Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe AntonЧитать онлайн книгу.
müssen sicher sein, dass wir keine Verfolger hinter uns herziehen.« Perry Rhodans Tonfall ließ keinen weiteren Widerspruch aufkommen.
Die Kastuns kamen nur unmerklich näher. Zumindest an Schnelligkeit waren die Kriegsschiffe dem terranischen Spürkreuzer unterlegen, obwohl sich die ILKIN als Hemmschuh erwies.
Die Distanz fiel unter 20 Millionen Kilometer. Nahezu rechtwinklig kreuzte jetzt die Flugrichtung der Kastun-Kriegsschiffe den Kurs der JOURNEE.
Rhodan wusste, dass die Invasoren das Feuer eröffnen würden. Auch wenn sie keine großen Schäden anrichten konnten, war der psychologische Faktor deutlich. Die Besatzungen der Kastuns, schien es, lebten vom Kampf – sie würden ihr vermeintliches Opfer nicht ohne Drohgebärde entkommen lassen.
Noch 15 Sekunden bis zum Erreichen der Mindestgeschwindigkeit ... Die Optiken holten die »brennenden Schiffe« schier zum Greifen nah heran. Deutlich waren in der Wiedergabe die hochkant gestellten Rümpfe der Kastuns zu erkennen, die jeden Terraner an Thunfische aus mattgrauem Stahl erinnerten. Der Bug des Schiffs erschien wie ein weit vorgestülptes, gierig aufgerissenes Fischmaul. Sonnenhelle Gluten loderten darin.
Die Schutzschirme der JOURNEE waren aufgebaut, zwar nicht die jeweils fünffache Staffel aus Paratron- und HÜ-Schutzschirmen, sondern ein wesentlich größer dimensioniertes doppeltes Paratronfeld, das den Raumfrachter einschloss. Coa Sebastian hatte Schaltungen vorgenommen, die das Schirmfeld einseitig verstärkten. Die den Kastuns zugewandte Seite benötigte eine höhere Spannung der ableitenden Energiefelder.
Die Fremden eröffneten das Feuer. Dunkle Aufrisse tobten plötzlich im Bereich des äußeren Paratrons, und obwohl die Intervallschüsse stark streuten, schnellten die Belastungsanzeigen bis in den Warnbereich.
Der Spuk war schnell vorüber. Die Feuerfrequenz der Intervallkanonen erlaubte zwei Schüsse in der Minute. Den Angreifern blieb nur die Zeit für diese eine Salve. Um ihre anderen Waffensysteme wirkungsvoll einsetzen zu können, war die Distanz nach wie vor zu groß.
Augenblicke später ging die JOURNEE gemeinsam mit dem Raumfrachter in den Überlichtflug.
Acht Minuten und 45 Sekunden Anspannung und banges Erwarten. Niemand konnte vorhersehen, was die beiden Schiffe am Rücksturzpunkt erwartete. Die schlimmste aller Möglichkeiten war eine größere gegnerische Flotte.
Nur mit einem Drittel der Höchstgeschwindigkeit, aber immerhin noch 30 Millionen Mal so schnell wie das Licht, bewegte sich die JOURNEE durch den Hyperraum. Anders ausgedrückt: In jeder Sekunde legte der Spürkreuzer fast ein Lichtjahr zurück. Von solchen Geschwindigkeiten hatten die Menschen zur Zeit der ersten Mondlandung nicht einmal träumen können. Im Jahr 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung waren sie längst eine Selbstverständlichkeit. Andernfalls wären sie gar nicht hier, hätten sie andere Galaxien niemals in vertretbaren Zeiträumen erreichen können.
Routine hatte wieder Einzug gehalten, soweit man nach den Ereignissen der letzten Wochen überhaupt davon sprechen konnte. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei, die Schüsse der Invasoren hatten keine Schäden hinterlassen.
Der zur Sonderausstattung des Kreuzers gehörende Hyperraumspürer, der eine Anpeilung und Verfolgung von Schiffen selbst im Überlichtflug ermöglichte, blieb taub. Falls die Angreifer nicht über das technische Know-how verfügten, die Ortungsimpulse des Hyperraumspürers zu assimilieren, hatten sie die Spur der Terraner verloren.
Als die JOURNEE mit der ILKIN im Schlepp nach knapp 500 Lichtjahren in den Einsteinraum zurückfiel, bestand noch immer volle Gefechtsbereitschaft. Die acht Transformkanonen waren bestückt und feuerbereit, die Zielerfassung der multivariablen Hochenergiegeschütze wartete ebenso auf den Gegner.
Die Anspannung der Crew wich nach wenigen Sekunden. Im Umkreis von mehreren Lichtjahren registrierten die Ortungen keine Schiffsbewegungen. Die Region zeigte sich vergleichsweise sternenarm, die Ausläufer einer Dunkelwolke verwehrten den Blick auf die Hauptebene Andromedas.
Die JOURNEE beschleunigte sofort wieder. Wenig mehr als drei Minuten würden bis zum nächsten Überlichtmanöver vergehen.
Eine einsame Sonne mit lediglich zwei entfernten kleinen Begleitern stand neun Lichtmonate entfernt. Von dort kamen plötzlich Peilsignale.
»Wir werden gescannt!«, meldete Cita Aringa.
»Identifizierung?«
»Die Symbolgruppen lassen auf Maahks schließen.«
Mit dem Daumen der rechten Hand massierte Perry Rhodan die kleine Narbe an seinem Nasenflügel. Aufmerksam registrierte er, wie sehr die Umstände alles veränderten. Inzwischen vermutete man die Kastun-Kriegsschiffe überall, jede Ortung wurde zuerst dem unbekannten Gegner zugeschrieben. Dabei konnten selbst Zehntausende Angreifer nicht überall zugleich sein.
»Werden wir angefunkt?« Ein rascher Seitenblick zeigte dem Terraner, dass nur noch 15 Sekunden bis zum nächsten Eintritt in den Hyperraum fehlten.
»Die Peilsignale sind verstummt.«
»Raumschiffe!«, erklang es gleichzeitig. »Mindestens acht große Raumer haben in der Peripherie des Zwei-Planeten-Systems den Hyperraum verlassen. Die Massewerte deuten auf große Walzen hin.«
»Wir bekommen Geleitschutz, wie es sich gehört«, bemerkte Benjameen da Jacinta, der stellvertretende Expeditionsleiter. Obwohl gebürtiger Arkonide, hatte er auf Terra seine Wahlheimat gefunden und verstand sich selbst weder dem einen noch den anderen Volk zugehörig, sondern als Kosmopolit. Seine Parafähigkeit des Zeroträumens hatte ihn wiederholt in den Brennpunkt der Ereignisse gestellt.
Ein Lächeln umspielte Perry Rhodans Mundwinkel. In seinen Augen blitzte ein Anflug milder Ironie. Trotzdem schwieg er. Vermutlich hatten sie durch Zufall einen der vielen unbekannten Maahk-Stützpunkte entdeckt. Ohne die ILKIN im Schlepptau hätte er die Gelegenheit ergriffen, mit den Methanatmern Kontakt aufzunehmen. Nur des Frachters wegen tat er es nicht.
Noch zehn Sekunden ... Neue Ortungsanzeigen erschienen auf den Schirmen. In Sekundenabständen materialisierten weitere große Schiffe ... dann flog die JOURNEE wieder im übergeordneten Kontinuum.
»Ich hatte den Eindruck, dass sich ein Maahk-Verband sammelt«, stellte die Kommandantin fest.
Rhodan nickte knapp. »Es hätte mich gewundert, würden sie nicht gegen die Invasoren vorgehen. Die Methanatmer haben im Lauf ihrer Geschichte mehr Leid erfahren als andere Völker. Entsprechend sensibel reagieren sie.«
»Wir brauchen schlagkräftige Unterstützung«, wandte Coa Sebastian ein. »Vor allem verfügen die Maahks über ein weitmaschiges Informationsnetz, das helfen kann, Informationen über Stärke und Absicht der Kastuns zu sammeln.«
»Das ist auch ein Grund, Chemtenz anzufliegen, sobald wir den Frachter und die Flüchtlinge in Sicherheit wissen«, erwiderte Perry Rhodan. »Dort haben wir unsere Botschaft und die Niederlassung der Methanatmer nebeneinander.«
Kapitel 4
Ka-Tygo lag rund 2000 Lichtjahre über der Hauptebene von Andromeda, im Außenbereich des zur Milchstraße weisenden Spiralarms, und nicht einmal weit von jener Position entfernt, an der die JOURNEE die Zeitsperre durchbrochen hatte. Es war der dritte von sieben Planeten eines Doppelstern-Systems, das aus einem roten Riesen und einem solähnlichen gelben Normalstern bestand.
Der Rücksturzpunkt des Spürkreuzers und seiner »Fracht« lag zwischen den Umlaufbahnen der beiden äußeren Welten. Aus Sicherheitsgründen hatte Perry Rhodan davon abgesehen, die Ankunft der ILKIN über Funk zu avisieren.
Mit halber Lichtgeschwindigkeit drang die JOURNEE in das System ein. Aus verschiedenen Richtungen wurde sie geortet, doch blieb eine Aufforderung zur Identifizierung aus.
Rhodan schüttelte den Kopf. »Das geht mir zu einfach. Keine Systemverteidigung, keine Aufforderung zu stoppen ... Ich will wissen, was hier gespielt wird. Cita, schnellstens die Scanprofile aller Planeten!« Mittels Blickschaltung aktivierte er die Interkomverbindung zur ILKIN, die während beider Überlichtetappen unterbrochen gewesen war. Ein bislang unbekanntes Gesicht blickte ihm vom Bildschirm