Fettnäpfchenführer Mexiko. Büb KäzmannЧитать онлайн книгу.
16 ENTSCHULDIGEN SIE, WO KANN ICH HIER DEN BUS FLACHLEGEN?
Die Tücken des mexikanischen Spanisch
17 HIER EIN HAPPEN, DA EIN HAPPEN
Wenn Bestechung kaum weh tut
Verhandlungskunst im Arbeitsleben
19 WIE EIN ELEFANT IN DER CACHARRERÍA
Über gutes Benehmen
Wie man Schildkröten artgerecht bewundert
Schlafende Polizisten und grüne Engel
22 WANN BESSERWISSER BESSER SCHWEIGEN
Das heikle Thema Drogen
Zwischen Geschäftstüchtigkeit und Geiz
24 MIT EINEM FUSSKETTCHEN IM GEFÄNGNIS
Verbotene Mitbringsel
Religiöses Allerlei
Fotografieren verboten?
Wenn man Raubkopien bekommt, ohne sie zu bezahlen
Wasser sparen auf Mexikanisch
29 VON HINTEN DURCH DIE BRUST INS AUGE
Kritisieren auf Mexikanisch
30 EIN MOMENTCHEN, ICH KOMM’ SOFÖRTCHEN
Über die Relativität von Zeit
Survival-Pack mit den wichtigsten Wörtern und Abkürzungen – mit Aussprachehilfe
VORWORT
Mexiko ist bei Deutschen ein beliebtes Fernreiseziel. Auch diejenigen, die noch nie dort waren, verbinden eine Menge Vorstellungen mit diesem Land, wo sich in den Mittagsstunden schlafende Männer die Sombreros tief in die Stirn ziehen, wo man sich von Tequila, Maisfladen und scharfen Soßen ernährt, dem Land der Menschen opfernden Hochkulturen, die großartige Pyramiden bauten und hochkomplizierte Kalender anfertigten – die Liste der Assoziationen ist lang.
Eine Redewendung sagt: »Willst du jemanden kennenlernen, geh in seine Küche«. Im Falle der mexikanischen Küche ist das ein sowohl schmackhaftes als auch aufschlussreiches Kennenlernen. Hier treffen Sie auf eine bunte Fülle an Einflüssen, an Zutaten und an Rezepten aus den verschiedenen indigenen Kulturen, aus der spanischen, aber auch aus der arabischen und französischen Küche, die zu einem unverwechselbaren Gesamtgenuss komponiert werden.
In ähnlicher Weise gilt das auch fürs Leben und Zusammenleben in Mexiko, das durch die Mischung unterschiedlicher Einflüsse seine charakteristische Prägung bekommt. Kein Wunder, dass man als Nicht-Mexikaner da hin und wieder irritiert ist oder sich, meist ohne es zu wollen, danebenbenimmt.
»Ins Fettnäpfchen treten« – diese etwas eigenartige deutsche Redewendung hat eine lange Tradition. Nicht eindeutig geklärt ist allerdings, wie eigentlich das Fett ins Näpfchen kam: Manche sagen, es sei in früheren Zeiten vom Räucherfleisch heruntergetropft und in kleinen Näpfen aufgefangen worden. Andere meinen, ein Napf mit Talg habe neben der Feuerstelle bereitgestanden, um damit die Stiefel nach dem Trocknen am Herd zu schmieren. Wo auch immer das Fett herkam, wenn jemand ins Näpfchen trat, hatte das unangenehme Folgen – für den Boden, aber auch für denjenigen, dem das Missgeschick passiert war.
Im Spanischen benutzt man ein ähnliches Bild: meter la pata – wörtlich: mit der Pfote hineingeraten. Wir verfolgen in diesem Buch, wie unsere Heldin Lily und ihr Onkel Anton nebst Freunden, Kollegen und Bekannten ihre Pfoten in allerlei Näpfe stecken, sich also blamieren oder etwas Peinliches tun. Was hinter dem Tritt ins Fett steckt, erklären wir im Anschluss an jede Episode unter der Überschrift »Reingetreten«. Wie man das Reintreten verhindert unter »Umgangen«.
1
ZWISCHEN HOLZKLASSE UND AIRCONDITION
BUSFAHREN IN MEXIKO
»Wieso dauert das bloß so lange? Ob die unsere Koffer vergessen haben? Ich hab ja gleich gesagt, dass ihr noch Ersatzkleidung im Handgepäck mitnehmen sollt!«
Lily blickt interessiert zu der Vierergruppe, wahrscheinlich eine Familie, die ein paar Meter neben ihr am Kofferband steht. Die Mutter trägt eine mit Haarspray betonfest fixierte Kurzhaarfrisur, die etwas zu kurze Outdoorhose des Vaters ermöglicht den Blick auf strahlend weiße Socken in braunen Ledersandalen. Tochter und Sohn stehen etwas abseits, das Mädchen verdreht die Augen. Ihr Bruder grinst. »Da kommt doch schon der erste Koffer, Papa.«
Kaum ausgesprochen springt der Vater zum Band, greift sich das in mehrere Lagen Plastikfolie eingewickelte Hartschalenmonster und hievt es auf den Wagen. »Was für ein Glück! In dem hier sind das Moskitospray und mein Schweizer Messer. Ist ja auch wirklich blöd, dass man das nicht im Handgepäck mitnehmen darf«, schimpft er vor sich hin.
Musterdeutsche. Lily schmunzelt – und hofft, dass niemand sie mit diesen Landsleuten in Verbindung bringt.
Kurz darauf scheinen alle Koffer der Familie da zu sein, und die Gruppe marschiert mit einem hoch beladenen Gepäckwagen in Richtung Ausgang. »Ich hoffe nur, dass der Chauffeur vom Hotel auch wirklich da ist, um uns abzuholen. In diesem Land kann man schließlich nicht vorsichtig genug sein. Ich hab mich ja nicht umsonst schlau gemacht. Also, mit dem Bus fahren wir auf keinen Fall, das ist viel zu gefährlich. Da gibt es nur Unfälle, es wird geklaut, und am Ende kommen wir nicht ...« Der Rest geht in einer scheppernden Lautsprecherdurchsage unter.
Lily schüttelt den Kopf. Nach einem entspannten Familienurlaub sah das nicht aus.
Da trägt das Gepäckband