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Fettnäpfchenführer Russland. Veronika WengertЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Russland - Veronika Wengert


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sind Quarkküchlein mit russischem Hüttenkäse, Eidotter, Honig und Salz, manchmal auch mit Rosinen. Sie sind mit den in Sachsen bekannten Quarkkäulchen vergleichbar. Oft werden syrniki auch in Hotels zum Frühstück serviert.

      Nur seinen geliebten Chai Latte mit Hafermilch, den er in Karlsruhe immer getrunken hat, den vermisst Paul Müller. Aber gut, zur Not geht auch dieser dünne Filterkaffee hier im Hotel, den die Bedienung immer als American Coffee bezeichnet – ob sie ihn vielleicht für einen Amerikaner hält?

      Stopp, Herr Müller! Längst schon haben auch in Moskau Coffeeshops mit unzähligen Arten von Kaffee und Coffee-to-go Einzug gehalten, und es gibt wunderbare, stylishe Cafés, in denen man den ganzen Tag beim Kaffeetrinken und People-Watching verbringen könnte.

      Auf alle Fälle ist der für Herrn Müllers Geschmack zu wässrige Filterkaffee immer noch besser als dieser starke Schwarztee, den seine Arbeitskollegen den ganzen Tag lang trinken, nachdem sie Berge von Zucker oder gar Konfitüre (Herr Müller meint warenje, womit gerne Tee gesüßt wird) darin versenkt haben. Oder noch schlimmer: dickflüssige, karamellisierte Kondensmilch! An deren Dauergebrauch haben sicher nur Zahnärzte ihre helle Freude.

      (Herr Müller hat wohl sguschtschjonka probiert: Dickflüssige, ziemlich süße Kondensmilch, mit der nicht nur Kaffee und Tee gesüßt, sondern in die auch bubliki, Kekskringel, eingetunkt werden. Auf den sguschtschjonka-Trend ist längst ein globaler Nahrungsmittelkonzern aufgesprungen, der die Kondensmilch in Tuben auch in Deutschland verkauft. In Russland sind hingegen Dosen üblich. Auch die russischen Lebensmittelgeschäfte in Westeuropa setzen auf die Nostalgie von Migranten aus Russland und seinen Nachbarländern: Sguschtschjonka gibt es so ziemlich in jedem russischen Supermarkt in Deutschland.

      Überhaupt scheinen die Russen das Versenken eines Lebensmittels in einem anderen zu lieben. Davon zeugt ein Trinkspiel, bei dem ein Schnapsglas Wodka einfach in einem großen Bierkrug versenkt wird. Dazu passt das russische Sprichwort: »Pivo bes wodki, dengi na wjeter!« (»Bier ohne Wodka ist zum Fenster rausgeschmissenes Geld!«)

      Das gilt nicht nur für Getränke, sondern auch für Gerichte: Neulich in einem Hotel in Barnaul – in der westsibirischen Stadt im Altai war Herr Müller schon mehrmals, da dort ein potenzieller Geschäftspartner sitzt – schwamm ein Getreideberg in flüssiger Butter, sodass man kaum entdecken konnte, welche Sorte das eigentlich war. Na ja, und irgendwie sah dieser Brei nicht wirklich lecker aus – zumindest nicht in Herrn Müllers Augen. Als die Bedienung dann noch mit dem wtoroje ankam, was auch immer das sein mochte, dachte Paul Müller, er habe sich komplett in der Uhrzeit verirrt, durch die Zeitverschiebung zwischen Moskau und Sibirien. Es gab Gulasch mit Kartoffelpüree – und das tatsächlich zum Frühstück!

      Herr Müller schleicht noch einmal ums Frühstücksbüffet herum, das zwischenzeitlich mit Würstchen, Speck und Hackfleischküchlein angereichert wurde. Lecker!

      Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Kaum etwas ist für Beinahe-Vegetarier wie Paul Müller dabei. Außer vielleicht dem dunkelroten Beerensaft, mors, der gerade frisch aufgefüllt wurde. Süß-säuerlich und sehr erfrischend! (Mors, der überaus beliebte Moosbeerensaft, fehlt auf keiner russischen Tafel. Moosbeeren sind übrigens sehr gesunde Vitamin-C-Spender.) Herr Müller lädt sich noch drei blini auf seinen Teller. Das leckere Frühstück im Hotel muss er auskosten, denn in der künftigen Wohnung würde ihn morgens nur eine leere Bratpfanne angähnen!

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Herr Müller nimmt die Welt durch sein eigenes, in Karlsruhe geprägtes Weltbild wahr. Seine Art, wie er Eier köpft oder Bananen schält, ist für ihn die einzig richtige. Oder sagen wir lieber: Er hat eigentlich noch nie darüber nachgedacht, dass man Eier und Bananen auch anders herum »öffnen« könnte. Umso verwirrter ist er, dass es in Russland tatsächlich »umgekehrt« üblich ist. Aber eben auch nicht bei allen Dingen! Der eine schwört auf diese Art und verlacht den anderen, dass dieser es »nicht richtig mache, weil er keine Ahnung von Bananen habe«. Und der andere schwört auf die »Von-unten-schälen-Variante«, wie die Affen. Fragen Sie einmal in Ihrem russischen Bekanntenkreis, was nun »korrekt« ist – vermutlich werden Sie zu keiner eindeutigen Antwort kommen.

      Was Herr Müller beim sawtrak, der ersten Mahlzeit des Tages, auf seinem Teller vorfindet, ist eine Mischung aus kontinentalem Frühstück und russischen Spezialitäten – also neben Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Joghurt und Saft werden auch blini und syrniki aufgetischt. Zu Hause in russischen Familien werden auch buterbrody gegessen, das sind belegte Brote, die mit einem dicken Käseschnitz, Schinken oder anderem Belag gereicht werden. Allerdings ist der Name ein wenig irreführend. Denn auch wenn das Wort buterbrod, so der Singular, aus dem deutschen Wortschatz übernommen wurde – so ist es in der Regel immer ohne Butter!

      Traditionell wird in Russland reichhaltig gefrühstückt: Kascha (Brei) aus Haferflocken, Buchweizen oder Reis wird mit Milch und Zucker in zerlassener Butter angerichtet. Und da hat Herr Müller ausnahmsweise mal recht: Von westeuropäischen Gaumen wird die Butterschicht über dem gekochten Buchweizen oft mehr als großzügig empfunden. Nicht umsonst besagt ein russisches Sprichwort: »Grütze kannst du mit Butter nicht verderben.« Als wtoroje, also wörtlich »Zweites«, eben die Hauptspeise, folgen oft Würstchen oder eine kotleta mit Bratkartoffeln, Eiern und Schwarzbrot. Oder auch Gulasch. Ja, richtig, auch zum Frühstück! Und nein, kotleta (Plural: kotlety) sind keine Koteletts, wie man vermuten könnte, sondern gebratene Rindfleischküchlein.

      In den Großstädten und bei jüngeren Menschen wird zunehmend kontinentales Frühstück bevorzugt, sodass Herr Müller zu Buchweizengrütze mit zerlassener Butter und Gulasch am frühen Morgen »gezwungen« wurde.

       HOTELS IN MOSKAU

      Moskau mischt bei Hotelpreisen global ganz weit oben mit: Eine Nacht in einem Zimmer der Kategorie Einzelzimmer kann mit mehreren hundert Euro zu Buche schlagen. Dabei gilt: Je näher am Moskauer Kreml, der lebhaften Twerskaja-Straße und anderen Top-Spots – umso teurer. Kaum eine globale Hotelkette, die nicht in der russischen Metropole vertreten wäre. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 sind nicht nur in Moskau sondern auch in den anderen Austragungsorten viele neue Hotels entstanden. Ein neuer Trend, der sich in den vergangenen Jahren etabliert hat, ist die Vermietung von privaten Apartments: Wie anderswo in der Welt werden immer mehr sanierte Wohnungen in Innenstädten an Touristen vermietet. Die Wohnungen haben, gemessen an älteren Hotels, meist einen sehr guten Standard, einige sind auch luxuriös ausgestattet. Manchmal kann es jedoch sein, dass die Wohnung zwar tiptop ist, sich allerdings in einem älteren Haus befindet. Einschlägige Internet-Portale zeigen nicht immer die Umgebung der Unterkunft. Fragen Sie im Zweifelsfall direkt beim Vermieter nach.

      Noch etwas: Eine Tasse Tee darf nicht fehlen! Was Herrn Müller sein Frühstückskaffee bedeutet, ist dem Russen sein tschaj. Tee heißt übrigens in den meisten slawischen Sprachen tschaj (čaj, чай oder anders geschrieben), und Schwarztee gilt als russisches National-getränk, es ist schon seit dem 18. Jahrhundert fester Bestandteil der dortigen Trinkkultur. Mitgebracht haben es übrigens die Mongolen als Gastgeschenk an den russischen Hof, später kamen chinesische Gesandte mit diesem Mitbringsel. Tee wird traditionell in einem samowar aufgebrüht, einem mit ursprünglich mit Holzkohle beheiztem Wasserkessel. Dabei wird der Tee als sawarka, also starker Sud, aufgebrüht und auf den Deckel des samowars gesetzt, wo das kleine Teekesselchen durch den Dampf warm gehalten wird. Heute findet man samoware oft nur noch in den wohnzimmerlichen Glasvitrinen, im Museum oder auf der Datscha, wo es keinen Strom gibt. Die meisten Russen benutzen im Alltag hingegen elektrische Wasserkocher. Geblieben ist allerdings die Tradition des Teesuds, von dem ein wenig in die Tasse gegeben und dann erst mit heißem Wasser aufgegossen wird.

       Was können Sie besser machen?

      Wie köpft man ein Ei eigentlich »richtig«? Und wer sagt, wie die Banane »korrekt« zu schälen ist? In Russland werden Eier manchmal mit einem Messerhieb geköpft und eben vom unteren Ende ausgelöffelt. Fragt man einen Russen


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