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Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums. Rüdiger SchäferЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer


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mit exotischen Tieren für Parks, Zoologische Gärten und Forschungseinrichtungen, aber auch der illegale Handel mit reichen Privatsammlern und Jägern blühte. Viele Frachtdienstleister waren allerdings der Ansicht, dass Tiere sich nicht besonders von gewöhnlicher Ladung unterschieden. Die Konditionen, unter denen die bedauernswerten Kreaturen teilweise befördert wurden, spotteten daher allzu häufig jeder Beschreibung. Sie setzten die Tiere enormem Stress aus, indem sie sie nicht nur aus ihrem gewohnten Lebensraum rissen, sondern sie obendrein in zu engen Käfigen einpferchten und sie unter nicht im Mindesten artgerechten Bedingungen über Tage hinweg durchs All kutschierten.

      Amatae wusste inzwischen, dass die Verfassung der Terranischen Union einen Passus enthielt, der Tieren eine erstaunliche Menge an Rechten zugestand. Besonders ein Satz hatte sie dabei tief beeindruckt. Sie konnte ihn noch immer auswendig: Die Freiheit und der moralische Charakter einer Gemeinschaft, hieß es dort, manifestieren sich in erheblichem Maße durch deren Umgang mit den schwächsten ihrer Mitglieder. Die Terraner zählten zu diesen Mitgliedern auch die Tiere – und entsprechend streng waren die Auflagen gewesen, die Matriarchin Patralis hatte erfüllen müssen, um diesen lukrativen Auftrag an Land zu ziehen.

      Nachdem Amatae von der Sippenchefin und Kapitänin der VETRONA als Beraterin engagiert worden war, hatte sich die junge Mehandor ausgiebig über den Internationalen Zoo von Terrania informiert. Dort legte man großen Wert darauf, den Tieren mittels modernster Holotechnik, Klimakontrolle und positronischer Überwachung ein Leben zu ermöglichen, das sich kaum von dem in freier Wildbahn unterschied. Die riesige Anlage, die man mitten in der Wüste errichtet hatte, galt auf der Erde, der Heimatwelt der Menschen, als eine der größten Attraktionen des Planeten.

      Amatae war noch nie auf der Erde gewesen, und sie freute sich auf den Besuch. Sie hatte bereits mehrfach Kontakt mit Aulora de Vries gehabt, die den Zoo leitete. Die hochgewachsene Frau mit den stoppelkurzen Haaren hatte Amatae versprochen, sie persönlich herumzuführen und ihr alles zu zeigen. Dabei war der Stolz in ihrer Stimme unüberhörbar gewesen, und wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was Amatae über den Tierpark gelesen hatte, hatte de Vries allen Grund dazu.

      Ein leises Summen riss die Mehandor aus ihren Gedanken. Ihr Blick fiel zuerst auf die kurze Warnmeldung und huschte dann nach rechts in den hinteren Bereich des Hangars. Dort war ein Abschnitt mit rötlich schimmernden Prallfeldern vom Rest des Areals isoliert. Der im Zentrum der Schutzzone verankerte Container unterlag besonderen Sicherheitsbestimmungen – und das, obwohl sein einziger Insasse nicht bei Bewusstsein war.

      Die Positronik hatte registriert, dass die Temperatur im Innern des Containers um 1,8 Grad Celsius gefallen war. Damit lag sie geringfügig außerhalb der festgelegten Normparameter. Amatae korrigierte manuell nach, und die Meldung verschwand.

      Solche kleineren Abweichungen gab es öfter. Die VETRONA entstammte nicht unbedingt der modernsten Baureihe mehandorischer Walzenschiffe – und das beschrieb ihren allgemeinen Zustand schon mit reichlichem Wohlwollen. Zwar hatte es der Frachter vor einigen Monaten noch einmal durch die vorgeschriebene Jahresinspektion geschafft, doch kursierten seitdem Gerüchte unter der Besatzung, dass das hauptsächlich an den guten Beziehungen lag, die Matriarchin Patralis mit dem Chef der Prüfbehörde auf Kakomar pflegte, dem Heimathafen der VETRONA. Die besondere Betonung, die dabei auf gute Beziehungen lag, ließ erahnen, dass es weniger um technische als um körperliche Belange ging.

      Amatae kümmerte das nicht besonders. Solcher und ähnlicher Tratsch kursierte auf jedem Schiff und gehörte zur Handelsraumfahrt einfach dazu. Die VETRONA war ganz sicher nicht das beste Frachtschiff, auf dem sie bisher mitgeflogen war, aber auch nicht das schlechteste.

      Amatae hatte das Tier, das in dem isolierten Transportbehälter ruhte, nur einmal mit eigenen Augen gesehen, während der Verladung auf dem Raumhafen von Kakomar. Man hatte ihr das zuerst nicht gestatten wollen, doch Amatae ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Verantwortung nur für solche Tiere übernahm, die sie vor Reiseantritt persönlich untersucht hatte.

      Sie aktivierte die Holokameras, die das Containerinnere erfassten. Auf den ersten Blick wirkte der braune, an manchen Stellen ins Ocker spielende und nur gut einen Meter lange Körper eher unscheinbar. Das Tier lag auf der Seite, die acht kräftigen Beine leicht angewinkelt. Das hintere Beinpaar war stärker ausgeprägt, die vier mittleren Gliedmaßen wirkten kürzer, was unter anderem daran lag, dass sie statt der tellergroßen, krallenbewehrten Tatzen der Vorderläufe eine Reihe von Saugnäpfen aufwiesen. Das breite Maul mit seinen extrem harten und scharfen Reißzähnen war geschlossen. Die beiden Nüstern der spitzen, unmittelbar unter den zwei Facettenaugen liegenden Nase blähten sich mit jedem Atemzug der schlafenden Kreatur wie die Membransegel eines mehandorischen Faltdrachens.

      Amatae hatte das Tier nie persönlich in Aktion erlebt, aber die Holobilder waren beeindruckend genug gewesen. Dem Frachtmanifest zufolge hatte ein Prospektorentrupp das Tier auf der Suche nach Bodenschätzen durch reinen Zufall auf einer unbewohnten Welt im Hanin-Teshak-Sektor des Großen Imperiums entdeckt und eingefangen. Die Prospektoren hatten ihre Beute in einem Anflug von Sarkasmus Tupanthi getauft, was aus dem Satron übersetzt so viel wie »kleiner Imperator« bedeutete. Den wenigen Aufnahmen zufolge, die Amatae zu Gesicht bekommen hatte, war der Tupanthi ein ebenso schneller wie kompromissloser Jäger. Bis die Arkoniden das begriffen hatten, war es für drei von ihnen bereits zu spät gewesen.

      Das eigentliche Rätsel hatte sich jedoch erst offenbart, als man die seltsame Kreatur genauer untersuchte. Schnell fand man heraus, dass sie auf keinen Fall auf der Welt entstanden sein konnte, auf der man sie gefunden hatte. Denn trotz intensiver Nachforschungen stieß man dort auf keine weiteren Exemplare.

      Außerdem zeigten die Scans eine höchst ungewöhnliche Biostruktur, welche die Arkoniden als »Kompaktkonstitution« bezeichneten. Damit war gemeint, dass die Knochen, Sehnen und Muskeln des Tupanthi die Härte und Belastbarkeit von bestem Arkonstahl aufwiesen. In dem leider unvollständigen Bericht war von doppelwandigen Zellen, phylolytischer Molekülverdichtung und explosiver Kernteilung die Rede gewesen. Die Hälfte davon hatte Amatae nicht verstanden. Eins war ihr allerdings schnell klar geworden: Der Tupanthi war kein gewöhnliches Tier. Niemand wusste, woher er stammte und wie er auf einen einsamen Planeten am Rand des arkonidischen Sternenreichs gelangt war. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass es sich um eine genetische Züchtung handelte. Wahrscheinlich illegal. Und aus irgendeinem Grund hatte man das Zuchtergebnis dann auf einem einsamen Planeten ausgesetzt.

      Die Prospektoren jedenfalls hatten sofort das große Geschäft gewittert. Es war erneut reiner Zufall gewesen, dass die Scouts des Internationalen Zoos von Terrania als Erste auf das Angebot der Arkoniden aufmerksam geworden waren, zumal die Zoobeauftragten ihre Offerte über eher zwielichtige Kanäle verbreiteten. Allerdings hatte Aulora de Vries Amatae erzählt, dass man regelmäßig auch die weniger legalen Quellen für Lebendware durchforstete, weil die wirklich ausgefallenen und unter besonderem Schutz stehenden Exemplare meistens nur dort und unter der Hand veräußert wurden. Auf diese Weise, so versicherte die Terranerin während der gemeinsamen Hyperfunkgespräche, hatte man schon eine ganze Reihe von Arten vor dem sicheren Aussterben bewahrt.

      Amatae hatte keine Ahnung, was der Zoo für den Tupanthi bezahlt hatte, doch das Wissen, dass es das Tier auf der Erde gut haben würde, genügte ihr völlig. Schon seit die VETRONA vor vier Tagen von Kakomar aus gestartet war, freute sie sich darauf, Aulora de Vries endlich persönlich kennenzulernen.

      Der neuerliche Alarmton hatte diesmal nichts mit den Tieren zu tun. Er hallte als kurzes, aber eindringliches Heulen durch den Hangar und kündigte die nächste Transition an. Sie würde den Frachter direkt an den Rand des Solsystems führen. Genauer gesagt: in unmittelbare Nähe des äußersten Planeten, der den Namen Neptun trug. Die Datenbanken hatten Amatae verraten, dass diese Bezeichnung auf einen Wassergott der Menschen zurückging. Überhaupt hatten die Terraner die meisten Welten ihres Heimatsystems nach Göttern benannt, was Amatae seltsam fand. Sie hatte noch nicht viele Menschen kennengelernt. Diejenigen indes, die sie bislang kannte, machten keinen besonders religiösen Eindruck.

      Ich hätte mir mehr Zeit nehmen sollen, um mich über die Erde und ihre Bewohner zu informieren, dachte sie bedauernd. Aulora de Vries wird mich für dumm und eingebildet halten, wenn ich nicht mal über die grundlegenden sozialen Gepflogenheiten ihrer Kultur Bescheid weiß ...

      Ein


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