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Fettnäpfchenführer Köln. Dirk UdelhovenЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Köln - Dirk Udelhoven


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Hauptverkehrsachsen. Außen der Kölner Autobahnring. Dann kommen Militärring, Gürtel, Innere Kanalstraße und die Ringe in der Innenstadt. Letztere ziehen einen Halbkreis um die Altstadt.

      Die Kölner Ringe untereilen sich in verschiedene Abschnitte: Ubierring, Karolingerring, Sachsenring, Salierring, Hohenstaufenring, Habsburgerring, Hohenzollernring, Kaiser-Wilhelm-Ring, Hansaring und Theodor-Heuss-Ring.

      1881 erwarb die Stadt Köln vom Kriegsministerium den inneren Befestigungsring, um diesen abzureißen. Zum einen brauchte man mehr Platz für die wachsende Bevölkerung, zum anderen wollte man sich dem eigenen Selbstbewusstsein entsprechend präsentieren. Und wie könnte es in Köln anders sein: mit Pomp und Pracht. Die Stadtoberen stellten sich einen großen Boulevard vor. So was gab es bereits in Paris und in Wien. Flugs schrieben sie einen Wettbewerb aus. Der Vorschlag König Rhein des Aachener Architektenduos Karl Henrici und Josef Stübben gewann und wurde als Basis der Stadtumgestaltung genommen. Stübben ernannte man zum Kölner Stadtbaumeister.

      Die Ringe galten lange Zeit als die Prachtstraßen Kölns. Fast überall standen Baumreihen, teils sogar zwei- und dreireihig, auf dem erhöhten Mittelstreifen oder den Bürgersteigen. Zusätzliche parkähnliche Anlagen gab es auf dem Sachsenring, dem Kaiser-Wilhelm-Ring und dem damaligen Deutschen Ring (jetzt Theodor-Heuss-Ring).

      Auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring gewinnt man noch einen Eindruck der damaligen üppigen Schönheit des Boulevards: Springbrunnen, umsäumt von Wegen, Blumenrabatten und Bäumen ziehen sich entlang der Straße.

      Und noch immer ist Stefan nicht zurück. Ullas Blick fällt auf ihr Handy. Sie überlegt, soll sie ihn anrufen? Er kommt ihr zuvor und meldet sich via Handy: »Ulla, sorry, bin noch am Ruhenden Verkehr. Komm aber bald.« Ulla seufzt. Sie hat es gewusst. Stefan steckt im Stau.

       Leck mich en de Täsch, wat für ’n Malör

      Da irrt Ulla. Stefan hat nicht »im« ruhenden Verkehr gesagt, sondern »am«. Ruhender Verkehr ist ein 15 Tonnen schweres Kunstwerk von Wolf Vostell, das seit 1989 auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernrings steht.

      Viel Verkehr ist hier tatsächlich, Stau inklusive. Ruhender Verkehr steht also goldrichtig. Genauso goldrichtig ist die Skulptur: ein einbetoniertes Auto, das als abstrakte Form eines Autos daherkommt. Von den Einheimischen wird Ruhender Verkehr gern als Standortangabe benutzt.

      Und wenn das kölsche Fußballherz höher schlägt und der 1. FC Köln einen Titel gewinnt, dann wird die Skulptur zum Zentrum der Fans: flankiert vom Autokorso und besetzt von Feiernden. Übrigens auch von Fußballfans anderer Clubs und Nationen.

       Schwaadschnüss

      Bereits 1969 betonierte der Künstler Vostell seinen eigenen Opel Kapitän, Modell P 2,6, Baujahr 1960 nicht auf dem Hohenzollernring, sondern in der Domstraße ein. Er belegte zwei Parkplätze, ließ das Autoradio laufen und stellte später noch eine Parkuhr dazu. Da in der Kölner Innenstadt eklatanter Parkplatzmangel herrschte und noch immer herrscht, rief die Kunstaktion das Ordnungsamt auf den Plan. Es handele sich um unrechtmäßige Vernichtung von Parkraum. Die Skulptur müsse weg.

      Und das passierte auch. Aus dem ruhenden wurde ein reisender Verkehr. Es ging 1974 für ein Jahr vor das Musée d’art moderne de la Ville de Paris, dann vor die Neue Nationalgalerie in Berlin. Doch eine Kölner Skulptur auf Dauer in der Fremde? Das kann nicht gut gehen. Sie kehrte in die Heimat zurück, aber musste auch hier erst mal reisen. Zuerst zur Kölner Kunsthalle, die war damals am Josef-Haubrich-Hof, dann auf den Hohenzollernring.

      Und da findet man sie noch immer. Denn das Aktionskunstwerk ist heute moderner denn je. Es zeigt anschaulich, dass die Autos immer größer werden. Damals war die Skulptur unübersehbar. Heute geht der Betonklotz zwischen den SUVs nahezu unter.

      8

       ROT-WEISSES TRAUMA

       ODER: WOHER DIE FARBEN KAMEN

      Ulla ist nervös. Sie lernt heute Stefans Fußballkumpels kennen. Es sind seine ältesten und besten Freunde. Natürlich will sie sich supercool und lässig präsentieren, testet alle erdenklichen Kleidungsvarianten aus, um am Ende überfordert wieder in Jeans und Bluse zu schlüpfen. Sich in Haut und Klamotten wohlzufühlen hilft schließlich gegen Aufregung. Stefans Dauerschleifenpredigt, dass seine Kumpels entzückt von ihr sein werden, lässt ihre Nervosität unbeeindruckt.

      Vielleicht hilft Bewegung. Stefan und Ulla brechen früher als nötig zum vereinbarten Treffpunkt in die Altstadt auf. Sie kreuzen den Ebertplatz, den Ulla bereits zu einem ihrer Lieblingsplätze erkoren hat, tauchen auf dem Plätzchen vor der Eigelsteintorburg wieder auf. Doch statt den Toreingang zu passieren, führt Stefan sie um die Burg herum, und Ulla traut ihren Augen nicht: Oben im Turmbogen hängt ein kaputtes Schiff, als käme es direkt aus der Mauer.

       CÖLN AUF HOHER SEE

      Seit 1926 kann man die Schiffsrelikte bestaunen. Die SMS Cöln war das erste deutsche Kriegsschiff, das Köln in seinem Namen trug.

      Es ging 1914 im Ersten Weltkrieg in einer großen Seeschlacht vor Helgoland unter. Die Gegner, fünf britische Schlachtkreuzer, waren den zwei kleinen deutschen Kriegsschiffen haushoch überlegen. Die Cöln versank, mit ihr fast die gesamte Besatzung, außer ein Matrose. Drei Tage später wurde das Wrack eines Rettungskutters, der zur Cöln gehörte, vor Norderney gesichtet, geborgen und der Stadt Köln geschenkt.

      Vom Eigelstein in die Altstadt. Von einem Brauhaus ins nächste. Von einem Kölsch zum nächsten. Die Altstadttour mit Stefan und seinen Kumpels beflügelt Ulla zusehends. Nun ja, vielleicht liegt es auch am üppig fließenden Kölsch. Denn Ulla belässt den Bierdeckel unter ihrer Stange und sendet den Kölner Köbessen und Köbinnen das klare Signal für mehr Kölsch. Sie könnte es stoppen, wenn sie den Deckel auf die Stange legte. Das hat sie gelernt. Aber das Gesöff perlt süffig, die Stimmung ist prächtig, und bis zum nächsten – verkaterten – Morgen liegen noch viele Stunden.

      Je stärker Ullas Schwips, desto geringer ihre Aufnahmefähigkeit. Der erregten Diskussion am Tisch kann sie kaum noch folgen. Satzschnipsel fliegen ihr um die Ohren: FC, FC, FC… »Dä Trainer schwad sich de Mul fusselich.« (Der Träner redet ohne Unterlass, erreicht die Mannschaft aber nicht.) »Da pack ich mir doch an de Kopp, der Keeper, der muss erus.« (Da fass ich mir an den Kopf, der Torhüter, der muss raus.) »Wat nit es, dat kann noch wäde.« (Was nicht ist, kann noch werden) FC, FC, immer wieder FC.

      Auch wenn sich Ulla für Fußball interessiert, gibt es doch noch andere Themen, über die man reden könnte. Aber nicht hier und jetzt. Der 1. FC Köln beherrscht die Runde. Ullas Blick schweift umher. Kichernd registriert sie die rot-weißen oder, wie die Kölner*innen sagen, ruut-wießen T- und Sweatshirts, die die Jungs tragen. Stefan hat nicht nur einen roten Pulli, sondern auch seine weißen Sneakers an. Na klar: Rot und Weiß sind die Farben des 1. FC Köln. Ullas Blick schweift durch das Brauhaus. Dominierende Farbkombi: Rot-Weiß, selbst das Stadtwappen: rot-weiß.

      »Hahaha«, prustet sie lachend heraus. Alle Augen schwenken auf Ulla, der die Aufmerksamkeit nun doch etwas peinlich ist. Beherzt tritt sie die Flucht nach vorn an. »Ihr habt ja recht, der FC ist klasse, aber dass sich alle nach ihm richten, ist ein bisschen übertrieben, oder?«

      Verständnislose Blicke.

      Ulla holt aus: »Rot-Weiß, wohin man guckt. Sogar das Logo der Brauerei ist in FC-Farben.«

      Stille, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlt. Dann dröhnt das Gelächter der Männer und übertönt selbst den in Brauhäusern extrem hohen Lärmpegel.

      


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