Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
ihre Umgebung. Leicht entzündliche Gase verwirbelten, vermengten sich mit denen aus darüber liegenden Schichten, fingen Feuer, erzeugten Explosionen mit einem TNT-Äquivalent von jeweils mehreren Hundert Megatonnen.
»Das ist völlig verrückt«, sagte Farye leise und schüttelte den Kopf. »Das bringt die atmosphärische Zusammensetzung des Gasriesen über Jahrzehnte hinaus durcheinander.«
Rhodan nickte und unterdrückte den Fluch, den er auf den Lippen hatte. Die Ladhonen nahmen keinerlei Rücksicht. Nicht auf ihr Schiff, nicht auf die Umwelt.
Nur zu gerne hätte er eingegriffen. Doch er durfte nicht. Von seinem Verhalten hing Tengas Überleben und das der gefangenen Olubfaner ab. Nur, wenn die BJO unsichtbar blieb und erst dann auftauchte, wenn ihre Dienste benötigt wurden, hatten die Gefangenen eine Chance auf Befreiung.
»Die POD-2202 bleibt in relativer Nähe zu Ollfa«, sagte Farye und deutete auf eine Holografik, die die Flugbewegungen des Doppelkeilschiffs nachzeichnete. »Sie entfernt sich nie weiter als zwanzig Lichtjahre von der Welt der Olubfaner.«
»Ich weiß. Und das, obwohl die Ladhonen damit rechnen müssten, von den Cairanern verfolgt zu werden. Sie müssen sich ihrer Sache völlig sicher sein. Oder etwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
Rhodan hielt den Atem an, als ein Alarm schrillte. Die POD-2202 nahm Kurs auf sie und beschleunigte. Waffensysteme wurden aktiviert, die Schutzschirme des Doppelkeilschiffs fuhren hoch.
»Das ist ein Zufall«, behauptete OXFORD. »Wir wurden nicht geortet. Die Ladhonen haben willkürlich einen Flugvektor gewählt und kommen auf uns zu. Sie simulieren ein Einsatzmanöver.«
Was, wenn sich die Schiffspositronik irrte und es kein Zufall war? Was, wenn die POD-2202 über Ortungssysteme verfügte, deren Taststrahlen die BJO BREISKOLL erfasst und identifiziert hatten?
»Wir bleiben, wo wir sind«, sagte Rhodan und rief den Besatzungsmitgliedern der Zentrale in Erinnerung: »Wir befinden uns im Schattenmodus. Also entspannt euch.«
Jeder wusste, was gemeint war: Im Schattenmodus war das ganze Schiff teilentmaterialisiert, seine Eigenemissionen wurden über Mikro-Aufrisse der Paratronblase in den Hyperraum abgeleitet, und aktive Tasterimpulse wurden deflektorgleich umgeleitet. Dies war Allgemeinwissen zu den technischen Möglichkeiten des Schlachtkreuzers der MARS-Klasse. Die Besatzungsmitglieder der Zentrale wussten all das, mussten nur manchmal daran erinnert werden.
Trotzdem änderten diese Fakten nichts an den Gefühlen der Angst, auch nicht bei Rhodan. Er fühlte sein Herz rascher schlagen, als die POD-2202 auf die BJO BREISKOLL zugerast kam, immer näher, als die Informationsflut größer und ausgeprägter wurde, die der Ladhonenraumer wie eine Bugwelle vor sich herschob ...
... und mit einem Mal war das Schiff der Gegner an ihnen vorbei.
»Entfernung während der größten Annäherung: vierzig Kilometer«, verkündete OXFORD nüchtern.
Rhodan schluckte. Das war sprichwörtlich um Haaresbreite gewesen.
Ein Zufall, nicht mehr, sagte er sich. Die POD-2202 hätte durch unser teilentstofflichtes Schiff hindurchrasen können, und niemand hätte es bemerkt.
Er sah sich in der Zentrale um: Er sah Erleichterung.
»Nutzen wir den Moment!«, sagte Rhodan. »Viel näher werden wir der POD-2202 nicht mehr so rasch kommen. Ich möchte die Analysten an der Arbeit sehen. Was ist mit der Reststrahlung der Unterlichttriebwerke der POD-2202? Konnten wir etwas über den Bordfunk erfahren, über die Zustände an Bord? Gibt es Neues über die Antriebsaggregate und deren Stärke?«
Rhodan trieb seine Leute an und gab ihnen Aufgaben. Vermutlich würden sich nicht viele neue Erkenntnisse ergeben. Aber jedes Jota an Wissen mochte irgendwann einmal an Bedeutung gewinnen. Zumal wenig Konkretes über die Ladhonen bekannt war. Die Piraten waren zwar galaxisweit in aller Munde, blieben aber im Detail geheimnisumwittert. Sie waren auf Nachrichtensendern, die sie über Ollfa und zu anderen Gelegenheiten empfangen hatten, kaum konkret thematisiert worden.
6.
Ein kräftiges Zupfen an seinem Dritten riss Adh Arradhu aus dem Schlaf. Wie immer fühlte er sich erschöpft. Und wie so oft hatte er nicht jene Ruhezeit zugestanden bekommen, die man ihm versprochen hatte. Es waren nur knapp sechs Stunden vergangen, seit er sich aufgehängt und in den Schlaf gewippt hatte.
Arradhu ließ sich so sachte wie möglich von der Schlafstange gleiten. Die Muskulatur des Dritten schmerzte.
Ringsum herrschten Gedränge und Geschiebe. Ein Ausbilder reichte ein viel zu kleines Frühstückspaket an die Maate weiter, Druckholos mit den Tagesplänen wurden ihnen auf die nackte Haut gepresst, Anweisungen gegeben. Mehr als fünfzig seiner Leidensgenossen drängten in Richtung der Nassräume, sie konnten höchstens die Reinigungsgebläse für die Lamellen in der Hand und die Facettenkratzer greifen, wenn sie keinen Punktabzug in Kauf nehmen wollten.
Arradhu stellte sich in der Reihe an und wartete geduldig darauf, die Toilettenanlagen und die Waschgelegenheiten nutzen zu können. Es roch stechend. Die Ans, Abs und Klars brachten die Körperchemie der jungen Ladhonen gehörig durcheinander.
Er würde zu spät kommen, wie immer. Er würde eine Kürzung seiner Essensration erhalten.
Nachdem Arradhu seine Körperpflege beendet und die Frühstücksration heruntergewürgt hatte, verließ er das Massenquartier. Er kannte niemanden in diesem Teil des Schiffs. Die Maatschaft wurde täglich durcheinandergewürfelt. Nandh Nadhama legte Wert darauf, dass die Maate untereinander keine Freundschaften schlossen.
»Freundschaft verweichlicht«, hörte er die Stimme des Ausbilders in seinem Kopf. »Sie macht, dass wir falsche Emotionen entwickeln. Ein Ladhone im Kampf ist ausschließlich auf seine eigenen Fähigkeiten angewiesen. Zugleich aber achtet er den Kameraden. Er vertraut ihm, er unterstützt ihn. Ohne Dank zu erwarten. Das ist das Leben eines Infanteristen.«
Arradhu blieb kurz stehen und aktivierte das Druckholo an seinem Unterarm. Er wurde mit der Bordpositronik verbunden, die ihn seiner heutigen Ausbildungsstätte zuwies.
Seine Lamellen wurden feucht, als er das geplante Trainingsprogramm begutachtete. Arradhu würde einige der großen Simulationen durchmachen müssen, und das auch noch in der Optimum-Halle. Dort, wo die schlimmsten Ausbilder zugange waren und ihn bloß Demütigungen und Verletzungen erwarteten.
Nadhama war für die Zuweisung verantwortlich. Wie immer. Der altgediente Kämpfer erschwerte dem jungen das Leben, seit er die POD-2202 betreten hatte. Es gab Gründe dafür, aber sie wurden niemals laut ausgesprochen.
Mit steifen Beinen machte er sich auf den Weg. Schon nach wenigen Schritten fiel er in einen leichten Trab, so, wie es Nadhama von den Maaten erwartete.
Überall im Schiff herrschte rege Betriebsamkeit. In den Kraftkammern wurde fleißig trainiert, auch die physiotherapeutischen Werkstätten und die Medoabteilung waren gut besucht. Die Robotfabriken hatten Hochbetrieb, immer wieder begegnete er transportablen Glandulatoren.
Arradhu hörte auf seinem Weg zur Optimum-Halle das Stöhnen der Verletzten, das Keifen der Ausbilder und die trocken vorgetragenen Analysen von Robotbeobachtern. Immer wieder bekam er einen Hauch der unterschiedlichen Hormone zu fühlen.
Eigentlich sollten Absaugvorrichtungen verhindern, dass die Duftwolken in die Gänge des Schiffs vordrangen, aber darum kümmerte sich in Wirklichkeit niemand. Bodh Aputhar, der Kommandant der POD-2202, interessierte sich bloß für die Ausbildung. Er schulte die Schiffsoffiziere bei waghalsigen Manövern, aber auch die Einsatzkräfte. Er wollte gute Quoten erzielen. Alles andere war für ihn nebensächlich.
Das Schott öffnete sich vor Arradhu, er betrat die Optimum-Halle. Er hatte Probleme, Luft zu bekommen. Eine seiner Lamellen war nach dem zu heftigen Schlag eines Roboters vor zwei Schlafeinheiten noch nicht richtig verheilt. Immer wieder bildeten sich Blutklumpen, die von Medorobotern nur mangelhaft abgesaugt wurden.
Arradhu entdeckte Nadhama nahe einer kleinen Simulation auf Ebene Drei. Zu seiner