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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas BrandhorstЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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den Oxtorner und hielt ihn fest.

      Ich bin für dich da!, sagte die Geste.

      Mehr als einmal hatte Koppin ihm mit seiner Zunge das Leben gerettet, hatte ihn aus der Bahn eines tödlichen Strahls gerissen oder zurückgehalten, als er im Begriff gewesen war, eine tödliche Dummheit zu begehen. Und sie hatte ihn gewärmt, in den langen, kalten Nächten auf dem Eis von Snowflake, unmittelbar vor seiner jüngsten Wiedergeburt.

      Was für ein langer, schmerzhafter Weg es bis dorthin gewesen war! Auf dem Raumhafen der Randwelt, auf der ihn die Springersippe zurückgelassen hatte, hatte Deshwan die Berührung eines Okrills gefehlt. Vielleicht wäre sein Leben anders verlaufen, wäre Koppin zu dieser Zeit bereits an seiner Seite gewesen. Ohne den Okrill fehlte ihm das Element der Mäßigung.

      Deshwan erwachte, erkannte, dass man ihn ausgesetzt hatte, weggeworfen wie einen leeren Nahrungscontainer, und eine unstillbare Wut entbrannte in ihm; nicht beschränkt auf die Springer, sondern auf das Universum im Ganzen, das ihm so unfair mitgespielt hatte.

      Der Oxtorner machte sich daran, es dem Universum zurückzuzahlen. Das Universum hatte ihn zu einem Mörder gemacht, es sollte einen Mörder bekommen.

      Deshwan Jankoff wurde zum Söldner. Es war die einzige Arbeit, die ihm ohne Schwierigkeiten offen stand. Oxtorner sind Kampfmaschinen, jedes Kind in der Milchstraße wusste das, übertroffen allenfalls von den Halutern. Nur brachten diese Giganten die nötige Aggressivität lediglich in ihren seltenen Phasen der Drangwäsche auf. Und selbst dann war ihre Streitbarkeit ungezielt und bestenfalls unter großen Schwierigkeiten zu kanalisieren. Deshwan dagegen ... seine Wut war unerschöpflich, und er ließ andere bereitwillig davon Gebrauch machen. Es kümmerte ihn nicht, gegen wen oder wofür er kämpfte, solange er nur kämpfte. Deshwan zog durch die Milchstraße. Von Krisenherd zu Krisenherd, von Kleinkrieg zu Kleinkrieg. Nie gab es Mangel an Beschäftigung für ihn. Die Milchstraße war groß, ihr Reservoir an Konflikten und Leid unerschöpflich. Herrschte doch einmal unnatürliche Ruhe, blieben immer die Eastside und die Blues, denen es unmöglich schien, jemals in Frieden miteinander zu leben.

      Deshwan tötete. Meistens kannte er lediglich den Namen des Gegners. Wie er aussah, wusste er von Bildern und von den Resten, die von ihm nach einem Gefecht geblieben waren. An seiner Seite kämpfte – und starb – eine Vielzahl von Söldnern. Es waren keine Kameraden; jeder von ihnen hatte seine ganz eigenen Gründe, dieses Dasein gewählt zu haben. Gründe, über die man sich in einer unausgesprochenen Einkunft ausschwieg. Und Gründe, die er, wie der Oxtorner im Rückblick feststellte, ohnehin oft nicht verstanden hätte. Zu fremd waren die Söldner einander. Sie stammten aus allen Völkern der Milchstraße. Humanoide oft, auffällig viele Terraner. Die Terraner verachtete er. Ihre Gründe kannte er: Sie kämpften aus Langeweile, aus Überdruss an einer Gesellschaft von nahezu makelloser Perfektion. Der Kampf als gewöhnliches Vergnügen, die logische Fortsetzung von TriVideo, Fiktivspielen und Senso-Simulationen? Der Gedanke stieß den Oxtorner ab. Der Kampf war viel mehr als das. Er war eine Notwendigkeit, der Kampf war das Leben.

      Dann die Nichthumanoiden. Topsider, Unither, natürlich Blues und viele andere. Viele aus Völkern, von denen Deshwan nie gehört hatte. Einzelgänger, möglicherweise die letzten ihrer Art. Opfer eines Krieges, der ihre Heimatwelt vernichtet hatte und die nun nichts mehr anderes mit sich anzufangen wussten, als zu töten. Deshwan war auf Vermutungen angewiesen, und bei manchen der Söldner halfen selbst diese nicht weiter. Deshwan erinnerte sich insbesondere an einen Söldner. Er hatte den Namen des Wesens und seines Volkes vergessen. Oder hatte er ihn nie gesagt? Der Söldner hatte einen gedrungenen Körper mit einem Wulst statt einem Kopf. Tentakel, verkümmerte Flughäute und ein Rückgrat wie ein Scharnier, das es ihm erlaubte, sich zu einem kaum wahrnehmbaren Nichts zusammenzufalten. Irgendwann fiel Deshwan auf, dass der Fremde immer in Neunerschritten ins Gefecht ging. Selbst auf der Flucht, auf der Suche nach Deckung, blieb er stets im Rhythmus, legte er nach neun Schritten eine kaum merkliche Pause ein. Der Fremde war einer der besten Kämpfer gewesen, denen Deshwan je begegnet war, von gnadenloser Effizienz. Weshalb er kämpfte, hatte der Oxtorner nie herausgefunden. Das Geld konnte es nicht gewesen sein. Der Fremde nahm seinen Sold und übertrug ihn stets auf ein per Zufall ausgewähltes Konto irgendwo in der Galaxis. Deshwan konnte sich am ehesten vorstellen, dass es sich dabei um eine Art Sühne für die genommenen Leben handelte. Irgendeinem Glückspilz in den Weiten der Galaxis wurde aus dem Nichts heraus ein kleines Vermögen geschenkt, in gewisser Weise ein neues Leben.

      Doch das Überraschendste an Deshwans Söldnerleben war nicht, wen er traf, sondern, wen er nicht traf: Oxtorner. Niemals hörte er von einem. Zwei Dinge ergaben sich daraus für Deshwan: Erstens, dass Oxtorner nicht diejenigen waren, für die man sie hielt. Und zweitens ein leiser, bald immer stärker werdender Zweifel an dem, was er tat. Er handelte gegen seine innerste Natur. Oxtorner waren zum Kämpfen geboren, nicht zum Töten.

      Es sollte dieser Zweifel sein, der ihm ein neues Leben schenkte. Es geschah auf einer Stützpunktwelt in der Eastside. Blues wollten einen Blues-Vorposten ausgehoben sehen. Routine für den Veteranen Deshwan. Routine die Vorbereitungen für den Angriff. Routine der Angriff selbst.

      Nicht so die Verteidigung. Die Blues, denen der Stützpunkt gehörte, hatten auf den Schwarzmärkten der Galaxis eingekauft. Biologische Waffen. Tonnenschwere Echsen, von deren Panzerung Energiestrahlen abprallten, Insektenschwärme, die Schutzschirme durchdrangen, und vieles mehr. Und auf Deshwan wartete eine Bestie, die wie geschaffen schien, einen Oxtorner abzuwehren: ein Okrill.

      Unvermittelt stand die froschähnliche Kreatur auf ihren acht Beinen vor ihm. Deshwan konnte in ihrem halb geöffneten Mund die Zunge sehen. Er, der Oxtorner, wusste, dass nur Schnelligkeit ihn vor der Zunge des Tiers und ihrem Stromschlag, der selbst Terkonitstahl schmolz, retten konnte. Doch Deshwan verharrte wie gelähmt. Es war, als hätte der Anblick des Okrills eine Sperre in ihm gelöst, ihm schlagartig klar gemacht, wer er eigentlich war – und wie falsch er handelte.

      Die Zunge des Okrills schnellte dem reglosen Oxtorner entgegen, stoppte auf halber Strecke ab. Sie rollte sich zurück, in kleinen Schüben, als müsse ihr Besitzer jeden Zentimeter davon erzwingen, und deutete schließlich auf den Rücken des Tiers. Es sah den Oxtorner flehend an.

      Deshwan, der Söldner, dessen Leben von der blitzartigen Erfassung von Situationen abhing, verstand. Er sprang mit einem mächtigen Oxtornersatz vor und riss mit beiden Armen die Kontrolleinheit aus dem Fleisch des Okrills. Dann rannten Oxtorner und Okrill los, ließen das Schlachtfeld hinter sich und hetzten durch den Dschungel. Erst zwei Tage und Nächte später blickten sie zurück, als Deshwans ehemalige Auftraggeber die Geduld verloren und den Stützpunkt samt den verbliebenen Angreifern und Verteidigern mit einer Transformsalve pulverisierten.

      Der Blitz, in dem der Stützpunkt verging, war das äußere Zeichen von Deshwan Jankoffs zweiter Wiedergeburt.

      Ihm und Koppin, wie er den Okrill nannte, gelang es, einen USO-Kreuzer auf sich aufmerksam zu machen, der einige Tage später über der Welt erschien, um der Explosion nachzugehen. Deshwan gab sich als Abenteurer aus, der mit seinem Okrill von Urwelt zu Urwelt reiste. Die beiden sahen abgerissen genug aus, um ihre Geschichte glaubhaft erscheinen zu lassen, zudem spürten die USO-Spezialisten eine Verbundenheit zwischen dem Oxtorner und dem Tier, von der sie glaubten, dass sie nur das Produkt langen Zusammenseins sein konnte.

      Man ließ Deshwan und Koppin ziehen. Nicht ganz zu Unrecht, nahmen die beiden doch genau jenes Leben auf, das sie gegenüber den USO-Spezialisten für sich in Anspruch genommen hatten. Der Oxtorner und der Okrill suchten die Herausforderung im Ringen mit den Elementen von Extremwelten. Die Herausforderung und das Vergessen. Die Tode, die Deshwan als Söldner verursacht hatte, verfolgten ihn jetzt. Dem Okrill schien es ähnlich zu ergehen. Man hatte ihn bereits seit Jahren zum Töten gezwungen, als er auf Deshwan getroffen war, ein Sklave der Kontrolleinheit, die man ihm implantiert hatte.

      Deshwan ging in seinem neuen Leben auf, wie er in seinen Leben als Springer und Söldner aufgegangen war. Mit einem Unterschied: Er war nicht mehr allein, auch wenn er sorgfältig darauf achtete, anderen Menschen und intelligenten Wesen aus dem Weg zu gehen. Koppin war an seiner Seite und füllte eine Leere in ihm, deren Existenz er nicht geahnt hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben war Deshwan zufrieden. Wunschlos glücklich, wie er selbst eines Tages verblüfft


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