Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
»Schlaf gut, mein Sternenheld.« Sie entfernte sich, das Licht ging automatisch aus, und die Galaxis versank in Schwärze, als wären Milliarden von Sonnen gleichzeitig ausgebrannt.
Tarc schloss die Augen. In der Dunkelheit tastete er nach dem Plüschfell Gucks. Er bekam es zu fassen, hob die Stoffpuppe hoch und ließ sie neben das Bett fallen.
Er war zu alt für Märchen.
Mythos Fans
von Leo Lukas
Schon gehört? Es gibt eine neue Karte!, postete Ivica Kunstschmied in die Tratschgruppe.
Die Reaktionen ließen nicht lang auf sich warten. Sekündlich trudelten Anfragen ein.
Was? (insgesamt fünfmal)
Hä? (17-mal, dazu diverse sinnverwandte Emojis)
Wieso? Für dieses Jahr war keine Erweiterung angekündigt! (achtmal, in leicht abgewandelten Formulierungen)
Promo-Exemplar, erklärte Ivica. Herausgegeben anlässlich des Spielefests auf Alimento. Streng begrenzte Auflage, bloß fünfhundert Stück. Zwei konnte ich ergattern.
Er pausierte für einige Sekunden, um die Info einwirken zu lassen. Dann fuhr er fort: Also stellt euch gut mit mir, Freunde – die eine Spielkarte, die ich nicht für mich behalte, steht ab sofort zum freien Verkauf.
Wie heißt sie? (35-mal, und es kamen immer noch mehr hinzu)
»Terra«.
Was kann sie?
Mittlerweile prasselten die Postings so schnell daher, dass Ivica es aufgab, weiter auf den Zähler zu schielen. Wird sie zusammen mit einer Zellaktivatorträger-Karte gespielt, tippte er, absichtlich langsam, verdoppelt sie deren sämtliche Werte.
Er erzielte die erhoffte Wirkung. Die Kommentare überschlugen sich.
Alter! Das ist stark.
Fast schon OP. Diese Abkürzung ging angeblich noch auf das Denglisch zurück, eine der Menschheitssprachen, die bereits vor dem Interkosmo in Gebrauch waren. OP stand für »overpowered«, also dermaßen mächtig, dass dadurch das ganze Spiel zu kippen drohte.
Das ist nicht alles, postete Ivica Kunstschmied.
Was denn noch?
In Verbindung mit einem Mythos-Booster wehrt die Terra-Karte fast alle Angriffe von Fremdflotten ab.
Auch kombinierte Pulks?
Ja, Stapelweise, schrieb Ivica, im vollen Bewusstsein, dass sich der Aufruhr weiter steigern würde. Und zwar, ohne selbst irgendwelchen Schaden zu nehmen.
Nun war die Fangemeinde endgültig begeistert, mehr als das.
Waaas? Sind die im Zwischenstern-Kosmoskontor verrückt geworden?
Wartet mal, meldete sich endlich auch Nemesis, Ivicas Erzfeindin, mit der er sich seit vielen Jahren an der Spitze der Rangliste abwechselte. Damit könnte man ja sogar die »Cairanische Dominanz« aushebeln! Sie bezog sich auf eine hoch komplexe Strategie, die bislang, wenn perfekt durchgezogen, als kaum zu kontern galt.
Innerlich jubelte Ivica. Selbst seine härteste Rivalin war ihm auf den Leim gegangen! Umso genüsslicher versetzte er ihr und der gesamten Spielergemeinde den wohlvorbereiteten Tiefschlag: Kinder, Kinder! Ihr fallt aber auch auf jedes Scherzchen herein. Warum sollte es eine Karte geben, die etwas thematisiert, das nie existiert hat?
Die eingehenden Proteste gingen in die Hunderte. Ivica lehnte sich zurück und freute sich diebisch darauf, sie alle später in Ruhe durchzulesen. Wie leicht er seine Konkurrenten hochgenommen hatte! Dabei müssten sie doch wissen, dass niemand mehr an Terra glaubte, absolut niemand.
Mythos Rhodan
von Hubert Haensel
Die kleine Sonne stand tief über dem Horizont. In der Ferne aufwirbelnde Staubschleier färbten ihr mattes Licht düster rot. Aias hielt kurz in seiner Arbeit inne. Der Archäologe wollte seinen Triumph hinausschreien – aber die Atemmaske hinderte ihn daran. Die dünne Atmosphäre des Planeten wies nur wenig Sauerstoff auf, und für Menschen giftige Gase dominierten.
Trotzdem: Das Ziel lag direkt vor ihm! Diesmal hatte Aias das Glück auf seiner Seite, das spürte er mit jeder Faser seines Körpers.
Er hatte die Heimat der Ahnen erreicht.
Terra!
Sein Leben lang jagte er der Legende nach, und immer noch, sobald er die Augen schloss, hörte er die Stimme seiner Mutter: »Es war einmal, irgendwann und irgendwo, in einer Zeit, die ferner sein mag als die Sterne der Nachbargalaxien ...«
Eine morbide Stimmung herrschte rundum. Aias reagierte zutiefst aufgewühlt. Die Sonne stand so nah, als brauchte er nur den Arm nach ihr auszustrecken. Das Land verdorrt, Staub und Felsen dominierten; Leben gab es kaum, nur lederartige Pflanzen und eine Handspanne große Tiere.
Aias gab sich einen Ruck, und mit einem Mal stieg Angst in ihm auf. Die Zuversicht verschwand. Die Koordinaten im Außenbereich der Galaxis hatten ihn ein Vermögen an Bestechungsgeldern gekostet. Dieser trostlose Planet stellte seine letzte Hoffnung dar.
»Ein Artefakt!«, meldete einer der Roboter. »Molekular verdichteter Stahl, eine bislang nicht zu definierende Legierung.«
Minuten später stand Aias vor einer erst teilweise freigelegten Statue. Er starrte den menschlichen Kopf an, der mit fast fünf Metern Höhe doppelt so groß wie er selbst war.
Rhodan!
Er bebte. Das war Rhodan, wie ihn einige Legenden beschrieben. Diese Augen, die Nase mit der Narbe, das markante Kinn ...
Aias rang nach Atem und sank auf die Knie. Alles drehte sich um ihn.
*
Nur wenige Meter entfernt fragte ein Mediziner: »Wieso schafft er es immer wieder, seine Umgebung neu zu programmieren? Wer hat ihm Zugriff zu den Steuerungen gegeben?«
»Sieh dir seine Hände an«, antwortete ein Kollege, ein Echsenwesen im Kittel eines Biotechnikers. »Die Haut und das Fleisch wund bis auf die Knochen! Er hat die Wand über dem Steuerelement aufgerissen, als spürte er keine Schmerzen.«
»Er nennt sich Terraner. Viele dieser Leute sind besessen von ihrem Wahn. Sie sehnen sich nach einer Welt, die es nie gab, und erkennen nicht einmal, wie krank sie sind.«
Aias hatte seine Umgebung selbst erschaffen, weil die medizinischen Holoprojektoren auf seine Gedankenströme ansprachen. Langsam sank der Patient vor dem Kopf der Statue in sich zusammen.
»Wir können ihn diesmal nicht wieder retten«, zischte der Biotechniker. »Die Scans zeigen, dass sein Herz nicht länger schlägt, aber sein Blut mit Serotonin vollgepumpt ist. Lassen wir ihn sterben. Sie sind Besessene, diese Terraner!«
Mythos Terrania
von Christian Montillon
»Als die Ewigkeit noch nicht zur Zeit geronnen war, nahm der erste Gedanke schon seinen Anfang.«
Der Sprecher gönnte sich und seinem Zuhörer eine kleine Pause.
»Später, als das Universum wuchs und Sonnen geboren wurden, wehte ein Atem durch das All. Er brachte Leben, hier und dort. Der Atmende liebte die Schönheit, die da entstand. Wie herrlich war der Tanz der Planeten, wie unendlich ihre Zahl. Die Tiere darauf tollten und sprangen und freuten sich, dass sie sein durften. Manche Wesen erkannten sich außerdem selbst.
Die