Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
Innere bringen? Was ist meine Aufgabe?«
»Es existiert im Übergangsbereich zwischen Schiff und Ponton ein Prüffeld, in dem nach positronischen Aktivitäten gesucht wird. Meiner Ansicht nach würde ich dort trotz der besten Abschirmung erkannt werden. Ich muss mich also für einige Sekunden desaktivieren.«
»Das hört sich nach einer interessanten Herausforderung an.« Der Unternehmungsgeist in Tenga erwachte, er zügelte sich mühsam. Es ging um andere Dinge als um sein persönliches Ego. »Berechne mir ein Einsatzszenario und mach die SCHOTE bereit. Wir versuchen unser Glück.«
Er griff nach der Pralinenschüssel.
Die Diät musste noch ein wenig warten.
*
Die SCHOTE war 58 Zentimeter lang und damit fast dreimal so groß wie Tenga. Das Kleinstschiff war windschnittig geformt. Es ähnelte vage einem Gleitertyp, der vor einigen Jahrhunderten Aufsehen erregt hatte und Käfer genannt worden war. Wo er diesen Spitznamen herhatte, vermochte Tenga nicht zu sagen.
Die SCHOTE konnte in Planetennähe ohne Einsatz von Steueraggregaten und mithilfe der beweglichen Doppelfinne durch die Atmosphäre gelenkt werden. Im Weltall wurden die Finnen nicht benötigt und blieben eingeklappt.
Tenga liebte sein Schiff. Es war perfekt für seine Bedürfnisse adaptiert, wie auch sein SERUN-DS. Wobei DS für Downsize stand und auf einen prächtig gewachsenen Siganesen mit der ebenso prächtigen Körpergröße von 22 Zentimetern zugeschnitten war.
Schiff und SERUN, würden ihm bei diesem Hochrisikoeinsatz zur Befreiung der gefangen genommenen Olubfaner gute Dienste leisten.
Tenga memorierte mehrmals jenen Kurs, den er fliegen musste. Er simulierte die Manöver auf einer virtuellen Prüfstrecke. KORN bewertete seine Arbeit und gab ihm Hinweise, wie er sich verbessern konnte.
»Deine Finger sind zu steif, die Blicksteuerung ist ein wenig unstet. Die Iriden bewegen sich um null Komma drei Prozent abweichend von der geforderten Präzision, vor allem im letzten Drittel des Prüfbereichs. Ausgerechnet dort, wo du am genauesten arbeiten solltest. Und du schwitzt. Die Nässe beeinträchtigt die Funktionalität der Sensorflächen um weitere null Komma eins Prozent.«
»Siganesen schwitzen nicht«, behauptete Tenga. »Los jetzt! Noch ein Testlauf. Der allerletzte.«
Die Simulation begann nach einem Countdown. Er wurde in eine virtuelle Umgebung gestoßen, die nur zum Teil die Realität widerspiegelte. KORN hatte es bislang nicht geschafft, den gesamten Prüf- und Grenzbereich zwischen Ponton und Doppelkeilschiff visuell zu erfassen. Also bekam er immer wieder konturlose Graubereiche zu sehen, die ihm die Arbeit erschwerten.
Drei ... zwei ... eins. Los!
Tenga setzte die SCHOTE in seiner Simulation in Bewegung. Er folgte einem Muster, das er eingeübt hatte und das etwa vierzig verschiedene Befehle innerhalb von drei Sekunden erforderte. Er musste Blicke mit Hand- sowie Fingerbewegungen koordinieren. Dazu kamen zwei leichte Körperverlagerungen, die es ihm erlaubten, das Kleinstschiff »umzulegen«.
Die Simulation endete. Das Abschlussbild zeigte die von Strahlschüssen erfasste und zerfetzte SCHOTE.
»Das war der schlechteste Versuch von allen«, sagte KORN. »Damit kommst du keine zehn Meter weit.«
»Dann ist ja alles gut.« Tengas Herz klopfte laut und vernehmlich. »Eine verpatzte Generalprobe führt immer zu einer gelungenen Premiere.«
»Das ist ein dummer Spruch. Zumal es nur diese eine Premiere geben wird.«
»Ja, ja, schon gut.« Tenga zerbiss eine Beruhigungspraline. Die Kokos-Haselnuss-Kreation zerging zart schmelzend auf seiner Zunge. »Wie lange dauert es bis zur nächsten Öffnung eines Zeitfensters?«
»Etwa vier Minuten. Du solltest dir vom SERUN ein Muskelrelaxans verabreichen lassen.«
»Nein, danke.«
Der SERUN ... Mit seiner Hilfe wäre die Steuerung des Kleinstschiffs problemlos gewesen. Aber er musste den Anzug ebenso desaktivieren wie die Positronik. Myriaden energetischer Fühler waren während der Passage in Richtung der SCHOTE gerichtet. Die Steuerimpulse des Schiffs würden dank der Warentransporte im Übergangsbereich unbemerkt bleiben. Der Einfluss einer Positronik nicht, und wenn sie noch so klein war wie die des SERUN-DS.
»Zwei Minuten. Mach dich bereit, Sholotow.«
Tenga griff nach der vorletzten Praline – Camana-Cous-Salz – und ging ein letztes Mal den Kurs durch. Es mochte sein, dass die Umgebung ganz anders gestaltet war, als er es in der Simulation wahrgenommen hatte. Er musste auf alle möglichen Probleme vorbereitet sein. Auf Arbeitsroboter, die ihm dazwischenfunkten, auf eine Abänderung des Algorithmus für die Steuerung der Schutzschirme am großen Schott zwischen Ponton und Ladhonenschiff, auf falsche Simulationsdaten ...
»Warum sind die Sicherheitsvorkehrungen eigentlich so rigoros?«, fragte er KORN. »Ein Schutzschirm im Bereich eines angeflanschten Schiffsteils ist ungewöhnlich.«
Die Positronik antwortete mit merkbarer Verzögerung. »Es scheint so, als würden an Bord der POD-2202 besonders strikte Regeln gelten. Mehr kann ich nicht sagen, weil mir der Vergleich fehlt.«
Dieses Schiff der Ladhonen war also etwas Besonderes. Was unterschied es von anderen Raumern seiner Art?
»Noch eine Minute bis zum Einsatz. Ich gehe unmittelbar davor in Stand-by, die Positronik deines SERUNS ebenfalls.«
Tenga zwang sich zu einer regelmäßigen Atmung. Eine Klammer umfasste seinen Kopf, wodurch der Blickkontakt mit der Schiffssteuerung fixiert wurde. Ein Fadenkreuz erschien unmittelbar vor ihm. Er führte die üblichen Konvergenzbewegungen durch, um die Sehachsen zusammenzubringen.
Die SCHOTE hatte sich während der letzten halben Stunde unbemerkt an ein Wartungsschott herangearbeitet. Es würde in 33 Sekunden aufgehen, das Schiffsprotokoll der POD-2202 würde den Vorgang als Wartungsfehler verbuchen. Zumal KORN einen Meteoroideneinschlag in der Nähe des Öffnungsmechanismus simulieren würde. Und zwar in 18 Sekunden.
Letzte, gleichmäßige Atemzüge. Die Einsatzpraline. Pfefferminzgeschmack, scharf und wohltuend.
Die Schleusentür reagierte auf die Simulation eines Meteoroidentreffers und öffnete sich in Zeitlupentempo. KORN nahm einige Wahrnehmungen aus dem Ponton-Inneren auf und leitete sie augenblicklich auf das virtuelle Sichtfeld vor Tengas Augen weiter. Die Eindrücke verschwammen für kurze Zeit, er blinzelte. Das letzte Mal vor Beginn des Kurzeinsatzes – und vielleicht das letzte Mal in seinem Leben.
»Für Siga!«, sagte er leise.
KORN glitt in einen positronischen Schlummer, die Steuerung seines SERUNS ebenfalls. Die Hand- und Fingerbewegungen fielen Tenga nun schwerer, doch darauf war er vorbereitet.
Drei Sekunden Anlaufzeit. Die Umgebung im Inneren erfassen. Orientieren und visualisieren. Den einstudierten Kurs mit den realen Bedingungen in Einklang bringen.
Die Aktivortung funktionierte auf geringem Energieniveau. Tenga erhielt jene Daten, die er brauchte. Das Bild vor seinen Augen wurde klarer. Vor ihm schwebten riesige, milchig weiße Teile in einer endlos wirkenden Reihe, Olubfaner sah er keine. Antigravplattformen bewegten die Paneele vorwärts. Ihren Zweck verstand Tenga nicht, es interessierte ihn auch nicht. Kein Ladhone war zu sehen, mehrere unförmige Roboter verrichteten unweit voraus ihre Arbeit. Fast alles geschah automatisch. Etwa dreißig Meter vor ihm entdeckte er jene Flanschstelle, die den Übergang zur POD-2202 markierte.
Drei Sekunden waren vergangen, mehr Zeit blieb ihm nicht zur Orientierung.
»Los jetzt!«, feuerte er sich an.
Tenga beschleunigte die SCHOTE. Das Schiff raste an einer milchig weißen Platte vorbei, passierte mehrere Infrarotmesspunkte, übersprang im Schutz eines würfelförmigen Arbeitsroboters eine energetische Kontrollstelle ...
Er bremste abrupt ab. Heiliges Siga! Die Schutzschirme stellen auf einen neuen Algorithmus um, ausgerechnet jetzt! Du musst improvisieren, Junge!
Er