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Fettnäpfchenführer Russland. Veronika WengertЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Russland - Veronika Wengert


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aus. Und ob das Ende der Banane der Stiel ist, von dem ausgehend die Schale geschält wird oder der »Haltegriff« – das wäre sicher eine ähnlich zermürbende Frage wie die nach dem Huhn und dem Ei.

      Auf einer einschlägigen Webseite mit Überlebens-Lifehacks wird allerdings behauptet, dass man Bananen praktischer am unteren Ende öffnen könne. So würden es die Affen auch praktizieren, und die müssten sich schließlich auskennen. Aha. Probieren Sie es aus, pressen Sie die Banane am unteren, schwarzen Strunk zusammen, bis diese Schale aufplatzt und sich ohne Quetschen ziemlich einfach herunterziehen lässt! Das ist eigentlich noch besser als auf die »deutsche« Art!

      6

       HERR MÜLLER FÄHRT TAXI

      Der Bass hämmert ohrenbetäubend, überall auf der Tanzfläche bewegen sich verschwitzte Körper im Takt der Musik. Natascha hat ihre russischen Freunde mitgebracht: Pawel, Schenja und Larissa, die dem deutschen Geschäftsmann heute Abend eine beliebte Ausländerbar zeigen möchten.

      Die Clique tanzt und lacht – doch nach der gefühlten zwanzigsten Runde Bier kann Herr Müller einfach nicht mehr. Eine bleierne Müdigkeit überfällt ihn plötzlich, er verabschiedet sich und lehnt sich vor dem Hinausgehen aus der Bar noch kurz gegen die massive Holztür, die ihm beinahe auf die Stirn geknallt wäre.

      Nun gut, der letzte Wodka wäre nun wirklich nicht mehr nötig gewesen, aber Natascha hatte ihm erklärt, dass es zum guten Ton gehöre, »einen auf den Weg zu nehmen«. Oder wie die Russen sagen: »na pososchok«. Die frische Luft kühlt ihn ein wenig ab. Doch wie sollte er nun alleine ins Hotel kommen, mitten in der Nacht? Die anderen waren noch geblieben, auch Natascha.

      Herr Müller schaut sich nach einem Taxistand um. Einige Männer mit schwarzen Lederjacken lehnen an ihren Autos. Einer kommt auf Herrn Müller zu. »Taksi?«

      Sofort erhellt sich Herrn Müllers Gesicht. »Da – Ja!« Er klettert neben den Fahrer in den betagten Moskwitsch. Dann fällt ihm ein, dass ihm Natascha geraten hatte, den Preis immer im Voraus auszuhandeln.

      Der Moskwitsch (»Moskauer«) hat übrigens deutsche Wurzeln! Nun ja, fast! Denn 1946 wurden Fertigungsanlagen des Opel Kadetts von Rüsselsheim nach Moskau gebracht, bereits ein Jahr später rollten die ersten Modelle des Moskwitsch 400 im Moskowskij Sawod Malolitraschnich Awtomobilej (MZMA) vom Band. Später konnte sich der verbesserte Moskwitsch in den 1970er-Jahren auch in der DDR als Taxi und Fahrschulfahrzeug durchsetzen. Er war dort zunächst als »Mossi« im Sprachgebrauch, nach der Wende auch als »Rotschquietsch«. Der russische Automobilhersteller wurde 2006, nach vier Millionen produzierten Fahrzeugen, für insolvent erklärt.

      »Skoljko – Wie viel?«

      Der Fahrer zögert. »30 baksow!«

      Das war ja günstig. »30 Rubel?« Weniger als ein Euro? Die Kursschwankungen der vergangenen Jahre haben dem ohnehin schwachen Rubel gehörig zugesetzt. Schwer vorstellbar, dass dafür ein Taxi in Moskau auch nur den Motor anwirft! Auch im Russischen ist buck als Bezeichnung für den Dollar durchaus verbreitet, zumindest in der Umgangssprache. Da Zahlen ab Fünf grammatikalisch ein Substantiv im Genitiv Plural fordern, bekommt der buck die entsprechende russische Endung -ow. Und so werden daraus bucksow (gesprochen: bagsow). Der Begriff stammt im Englischen möglicherweise von der Bezeichnung für ein Wildlederfell, buckskin, das in den amerikanischen Gründerjahren Zahlungsmittel war.

      Der Fahrer lacht laut auf. »Njet! Dollarow!«

      Herr Müller zögert. Wo war er denn überhaupt? Ganz schön viel für eine Heimfahrt. So viel hat er selbst für den Wodka in der Kneipe nicht bezahlt. Er zögert. »Twenty?«

      Der Fahrer schüttelt den Kopf.

      Herr Müller überlegt einen Augenblick. Vielleicht könnte er ja mit einem anderen Taxifahrer verhandeln.

      Der deutsche Geschäftsmann klettert aus dem Auto und lässt den Taxifahrer einfach stehen. Er wankt an den Straßenrand, streckt den Arm seitlich vom Körper weg und hält den Daumen hoch. Fast fühlt er sich wie ein Tramper, doch genau das hat ihm sein praktischer Engel Natascha als Notlösung geraten: »Einfach an den Fahrbahnrand stellen!«

      Das dritte Auto hält. Ein reichlich klappriger Lada, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Ein paar Goldzähne, die unter einem schwarzen Schnauzbart hervorblitzen, begrüßen ihn.

      Der Lada wird vom größten osteuropäischen Automobilhersteller, der AwtoWAS (internationale Schreibweise auch: AvtoVAZ) in der Wolga-Stadt Togliatti produziert. Während die Pkw-Marke in Westeuropa als Lada bekannt ist, läuft eines der bekanntesten Modelle in Russland unter dem Namen Schiguli.

       »Nowoslobodskaja uliza?«

      Der Fahrer nickt, nennt einen Preis, doch Herr Müller versteht ihn nicht wirklich: »Taxameter?«

      Der Fahrer lacht. »Njet.«

      Gut, dann würde er sich eben ohne Taxameter nach Hause bringen lassen. Als er dem Fahrer einen Preis nennt, strahlt dieser breit und gibt sofort Gas.

      Herr Müller gähnt und träumt schon von seinem Bett. Doch warum biegt der Fahrer nun in solch eine dunkle Seitenstraße ein? Er wird doch nichts Böses im Schilde führen? Herr Müller mustert ihn kritisch. Der dunkelhaarige Mann biegt erneut ab – und wieder und wieder. Fast kommt es Herrn Müller vor, als würde er im Kreis fahren. Vielleicht kennt er ja den Weg überhaupt nicht?

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Herr Müller outet sich sofort als Ausländer, indem er einen offiziellen Taxistand sucht. In Moskau hat sich das System der privaten Schwarztaxis etabliert, die sogenannten tschastniki.

      Noch vor wenigen Jahren waren offizielle Taxen Mangelware: Dann sanken die Preise drastisch, und auch die Moskauer nutzten Taxis häufiger. Die Zahl der Anbieter hat rapide zugenommen, was zu Dumpingpreisen geführt hat. Eine gute Alternative sind mobile Apps: Die bekanntesten Anbieter, der US-Mitfahrdienst Uber und die Taxi-Sparte des russischen Internetkonzerns Yandex, haben fusioniert. Ein weiterer Mitstreiter ist der israelische Fahrdienstleistungs-Vermittler Gett.

      Da viele Fahrer von außerhalb kommen und daher viele nicht die Straßen kennen, kann es durchaus vorkommen, dass man als Fahrgast nach dem richtigen Weg gefragt wird. Manche Fahrer sind jedoch auch sehr stolz und drehen lieber eine Extrarunde, als zuzugeben, dass sie sich nicht wirklich auskennen. Auch Herr Müllers Fahrer war sich offenbar nicht sicher, wie er fahren sollte – aber wie konnte er diesen inostranez denn auch fragen, der noch nicht mal Russisch verstand? Ein Navigationssystem hatte der Fahrer nicht in seinem Privatauto, sonst wäre das Ganze kein Problem gewesen. Er hatte auch kein Smartphone mit virtuellem Stadtplan dabei. Viele Schwarztaxi-Fahrer kommen aus dem Kaukasus oder den südlichen Ex-Sowjetrepubliken, sie unterhalten dort ganze Familienclans mit ihrem Verdienst als Taxifahrer in Moskau. Doch auch Russen, die auf dem Weg nach Hause sind, nehmen gerne Fahrgäste mit – um sich einige Rubel hinzuzuverdienen. Ohne Quittung natürlich!

      Der erste Fahrer, auf den Herr Müller angesprungen war, wollte zunächst US-Dollar! Gewöhnlich wird jedoch in Rubel verhandelt ...

       Was können Sie besser machen?

      Sie möchten eine künstliche Staukolonne in Moskau provozieren? Das ist ziemlich einfach. Stellen Sie sich einfach wie Herr Müller an den Fahrbahnrand, Hand raus, aber bitte, ohne den Daumen in die Höhe emporzuhalten. Schon nach wenigen Sekunden wird sicher das erste Schwarztaxi stoppen. Oder es werden gleich mehrere Fahrzeuge hintereinander anhalten und dadurch ein kleines Verkehrschaos hervorrufen! Vor dem Einsteigen (nicht wie Herr Müller reinsetzen!) wird die Straße oder Metrostation genannt, zu der man möchte, und nach dem Preis gefragt. Wird man sich nicht einig, schlägt


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