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Atlan 622: Anti-Homunk. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Atlan 622: Anti-Homunk - Hubert Haensel


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meinte das wabernde Leuchten, dessen Anblick meinen Puls schneller schlagen ließ. Viele der winzigen Lichtpunkte veränderten ständig ihre Bahn und vergingen, während an anderer Stelle neue geboren wurden.

      »Alle herhören!«, rief ich ins Rund der Zentrale. Einige der Maschinen hielten sofort inne, die restlichen wandten sich mir Sekunden später zu.

      »Du unterbrichst die Auswertungen«, tadelte Rico.

      »Ich will keine komplett detaillierte Analyse, sondern die Teilergebnisse vorweg erfahren.«

      »Es ist nicht deine Aufgabe, dich mit Unvollständigem zu befassen, Atlan. Wozu hast du schließlich uns ...?«

      »Rico«, stoppte ich seinen Redeschwall. Er legte den Kopf schräg und sah mich von der Seite her an. Die anderen nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf, ohne dass ich den Befehl dazu gegeben hätte. Ich hegte den Verdacht, dass er dahintersteckte.

      Ein Ächzen durchlief die Basis des Ersten Zählers, gefolgt von einer heftigen Erschütterung. Haltlos taumelte ich gegen das nächste Schaltpult, ehe die Neutralisatoren einsetzten.

      Der Ausfall des gesamten Antriebssystems im Unterlichtbereich war unschwer zu erkennen.

      Das Hologramm hatte sich ausgeweitet. Es zeigte nicht mehr nur das helle Wallen, sondern auch eine undefinierbare Aura, die sich gleichmäßig nach allen Seiten hin ausbreitete. Lediglich die leuchtenden Punkte waren bis auf wenige verschwunden.

      Sie sind ein Produkt deiner überreizten Sehnerven, behauptete der Extrasinn.

      Vermutlich waren wir in die Ausläufer einer energetischen Störfront geraten, die vorübergehend unsere gesamte Positronik beeinflusste. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zwischenfalls lag bei eins zu einer Million, doch was wusste ich schon von den Gegebenheiten innerhalb der Namenlosen Zone.

      »Die Distanz wächst. Dieses Etwas stößt uns regelrecht ab.«

      Einer der Roboter reichte mir eine Bildaufnahme. Die am unteren Rand eingeblendeten Zahlenkolonnen verrieten, dass sie unter Vorschaltung mehrerer Filter entstanden war. Im ersten Moment wusste ich herzlich wenig damit anzufangen, dann allerdings erkannte ich in dem grobgezackten Fleck das Gebilde vor der Basis, wenngleich seine Umrisse im Spektrallicht gänzlich verändert erschienen.

      Der Roboter tippte mit seinen dünnen Metallfingern auf das Bild.

      »Das hier«, erklärte er, »ist die sich wellenförmig ausbreitende Strömung, die uns mit sich treibt.«

      »Materie?«, fragte ich unwillkürlich. Immerhin zeigte die Aufnahme nicht viel mehr als einen verwaschenen Kreis.

      »Partikel«, antwortete der Roboter. »Und Strahlung.«

      Ein seltsamer Schauder erfasste mich. Ich fröstelte.

      Du ziehst voreilige Schlüsse, warnte der Logiksektor. Ein solcher Zufall ist nahezu ausgeschlossen.

      ... aber nicht unmöglich.

      Nein, kam es zögernd. Nicht unmöglich.

      Ich starrte das Hologramm an, als könnte ich es auf diese Weise beschwören. Eigentlich hatte ich mir eine Materiequelle immer anders vorgestellt. Wie? Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu ordnen; gleich flüchtigem Nebel zerrannen sie unter meinem Zugriff. In dieser Situation musste ich zugeben, dass ich absolut nichts wusste.

      Das Objekt begann zu verblassen.

      »Rico«, rief ich. »Unternimm etwas!«

      »Wir verlieren den Kontakt.«

      »Entfernung?«

      »Unbestimmt.«

      »Beschleunige mit Höchstwerten!«

      Erst als der Roboter in typisch menschlicher Manier abwinkte, fiel mir auf, dass die Triebwerke der Basis längst im kritischen Bereich arbeiteten. Wahrscheinlich schon seit mehreren Minuten. Dennoch kamen wir nicht vorwärts. Im Gegenteil. Ich brauchte mich nicht anzustrengen, um für dieses Wallen und die sich davon gleichmäßig nach allen Seiten ausbreitende Partikelströmung einen Vergleich zu finden. Die Überzeugung, auf eine Materiequelle gestoßen zu sein, erhärtete sich. Aber zugleich war ich auch ein wenig enttäuscht. Wie groß mochte das Objekt sein? Drei Kilometer im Durchmesser, allerhöchstens vier? Das war alles andere als imposant.

      Es wird bald völlig verschwunden sein, erinnerte der Extrasinn.

      Ich ordnete den Einsatz des Überlichtantriebs an.

      *

      Ein Wimmern hallte durch die Basis des Ersten Zählers. Zugleich hatte ich das Gefühl, vorwärtsgerissen zu werden. Der Roboter sagte etwas. Seine Worte klangen dumpf und verzerrt; ich verstand nicht, was er mir mitteilte.

      Das Wallen vor uns schien sich aufzublähen. Die Wiedergabe sprengte in Sekundenschnelle die Begrenzungsfelder des Hologramms, blieb aber dennoch erhalten, anstatt sofort in sich zusammenzufallen. Gut vier Meter durchmaß die Kugel, die auf mich zukam. Abwehrend streckte ich die Arme aus – die selbständig gewordene Projektion ließ sich nicht hindern, sie hüllte mich ein, schwebte weiter und berührte schließlich das nächste Aggregat, durch dessen nicht leitende Abdeckung sie zum Teil eindrang.

      Das Wimmern erstarb fast schlagartig.

      »Geschwindigkeit fällt«, plärrte eine Roboterstimme. »Wir nähern uns erneut dem Unterlichtbereich.«

      Dann war brodelnde Helligkeit um uns her. Meine innere Anspannung wich mit einem erleichterten Seufzer; zumindest hatten wir die Randzone der vermeintlichen Materiequelle erreicht. Die Basis des Ersten Zählers befand sich in rasend schneller, wirbelnder Bewegung.

      »Steuertriebwerke drei und vier ausgefallen«, meldete Rico.

      Selbsttätig aktivierten sich die Schutzschirme, und fast augenblicklich verstummte jegliches von außen kommende Geräusch. Dafür wurde die Basis von verglühenden Partikeln eingehüllt. Die Materiedichte innerhalb dieser Zone mochte der intergalaktischer Wasserstoffwolken nahekommen, wie sie schon 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild des Löwen existierte. Jene Ballung atomaren Wasserstoffs entsprach einer Milliarde Sonnenmassen, und die selbst in unserem Jahrhundert noch unerforschte Besonderheit war, dass diese Wolke trotz ihrer Rotationsgeschwindigkeit von über 80 Kilometer pro Sekunde an den Rändern nicht ausfranste. Der Grund dafür schien in ungeheuren Kräften in ihrem Innern zu liegen. Letzte Berechnungen und Messungen des Phänomens hatten für die unsichtbare »Klammer« den Gegenwert von annähernd 100 Milliarden Sonnenmassen ergeben. Es war bedauerlich, dass die Menschheit selbst im 36. Jahrhundert solche Phänomene noch nicht hatte untersuchen können, obwohl durchaus von kosmischer Nachbarschaft zu sprechen war. Interessant war vor allem, dass die unsichtbare Masse nicht nur die Wolke neutralen Wasserstoffs zusammenhielt, sondern möglicherweise auch die sie umgebenden 20 bis 30 Galaxien. Natürlich existierten unterschiedliche wissenschaftliche Lesarten, von denen jede mehr oder minder logisch untermauert war. Überwiegend wurde die rotierende Gaswolke für eine Proto-Galaxis gehalten – eine Galaxis, die zwar schon eine kleine Ewigkeit bestand, aber dennoch keine leuchtenden Sterne hervorgebracht hatte.

      Du meinst, dass dies alles deine Vermutung bestätigt, wir könnten es tatsächlich mit einer Materiequelle zu tun haben, wisperte der Extrasinn.

      »Warum nicht?«, gab ich zur Antwort.

      Das Hologramm stabilisierte sich wieder. Im gleichen Maß, wie die Bewegung der Basis gebremst wurde, schwächte sich das Glühen der Schutzschirme ab.

      »Dieses Ding will uns nicht haben«, ließ Rico verlauten. »Wir werden erneut abgestoßen.«

      »Glaubst du, es könnte sich um eine Materiequelle handeln?«

      »Nach allem, was du mir über dein Ziel erzählt hast, kann ich es zumindest nicht gänzlich ausschließen.«

      »Egal wie, es muss einen Weg geben, das Wallen zu durchdringen.« Als Rico zögerte, fügte ich rasch hinzu: »Belaste die Antriebssysteme notfalls bis zur Überpulsion, sie werden es einige Minuten lang überstehen. Vielleicht haben


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