Alles, was Sie wissen sollten, Ihnen aber nie jemand erzählt hat. David IckeЧитать онлайн книгу.
mir trotzig begegnen, so will ich auch euch mit grimmigem Trotz begegnen und euch siebenfältig strafen um eurer Sünden willen, dass ihr eurer Söhne und Töchter Fleisch fressen müsst! Und ich will eure Höhen vertilgen und eure Sonnensäulen abhauen und eure Leichname auf die Leichname eurer Götzen werfen, und meine Seele wird euch verabscheuen. […] Euch aber will ich unter die Heiden zerstreuen und das Schwert hinter euch herausziehen, dass euer Land zur Wüste und eure Städte zu Ruinen werden.
Richtig netter Kerl. In Wirklichkeit ist „er“ natürlich überhaupt kein „Kerl“, sondern ein Symbol für ein schwer deformiertes und invertiertes Gewahrsein, das völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist und den Rest der Schöpfung in denselben zerrütteten Zustand bringen will – „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis“ (1. Mose 1,26) und all das. Große Religionen verehren diese Macht – würg – als ihren Gott. Bei dem „Es werde Licht“-Gott der Genesis, der „die Welt in sieben Tagen erschuf“, handelt es sich nicht um das Unendliche Gewahrsein, das seiner selbst gewahr ist, sondern um den demiurgischen Schöpfer unserer illusionären Realität, die der im Film „Matrix“ beschriebenen holografischen Simulation verblüffend ähnelt. Das erinnert mich an die Fernsehserie „Per Anhalter durch die Galaxis“, in der es hieß: „Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.“ Im Neuen Testament gibt es übrigens durchaus einige Bezüge zum Unendlichen Gewahrsein. Das erklärt den hanebüchenen Gegensatz zwischen dem wütenden, hasserfüllten Gott des Alten Testaments und dem etwas warmherzigeren Schöpfer, den das Neue Testament beschreibt. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass beide Schriften in höchstem Maße irreführend sind.
Die im Alten Testament enthaltenen Texte wurden umfangreichen Manipulationen unterzogen, um den von den Gnostikern beschriebenen Demiurgen in einen allmächtigen Gott zu verwandeln, den Milliarden Menschen verehren – sei es als Christ, Jude oder Moslem. Zu den zahlreichen Bezeichnungen, die dem Demiurgen verpasst wurden, zählen auch „Teufel“ und „Satan“. Anhänger der großen Religionen verdammen die Teufelsanbetung, während sie demselben deformierten Gewahrsein huldigen – nur unter einem anderen Namen und Persönlichkeitsprofil. Dass die Welt verrückt ist, erwähnte ich schon? Sie alle beten die Schattenmächte an, die für Chaos und die Zerstörung jedes Gleichgewichts stehen. In der Nag-Hammadi-Schrift „Über den Ursprung der Welt“ heißt es:
Von dort aber trat eine Kraft in Erscheinung über der Finsternis. Aber die Kräfte, die nach ihnen entstanden sind, nannten den Schatten „das grenzenlose Chaos“.
Die Verfasser sprechen nicht etwa von der menschlichen Gesellschaft, oder? Ganz bestimmt nicht – hier gibt’s ja kein Chaos.
Die Texte von Nag Hammadi bringen unsere Realität mit der „Hölle“, dem „Abgrund“ und der „äußeren Finsternis“ in Zusammenhang, in der die gefangenen Seelen von Dämonen gequält und manipuliert werden. Über den Seinszustand in den niederen Äonen heißt es im „Tractatus Tripartitus“: „Deswegen fielen sie hinab in die Grube der Unwissenheit, welche genannt wird ,die Finsternis, die draußen ist‘ und ,das Chaos‘ und ,die Unterwelt‘ und ,der Abgrund‘.“ Die Unterwelt, die hier erwähnt wird, ist nicht mit dem Bereich zu verwechseln, den die Gnostiker „die Mitte“ nennen: ein „Raum“ zwischen den erhabenen und den niederen Äonen. Er wird als ein Zustand zeitweiliger „Nichtexistenz“ beschrieben, in dem die Seele auf ihre Wiederverkörperung wartet oder aber aufgrund ihrer Unwissenheit und niedrigen Schwingung festsitzt. Das erinnert an die aus dem römisch-katholischen Glaubenssystem bekannte Vorstellung vom Fegefeuer – einem „Ort oder Zustand vorübergehender Qualen und Nöte“.
Das als „Sophia“ bezeichnete Gewahrsein soll sich, nachdem es Chaos und Verfälschung erschaffen hatte (den Demiurgen bzw. Jaldabaoth), in jener Zwischenwelt aufgehalten haben. Ich sollte betonen, dass auch dieser mittlere Bereich – wie die niederen Äonen insgesamt – eine Falle des Demiurgen darstellt, die wir umschiffen bzw. der wir entkommen können. Die Gnostiker verwenden für den Ausbruch aus der Wahrnehmungsfalle den Begriff Auferstehung. Wie wir das bewerkstelligen und den demiurgischen Käse hinter uns lassen können, werde ich später ausführlich erläutern.
Die „Agent Smith“-Archonten
In den „Matrix“-Filmen gibt es spezielle, als „Agenten“ bezeichnete Computerprogramme, die in die vorgetäuschte Realität der Matrix eingeschleust werden und dort in menschlicher Gestalt auftreten. Ihre Aufgabe ist es, das Kontrollkonstrukt zu überwachen und diejenigen aufzuspüren, die die Illusion durchschaut haben. Ihr Anführer, Agent Smith, fertigt an einem bestimmten Punkt unzählige Kopien seiner selbst an, die ihm wie aus dem Gesicht geschnitten sind und sich auch genau wie „er“ verhalten (Abb. 90).
Abb. 90: Die Archonten sind „Software“-Kopien der demiurgischen Verfälschung – in derselben Weise, wie Agent Smith ein repliziertes Computerprogramm war.
Jedes Mal, wenn ich in den Nag-Hammadi-Schriften davon las, wie der Demiurg Untergebene zur Bewachung der Ein- und Ausgänge der niederen Äonen erschuf, musste ich unwillkürlich an die Figur des Agent Smith denken. Bei den Gnostikern heißen die Kopien bzw. Untergebenen „Archonten“; der Demiurg ist der „Herr der Archonten“. Hier erkennen wir die Ursprünge der biblischen Begriffe „Herr“ bzw. „Herrgott“ und einer Vielzahl verwandter Bezeichnungen wie etwa „Herr der Dunkelheit“ oder „Herr der Zeit“. Häufig finden wir Darstellungen des Demiurgen / der Archonten in der Pop- und Filmkultur, beispielsweise als Darth Vader oder in der Gestalt des bösen Herrschers Dormammu, der im Marvel-Comic „Dr. Strange“ über die „dunkle Dimension“ gebietet und auch die „irdische Dimension“ unterwerfen will. Da „seine Kräfte und sein Verjüngungsprozess an Hitze und Feuer gebunden“ sind, lässt sich seine Macht durch Entzug dieser Elemente – nämlich des leuchtenden Feuers des Demiurgen / der Archonten – untergraben (Abb. 91).
Abb. 91: „Dormammu [der Demiurg] der ‚dunklen Dimension‘ / ,Gesandter des Herrn des Chaos‘“ – Die demiurgische Verzerrung und ihr Verlangen nach Chaos ist in Spielfilmen und der Science-Fiction-Literatur viele Male dargestellt worden.
Oftmals wissen die Autoren, was sie da beschreiben; aus anderen spricht eine Art unterbewusstes Seelengedächtnis, das per Vorstellungskraft Form annimmt. Im Englischen verweisen Begriffe wie „archangel“ (Erzengel) oder „archbishop“ (Erzbischof) auf die Archonten. Wir begegnen ihnen in Gestalt des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“ (engl.: „Great Architect of the Universe“), dem freimaurerischen Äquivalent eines Schöpfergottes – derselbe Titel übrigens, mit dem die Gnostiker den Demiurgen bezeichneten! Auch der Erschaffer der Matrix in der gleichnamigen Filmtrilogie wurde nicht zufällig „der Architekt“ genannt (Abb. 92).
Abb. 92: „Der Architekt – Baumeister der Matrix“ – Der Architekt: der Schöpfer der Matrix in der gleichnamigen Filmtrilogie. Die Freimaurer bezeichnen ihren „Gott“ als „allmächtigen Baumeister aller Welten“ – das ist einer der Titel, den die Gnostiker dem Demiurgen gaben.
Um zu verstehen, womit wir es eigentlich zu tun haben, ist es wichtig, dass wir die Archonten nicht in einem menschlichen Sinn personifizieren. Da der Demiurg über keine kreative Vorstellungskraft verfügt, bleibt ihm nur, die erhabenen Äonen zu imitieren. Die Wesen, die die Gnostiker Archonten nannten, sind Erweiterungen oder Kopien des demiurgischen Gewahrseins. Damit ahmt der Demiurg die Emanationen nach, die dem seiner selbst gewahren Unendlichen Gewahrsein der erhabenen Äonen entspringen; doch sind die demiurgischen Kopien im Vergleich zu Letztgenannten ungleich minderwertiger. Die Archonten sind gestaltlose energetische Seinszustände, die das demiurgische Original widerspiegeln. Sie sind keine Außerirdischen, wie wir sie uns üblicherweise vorstellen; doch sie können Gestalt annehmen und durch den Prozess der „Besetzung“, der schon im Altertum beschrieben worden ist, in den mentalen und emotionalen Kern anderer Lebewesen