Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark DarltonЧитать онлайн книгу.
zu tun, sondern ebenso mit angrenzenden Forschungszweigen.«
Boulmeester schien damit durchaus zufrieden zu sein. »Wir arbeiten ausschließlich im Auftrag der Liga Freier Terraner und vor allem in der Entwicklung spezieller positronischer Systeme«, erläuterte er und aktivierte eine holografische Projektion.
Stirnrunzelnd betrachtete Adelaie die einfache Darstellung. »Das sind Speicherzellen einer veralteten Positronik.« Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen sachlichen Klang zu geben. »Vergrößerung etwa eins zu zehntausend. Das Bild dürfte aus der Zeit vor der LFT stammen, also etwa fünfhundert Jahre alt sein.«
Boulmeester gab keine Antwort.
Die Projektion wechselte.
»Bakterien«, sagte Adelaie. »Vergrößerung rund eins zu tausend. Die Art ist mir unbekannt.«
»Gut.«
Adelaie gewann den Eindruck, dass Boulmeester sein kurzer spontaner Kommentar unangenehm war. Zögernd fügte er hinzu, dass es sich bei dem Holo um ein Fiktivbild handelte.
Weitere Aufnahmen aus dem kybernetischen und biologischen Bereich folgten, die meisten konnte Adelaie identifizieren. Angespannt wartete sie darauf, dass der Kybernetiker versuchen würde, sie zu irritieren.
Und tatsächlich, das nächste Bild hatte es bereits in sich. Ein bizarres Gebilde klammerte sich mit einem halben Dutzend dünner Beine an die Oberfläche einer leicht gekrümmten Fläche. Die Lichteffekte waren derart bizarr, dass Adelaie fröstelte. Die Beine mündeten in einen nahezu kugelförmigen Kopf. Dieser war halb transparent, ließ das Innere aber nicht erkennen.
»Es erinnert mich an etwas, ich weiß nur nicht, woran. Wie eine alte planetarische Landefähre, die auf der Oberfläche eines Wüstenplaneten festsitzt.«
Das nächste Bild ähnelte dem unbekannten, jedoch handelte es sich um eine starke Vergrößerung. Alle Formen und Umrisse waren glatter und natürlicher.
»Ein Virus oder ein Phage«, erkannte Adelaie. »Ein winziges Lebewesen, kleiner als ein zehntausendstel Millimeter. Die Aufnahme muss von einem positronischen Rastermikroskop stammen. Oder – nein: Es könnte sich eher um die technische Nachbildung eines Virus handeln. Seine Formen sind exakter, geometrischer und kantiger als die eines richtigen Phagen.«
Mit einer knappen Handbewegung löschte Boulmeester die Projektion. Er blickte Adelaie durchdringend an. »Einverstanden«, sagte er nach einer Weile. »Du hast eine Stelle als Laborantin – in meinem persönlichen Labor. Deine Auffassungsgabe entspricht meinen Vorstellungen.«
»Das freut mich.« Die junge Frau lächelte dankend. »Allerdings interessiert mich, was zuletzt dargestellt war.«
»Eine Cyber-Brutzelle.« Boulmeester blickte kurz zu Skand. »Sag ihr, was es damit auf sich hat.«
»Viel wissen wir bislang nicht darüber«, sagte Mortimer. »Die Brutzellen wurden in einem Handelskontor auf dem Planeten Mardi-Gras entdeckt. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um eine Waffe gegen die Kosmische Hanse handelt. Perry Rhodan hat mehrere dieser Biester zur Erde mitgebracht.«
»Welchen Schaden richten die Gebilde an?«
»Sie reagieren in ähnlicher Weise wie Viren, die einen Wirtskörper befallen. Eine Cyber-Brutzelle formt aus den Elementen der befallenen Positronik Nachbildungen ihrer selbst. Und sie manipuliert Programminhalte, bis am Ende eine gegen uns handelnde Positronik steht. Es wäre eine Apokalypse, könnten sich diese Brutzellen unkontrolliert vermehren. Der Untergang Terras, der Liga und der GAVÖK mitsamt allen Handelsstützpunkten der Hanse wäre die Folge.«
»Ist das nicht etwas übertrieben?«, fragte Adelaie skeptisch.
»Leider nein«, sagte Boulmeester. »Bist du über Superintelligenzen informiert?«
»Was man so allgemein hört. Ich kenne den Namen ES, habe von BARDIOC ...«
»Zu wenig!«, unterbrach der Kybernetiker. »ES, die Superintelligenz, in deren Einflussbereich die Milchstraße liegt, hat einen Gegenspieler: Seth-Apophis. Vor 424 Jahren, als unsere neue Zeitrechnung begann, erhielt Perry Rhodan von ES einen klaren Auftrag, nämlich die Befriedung von Seth-Apophis. Die Kosmische Hanse ist ein Werkzeug dieses Auftrags, bei dem es sich im wahrsten Sinn des Wortes um die Beilegung eines kosmischen Konflikts handelt.«
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Du willst mir sagen, dass es sich bei den Cyber-Brutzellen um eine Waffe von Seth-Apophis handelt?«, fasste Adelaie schließlich nach.
Boulmeester hob beide Hände zu einer abwägenden Geste. »Es ist nicht unsere Aufgabe, einen Beweis dafür zu erbringen, vielmehr müssen wir die von den Brutzellen ausgehende Gefahr beseitigen, woher sie auch kommen mag. Die Macht im Hintergrund ist für uns nur insofern wichtig, als Erkenntnisse in der Hinsicht mehr über die Bedeutung unserer Arbeit aussagen. Wir müssen eine Gegenwaffe entwickeln, das ist unser Auftrag.«
Schon der erste Tag in den Deltacom-Labors hielt für Adelaie Bletz Hektik bereit. Große Aufregung herrschte, sie wurde peinlich genau kontrolliert.
»Ein toter Polizist ist angeblich verschwunden«, sagte Verta Cholm, die Leiterin des Positronikzentrums.
»Ein toter Polizist?« Adelaie runzelte die Stirn.
»So nennen wir die Minigebilde, die Franzlin zusammenbastelt. Der Chef bezeichnet sie als Polizeizellen. Toter Kram, den Franzlin baut; ich habe mir die Dinger im Raster angesehen.«
Franzlin war der Leitende Wissenschaftler der Entwicklungsabteilung, das wusste Adelaie schon. »Wieso angeblich verschwunden?«, fragte sie.
Cholm holte tief Luft, in dem Moment wirkte sie gequält. »Vielleicht hat Franzlin sich verzählt. Er hat über hundert von den Dingern gleichzeitig wachsen lassen, da kann es leicht zu einem Problem gekommen sein.«
Als wenig später Boulmeester kam, erfuhr Adelaie Einzelheiten. Jemand musste sich unbefugt Zutritt verschafft und einen der Behälter geöffnet haben, in denen jeweils zehn der neuen Zellen lagen. Jedenfalls befanden sich nur noch neun Zellen darin.
»... die Geschichte ist rätselhaft, wenn auch ungefährlich«, sagte Boulmeester. »Die bisher entwickelten Polizeizellen funktionieren nicht. Der Vorfall wurde der LFT gemeldet, mehr können wir vorerst nicht tun.«
»Viren, Vishna und Verdammte!«, fluchte Quiupu, als er seine heimliche Beute unter dem Molekularsensor betrachtete. »Was habe ich mir da geangelt?«
Er befand sich in seinem Labor. Den ihm von Perry Rhodan überlassenen Mehrzweckroboter hatte er desaktiviert, weil er eine Überwachungsvorrichtung darin vermutete. Die terranische Technik war ihm in der Hinsicht noch zu wenig bekannt.
Er hatte sich erhofft, eine der von Rhodan zur Erde mitgebrachten Cyber-Brutzellen zu bekommen, aber das war ihm offensichtlich nicht gelungen. Das Objekt, das er, an allen Sicherheitsvorrichtungen vorbei, erbeutet hatte, zeigte kein Leben.
Dass eine Brutzelle ohne äußere Einwirkung ihre Funktion einstellte, war nach allem, was Quiupu wusste, eine Unmöglichkeit.
Das submikroskopische Objekt, das er mithilfe seines eiförmigen Lockvogels über einen Lüftungsschacht erbeutet hatte, war etwa zehnmal so groß wie eine normale Zelle.
Der Lockvogel sandte jeweils eine winzige Wolke weniger tausend Moleküle aus, die einen extremen Reiz auf Brutzellen ausübten. Die dabei verwendeten synthetischen Lockstoffe waren erfahrungsgemäß zuverlässiger als jedes positronische System. Jedoch war etwas eingefangen worden, was gar nicht darauf hätte reagieren dürfen.
Das Ding, das in sein Ei gelangt war, musste sich aus eigener Kraft dorthin begeben haben. Trotzdem war es leblos in jedem denkbaren Sinn.
Quiupu stand vor einem Rätsel. Der Molekularsensor arbeitete zuverlässig, das grobe Simultanbild, das er entwarf, gab trotzdem nur wenig Aufschluss über das gefangene Objekt. In seinen Umrissen entsprach es weitgehend einem Phagen, aber es war kein Virus.
Mit seinen bescheidenen Hilfsmitteln