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Fettnäpfchenführer Vietnam. David Frogier de PonlevoyЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Vietnam - David Frogier de Ponlevoy


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Hand auf den Oberschenkel legt. Unter Männern ist eine solche Geste nicht anzüglich gemeint, sondern normaler Umgang. Wenn Sie dagegen eine Frau sind, müssen Sie solche Berührungen von Männern nicht tolerieren – sie sind gegenüber Frauen jenseits von Sitte und Anstand.

      Und wie halten es Paare in der Öffentlichkeit? Zwischen vietnamesischen Pärchen und Ehepartnern ist der öffentliche Körperkontakt zurückhaltend. Küsse, auch flüchtige, sind so gut wie gar nicht zu sehen. Wer aber in den Städten jugendliche Pärchen aneinandergekuschelt auf Parkbänken sitzend oder umschlungen auf Motorrollern fahrend sieht, merkt, dass das Austauschen von Zärtlichkeiten zumindest bei der jüngeren Generation kein komplettes Tabu darstellt. Das vietnamesische Gesellschaftsleben ist zwar eher konservativ, jedoch nicht über alle Maßen prüde. Wenn Sie als Paar unterwegs sind, müssen Sie liebevolle Berührungen untereinander nicht gänzlich unterdrücken. Aber vielleicht sparen Sie sich innige Küsse für besondere Momente auf, in denen Sie unter sich sind.

       »DRITTWELTLAND« VIETNAM?

      Vietnam ist kein Entwicklungsland mehr: Gemäß Weltbankdefinition ist Vietnam seit Beginn des Jahres 2011 ein Schwellenland (lower-middle-income country). Seine Wirtschaft wuchs zwischen 1990 und 2010 im Durchschnitt jährlich um 7,3 Prozent, und das Pro-Kopf-Einkommen hatte sich in dieser Zeit verfünffacht – ein rasend schneller Aufstieg für ein Land, das in den 1980er-Jahren noch zu den ärmsten Ländern der Welt gehörte. Eine aufstrebende Mittelschicht, die etwa 13 Prozent der Bevölkerung ausmacht und bis 2026 auf 26 Prozent ansteigen soll, gewinnt immer mehr an Kaufkraft.

      Vietnam zählt heute zu den weltweit größten Exporteuren von Reis, Kaffee und Pfeffer. Zu den wichtigsten Exportprodukten gehören zudem Textilien, Elektronik, Rohöl, Schuhe, Fisch und Meeresfrüchte. 41 Prozent der Bevölkerung waren 2017 in der Landwirtschaft tätig, 26 Prozent im Industrie- und 34 Prozent im Dienstleistungssektor. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen betrug 2018 mehr als 2.500 US-Dollar. An Stelle der Entwicklungshilfe sind unter anderem Instrumente zur Finanzierung des Klimaschutzes getreten; Vietnam gilt aufgrund seiner 3.444 Kilometer langen Küste und seiner zwei Deltaregionen als eines der Länder, die vom Klimawandel am meisten betroffen sind.

       Eckdaten Vietnam

      Fläche: 331.210 Quadratmeter

      Einwohner: 97 Millionen (2018)

      Klima: Subtropisch im Norden mit Regenzeit von Mai bis September und Trockenzeit von Oktober bis März oder April. Die Temperaturen können zwischen Dezember und Februar bis auf 12 Grad sinken; im Sommer um die 32 Grad. Tropisch im Süden mit Regenzeit von Juni bis Oktober, die Temperaturen bewegen sich zwischen 21 und 34 Grad.

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       VIETNAM, UNGEBREMST

      Florian möchte nochmals einen Blick auf den Stadtplan werfen, aber stehen bleiben ist unmöglich, da ihm gleichzeitig eine Frau, schwer beladen mit zwei großen Tragekörben, entgegenkommt, eine zweite ihm frittierte Teigtaschen verkaufen will und jemand direkt neben ihm einen Motorroller auf den Gehsteig fährt. Florian macht einen Schritt zur Seite, um nicht in einen am Boden stehenden Korb voller knallroter Chilischoten zu treten. »Shoe shine?«, fragt ihn ein Schuhputzer von der Seite. Florian atmet aus. Er kommt gar nicht hinterher mit Neinsagen und Abwinken.

      Nina hat ihn auf dem Weg zur Arbeit in der Altstadt abgesetzt, wo Florian sich an seinem ersten Tag in Hanoi etwas umsehen will. Vor ihm liegt eine große, weite Straßenkreuzung. Da musst du jetzt durch, denkt er. Ampeln sieht er keine. Aus allen Richtungen fließen endlose, brummende Schwärme von Motorrollern ineinander, durcheinander hindurch und wieder auseinander. Dazwischen hupende Taxis und eine Frau mit Strohhut, die einen Handwagen voll beladen mit T-Shirts und Plastiklatschen durch das Verkehrsgewirr schiebt. Auf einem Motorroller sitzt eine fünfköpfige Familie samt Baby, dessen Kopf in ein Moskitonetz gehüllt ist. Auf einem weiteren Roller duckt sich ein mittelgroßer Hund vorne im Fußraum und hält seine Schnauze in den Fahrtwind. Eine junge Frau in pinkfarbenem Kleid fährt auf einer Vespa vorbei und spricht dabei in ein Smartphone mit weißen Häschenohren.

      Florian schaut auf die Uhr. Sie zeigt noch die Zeit in Deutschland. Fünf Uhr früh. In Vietnam ist es bereits zehn Uhr morgens. Florians Hemd ist durchgeschwitzt. Er steht noch immer am Straßenrand und hofft auf eine Lücke im Verkehr, um diese Kreuzung zu überqueren. Aber da kommt keine Lücke. »Motobye?« Ein Motorrollertaxi bleibt vor seinen Füßen stehen. »Nein!«, sagt Florian und macht um den Motorroller herum ein paar Schritte vorwärts auf die Straße. Jetzt oder nie. Auf beiden Seiten tost der Verkehr. Ein schwarzer Toyota kommt direkt auf ihn zu. Florian macht einen Schritt zurück. Der Fahrer blinkt wild mit der Lichthupe. Florian hebt kurz dankend die Hand und nimmt dann drei schnelle Schritte vorwärts. Der Autofahrer bremst brüsk vor ihm ab, ein Motorroller knattert mit einem Schlenker vor Florian vorbei und verfehlt ihn um Haaresbreite. Florian hält die Luft an. Er kommt sich vor wie in einem Traum, den Kopf noch vom Jetlag benebelt.

      Florian steht jetzt mitten auf der Straße, weder vor noch zurück hält er für eine gesunde Option, aber auch stehen bleiben erscheint ihm selbstmörderisch. Ganz kurz fragt er sich, ob er nicht fürs Erste einfach bei Nina zu Hause auf der Couch hätte bleiben sollen. Ein Buch lesen. Oder schlafen. Da taucht plötzlich neben ihm eine alte, bucklige Frau in einem violetten Pyjama auf. Ohne nach rechts und links zu schauen, schiebt sie sich mit kleinen Schritten durch den Verkehrsstrom, der geschmeidig an ihr vorbeifließt. Knallhart, die Oma!, schießt es Florian durch den Kopf. Dann wittert er die Gelegenheit, schließt sich an die alte Frau an und trippelt mit ihr durch den rollenden Wahnsinn.

      Zwei Schritte noch. Geschafft. Florian erreicht mit seinem unfreiwilligen Schutzengel endlich die andere Straßenseite, das rettende Ufer. Während die alte Frau, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, schnurstracks weitergeht, schaut er sich etwas ratlos um. Er hat vergessen, wo er eigentlich hinwollte.

      »Na, Flo, wie war dein erster Tag in der Altstadt?«, fragt ihn Nina später am Abend.

      »Gut«, sagt Florian, »mir hat eine alte Frau über die Straße geholfen.«

       Wie Sie lebend auf die andere Straßenseite kommen

      Loslaufen. Schritt für Schritt. Nicht stehen bleiben, vorwärts blicken, gleichmäßig gehen, weder zögern noch hasten. Was wie eine alte viet namesische Lebensweisheit klingt, ist in Wirklichkeit schlicht eine Anleitung, wie Sie etwas auf den ersten Blick Unmögliches schaffen: eine Straße zu überqueren. Wer in Vietnams Großstädten am Straßenrand stehen bleibt und auf die nächste Lücke im Verkehr wartet, darf sich auf eine sehr lange Wartezeit gefasst machen. An manchen verkehrsreichen Ecken würden Sie vielleicht sogar den ganzen Tag warten.

      Stattdessen tauchen Sie ein. Der Verkehr wird Sie umfließen wie ein Fischschwarm. Motorroller bremsen kaum, sie weichen normalerweise aus und fahren meist hinter dem Fußgänger vorbei. Die Fahrer achten nämlich durchaus auf andere, auch wenn es manchmal nicht so aussehen mag. Wenn jedoch das »Hindernis«, also der Fußgänger, plötzlich die Geschwindigkeit oder Richtung ändert oder stehen bleibt, stört er dieses eingespielte Umfahrmanöver und riskiert Zusammenstöße.

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      Bei den etwas weniger beweglichen Fahrzeugen, den Autos, Bussen und Lastwagen, empfiehlt es sich je nach deren Geschwindigkeit jedoch deutlich häufiger, abzuwarten, statt einfach loszumarschieren; hier könnte es gefährlich werden. Die Lichthupe ist in Vietnam zudem kein Signal dafür, dass der Fahrer Vorfahrt gewährt, wie das Florian missverstanden hat – sondern für das Gegenteil: dass er hier jetzt geradewegs durchfahren möchte!

      Das Straße-Überqueren ist in


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