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Atlan 622: Anti-Homunk. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Atlan 622: Anti-Homunk - Hubert Haensel


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Aber allein sein, das bedeutet zugleich, die Einsamkeit spüren. Die Roboter, die es auf der Basis zur Genüge gab, waren kein Ersatz für ein lebendes Wesen aus Fleisch und Blut, nach dem man sich irgendwann zu sehnen beginnt. Jede Unterhaltung mit ihnen blieb von Logik und mechanischen Gesichtspunkten bestimmt, nicht aber von Gefühlen und den mitunter typischen Schwächen biologischen Lebens. Kik, der liebenswerte kleine Seestern fehlte mir, ebenso der Haluter Beyl Transot, der allein durch seine Anwesenheit eine Verbindung zu meiner Vergangenheit gewesen war. Selbst Wöbbeking konnte ich nicht zurückrufen. Der positive Teil von Anti-ES hatte mich nur wissen lassen, dass er sich an seinen neuen, eiförmigen Körper aus Jenseitsmaterie gewöhnen und zugleich Chybrain finden müsse. Wann und ob unsere Wege sich wieder kreuzten, lag hinter dem Schleier der Zukunft verborgen.

      »Sorgen, Atlan, nicht wahr?«, wurde ich unvermittelt angesprochen. Im ersten Moment freudiger Überraschung wirbelte ich herum, aber da war nur der Roboter Rico, der sein mechanisches Gesicht zu einem Lächeln verzog. Seine Haltung veränderte sich schlagartig, als ich ihn wütend anfunkelte.

      »Ich wollte dir eine Freude bereiten«, sagte er zögernd.

      »Lass das.« Barsch winkte ich ab. »Kik, oder das, was noch von ihm übrig war, ist mit Sanny verschwunden. Niemand weiß, wohin. Du solltest ihn nicht nachahmen.« Einer vagen Hoffnung nachgebend, fügte ich rasch hinzu: »Existiert sonst organisches Leben auf der Basis?«

      Rico, neben Pit mein häufigster Ansprechpartner, schüttelte den Kopf.

      »Soviel ich weiß, nein.«

      »Bist du sicher?«

      »Ich habe mit den anderen darüber gesprochen. Kein noch so kleines Tier kann ihren Sensoren entgangen sein.«

      Es war zwar verwunderlich, dass die Roboter von sich aus Initiative zeigten, aber wenn Rico sagte, dass ich das einzige Lebewesen auf der Basis war, musste ich ihm glauben.

      »Wohin fliegen wir?«

      Er zuckte mit seinen stählernen Schultern.

      »Gibt es eine Möglichkeit, unseren Kurs zu bestimmen?«

      »Sobald wir auf einen Grenzwächter oder dessen Zweige treffen, können wir uns orientieren.«

      Darauf legte ich allerdings keinen Wert, denn inzwischen wusste ich, dass es an jenen Stellen kein Durchkommen gab.

      Rico schien meine Gedankengänge zu erraten.

      »Du bist fest entschlossen, entweder in dein Universum zurückzukehren oder den Weg zu einer Materiequelle zu finden.« Das war mehr eine Feststellung als eine Frage, immerhin hatte ich mit den Robotern während der letzten Tage wiederholt darüber diskutiert. »Nimmst du uns mit, wenn du Erfolg hast?«

      Überrascht sah ich ihn an.

      Sie fürchten die Einsamkeit nicht weniger als du, wisperte mein Extrasinn.

      Rico legte mir eine Hand auf die Schulter.

      »Atlan«, sagte er. »Wir haben beschlossen, an deiner Seite zu bleiben. Egal, was geschieht, nachdem der Erste Zähler uns verlassen hat, gehören wir dir.«

      Womit ich also eine Heerschar neurotischer Roboter mein eigen nennen durfte.

      Tu nicht so, als käme dir das Angebot ungelegen, wurde ich vom Logiksektor zurechtgewiesen. Im Grunde hast du doch nach einer Bestätigung gesucht, dass die Roboter wirklich zu dir halten.

      *

      Die Basis des Ersten Zählers raste weiter durch die endlose, lichtlose Finsternis.

      Langsam vergingen die Tage, einer so ereignislos wie der andere.

      Oft stieg ich an die Oberfläche empor, um wenigstens den künstlichen, energetischen Himmel zu sehen. Es gab keine Sterne, nicht eine einzige Sonne, deren wärmende, belebende Strahlen meine Unsicherheit und Zweifel hätten vertreiben können.

      Die Quelle der Jenseitsmaterie blieb stumm. Nur ihre Eruptionen, mitunter ein Feuerwerk von Farben, kamen nie zum Stillstand.

      Wöbbeking war und blieb in den Weiten der Namenlosen Zone verschwunden.

      Und Anti-ES? Die Superintelligenz schien jegliches Interesse an meiner Person verloren zu haben. Angespannt wartete ich auf einen neuen Angriff. Doch nichts geschah. Nur manchmal war es, als würden Raum und Zeit miteinander verschmelzen. Hätte ich es nicht gewusst, jetzt spürte ich es überdeutlich: Die Namenlose Zone war nichts anderes als ein gigantisches Gefängnis – für Wesenheiten wie Anti-ES.

      Das Warten wurde zur Qual; das Warten auf etwas, was vielleicht nie eintreten würde.

      Der Extrasinn lachte spöttisch.

      Du hast dein Leben lang gewartet, Arkonide.

      Aber nie war ich so zur Hilflosigkeit verurteilt, gab ich in Gedanken zurück.

      *

      Ein rhythmisches Pochen schreckte mich aus tiefem Schlaf auf. »Ja«, rief ich halblaut und verärgert über diese Störung. Von einer unerklärlichen inneren Unruhe erfüllt, war ich froh gewesen, endlich einschlafen zu können.

      Rico stapfte durch das sich öffnende Schott herein. Meine Nacktheit, als ich aufsprang und nach meiner Kleidung griff, nahm er entgegen früherer Gepflogenheiten kommentarlos zur Kenntnis.

      »Komm mit, Atlan«, sagte er nur, und jeglicher Unmut fiel in dem Moment von mir ab. Das konnte nur bedeuten, dass wir uns irgendeinem Objekt näherten.

      Auf den Bildschirmen der Zentrale sah ich wenige Minuten später einen hellen, verwaschen wirkenden Fleck, der trotz höchstmöglicher Vergrößerung nur wenige Zentimeter durchmaß.

      »Wir wissen noch nicht, was es ist«, gestand Rico. »Aber wir bewegen uns annähernd darauf zu.«

      Für eine Sonne war die Erscheinung zu unregelmäßig. Ein wenig erinnerte sie mich an die Übergangsstelle, durch welche die Arltra-Ranger in die Namenlose Zone gekommen waren.

      Gib dich keinen verfrühten Hoffnungen hin, warnte der Logiksektor. Du weißt, dass hier vieles anders ist als gewohnt.

      »Entfernung?«

      »Nicht zu definieren«, antwortete Rico. »Die Ortungen können das Objekt nur schwer erfassen.«

      »Ist die Basis Ähnlichem früher schon begegnet?«

      Der Roboter schüttelte den Kopf.

      »Sämtliche zur Verfügung stehenden Daten wurden bereits abgerufen und auf Identität überprüft. Nichts Vergleichbares.«

      Im Hologramm erinnerte die Erscheinung an einen knapp faustgroßen Ball, dessen Oberfläche in brodelnder und wallender Bewegung befindlich war. Aber das waren nicht die Protuberanzen eines Sterns, die weit ins All hinausgeschleudert wurden.

      »Kursberichtigung!«, befahl ich. »Wir fliegen das Objekt an.«

      Die Bildwiedergabe verbreitete einen warmen, wohligen Schein. Trotzdem war die Helligkeit zu gering, um die Beleuchtung der Zentrale entbehrlich zu machen. Sobald ich näher an das Hologramm herantrat, glaubte ich, unzählige winzige Lichtpunkte auszumachen, die den weiter anwachsenden Ball auf den unterschiedlichsten Bahnen umkreisten.

      Eine Reihe flackernder Kontrollanzeigen lenkte meine Aufmerksamkeit ab. Ich wusste nur, dass sie das Antriebssystem der Basis betrafen. Tatsächlich schienen Komplikationen aufzutreten; ein halbes Dutzend Roboter entwickelte plötzlich hektische Aktivitäten. Da nicht einmal Rico auf meine Fragen antwortete, kam ich mir mehr oder weniger überflüssig vor. Die Vermutung, dass das entstehende Durcheinander mit dem neuen Flugziel der Basis in Verbindung stand, drängte sich geradezu auf.

      Endlich bekam ich einen der aufgeregt wirkenden Roboter am Arm zu fassen.

      »Ich will wissen, was los ist!«

      »Wir verlieren an Geschwindigkeit. Bis jetzt genau 12,3789 Prozent.«

      »Maschinenschaden?«, fragte ich.

      Der


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