Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
links von ihm, entlang der Wände, klebten kaum erkennbare Sensorstreifen. In sie waren Fühler und Messsonden integriert, die auf Veränderungen der Luftmischung, energetische Ladungen, Verwirbelungen und viele andere Faktoren reagierten.
Tenga wusste nicht, wie lange er seinen Steuerrhythmus beibehalten könnte. Mehr als fünf Sekunden war er bereits der Tortur immens rascher und konzentrierter Bewegungen ausgesetzt. Es war wie ein kontrolliertes Zittern, das dazu diente, ladhonische Messpunkte links, rechts, oben und unten davon zu überzeugen, dass die SCHOTE gar nicht existierte. Er blendete die Geräte, neutralisierte ihre Wirkung, gaukelte ihnen etwas vor.
Er passte sich dem Algorithmus an. Ein weiteres Maschinenelement schwebte – scheinbar – durch den Schutzschirm, der den Ponton vom Mutterschiff trennte.
Er hätte warten und im Schutz des nächsten Elements überwechseln sollen. Doch er hatte keine Geduld, keine Kraft dazu. Also bewegte er sich vorwärts. Der Schutzschirm umschmiegte das entgegenkommende Plattenelement beinahe vollkommen – aber nur beinahe. Links und rechts davon blieben dreißig Zentimeter Sicherheitsabstand zur Platte. Er steuerte die SCHOTE darauf zu, raste in Handsteuerung an der linken Seite des plattenförmigen Dings vorbei, nutzte den ladhonischen Schirm zu seinem Vorteil und glitt gerade rechtzeitig daraus hervor, bevor ein Sensor den Fremdkörper registrieren konnte.
Geschafft!
Tenga steuerte die SCHOTE in die erstbeste dunkle Nische, landete das Kleinstschiff auf dem Boden, aktivierte KORN und löste sich aus der Steuerung.
Die Positronik des SERUNS erwachte aus ihrem kurzen Schlummer. Sie maß seine Körperwerte an und sendete einen kleinen Alarm an das Medosystem im Tornister des Anzugs.
Alles tat Tenga weh. Seine Augen, seine Finger, die Beine, der Magen ...
»Das ist bemerkenswert«, hörte er KORN sagen. »Du hast es trotz der unvorhersehbaren Verzögerung geschafft. Und das, obwohl mir die Manöveraufzeichnung zeigt, dass die Präzision bei bloß sechsundneunzig Prozent lag.«
»Ich brauche eine Erholungsphase«, sagte Tenga, ohne auf die Worte des Rechners einzugehen. »Gib mir einige Minuten Zeit.«
KORN erfüllte seinen Wunsch ohne Widerwort. Der Deflektorschirm war ein hyperenergetisches Feld, das das von ihm umschlossene Schiff unsichtbar machte. Dazu kamen ein ausgezeichneter Ortungsschutz und die maximale Abstrahldämpfung.
Die SCHOTE war nicht nur ein Raumschiff; es war Tenga trotz der beengenden Umstände zum Rückzugsort geworden. Hier drin fühlte er sich wohl. Vor allem, wenn die eine oder andere Stresslinderungspraline zur Verfügung stand.
*
Tenga erholte sich ebenso schnell, wie er sich verausgabt hatte. Trotz seiner relativen Jugend von vierzig Jahren ging bereits eine lange Liste an Einsätzen auf sein Konto.
»Beautricce-Drei und der Untergang des Kundschafterschiffs YOUNION«, sagte er leise. »Der Kampf gegen tefrodische Einsatzteams auf Terra. Der Fall Widrum auf Lepso. Dieser mysteriöse Fall mit der vorgeblichen Wiedererweckung Ronald Tekeners ...«
»Du redest zu viel mit dir selbst, Sholotow«, mäkelte KORN. »Konzentrier dich auf deinen Einsatz.«
Die Positronik verstand nicht. All diese Einsätze waren überaus präsent in seinen Erinnerungen. Für ihn lagen sie bloß einige Monate oder Jahre zurück.
Tenga war an Bord der RAS TSCHUBAI geblieben, als diese eine Reise ins Zeitenchaos angetreten hatte – und hatte dabei fünfhundert Jahre übersprungen.
Verlorene Jahrhunderte.
Hatte er noch Familie? Gab es irgendwo Archive, in denen sein Name verewigt war?
Er tat sich schwer, diese neue Zeit zu begreifen, zu verinnerlichen. Er war noch nicht ganz angekommen.
Tenga konzentrierte sich neu. Er ließ sich jene Eindrücke liefern, die die SCHOTE während der letzten Minuten zusammengefasst hatte. Sie befanden sich nach wie vor an der Heckperipherie des Doppelkeilschiffs. Der offene Funkverkehr innerhalb des ladhonischen Raumers war zwar zum Teil entschlüsselt worden, doch er lieferte nur wenige neue Informationen. KORN arbeitete daran, die verschlüsselte Kommunikation zu verstehen und zu interpretieren. Immerhin hatte er bereits einige Befehlscodes aufgefangen und ihren Zweck interpretiert.
»Ich mag die Sprachen der Ladhonen nicht«, sagte Tenga. »Sie reden viel zu schnell und zu abgehackt.«
»Das ist ein völlig sinnloses Werturteil, Sholotow.«
Tenga verzichtete auf eine Erwiderung. »Ein direkter Hyperfunkkontakt mit der BJO BREISKOLL ist so gut wie ausgeschlossen«, sagte er. »Ich würde mich sofort verraten, sollte ich es versuchen. Ultrageraffte eng gebündelte Peilimpulse hingegen ...«
»... haben wahrscheinlich den gleichen Effekt. Die Ladhonen sind sehr aufmerksam, um nicht zu sagen: paranoid. Hätten sie sonst diese vielen Sprünge so schnell nacheinander durchgeführt? Wir dürfen ihnen keine Gelegenheit geben, Verdacht zu schöpfen. Zumal die POD-2202 in den nächsten Minuten erneut transitieren dürfte – wir sind schon viel zu lange an einem Ort geblieben, nur wegen dieses Warentransfers. Er muss also bedeutsam für die Piraten sein.«
Tenga dachte nach. Der Löschvorgang der Ladung – woraus mochte sie noch bestehen außer den Olubfanen? – hatte eine gute halbe Stunde gedauert. Für Paranoia-Piraten ließen sich die Ladhonen gehörig Zeit. Sie benahmen sich plötzlich, als hätten sie keinerlei Verfolgung zu befürchten. Und das, nachdem sie eine Welt überfallen hatten und Schiffe der Friedenswächter aufgetaucht waren, der Cairaner.
»Da stimmt etwas ganz und gar nicht«, sagte er laut. »Die Ladhonen sind für meinen Geschmack viel zu selbstbewusst.«
»Sie kennen die Reaktionen der Cairaner. Es scheint ein etabliertes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Parteien zu sein.«
Es war müßig, länger über das Thema zu diskutieren. Tenga musste aktiv werden, wollte er mehr über die Ladhonen herausfinden und die Olubfaner befreien.
Illustration: Swen Papenbrock
»Ich will einen Überblick haben«, forderte er von KORN. »Wie komme ich an Daten und Archive heran? Wo finde ich die Gefangenen und wie gelange ich zu ihnen?«
»Die Datenlage ist noch zu gering, um ...«
»Gib mir alles, was du bis jetzt hast.«
KORN schwieg. Die Positronik wusste, wie er tickte. Sie lieferte ihm Fragmente von Bildern und Daten, die sie aus dem internen Bordfunk herausgefischt und zugeordnet hatte.
Die Summe aller Beobachtungen war in der Tat bescheiden. Tenga wusste mit den wenigsten Informationen etwas anzufangen. Er würde sich auf KORN und dessen Fähigkeiten der Abstraktion verlassen müssen, wollte er mehr als diesen Flickenteppich zu sehen bekommen.
Ein Detail allerdings interessierte ihn. Ein Name, der unter vielen anderen hervorstach. Auch wenn der genaue Rang dieses Nandh Nadhama nicht benannt war, hatte ihn KORN immerhin als Mitglied einer hohen Führungsebene identifiziert.
Nadhama befand sich in seiner Nähe. Er hielt sich in einer größeren Halle auf, die bloß fünfzig Meter von Tengas Standort entfernt war.
»Na also«, sagte Tenga zufrieden und gab der Positronik einige Anweisungen. »Lass uns mal sehen, was es mit diesem Nandh Nadhama auf sich hat ...«
Und in diesem Moment kam die nächste Transition.
Es war der übelste Sprung durch den Hyperraum, den er jemals erlebt hatte.
2.
Es war keine einfache Entscheidung.
Es war ebenso wenig einfach gewesen, der Spur zu folgen, die die Strukturerschütterungen des Ladhonenschiffs ihnen gelegt hatte. Der Piratenraumer war sehr schnell hintereinander gesprungen und hatte seinen Verfolgern all ihr