Ende kommt«, murmelte 74-1-2.

      Er wusste, dass er einen Zwangsgedanken hatte. Sein Plasma war beeinträchtigt. Es wirkte sich negativ auf die positronischen Anteile aus. Eigentlich sollte 74-1-2 das melden, sich untersuchen lassen, doch das wollte er nicht. Niemand brauchte zu wissen, wie es in ihm aussah. Auf der Station ging ohnehin alles drunter und drüber. Jeder hatte seine eigenen Sorgen.

      »Ich beschütze dich«, sagte die neutrale Stimme, die 74-1-2 zu hassen gelernt hatte.

      Sie verstand ihn nicht. Niemand verstand ihn, doch sie tat es am wenigsten. Das war umso ironischer, da er für sie verantwortlich war.

      »Sicherheit geht vor«, sagte er laut, um sich von seiner Wut abzulenken.

      Er hätte gerne gesagt, was er tatsächlich dachte und fühlte, doch dann würde er untersucht werden. Sie würden ihm verbieten, in der Zentrale Dienst zu tun, würden ihn zwingen, sich auszuruhen und ihm damit die Lebensaufgabe nehmen.

      74-1-2 brauchte keine Ruhe. Er brauchte Sicherheit. Gewissheit.

      Es musste gut werden.

      Er wollte Station 43284 für die Nachwelt bewahren. Die anderen Posbis an Bord mochten ihn nicht verstehen, doch sie waren ihm anvertraut. Letztlich waren sie auf ihn angewiesen und auf seinen unvollkommenen Schützling.

      »Ja«, sagte der Schützling mit der neutralen Stimme. »Sicherheit geht vor.«

      2.

      Hier und fort

      Gucky biss geräuschvoll in die Kohlrabischeibe. »Da scheint mir was zu fehlen!«

      Ich stand auf.

      Noch immer herrschte Schweigen. Die gut zwei Dutzend Mitglieder der Zentralebesatzung wirkten geschockt. Egal auf welcher der leicht zueinander verschobenen Ebenen – überall war Betroffenheit zu spüren.

      Ohne Culsu, die Welt aus Eisen, konnten wir die RAS TSCHUBAI nicht reparieren. Ein angeschlagenes Schiff machte uns angreifbar. Mehr noch – für die meisten an Bord war die RAS ein Zuhause. Ohne entsprechende Werften und Verbündete hingen wir buchstäblich im freien All.

      Cascard Holonders Hand bewegte sich, als kritzelte er auf einem Stück Papier, doch der riesenhafte, glatzköpfige Kommandant hatte keinen Stift in der Hand.

      Major Briony Legh, die Erste Pilotin, sah ungewöhnlich blass aus. Sie kniff die Lippen zusammen. Der Zweite Offizier, Major Atani Kekuka, regte sich nicht. Da er sich normalerweise viel bewegte und weite Gesten bevorzugte, wirkte das ungemein bedrückend. Auch Magebe Lenski, die Erste Offizierin, hatte sich in ein Holostandbild ihrer selbst verwandelt.

      War unsere Mission, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen, an diesem frühen Punkt gescheitert?

      Auf dem COMMAND-Podest erschien ein Holo des umgebenden Weltalls. Es zeigte exakt das, was auch der Hologlobus präsentierte: nichts.

      »Können sie sich getarnt haben?«, fragte ich.

      »Keinerlei Anmessung«, sagte Lit Olwar, der Leiter der Station Funk- und Ortung. »Da draußen ist nichts.«

      Sichus Gesicht wirkte steinern. Sie hatte ihren Mann Perry Rhodan allein in den Einsatz fliegen lassen, war mit mir und Gucky gekommen, weil sie Culsu kannte – nun war die Station nicht aufzufinden.

      »Es gibt keine Trümmer«, stellte ich fest. »Culsu muss nicht zerstört worden sein. Womöglich hat man den Planeten ... versetzt.«

      Die Gesichtszüge der Ator entspannten sich ein wenig. »Wir wussten, dass uns das passieren kann. Es wäre schön gewesen, wenn Culsu hier gewesen wäre, aber nach all den Jahrhunderten ... Was ist mit unserem Plan B?«

      »Hatten wir einen?«, scherzte Gucky.

      »WHEELER.« Ich sagte nur das eine Wort. Jeder in der Zentrale wusste, wovon ich sprach. Die Raumstation, die wir auch das letzte Mal aufgesucht hatten, um Culsu zu finden. »Falls Culsu versetzt wurde, wird man dort die Koordinaten kennen. Die Posbis können uns einen Lotsen stellen.«

      Gucky verschränkte die Arme vor der Brust. »Oder die Koordinaten einfach rausrücken!«

      »Nein.«


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