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Fettnäpfchenführer Köln. Dirk UdelhovenЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Köln - Dirk Udelhoven


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mit seinen zehn Artikeln an, sondern auf die zehn Gebote der Bibel. Früher waren die Kölner*innen zwar zum Großteil katholisch, doch bis heute lassen sie sich von niemandem etwas predigen. Schon gar nicht von einem Paaf (Pfarrer). Deshalb erzählt man sich »die ware Geschischte mit dämm Moses un dänne zehn Rejeln« (die wahre Geschichte mit Moses und den zehn Regeln). Und weil die Kölner*innen Kölner*innen sind, haben sie natürlich noch eine Regel oben drauf gesetzt und aus zehn jecke (verrückte) 11 Regeln gemacht.

       1. Et es, wie et es. (Es ist, wie es ist.)

      Übertragen heißt es: Sieh den Dingen ins Auge.

       2. Et kütt, wie et kütt. (Es kommt, wie es kommt.)

      Übertragen: Hab keine Angst vor der Zukunft.

       3. Et hätt noch emmer joot jejange. (Es ist noch immer gut gegangen.)

      Übertragen: Es gibt eine Vorsehung. Gegen die kann man nichts machen. Also mit der Ruhe.

       4. Wat fott es, es fott. (Was weg ist, ist weg.)

      Übertragen: Trauer den Dingen nicht nach.

       5. Et bliev nix, wie et wor. (Es bleibt nichts, wie es war.)

      Übertragen: Sei offen für Neuerungen.

       6. Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. (Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.)

      Übertragen: Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen.

       7. Wat wells de maache? (Was willst du machen?)

      Übertragen: Füg dich in dein Schicksal.

       8. Maach et joot, ävver nit zo off. (Mach es gut, aber nicht zu oft.)

      Übertragen: Achte auf deine Gesundheit.

       9. Wat soll dä Kwatsch? (Was soll der Quatsch?)

      Übertragen: Stell immer die Universalfrage.

       10. Drinks de ejne met? (Trinkst du einen mit?)

      Übertragen: Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach.

      On top:

       11. Do laachs de disch kapott. (Da lachst du dich kaputt.)

      Übertragen: Bewahr dir eine gesunde Einstellung zum Humor.

      3

       KÖLSCH IST EINE SCHÖNE SPRACHE

       FALLS MAN SIE VERSTEHT

      Es lässt sich nicht mehr vermeiden. Ulla lebt in Köln, hat sich in Stefans Wohnung breit gemacht und wird auf absehbare Zeit hier wohnen bleiben. Kurz: Es gibt keine Ausrede, warum sie nicht seine Familie kennenlernen sollte. So sehen das auch Stefan und die Seinen. Sie haben Ulla am Samstag zum Grillabend in ihrem Garten eingeladen. Natürlich nicht sie allein, Stefan kommt selbstverständlich mit. Aber Anlass der Einladung ist, dass sie endlich Stefans Neue sehen wollen. Wie Ulla so etwas hasst! Vermutlich wird sie mit den alten Freundinnen von Stefan verglichen werden. Man wird ihr Geschichten erzählen, die sie nicht hören will, und am Ende werden die Eltern sie nicht mögen.

      »Unsinn«, versichert Stefan. Seine Familie hat zwar mehr Macken als der Kölner Dom Steine, aber sie werden Ulla mögen. Weil auch sie einen Knall hat. Das sagt Stefan so zwar nicht, denkt es aber – jedenfalls unterstellt Ulla ihm das.

      Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es wird Samstag, der Abend naht, und Ulla kommt aus der Einladung nicht mehr raus. Sich krank zu stellen ist keine Option, Stefan würde ihr nicht glauben. Zu viel Arbeit hat sie auch nicht, und sich ewig drücken macht die Sache am Ende nur noch peinlicher. Also Augen zu und durch? Yes. Augen zu und durch!

      Auf der Fahrt über die Zoobrücke auf die andere Rheinseite – Stefans Eltern wohnen in Dellbrück – geht Ulla in Gedanken noch mal durch, was Stefan ihr von seiner Familie erzählt hat. Vater Willi und Mutter Heike. Er im Vorruhestand, sie Verkäuferin im Ökosupermarkt. Beide aktiv im Karneval. Willi sitzt bei Sitzungen sogar im Elferrat, was wohl was ganz Wichtiges ist. Ulla kennt sich da nicht aus, mit Karneval hat sie eigentlich nichts am Hut. Mutter Heike soll für ihre selbst genähten Karnevalskostüme berühmt sein. Für Stefan hat sie mal ein Fluch-der-Karibik-Kostüm geschneidert! Stefans Schwester Marie ist sogar die Vorsitzende des Karnevalsvereins. Ihr Freund Tobias Tanzmajor – was auch immer das ist – der Dellbrücker Nasenbären – was auch immer das ist.

      Laut Stefan ist das eine (Tanzmajor) was Gutes und das andere (die Nasenbären) eine beliebte und erfolgreiche Tanztruppe im Kölner Karneval. Egal, über solche Details kann sich Ulla gerade keine Gedanken machen. Bei ihr dreht sich im Kopf alles um die Frage: Wird Stefans Familie sie mögen?

      In Dellbrück angekommen, geht es gleich über den Nebeneingang in den Garten. Die Holzkohle glimmt bereits und verströmt einen vielversprechenden Geruch. Der Garten ist schön, der Tisch gedeckt, und Vater Willi kommt mit Mutter Heike auch schon auf Stefan und Ulla zu.

      Willi reicht Ulla die Hand: »Ich ben dä Willi.« (Ich bin der Willi) Und zu Stefan: »Jung, dä häs de dir ävver a lecker Mädche aanjelaach.« (Junge, da hast du dir aber ein hübsches Mädchen angelacht.)

      »What???« Ulla versteht kein Wort.

      Überrascht sieht sie zu Stefan, als der antwortet: »Bap, wat häs do dann jedaach.« (Papa, was hast du denn gedacht.)

      Dann mischt sich auch noch Heike ein: »Jetz maach ävver ens ne Punkt. Dat ärm Dier kan uns doch nit verstohn.« (Jetzt mach aber mal einen Punkt. Das arme Mädchen kann uns doch gar nicht verstehen.)

      Ulla nimmt Stefan beiseite. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass deine Familie Migrationshintergrund hat?«

       Leck mich en de Täsch, wat für ’n Malör

      Auch wenn Ulla Stefans Familie nicht verstanden hat, so sind sie mindestens in neunter Generation Kölner*innen und sprechen deshalb eben die typische Mundart, die kölsche Sproch oder einfach Kölsch genannt. Alle gebürtigen Kölner*innen, zumindest die, deren Familien schon länger in Köln verwurzelt sind, verstehen Kölsch. Fast jeder spricht es oder, besser gesagt, könnte es noch sprechen. Im beruflichen Alltag empfiehlt es sich allerdings, hochdeutsch zu reden, es sei denn, man hat ausschließlich Kund*innen aus der Kölner Region, arbeitet hauptberuflich für den Kölner Karneval oder will sich als Politiker*in volksnah geben. Letztere werden womöglich nur ein paar authentisch kölsche Begriffe einfließen lassen. Vielleicht mit dem erklärenden Nebensatz »Wie man bei mir in der Heimat sagt«, oder man beschränkt sich auf eine rheinische Sprachmelodie, die Einheimische sofort erkennen und die Sprechenden als Ihrige identifizieren. Für alle anderen ist in Zeiten fortschreitender Globalisierung davon abzuraten, in das kölsche Sprachidiom zu wechseln – man versteht sie einfach nicht. Umgekehrt ist es kein Problem: Wer Kölsch spricht, versteht auch Hochdeutsch.

      Unentschuldbar ist es aber, als Immi Kölsch zu reden. Das geht immer in die Hose und könnte dazu führen, dass man nicht mehr zu Festivitäten eingeladen wird. Nichts schmerzt Kölner*innen mehr als falsches Kölsch.

       Schwaadschnüss

      Kölsch ist keine eigene Sprache, es ist nicht einmal ein eigenständiger Dialekt, es ist eine Klangfarbe des Rheinischen. Kölsch wird in Köln und leicht variiert auch im Umland gesprochen. In der Regel hört man auf der Straße und in den Gaststätten anstelle der original Kölner Mundart eine Art Kölsch light, einen abgemilderten rheinischen


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