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Fettnäpfchenführer Italien. Sandro MattioliЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Italien - Sandro Mattioli


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Was können Sie besser machen?

      Was Sie besser machen können, hängt natürlich von ihren Zielen ab. Im Allgemeinen empfiehlt es sich aber, solcherlei Anmachversuche auf der Straße einfach zu ignorieren. Schimpfen darüber, angemacht zu werden, hat keinen Sinn. Man kann – und das machen Italienerinnen auch häufig – den sogenannten Rimorchiatori kurz ein gepflegtes Schimpfwort oder einen kleinen Fluch hinwerfen. Doch während die italienischen Frauen wohl für voll genommen werden, muss man das bei Ausländerinnen bezweifeln.

      Italiener haben eine feine Terminologie entwickelt: So gibt es den Provolone oder auch Provola, das ist ein Mann, der es bei den Frauen probiert. Der Rimorchiatore ist eigentlich ein Schiff, das andere Schiffe an die Leine nimmt, aber auch ein Mann, der viele Frauen abschleppt. Im Gegensatz zum Provolone probiert er es aber nicht bei jeder Frau.

      Vielleicht sollte Franziska sich einfach mal eine Stunde lang auf die spanische Treppe setzen und das Geschehen dort studieren, wie Zweier-Trupps probieren, Touristinnen abzuschleppen: Einer ist der aktive Part, der andere zunächst nur Schattenspender. Später greift er ins Gespräch ein und beginnt eine Unterhaltung mit der Freundin des ersten Objekts der Begierde, sodass die Aufteilung schon einmal klar ist ...

      Einem Vorurteil soll an dieser Stelle aber auch noch vorgebeugt werden: Wie in jedem anderen Land der Welt gibt es in Italien genügend schüchterne, nette, zurückhaltende, korrekte Männer. Nur schiebt sich in der touristischen Wahrnehmung logischerweise die zahlenmäßig weit unterlegene Anmacherfraktion in den Vordergrund.

      Andere zu ignorieren ist im italienischen Alltag generell eine sehr wichtige Fähigkeit. Denn auch bei den afrikanischen Straßenhändlern und bei italienischen Spendensammlern hilft es oft als einziges weiter. Italiener heben manchmal im Vorbeigehen den Zeigefinger und bewegen ihn wie einen schnell geschalteten Scheibenwischer, die angewinkelten Finger nach vorne gerichtet, manchmal noch begleitet von einem Schnalzen, das mit der Zunge vorne hinter den Schneidezähnen produziert wird. Das heißt »Nein«.

      Auch so kann man sich davor schützen, in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Denn wenn man eh nichts kaufen möchte, ist es unsinnig, ein solches Gespräch zuzulassen. Und manchmal spart es richtig viel Geld. Regelmäßig zu Beginn der Saison werden Geschichten von Touristen in den Medien berichtet, die ein gefälschtes Produkt einer Luxusmarke gekauft haben und mehrere Tausend Euro Strafe für ihren Kauf bezahlen mussten. Davon jedoch darauf zu schließen, dass die italienische Polizei mit äußerster Strenge gegen Produktfälscher vorgehen würde, ist sicher übertrieben. Es ging eher darum, ein Exempel zu statuieren. Gegen die fliegenden Verkäufer kommt die Polizei ohnehin kaum an: Nähert sich ihnen in Rom ein Polizist, pfeift jemand, blitzschnell packen die Händler das Tuch, auf dem sie ihre Ware auslegen, an den Ecken, schultern ihren Warenbestand und sind schon über alle sieben Hügel ...

      5

       WIE FRANZISKA EINBLICK IN DIE WELT DES KAFFEES BEKOMMT

      Franziska war es wirklich zuwider, allzu plump angemacht zu werden. Obwohl sie wusste, dass es nichts brachte, sich darüber aufzuregen, war sie immer noch auf 180, oder zumindest 150. Sie wusste, dass sie die Anmachen hier nicht so ernst nehmen muss, sie wusste, dass italienische Jungs einfach später erwachsen werden. Und sie wusste auch um ihre Wirkung auf Männer. Aber sie fand diese Form der Anmache dennoch maximal respektlos. Und deswegen regte sie sich auf.

      Einen Kaffee wollte sie dennoch trinken; sie mochte den Geschmack, vor allem aber mochte sie den kurzen Einhalt, die kurze Pause, die das Kaffeetrinken mit sich brachte. Das war jetzt nötig. Früher hatte sie noch geraucht, doch seit sie vor drei Jahren damit aufgehört hatte, war das Kaffeetrinken zum Ersatz geworden. Heute war Franziska meist froh, nicht mehr zum Tabak greifen zu müssen, der stinkenden Finger und auch der Gesundheit wegen. Und dazu war hier in Italien das Rauchen in quasi allen öffentlichen Lokalen verboten. Selbst dort, wo man im Freien saß, mussten die Zigaretten in der Schachtel bleiben.

      Franziska suchte sich eine Bar heraus, die nicht gerade zu den am schönsten herausgeputzten gehörte. Sie hatte einmal in einem Kaffeemagazin gelesen, dass die neu renovierten Lokale öfter irgendwelchen Mafiaclans gehörten, und die wollte sie nicht unterstützen.

      Die Clans nutzen dabei einen simplen Trick. Es sind keineswegs schießwütige Mafiosi, die im schwarzen Anzug und mit Sonnenbrille vor den Augen in den Lokalen mit ihren Waffen herumfuchteln. Nein, die Herren legen ein tadelloses Benehmen an den Tag und treten als ehrenwerte Geschäftsmänner auf. Barbesitzern wird ein vielversprechender Vertrag angeboten; wenn sie zu einer bestimmten Kaffeemarke wechseln, erhalten sie besonders gute Konditionen oder Prämienzahlungen. In den komplexen Verträgen ist aber eine Klausel versteckt, die der Barbesitzer nicht erfüllen kann. Es kommt folgerichtig zu einem Vertragsbruch, aus dem hohe Schadenersatzforderungen und damit Abhängigkeiten zwischen dem einstmals freien Barbesitzer und dem mächtigen Gegenspieler resultieren. Dem Barbesitzer bleibt am Ende meist nichts anderes übrig, als seinen »Geschäftsfreunden« das Lokal zu überschreiben. Von außen gesehen ändert sich nichts: Der Barista bleibt derselbe. Nur der Gewinn kommt nicht mehr den Menschen hinter dem Tresen zugute, sondern über Strohmänner dem Clan.

      Häufig werden die Bars auch als Mittel zur Geldwäsche benutzt. Firmen, die zum »System« gehören, renovieren die Lokale aufwendig und stellen überteuerte Rechnungen dafür. So wird schmutziges Geld gewaschen.

       DIE ITALIENISCHE MAFIA

      Die Mafia ist ein zu großes Thema, als dass man es hier in ein paar Absätzen umfassend darstellen könnte. Die Literatur dazu ist immens, doch was im deutsch-italienischen Vergleich immer wieder eine Rolle spielt und italienische Staatsanwälte an den Rand der Verzweiflung bringt, ist zweierlei: zum einen die aus ihrer Sicht längst überholte Vorstellung von der Mafia als eine Killerbande, die sich vorrangig in Süditalien gegenseitig abmurkst.

      Die Mafia ist heute eher mit einem global agierenden Wirtschaftsunternehmen zu vergleichen, das immense Geldreserven angehäuft hat und danach strebt, mit den Gewinnen aus der illegalen Wirtschaft (Prostitution, Drogen, Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Subventionsbetrug etc.) Einfluss in der legalen Wirtschaft und in der Politik zu bekommen und gleichzeitig schmutzige Gelder zu waschen. Zwar kommt es in Palermo und Neapel tatsächlich noch häufig zu Mafiamorden, doch in der wahren Zentrale der Mafia, in Mailand, agieren die Kriminellen auf andere, unauffällige Art und Weise, etwa indem sie Konkurrenzbetriebe einschüchtern und bedrohen.

      Übrigens wird in Italien meist von den Mafie gesprochen, man benutzt das Wort Mafia also im Plural und meint damit all die unterschiedlichen Gruppierungen: also hauptsächlich die Cosa Nostra aus Sizilien, die Camorra, die vor allem aus Neapel bekannt ist, die ’ndrangheta aus Kalabrien und die Sacra Corona Unita, die jüngste und kleinste kriminelle Vereinigung, die ihre Heimat in Apulien hat.

      Der zweite Aspekt, der die deutsch-italienische Zusammenarbeit erschwert, liegt in einem simplen Umstand begründet: In Italien können Gelder und Wertgegenstände beschlagnahmt werden, selbst wenn die Ermittler bloß den Verdacht haben, dass es sich um Vermögen der Organisierten Kriminalität handelt. Auf diese Art und Weise werden immer wieder Millionenwerte konfisziert.

      In Deutschland dagegen ist das viel schwieriger. Und noch eine Vorstellung ist überholt, nämlich die, dass Frauen nichts zu sagen hätten. Ihre Bedeutung in den kriminellen Organisationen wächst, auch weil die erfolgreiche Anwendung der Kronzeugenregelung manche Organisationen empfindlich geschwächt hat, sodass die bislang unverdächtigen Frauen aktiv werden mussten. Vor allem die Finanzen der Clans sind oft in Frauenhand, häufig aber auch nur in Vertretung, bis die inhaftierten Männer wieder freigekommen sind.

      Franziska fand schließlich eine kleine Bar mit einem rundlichen Mann hinter dem Aluminiumtresen. Das Lokal schien unverdächtig. Der Mann trug einen etwas zu großen Schnauzbart im Gesicht, was ihn Franziska


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