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Reisen unter Osmanen und Griechen. David UrquhartЧитать онлайн книгу.

Reisen unter Osmanen und Griechen - David Urquhart


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zu bekämpfen. Bewegt und entflammt vom heiligen Eifer erhob sich die große Gemeinschaft zu einem Leib, einem Geist und einem Willen, den Tod verachtend und keinen anderen Gedanken hegend, als den, für unseren Herrn und Heiland zu fechten. Wer dem anderen Unrecht getan oder von ihm gelitten hatte, umarmte ihn als Bruder, und Brust an Brust vergossen die Versöhnten Tränen der Rührung. O du gesegnete und gnadenreiche Allmacht Gottes, wie wunderbarlich sind deine Werke an denen, die da glauben!“ (Contarini, 48 b.)

      Zuerst nahten sich die Flotten langsam und majestätisch; die Sonne war schon über Mittag hinaus und schien daher blendend den Türken ins Gesicht, und da ein Westwind sich gerade erhob, bevor die Flotten aneinander kamen, so bekamen die Verbündeten auch den Vorteil des Windes, so daß, als das Kanonenfeuer begann, der Rauch den Türken gerade entgegengetrieben wurde. Ein Korsar, der zum Rekognoszieren vorausgeschickt war, hatte das Hintertreffen nicht gesehen, berichtete also falsch über die Anzahl der Christen und sagte überdies, die großen Galeassen im Vordertreffen hätten nur auf den Vorderteilen Kanonen. Die Türken segelten also furchtlos vorwärts, in der Voraussetzung, daß wenn sie der Vorderbucht vorbei wären, alle Gefahr vorüber sein würde. Groß war also ihre Bestürzung, als von jeder Schiffsseite ein dichtes, gut gezieltes und ununterbrochenes Feuer losdonnerte, wovon jeder Schuß traf, indem die Kanonen viel niedriger gestellt waren als die von den mächtigen türkischen Schiffen, Zerstörung überallhin verbreitend, wohin das Feuer reichte. Lange blieben die Moslemin diesen tödlichen Salven ausgesetzt, da ihnen der Wind in die Zähne blies, und so oft in Zwischenräumen der Rauch sich verzog, sahen sie eine gräuliche Verwirrung von zersplitterten Focken, Rahen, Masten und Segeln; hier spalteten Galeeren auseinander, dort standen andere in Flammen, einige versanken, andere trieben mit der Flut hinab, nicht mehr gelenkt, denn ihre Ruderbänke waren zerschossen, und überall war die Oberfläche der See bedeckt mit verwundeten, toten oder ertrinkenden Menschen. (Contarini, S. 51.)

      Ali Pascha und Don Juan, jeder ausgezeichnet durch die Flagge des Oberbefehlshabers, segelten aus dem Gedränge. Dreimal wurde Alis Galeere geentert und seine Mannschaft bis an den Hauptmast gedrängt und dreimal wurden die Spanier zurückgeworfen, bis in einem verhängnisvollen Augenblick Don Juan, gedrängt von einer unverhältnismäßigen Übermacht, die dem Pascha zu Hilfe geeilt war, ohne die Möglichkeit eines Entsatzes rettungslos verloren schien. Dennoch kam noch zeitig Hilfe und Don Juan konnte den Kampf mit seinem ausgezeichneten Gegner erneuern, und als seine Enterer wieder Haken anschlugen an des Paschas Galeere und noch einmal aufs Verdeck sprangen, da fiel Ali von einem Flintenschuß, und seine Mannschaft streckte die Waffen. Des Paschas Haupt wurde vom Rumpf getrennt und auf einen Speer gesteckt, den Don Juan selbst auf der Spitze seines Mastes befestigte. Die bald erkannte grausige Trophäe verbreitete Schrecken auf der ganzen muselmanischen Flotte und entschied das bis dahin schwankende Los des Tages.

      Das Siegesgeschrei der Verbündeten im Hauptkorps fand erfreulichen Widerhall am linken Flügel, doch am rechten ging das Gefecht noch fort mit weniger gesichertem Erfolge. Doria hatte sich in einem weiten und fernen Kreis geschwenkt, als wollte er den Feind überflügeln, und war deswegen nicht ins Gefecht gekommen. Das geübte Auge Uludschi Alis bemerkte plötzlich den großen Vorteil, den diese Lücke in der christlichen Linie ihm darbot; er stürzte sich auf fünfzehn so von ihren Genossen getrennte Schiffe, nahm eine maltesische und verbrannte eine venezianische Galeere.

      Die überlegene Taktik des algerischen Befehlshabers hielt den Doria noch länger in Atem, bis jener durch die schon durchbrochene Linie der Christen mutig drang, auf die Curzolari lossteuerte und mit zwanzig oder dreißig Schiffen seines Geschwaders den Rückzug bewerkstelligte. Dieser kleine Überrest, nebst einer ebensogroßen Reserve war alles, was nach fünfstündiger Schlacht von der großen türkischen Armada übrig war. Furchtbar war es wirklich, sagt Contarini, die See anzusehen, die von Blut gefärbt und mit Leichen bedeckt war, und traurig, die zahllosen Verwundeten zu schauen, die von den Wellen fortgeschleudert wurden und sich an zerbrochene Schiffstrümmer klammerten! Da konnte man Türken und Christen durcheinander erblicken, die, während sie sanken oder schwammen, um Hilfe flehten, oder vielleicht auf demselben Brett um den Besitz rangen. Überall hörte man Schreien, Stöhnen oder Weherufen, und als der Abend niedersank und Finsternis die Flut bedeckte, wurde das Schauspiel nur noch um so grauenhafter.

      Die Türken verloren in dieser Seeschlacht die kaum glaubliche Zahl von 40 000 Mann an Getöteten, Gefangenen oder Befreiten und über zweihundert Kriegsschiffe. Dennoch war binnen sechzehn Monden nach dieser mörderischen Niederlage das siegreiche Bündnis aufgelöst und ein Traktat unterzeichnet, der Venedig zum Tribut an die Pforte verpflichtete, „so daß es schien,“ sagt Voltaire, „als hätten nicht die Christen, sondern die Türken die Schlacht bei Lepanto gewonnen.“ Die Ursache ist aber einfach genug: In sechs Monaten hatten die Türken, eine Anstrengung machend, wie nur die Römer im Ersten Punischen Krieg, eine Flotte ausgerüstet gleich der verlorenen, und überlegen derjenigen, welche die Verbündeten besaßen, die der Schlacht ausweichend nicht die See halten konnten. Nichtsdestoweniger rettete der Sieg von Lepanto Venedig und hinderte die Türken daran, in Italien oder Spanien einzufallen. Sollte der Besitzer von Konstantinopel einmal wieder das Mittelmeer bedrohen, so ist zu fürchten, daß Venedig, Barcelona und Ancona keine Flotten wieder ausrüsten, um die Unabhängigkeit ihres gemeinschaftlichen Besitztums zu schützen. Die ehemalige Königin des adriatischen Meeres hat keinen Doria mehr, Spanien keinen Don Juan d’Austria, für deren Schläfe die Lorbeeren von Lepanto grünen könnten.

      1Ein Stremma ist beinahe ein Dritteil eines Morgen Landes. (Ein Morgen Land (= acre) enthält 4,40 Quadrat-Yards: ein Yard 5 Fuß; Anm. d. Übers.)

      2Griechisch: νῦν μὲν τεταπεινωμέναι, τò δὲ παλαιòν πϱóσχημα τῆς έλλάδος ἦν ταῦτα τὰ ϰτίσματα (Jetzt zwar liegen sie danieder, doch einst waren diese Bauwerke das Vorbild von Hellas = Strabo I. 9)

      3Es ist kaum nötig zu bemerken, daß die Entfernungen nach Stunden gerechnet werden; eine Stunde im Osten, so gut wie in Deutschland, kann man eine französische Lieue (entspricht etwa 4 km) rechnen.

      4François Pouqueville (1770-1838), französischer Reisender und Diplomat (Red.).

      5Griechisch: εὔϰαϱπος ϰάμπος.

      6Griechisch: ἐλευθεϱία.

      7Griechischer Begriff für eine militärische Einheit (Red.).

      8Griechisch:

εμπέλλοι.

      9Diese regulären Irregulären stehen auf der Stufe des Übergangs von den früheren Horden zu disziplinierten Truppen; sie sind nämlich dem regelmäßigen Aufrücken einander untergeordneter Grade unterworfen, aber keineswegs diszipliniert.

      10Beides griechische Generäle, die sich bei der verzweifelten, letztlich aber doch gescheiterten Verteidigung Messolonghis gegen die Türken in den Jahren 1822 und 1825-1826 große Verdienste erwarben (Red.).

      11Von Venedig gegründete Hafenstadt in Epiros (Red.).

      12Ali Pascha von Jannena (1741-1822), dem es gelang, in Nordgriechenland von 1810 bis 1821 ein von der Hohen Pforte unabhängiges Gebiet einzurichten (Red.).

      13John Hobhouse (1786-1869), der 1812 einen Reisebericht mit dem Titel „Journey into Albania and other Turkish Provinces“, erschienen in London, herausbrachte (Red.).

      14Eine geschützte äußere Festungsmauer bzw. eine Erdaufschüttung, die verhindern soll, dass man Feinde von der Mauer wegen des toten Winkels nicht wahrnimmt (Red.).

      15Hier irrt Urquhart, denn Cervantes verlor im Verlauf der Schlacht die linke Hand durch drei Pistolenschüsse. Ansonsten bliebe der Ausdruck auch unverständlich (Red.).

      16Giovanni Andrea Doria, gest. 1606, war der Befehlshaber Flotte der sog. Heiligen Liga von 1571, der sogar während der Schlacht ein Beispiel für die bei solchen Gelegenheiten immer wieder anzutreffende Hinterlist der Venezianer bot (Red.).

      17Giovanni


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