Die Reise der Bounty in die Südsee. William BlighЧитать онлайн книгу.
begegnete, sich zu uns gesellte. In diesem Schwarm von Menschen war die Hitze kaum zu ertragen, zumal jeder sich herbeidrängte, um wenigstens einen neugierigen Blick auf mich zu werfen. Sie vermieden jedoch sorgfältig, mich zu stoßen, und ich sah überall nur frohe und freundliche Gesichter.
Ich gab Teina zu verstehen, dass mein Besuch ihm besonders gelte, und überreichte ihm ein dem vorigen völlig gleiches Geschenk, das er mit großer Freude annahm. Die Vornehmen seines Gefolges beschenkte ich ebenfalls, und die vielen Kinder um mich her, besonders die kleinen auf den Armen ihrer Mütter, erfreute ich mit Glasperlen. Daraus suchten andere ihren Vorteil zu ziehen, und sogar Knaben von zehn und zwölf Jahren ließen sich aufgreifen und zu mir tragen, worüber die Menge in großes Gelächter ausbrach. In kurzer Zeit hatte ich auf solche Weise den ganzen Vorrat ausgegeben, den ich vom Schiff her bei mir trug.
Auf dem Rückweg sprach ich bei Poino und seinem Verwandten Moanna vor, einem schon recht bejahrten Häuptling. Diese beiden waren die vornehmsten Männer des ganzen Bezirks, weshalb ich es für ratsam hielt, mich mit ihnen auf guten Fuß zu stellen. Ich schenkte ihnen verschiedene wertvolle Sachen, und da das Land für die Anlage eines Gartens geeignet erschien, pflanzte ich Melonen- und Gurkenkerne und säte Salat. Es schien ihnen großes Vergnügen zu machen, als sie hörten, dass aus Samen die verschiedensten Pflanzen und Bäume aufwachsen und Früchte bringen würden. Ich fand in der Nähe große Felder, auf denen Tabak ohne alle Pflege wuchs, dazu fand ich Kürbisranken in Menge. Die Brotbäume und Kokospalmen hingen voll von Früchten.
Ich kehrte nun in Moannas Gesellschaft zum Mittagessen an Bord zurück, und nach der Mahlzeit ging ich wieder zu Poino, um in dem kleinen Garten noch allerlei zu säen und zu pflanzen. Während ich damit beschäftigt war, kam ein Bote von Teina, der mich nach der Wohnung seines Bruders Oripaia am Strand einlud. Hier fand ich eine große Menschenmenge versammelt, die mir sogleich Platz machte, um mich neben Teina sitzen zu lassen. Die Menge musste auf seinen Befehl zurückweichen, worauf man ein Stück Stoff, das zwei Yards breit und einundvierzig Yards (1 Yard = 0,914 m) lang war, auf der Erde ausbreitete. Oripaia brachte ein anderes Stück und legte es mir um Schultern und Hüften nach der Art, wie die Häuptlinge gekleidet sind. Dazu legte man zwei Schweine, jedes über zweihundert Pfund schwer, eine Menge Kokosnüsse und gebratene Brotfrucht zu meinen Füßen nieder. Man bat mich, auf dem ausgebreiteten Stoff von einem Ende bis zum anderen zu gehen, wobei man mich mit lautem Jubelgeschrei begleitete.
Darauf bat Teina mich, die Sachen an Bord zu schicken, und das Boot wurde damit so voll beladen, dass wir auf seine Rückkehr warten mussten, um uns an Bord begeben zu können. Ich nahm die Häuptlinge mit mir, da ich wohl wusste, dass sie ein Gegengeschenk erwarteten. Was ich Teina dann gab, war mehr, als ich ihm je geschenkt hatte, doch ich bemerkte, dass er von allem den anderen etwas abgab, vermutlich, weil sie auch zu den Geschenken beigetragen hatten, die nun an Bord verstaut waren.
Ich hatte Gelegenheit zu bemerken, dass die europäische Schweinerasse die tahitische allmählich zu verdrängen schien. Ursprünglich gab es auf diesen Inseln nur Schweine, die wie die chinesischen einen gedrungenen Rumpf mit sehr dickem Hals haben, aber da unsere europäischen Schweine viel größer sind, haben die Insulaner ihnen den Vorzug gegeben und ihre Zucht gefördert.
Am 30. Oktober kam Teina mit seiner Gattin bereits bei Tagesanbruch wieder an Bord, und da er ein zahlreiches Gefolge mitbrachte, ließ ich ihnen gebratenes und gekochtes Schweinefleisch vorsetzen, das ihnen besser als unser Frühstückstee schmeckte. Da sich inzwischen die Nachricht von unserer Ankunft auf der ganzen Insel verbreitet hatte, fanden sich immer mehr Fremde bei uns ein, die von den entlegensten Teilen Tahitis herbeigeeilt waren. Leider wurde auch allerlei Eisengerät vom Takelwerk abgeschnitten und gestohlen. Ich gab deshalb den Befehl, alle Eingeborenen außer unseren Gästen und ihrem Gefolge vom Schiff zu treiben. Als der Befehl ausgeführt wurde, besaß einer der Eingeborenen die Frechheit, eine Schildwache anzufallen. Zu seinem Glück konnte er im Gedränge entkommen, weshalb mir nichts anderes übrigblieb, als mich recht zornig zu stellen, um die Eingeborenen einzuschüchtern.
Bei Sonnenuntergang verließen mich meine Gäste und gingen in einem von meinen Booten an Land. Sie ziehen dies der Überfahrt in ihren eigenen Kanus vor, weil sie es als eine besondere Ehrung unsererseits ansehen. Auf ihren Wunsch ruderte unser Boot mit einem ihrer Kanus um die Wette. Man strengte sich auf beiden Seiten aufs Äußerste an, doch erreichte unser Boot als erstes den Strand. Als meine Leute zum Schiff zurückkehren wollten, ließ Oripaia sich ein Stück Stoff geben, das er als Siegeszeichen an den Bootshaken band.
Am folgenden Morgen kam Moanna bei Sonnenaufgang an Bord, um mir zu sagen, dass Teina »mattau« sei, also sich schäme, mir zu begegnen, ehe er einige gestohlene Sachen, nach denen er bereits geschickt, wieder herbeigeschafft habe. Ich hatte schon bemerkt, dass keine Kanus zu uns kamen, und als wir uns umschauten, entdeckten wir, dass man die Boje unseres großen Bugankers entwendet hatte, vermutlich wegen der Eisenbänder, die sich daran befanden. Damit es wegen dieser Bagatelle nicht zu Missverständnissen käme, schickte ich sogleich zu Teina, um ihn und seine Freunde an Bord einzuladen. Er stellte sich auch bald darauf ein und ließ alle Besorgnisse fahren. Ich hatte mit Oripaia eine Reise nach Oparre verabredet, aber er erschien nicht, und man sagte mir, der eben erwähnte Vorfall sei schuld, und er sei ausgegangen, um die gestohlenen Sachen zu suchen.
Oparre ist der nächste, westlich gelegene Bezirk von Tahiti. Ich wollte dort nachschauen, ob Nelson junge Stämme finden würde. Zunächst hielt ich es aber für ratsam, dem jungen Otu, Teinas Sohn, dem jetzigen Oberhaupt, der sich mit Teinas übrigen Kindern in Oparre aufhielt, einen Besuch abzustatten. Man hatte mir diesen Jüngling, wenn nicht als wichtigste, so doch als die Persönlichkeit mit dem höchsten Rang auf Tahiti benannt. Es war Mittag, als ich das Schiff verließ. Teina, seine Gattin und Poino begleiteten mich. Moanna, der ebenfalls mitgehen sollte, bestand darauf, an Bord zu bleiben, um seine diebischen Landsleute zu überwachen.
Wir setzten unser Segel und erreichten in einer halben Stunde Oparre. Während dieser Fahrt erzählte mir Teina ausführlich, was aus dem Hornvieh und den Schafen geworden sei, die Kapitän Cook ihm gegeben hatte. Fünf Jahre nach Kapitän Cooks Abreise, berichtete er, verbündeten sich die Bewohner der Insel Eimeo mit den Bewohnern des tahitischen Bezirks Attahuru und landeten auf Oparre. Nach heftigen Kämpfen, wobei viele Menschen ums Leben kamen, flohen Teina und seine Leute ins Gebirge und überließen ihre ganze Habe den Siegern, die alles vernichteten, was sie nicht hinwegführen konnten. Sie schlachteten und verzehrten einige Stück Vieh, nahmen aber die meisten Tiere mit nach Eimeo. Die Kühe hatten bereits acht Kälber und die Mutterschafe ebenfalls acht Lämmer geworfen.
Die Enten und Gänse hatten sich sehr vermehrt, aber die Truthühner und Pfauen waren gar nicht zum Brüten gekommen, was auch der Grund dafür sein mochte. Als Teina sah, dass mich der Verlust so vieler nützlicher Tiere schmerzte, schien er hocherfreut zu sein, aber ich stellte bald fest, dass der Grund dafür keineswegs in der Hoffnung lag, ich würde den Verlust ersetzen, sondern darin, dass ich nun Rache an seinen Feinden üben würde. Der Verlust der Tiere ließ ihn sonst so gleichgültig, dass ich ernstlich böse auf ihn war. Allerdings hatte er Grund genug, gegen die Bewohner von Eimeo aufgebracht zu sein, denn sie hatten die großen, geräumigen Häuser, die wir im Jahre 1777 in dieser Gegend gesehen hatten, sämtlich von Grund auf zerstört, sodass wir jetzt nur leichte Schauerdächer fanden, die von vier Männern an den Ecken aufgenommen und von einer Stelle zur anderen transportiert werden konnten. Von den vielen großen Kanus, die sie damals besaßen, waren nur drei übriggeblieben.
Als Teina während dieser Unterredung von mir erfuhr, dass ich beabsichtigte, die benachbarten Inseln zu besuchen, bat er mich ernstlich, nicht von Matawai wegzugehen. »Hier«, sagte er, »wirst du in Überfluss erhalten, was du brauchst. Hier ist jedermann dein und König Georgs Freund, gehst du aber nach den anderen Inseln, wird man dir alles stehlen.« Ich erwiderte ihm, der König habe ihm gerade deshalb die vielen Geschenke gesandt, und ich fuhr fort: »Willst du nicht auch dem König Georg etwas als Gegengabe schicken?«
»Ja«, rief Teina, »ich will ihm schicken, was ich nur habe.« Darauf fing er an aufzuzählen, was er alles hätte, und er nannte unter anderem auch die Brotfrucht. Dies war nun genau der Punkt, zu dem ich die Unterredung zu lenken gewünscht hatte, und ich ergriff die günstige Gelegenheit, ihm zu sagen, dass gerade Brotfruchtbäume dasjenige seien,