Perry Rhodan 16: Die Posbis (Silberband). Clark DarltonЧитать онлайн книгу.
und die aus dem Verschluss herausragenden Strahlungsmessgeräte hatten ihre Spur in seinem Gesicht hinterlassen. Als Johannesson sich in einem Spiegel betrachtete, murmelte er lakonisch: »Muss später operiert werden. Gibt beachtliche Narben.«
Dann ließ er sich seine Instrumente reichen und machte sich an die Arbeit.
Es stellte sich heraus, dass niemand an Bord der BOB-XXI wirklich ernsthaft zu Schaden gekommen war. Ein doppelter Beinbruch war der schlimmste Fall von Verletzung. Die Mannschaft konnte von Glück sagen, dass sie einen Kommandanten hatte, der im Augenblick der höchsten Gefahr so blitzschnell und zielbewusst zu reagieren verstand.
Die JOANN war inzwischen verständigt. Art Cavanaugh berichtete, er hätte Nike Quinto vor Erleichterung seufzen hören.
»Das kann zweierlei heißen«, meinte Eric daraufhin ungerührt. »Entweder wir haben ihn die ganze Zeit über falsch eingeschätzt, oder er hat vor lauter Aufregung den Verstand verloren.«
Eric selbst fühlte sich im Augenblick nicht mehr so miserabel wie in den ersten Minuten. Er kehrte zum Hauptschaltraum zurück und traf dort wieder auf Doc Johannesson, der eben dabei war, Leutnant Hynes' Arm zu behandeln. Ed Hynes saß aufrecht in einem Sessel.
»Schmerzen?«, fragte Eric.
Ed Hynes lachte. »Keine Spur. Der Doc hat mir ein halbes Dutzend Spritzen gegeben, und in einer muss wohl eine kräftige Dosis Alkohol gewesen sein. Ich fühle mich wie nach dem fünften Glas.«
Eric lachte mit. Dann ging er an seinen Platz. Ed Hynes sah ihm hinterdrein und dachte, dass der alte Furchtbar so furchtbar eigentlich gar nicht war.
Eric fokussierte die Ortereinrichtung neu. Im Augenblick war er noch auf sich selbst angewiesen. Die meisten Männer waren auf Anordnung des Arztes dabei, sich auszuruhen und die Wunden zu pflegen. In den Beobachtungsräumen wurde nur ein Notdienst versehen. Eric hatte gezögert, dazu seine Zustimmung zu geben, aber da im Augenblick von Gefahr keine Spur zu erkennen war, hatte er schließlich eingewilligt. Er drehte so lange an den Stellknöpfen, bis er den Bildpunkt des fremden Schiffes wieder ins Blickfeld bekam.
Eric erschrak im ersten Augenblick. Aber dann sah er, wie der hellgrüne Lichtpunkt auf seinem Schirm hin und her hüpfte, und begriff, dass er von dem Objekt dort draußen keine Gefahr mehr zu fürchten brauchte. Das fremde Schiff war mittlerweile vollständig aus der Kontrolle geraten. Die Antigravgeneratoren feuerten willkürlich nach allen Richtungen. Nur die Endgeschwindigkeit, die es nach dem Beinahezusammenprall gehabt hatte, gab dem sinnlosen Umherhüpfen eine gewisse Vorzugsrichtung – nämlich von der BOB-XXI fort. Bei dem Beinahezusammenprall schien das Schiff beträchtlich an Fahrt verloren zu haben, sonst wäre es jetzt schon weiter entfernt gewesen.
Wie mochten die Wesen aussehen, die an Bord des Schiffes gelebt hatten? Wo waren sie hergekommen?
Warum waren sie gekommen?
Und mit wem hatten sie sich dort draußen herumgeschlagen?
In Gedanken verloren starrte Eric vor sich hin. Er sah die Knöpfe und Hebel an seinem Schaltpult nicht in Wirklichkeit. Aber er zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass sich da eben etwas bewegt hatte.
Er schrak auf und studierte die Schaltknöpfe. Hastig fuhr der Blick an der Reihe der Schalter entlang. Einen nach dem anderen untersuchte er und fand, dass er sich in der richtigen Stellung befand. Eric beruhigte sich rasch wieder. Er durfte nicht vergessen, dass er wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte. Der Himmel mochte wissen, wie viele falsche Sinneseindrücke ein erschüttertes Gehirn aus sich heraus produzierte.
Er wollte sich wieder zurücklehnen, als er die Bewegung ein zweites Mal wahrnahm. Diesmal hatte er zufällig auf die richtige Stelle geschaut.
Der große Drehknopf für die Energiezufuhr des Telekoms.
Eric sprang auf. Mit einem wilden Ruck schoss die Hand nach vorne und packte den Knopf, um ihn in die Ruhestellung zurückzudrehen.
Aber da war Widerstand. Zornig nahm Eric beide Hände zu Hilfe. Die Knöchel traten weiß aus der Haut hervor, als die Finger sich spannten und den Knopf herumzuzerren versuchten. Aber der Knopf rührte sich nicht.
Eric kroch halb auf das Schaltpult hinauf, um in eine günstigere Position zu kommen. Er setzte zum dritten Versuch an, und es gelang ihm, den Knopf um ein paar Grad wieder auf die Ruhestellung zuzubewegen. Aber bevor er den endgültigen Erfolg erzielte, geschah etwas Eigenartiges.
Über beide Handrücken zog sich plötzlich eine blutige Strieme, als hätte sie jemand mit einem scharfen Messer geritzt. Das alles ging so schnell, dass Eric nicht einmal sah, ob der Schnitt rechts begann und nach links lief oder umgekehrt.
Er spürte aber den brennenden, pulsierenden Schmerz und ließ mit einem zornigen Schrei den Drehknopf los.
Eric fuhr herum. Doc Johannesson war immer noch mit Ed Hynes beschäftigt. Der Korporal saß matt und mit bleichem Gesicht in einem weichen, bequemen Sessel. Von keinem war Hilfe zu erwarten. Aber ...
Ein verrückter Gedanke schoss Eric durch den Kopf. Wenn jemand dem Telekom Energie zuleitete, dann konnte das nur bedeuten, dass er den Sender in Betrieb nehmen wollte.
Der weitaus größere Teil des Leitsystems befand sich unten in der Funkkabine. Mit zwei, drei Tastendrücken stellte Eric eine Interkomverbindung her. Er hatte nicht viel Hoffnung, dass sich jemand melden würde. Denn die Empfängeranlagen waren automatisch zum Kommandoraum durchgeschaltet, und die drei Funker pflegten ihre Wunden.
Trotzdem leuchtete der kleine Bildschirm auf, und Art Cavanaughs faltiges Gesicht erschien. Er atmete auf.
»Überprüfen Sie den Telekom, Sergeant!«, rief Eric. »Sofort!«
Art kniff die Augen zusammen und sprang auf. Für eine halbe Minute war er verschwunden, und Eric sah auf dem Bildschirm nur die Rücklehne des Drehsessels, auf dem Art gesessen hatte.
Dann kehrte der Funker zurück.
»Alles in Ordnung«, erklärte er ernst. »Leistungszufuhr null, die Geräte alle intakt.«
»Leistungszufuhr null ...?«
Ungläubig starrte Eric auf den Drehknopf auf seinem Schaltpult. Er hatte gesehen, wie die Leistungszufuhr eingeschaltet wurde. Dass er sie wieder ausschalten wollte, hatte ihm nachweislich zwei schmerzliche Schnitte quer über die Handrücken eingebracht. Und jetzt behauptete Cavanaugh ...
Da sah er, dass der Drehknopf wieder auf Null stand.
Er holte tief Luft. War er wirklich verrückt?
Er stieß den Atem aus und betrachtete die Hände.
Die Schnitte waren noch da, und Blut sickerte aus ihnen hervor.
Er war nicht verrückt. Jemand hatte ihn geschnitten. Derselbe, der den Drehknopf zunächst in die Höhe und dann, während er mit Cavanaugh sprach, wieder auf Null gedreht hatte.
»Überprüfen Sie die Tätigkeit des Senders während der letzten zehn Minuten, Sergeant«, war Erics nächster Befehl.
Art Cavanaugh bestätigte die Anweisung und verschwand wieder aus dem Blickfeld. Eric wusste, dass Art zehn Minuten brauchen würde, um die automatischen Aufzeichnungen des Sendegeräts zu studieren und herauszufinden, was geschehen war. In der Zwischenzeit war Eric eine andere Idee gekommen. Er speicherte die Verbindung mit Art Cavanaugh auf einer Meldeleitung und rief den Geräteraum an. In seiner Aufregung dachte er ein paar Augenblicke nicht daran, dass der Notdienst keine Besetzung des Geräteraums vorsah. Es fiel ihm wieder ein, als sich niemand meldete. Voller Ungeduld wollte er schon abschalten, als der Bildschirm noch im letzten Augenblick aufleuchtete und das vor Schmerz verbissene Gesicht eines der Wachhabenden ihn anschaute.
Eric war wieder der alte. Angesichts der Gefahr, in der sich die Station vielleicht befand, hatte er keinen Grund, auf die Schmerzen des Mannes dort unten Rücksicht zu nehmen.
»Überprüfen Sie den Atmosphärenumsatz an Bord für die letzten zwei Stunden!«, befahl Eric, und seine Stimme klang so hart, wie jedermann sie aus der Zeit vor