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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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Was hilft es mir, wenn andere nach erfolgreichem Einsatz mit einem Mohrrübensaft auf meinen Tod anstoßen?«

      In Dorksteigers Gesicht arbeitete es auf beängstigende Weise. Die goldenen Linien schienen ein Eigenleben zu entwickeln, ja, sich in winzige Schlangen zu verwandeln. Marli kam der Verdacht, dass sie zu weit gegangen war. Sie hatte einen wunden Punkt der Ator getroffen, wenn sie auch keine Ahnung hatte, worin genau der bestehen mochte.

      Die Mannschaft warf Marli immer wieder vor, sie würde zu Dramatisierungen neigen. Nun ja. Das mochte sein, aber was ausgesprochen werden musste, musste eben ausgesprochen werden.

      »Ich versichere dir«, sagte Dorksteiger mit angespannter Stimme, »dass du ganz gewiss kein Kanonenfutter bist. Du hast Beziehungen, die sehr wertvoll sind. Willst du nicht herausfinden, ob deine Freunde auf WHEELER noch leben? Wie es ihnen in den letzten Jahrhunderten ergangen ist?«

      »Nein«, log Marli. Natürlich wollte sie das! Kirt und Sebastion waren großartig. Es wäre ein Fest, die beiden wiederzusehen, auch wenn sie Kirt im Grunde nur flüchtig kannte. Aber ihre Angst war stärker als die Neugierde. Ihre Angst – und die Abneigung gegen Gucky! Keine Sekunde wollte sie diesen laufenden, pelzigen Fußabtreter unterstützen! Dieses arrogante, in sich selbst verliebte Übel, das sich jede nur erdenkliche Freiheit herausnahm, weil es zufälligerweise mächtige Paragaben hatte!

      Sichu Dorksteiger versuchte es mit neuen Argumenten, doch Marli war nicht gewillt, die Logik der Ator an sich heranzulassen. Sie war Zivilistin, kein Mitglied des Militärs. Niemand durfte ihr befehlen, in einen solchen Einsatz zu gehen, der auf jeden Fall eine große Gefahr für ihr Leben und ihre Sicherheit bedeutete.

      »Wir brauchen dich«, sagte Dorksteiger. »Bedeutet dir das gar nichts?«

      Marli verschränkte die Arme vor der Brust. Sie fühlte sich in die Enge getrieben, ein Zustand, der ihr wenig gefiel. »Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht helfen. Du redest mit der Falschen.«

      Die Tür des Raums glitt auf. Atlan und Gucky traten ein. Eigentlich hatte Marli erwartet, bei Guckys Anblick sofort schlechte Laune zu bekommen, doch da war Atlan: groß, athletisch, weißhaarig. Ihn umgab ein kosmischer Hauch, eine Ausstrahlung, die ebenso adelig wie erfahren wirkte. Abgeklärt und geheimnisvoll zugleich.

      Der ehemalige Kristallprinz suchte ihren Blick. Marli erwiderte ihn. Ihr Widerstand schmolz wie Schnee in einem Hochofen.

      Atlan blieb dicht vor ihr stehen. Seine Nähe war überwältigend. »Ich will, dass du mit mir auf diese Mission gehst. Pack deine Sachen. Oder gibt es ein Problem?«

      Marli öffnete die Lippen einen Spaltbreit, sog die Luft ein. »Nein. Kein Problem. Ich bin in einer Stunde fertig.«

      »Dreißig Minuten.«

      »Dreißig Minuten. Natürlich.« Marli nickte heftig und lief aus dem Raum.

      *

      Sichus entgeisterter Blick brachte mich zum Lachen. »Was?«

      »Wie ... Ich meine ... warum? Ich habe Willka bekniet, mit auf diese Mission zu gehen! Ich habe nahezu gefleht! Und ich kenne sie immerhin ein wenig. Weshalb reicht ein Satz von dir, und sie wirft ihre Zweifel und Bedenken einfach über Bord?«

      »Vielleicht solltest du dir eine Ritteraura zulegen.« Meine Aura als Ritter der Tiefe hatte eine durchschlagende Wirkung auf viele Lebewesen. Sie hatte mir schon oft in vergleichbaren Situationen geholfen.

      »Oder mehr Sexappeal«, frotzelte Gucky.

      Die Ator strafte ihn mit einem vernichtenden Blick.

      »Na, schön«, lenkte Gucky ein, »das nehme ich zurück. Für mich hast du genug davon. Aber auf Marli scheint's halt nicht zu wirken.«

      »Das ist nicht der Punkt«, sagte Sichu. »Ich begrüße es, dass Marli Willka mit auf die Mission kommt, aber es ging mir nie darum, sie zu manipulieren.«

      Ich hatte da deutlich weniger Bedenken. Wir brauchten Willka. Trotzdem lenkte ich um Sichus willen ein. »Bevor wir abfliegen, frage ich sie noch mal.«

      Sichus Gesichtszüge entspannten sich. »Einverstanden.«

      Zwischenspiel

      Vergangenheit

      Es waren Galaktiker gekommen! Galaktiker!

      74-1-2 spürte, wie sich sein Plasma vor Zorn ausweitete. Die Galaktiker hatten sie überfallen! Sie waren schuld an jedem Übel! War es nicht ihnen zu verdanken, dass die Posbis in der Vergangenheit immer wieder angegriffen worden waren?

      »Deine Bewegungen sind sehr ruckartig«, sagte die neutrale Stimme. »Du verhältst dich abweichend. Soll ich eine Medoeinheit rufen?«

      »Nein! Erledige einfach deine Aufgabe!« 74-1-2 wollte nicht mehr nett sein. Seinem Schützling war es ohnehin egal. Manchmal war 74-1-2, als käme die neutrale Stimme gar nicht von außen, aus einem verborgenen Mikrofon innerhalb der Zentrale, sondern direkt aus seinem Inneren. Als wären er und die Stimme ein und dasselbe. Ob das an der besonderen Eigenart seines Schützlings lag? An den Erschaffern, die trotz einer Annäherung an die Posbis fremd geblieben waren?

      »Wie du wünschst«, sagte sein Schützling. »Vergiss nicht: Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.«

      »Du bist für mich da?«, höhnte er. »Du kannst mich nicht einmal verstehen!«

      Das war das Schlimmste: dass niemand ihn verstand! Er war schrecklich allein auf Station 43284, hatte keinen einzigen Freund, nur diese Stimme, mit der er gezwungen war, zu arbeiten.

      »Dann mach, dass ich dich verstehe«, sagte der Schützling.

      74-1-2 hielt inne. Ja. Das war es! Er musste machen, dass er ihn verstand!

      3.

      Hin und her

      Während sie packte, ärgerte sich Marli über ihre dumme Reaktion. Da kam ein Herr Atlan daher, schenkte ihr einen einzigen Blick, und sie warf ihre Bedenken einfach über Bord! Doch nun hatte sie zugesagt. Sie hatte sich freiwillig für einen Risikoeinsatz gemeldet!

      Im Grunde hatte Atlan sie hereingelegt.

      Auf dem Weg zur Space-Jet überlegte Marli, was sie tun sollte. Absagen? Mitkommen? Ja, sie wollte Kirt und Sebastion sehen. Und ja – war es nicht etwas ganz und gar Besonderes, mit Atlan da Gonozal in einen Einsatz zu gehen? Sie an der Seite dieser Legende? Dafür war sie sogar bereit, Guckys Gegenwart in Kauf zu nehmen, jedenfalls vorübergehend.

      Viel zu schnell erreichte die Expresskabine ihr Ziel.

      Marli stieg aus, nickte den anderen fünf Mitfahrern der zur Hälfte gefüllten Kabine zu und trat in den Seitengang zum Hangar, keinen Meter vom Rumpf entfernt. Unvermittelt blieb sie stehen. Sie erinnerte sich, wie sie einmal im Hypertransflug das Auge ins All gesehen hatte, wie es sich öffnete: Dabei verlor die blau schimmernde Bordwand die Farbe und wurde transparent. Vor Marli hatte sich das Universum ausgebreitet. Galaxien, fern und nah, die Milchstraße, Andromeda ... Das Weltall enthüllte sich wie auf übernatürliche Weise. Sterneninseln in der Unendlichkeit. Sie waren eingebettet in ein komplexes System aus Kraftfeldern, Linien und fremdartigen Strukturen.

      Marlis Herz schlug schneller, als sie daran zurückdachte. Ihr war, als wäre es ihr das erste Mal gelungen, einen der Formwürfel in Snajis Bar in die Hand zu nehmen und ihn innerhalb von Sekunden in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuversetzen.

      »Du denkst an das Auge ins All, nicht wahr?«, erklang eine Stimme hinter ihr.

      Marli drehte sich um. Atlan war lautlos zu ihr getreten. In seinem SERUN machte er den Eindruck eines Ritters, der gegen einen Drachen in den Kampf reiten wollte.

      »Es ist so wunderschön. Ich würde es gerne wieder sehen.«

      »Beim nächsten Hypertransflug«, sagte er.

      Marli nickte. Es war wirklich wie ein Auge. Es sah das Universum so, wie es gedacht war. Sie schluckte, nahm ihren Mut zusammen.


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