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Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Gerhard HartmannЧитать онлайн книгу.

Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches - Gerhard Hartmann


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im Reich, das spätestens ab 1648 zu einem eigenen, souveränen Handeln kaum mehr fähig war und im Zuge des Umbruchs in der Napoleonischen Zeit im Jahr 1806 aufgelöst wurde.

      In diesem Band werden alle jene Herrscher behandelt, die ab der Wiederbegründung des (west-)römischen Kaisertums im Jahre 800 diese Krone getragen haben; darüber hinaus auch alle ostfränkischen und dann in der Folge römisch-deutschen Könige (rex Romanorum), die keine Kaiser waren. Sinnvollerweise wird diese Reihe mit den jeweils drei österreichischen sowie Deutschen Kaisern ergänzt.

      Der Ansatz, aus dem Blickwinkel des jeweiligen Herrschers die Geschichte eines bestimmten Raums bzw. einer Epoche zu beschreiben, ist durchaus legitim, denn der Monarch bestimmte früher zumindest die »Richtlinien der Politik«, und nicht selten mischte er sich auch in Detailfragen ein. Mit der zunehmenden Partizipation weiterer Kreise an der politischen Willensbildung traten seine Gestaltungsmöglichkeiten zurück. Aber für den Zeitraum bis 1918 besaßen die Monarchen trotz des im 19. Jh. beginnenden Konstitutionalismus und Parlamentarismus immer noch einen entsprechenden Einfluss, vor allem mit ihrer Prärogative in der Außen- und Sicherheitspolitik. Politische Prozesse wurden und werden immer von politisch handelnden Personen angestoßen, beeinflusst und gestaltet. Diese dann aus deren Perspektive zu beschreiben, ist insofern nicht nur angemessen, sondern auch faszinierend.

      So möge dieser Band auch dazu beitragen, beim Leser bzw. der Leserin Verständnis für die historische Entwicklung der europäischen Mitte zu wecken, um damit vielleicht die gegenwärtigen politischen Gegebenheiten und Prozesse in Europa allgemein, sowie besonders im deutschen Sprachraum, aus der historischen Genese heraus verstehen zu können.

      Kevelaer, im Jahr 2007, am Fest des hl. Markgrafen Leopold III. von Österreich, mit dem in zweiter Ehe Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV., Mutter König Konrads III. und Großmutter Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, verheiratet war.

      DIE HERRSCHER DER KAROLINGERZEIT (800–911)

      Gegen Ende des Weströmischen Reiches setzte jene Periode ein, die als Völkerwanderung bezeichnet wird. Diese betraf im besondern Maße die germanischen Stämme, die hauptsächlich vom Ostseeraum kommend nach Süden und Westen vorstießen. Einer dieser Stämme, die Franken, drang bereits im 4. Jh. nach Nordostgallien vor und bildete dort im 5. Jh. unter Kg. Childerich I. († 482) ein selbständiges Reich. Dessen Sohn Chlodwig I. (466–511; Chlodowech = Ludwig, frz. Clovis) konnte sich als Alleinherrscher der Franken durchsetzen. Am Weihnachtstag des Jahres 498 ließ er sich von Bischof Remigius (436–533) in Reims taufen.

      Nach Chlodwigs Tod wurde das Reich unter seinen Söhnen bzw. deren Nachfahren in verschiedenen Varianten geteilt. Ab 558 unter Kg. Chlothar I. (498–561) war es dann wiederum vereint, wobei die drei Reichsteile (Neustrien, Austrien und Burgund) unter der Verwaltung von Hausmaiern (maior domus) bestehen blieben. Unter diesen gewann das Adelsgeschlecht der Pippiniden immer mehr an Bedeutung, die dann in der Folge die Macht der Merowingerkönige zurückdrängen konnten. Karl Martell (686–741), Sohn Pippins II. (635–714), konnte sich als Hausmaier schließlich im gesamten Frankenreich durchsetzen und mit seinem Sieg über die Mauren 732 bei Tours und Poitiers die islamische Gefahr bannen.

      Dessen Sohn Pippin III. der Jüngere (oder auch der Kleine oder der Kurze genannt) (714–768) erreichte 751 bei Papst Zacharias (741–752), dass nun er zum Kg. der Franken erhoben werde und der letzte merowingische Schattenkönig Childerich III. (720–755) ins Kloster gehen müsse.

      Aufgrund von Schwierigkeiten mit den in Norditalien siedelnden und herrschenden Langobarden begab sich Papst Stephan II. (752–757) im Oktober 753 ins Frankenreich und erbat von Pippin Schutz und Hilfe. Dieser versprach gleichzeitig dem Papst auch Gebiete in Mittelitalien (sog. Pippinsche Schenkung), dafür verlieh dieser Kg. Pippin den Titel Patricius Romanus, Schutzherr über die westliche Kirche. In zwei Feldzügen 754 und 756 wurde das Langobardenreich unterworfen und musste die Oberhoheit des fränkischen Königs anerkennen. Damit wurde der Grundstein für das oberitalienische »Reichsitalien« gelegt, d. h. in der Folge die Zugehörigkeit dieses Raumes zum Heiligen Römischen Reich. Dieser »deutsche« Einfluss in Oberitalien endete letztlich erst 1859/1866, als Österreich das Königreich Lombardei-Venetien abtreten musste. Der Papst erhielt damals die versprochenen Gebiete in Mittelitalien und legte damit den Grundstein des bis 1870 existierenden Kirchenstaats.

      Gegen Ende der Regierungszeit Pippins umfasste das Frankenreich das Gebiet des heutigen Frankreich und der Benelux-Staaten und reichte im Nordosten bis an den Rhein, im Südwesten bis an den Lech (Herzogtum Alemannien), in der Mitte bis in das Gebiet von Hessen und Thüringen. Die »älteren« Stammesherzogtümer Bayern und Sachsen waren damals noch unabhängig.

      KAISER KARL I. DER GROSSE

      (768/800–814)

      Ks. Karl der Große wurde am 2. April 747 oder 748 geboren (Ort unbekannt). Seine Eltern waren Kg. Pippin III. der Jüngere (714–768) und Bertrada (um 725–783). Für Karl sind vier Ehefrauen und fünf Konkubinen bezeugt, deren Namen nicht mehr alle bekannt sind. Zu den bekannten zählt HILDEGARD (758–783), Tochter des fränkischen Gf. Gerold, die Karl um 771 ehelichte. Mit diesen Ehefrauen und Konkubinen (»Friedelehen«, darüber S. 29) sind 18 Kinder belegt, darunter Kg. PIPPIN DER BUCKLIGE (um 770–811), Kg. KARL (772/73–811), Kg. KARLMANN (später Pippin genannt) (777–810) und der Ks. LUDWIG DER FROMME (siehe unten).

      Über die Kindheit und Jugend Karls des Großen gibt es keine sicheren Nachrichten. Der Vater Kg. Pippin der Jüngere dürfte seine beiden Söhne Karl und Karlmann (751–771) gleich behandelt und beabsichtigt haben, das Frankenreich unter ihnen aufzuteilen. Bei dessen Tod 768 wurden Karl und Karlmann fränkische Teil-Könige, und es zeigte sich bald, dass sowohl Karl als auch seine Mutter Bertrada Karlmann ausmanövrieren wollten. Mit dem plötzlichen Tod Karlmanns 771 veränderte sich die politische Lage, und es gelang Karl in der Folge rasch und endgültig, die Erbfolge in seinem Sinne und gegen die unmündigen Kinder Karlmanns zu lösen.

      Karls des Großen gesamte Regierungszeit war von Kriegen geprägt. Der erste Feldzug galt den Langobarden, wohin die Witwe Kg. Karlmanns mit ihren Kindern geflohen war. 774 nahm Karl den Titel eines »Königs der Franken und Langobarden« an, 776 konnte die fränkische Herrschaft in Oberitalien gesichert werden, und nach weiteren Italienzügen 780/81 wurde das Langobardenreich nach fränkische Muster umorganisiert.

      778 unternahm Karl einen Feldzug in das Gebiet südlich der Pyrenäen, das von den Mauren beherrscht war. Im August 778 kam es auf dem Rückmarsch in den Pyrenäen zur Katastrophe, als die Nachhut in Roncesvalles (nordöstlich von Pamplona) von den Basken überfallen und vollkommen vernichtet wurde. Das Rolandslied (Hruodland, Graf der Bretonischen Mark) hat diese Niederlage im Gedächtnis der Nachwelt erhalten. Erst 801 konnte Karls Sohn Ludwig das Gebiet bis zum Ebro erobern und die Spanische Mark errichten.

      Für die weitere Geschichte des »deutschen Mitteleuropas« waren aber zwei andere Eroberungen wichtiger. Ohne Krieg konnte Bayern an das Frankenreich angegliedert werden. Es gelang, Herzog Tassilo III. (741–796) politisch zu isolieren, und er legte wie schon 757 im Jahr 787 neuerlich den Vasalleneid auf Karl ab. Unter dem Vorwurf, er hätte mit den Awaren paktiert, wurde er 788 gefangen genommen. Bayern kam unter die Leitung eines Präfekten, blieb aber als politische Einheit bestehen. Trotzdem war dies das Ende dieses »älteren Stammesherzogtums«. Da die Awaren ab diesem Jahr aus Pannonien kommend nach Bayern und Italien vorstießen, unternahm Karl 791 gegen diese seinen ersten Zug, der aber erfolglos blieb. Um – man würde heute sagen – die »logistischen« Voraussetzungen für weitere Awarenzüge zu haben, versuchte Karl, zwischen Main und Donau einen Kanal zu errichten, was jedoch aufgrund der damals mangelnden technischen Möglichkeiten alsbald scheiterte.

      Bei weiteren Awarenzügen in den Jahren 795 und 803 gelang die endgültige Unterwerfung. 796 wurde die vorerst noch nicht dauerhafte bayrische Ostmark (östlich


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