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Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola LarsenЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen


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Liebe gelitten. Er war noch sehr jung, als er die Ehe mit der schönen, aber herzenskalten Simone schloss. Ich habe ihm damals davon abgeraten, denn ich wusste ganz genau, dass diese Ehe niemals gut enden konnte. Aber Wolfhart war ein echter Feuerkopf, hat seinen Willen durchgesetzt und ist mit sehenden Augen in sein Unglück gerannt.«

      Fassungslos starrt Sabrina den alten Herrn an. »Aber – aber ich denke, er war sehr glücklich mit seiner Gattin?«, bringt sie tonlos hervor.

      »Wie kommen Sie denn auf diese Idee?«, fragt Walter Braman kopfschüttelnd. »Glücklich soll Wolfhart mit der schönen Prinzessin gewesen sein? Ich bitte Sie! Diese Ehe war eine Hölle und eine einzige Qual, und ich habe Gott gedankt, als sie endlich geschieden wurde, obwohl ich sonst ein ausgesprochener Gegner von Ehescheidungen bin.«

      Sekundenlang ist es sehr still. Dann sagt Sabrina leise und ungläubig »Aber Simone Prinzessin von Bernadette hat mir in London doch selbst gesagt, dass sie unendlich glücklich gewesen sei, und – und …«

      »Sieh da, die schöne Simone streut noch immer Gift aus!« Prof. Braman nickt. »Nun ja, wenn sie das gesagt hat, dann hat sie eben gelogen. Wissen Sie übrigens nicht, was mit der Prinzessin geschah? Alle Zeitungen haben davon berichtet.«

      »Nein«, erwidert Sabrina atemlos vor innerer Erregung, »ich habe kaum mehr in eine Zeitung gesehen, seit ich hier bin.«

      Prof. Braman zögert unmerklich, aber dann spricht er es doch aus. »Die Prinzessin verunglückte mit ihrem Wagen in London, als sie von der City zu dem Landsitz einer ihrer Freunde fuhr. Sie konnte aus dem in Brand geratenen Wagen nicht mehr geborgen werden und erlitt einen grauenvollen Tod.«

      Sabrina schließt wie geblendet die Augen. »Entsetzlich!«, haucht sie. »Ich kann es gar nicht begreifen!«

      »Gewiss ist das entsetzlich«, stimmt Prof. Braman ernst zu, »aber in diesem Falle war es vielleicht eine gerechte Strafe. Wissen Sie denn auch nicht, wie Wolfharts Töchterchen ums Leben kam?«

      »Nein«, erwidert Sabrina. »Die Prinzessin hat mir nur gesagt, dass das Kind einem grauenvollen Geschick zum Opfer gefallen ist.«

      »Einem Geschick, an dem die schöne Simone einzig und allein die Schuld trug«, vollendet Prof. Braman bitter. »Erst durch jenes schreckliche Geschehen wurden Wolfhart die Augen geöffnet.« Er seufzt. »Sie kennen doch die Fahne der Ravenhills, nicht wahr?«

      »Ja, ein silberner Falke über gekreuzten Degen.«

      »Ganz recht! Ein silberner Falke über gekreuzten Degen. Sie wissen also vermutlich auch, dass die früheren Herren von Ravenhill große Falkner waren?«

      Sabrina nickt stumm.

      Er fährt leise fort.

      »Nun, Wolfhart teilte diese Leidenschaft seiner Ahnen nicht, denn er war zu sehr mit seiner Kunst beschäftigt, um sich diesen Dingen widmen zu können. Aber im Gedenken an seinen Vater gab er dem letzten Falken das Gnadenbrot. Es war ein stolzer, schöner, kluger Vogel, ich habe ihn während meiner Besuche auf dem Schloss selbst gesehen und bewundert. Als die kleine Anschi zur Welt kam, war der Falke schon alt, aber auch außerordentlich zutraulich, und auch der stolze Falke schien das kleine Menschenwesen in sein einsames Herz geschlossen zu haben.

      Eines Tages nun, es war an einem Freitag, spielte Anschi auf der Heide, während ihre Mutter einen französischen Roman las und überhaupt nicht auf das Kind achtete, das sie nie gewollt hatte. Der Falke, von dem alten Sönke zu einem kleinen Flug freigelassen, erspähte seine kleine Freundin und ließ sich in ihrer Nähe nieder, und zutraulich trippelte Anschi zu ihm hin. Nach einer Weile erhob sich der Vogel und flog über das Moor. Das Kind eilte ihm jauchzend nach, überschritt die Heidegrenze und … versank im Moor.«

      Sabrina ist zu erschüttert, um ein Wort zu sagen, denn manches wird ihr nun klar: Wolfharts Angst vor dem Moor und sein Hass gegen die Fahne, die das Zeichen des silbernen Falken trägt.

      »Begreifen Sie nun«, fragt Prof. Braman langsam in ihre Gedanken hinein, »dass Wolfhart ein einsamer und menschenscheuer Künstler wurde, und dass er sich davor fürchtete, in das Moorschloss zurückzukehren?«

      »Ja!«, antwortet Sabrina leise. »Nun begreife ich alles!« Ein tiefer, befreiender Atemzug hebt ihre Brust. Dankbar leuchten ihre Augen auf, als sie dem alten Professor impulsiv die Hand reicht. »Ich habe von all diesen Dingen nichts gewusst. Niemand sprach zu mir je davon. Und was die Prinzessin mir erzählte, klang ganz, ganz anders.«

      »Das kann ich mir denken.« Prof. Braman nickt. »Die schöne Simone hat es schon damals immer meisterhaft verstanden, die Wahrheit zu entstellen.« Er lächelt Sabrina herzlich zu und fragt dann: »Und jetzt – wissen Sie jetzt, was Sie beginnen wollen?«

      Nur einen einzigen Augenblick zögert Sabrina, dann antwortet sie rasch: »Ja, ich weiß jetzt, was ich zu tun habe! Ich werde heimkehren!«

      *

      Über der Heide glüht der Sommer. Wolkenlos und blau wölbt sich der Himmel über dem weiten Land, und die Sonne scheint in herrlicher Pracht.

      Um das einsame, früher in tiefer Stille versunkene Moorschloss herrscht geschäftiges Treiben. Das lärmende Geräusch von Baggermotoren, Walzen und Kränen ist den Schlossbewohnern zur Gewohnheit geworden.

      Der alte Sönke kommt gerade vom Schlosshof her in die Küche und lässt, wie es seine Gewohnheit ist, die Tür offen. »Morgen können Sie Bohnengemüse machen«, sagt er zu Fräulein Tabea. »Ich habe gerade die ersten Bohnen geerntet, das reicht, um ein ganzes Regiment Soldaten damit zu füttern.« Er nimmt eine Prise Tabak aus seiner Dose und fragt: »Wann kommt denn nun endlich das gnädige Fräulein wieder?«

      Fräulein Tabea seufzt abgrundtief. »Weiß ich es?«, fragt sie zurück. »Ach, Sönke, manchmal habe ich das Gefühl, sie kommt überhaupt nicht mehr wieder. Auf meinen letzten Brief hat sie mir noch gar nicht geantwortet.«

      Auch Fürst Wolfhart vermisst Sabrina sehr, aber er trägt seine Gefühle nicht offen zur Schau, sondern versucht in seiner selbstgewählten Arbeit Vergessen zu finden. Er gönnt sich keine Ruhe und ist vom frühen Morgen an bis in die späte Nacht unermüdlich tätig.

      Auch jetzt ist Fürst Wolfhart mitten unter den Arbeitern zu erblicken, denen er seine Weisungen erteilt.

      Gerade schaut er sich nach Rulle um, aber der ist nirgendwo zu sehen. Deshalb begibt er sich ins Schloss, wo er den getreuen Alten in der kühlen Halle findet.

      »Sie müssen nach dem Moordorf telefonieren, Rulle. Wir brauchen unbedingt weitere Arbeitskräfte, wenn wir die Arbeit bewältigen wollen. Erledigen Sie das gleich!«

      Wenig später streift er dann über die Heide.

      Mit einem Mal bleibt er jedoch unvermittelt stehen, und sein eben noch heiter und gelöst wirkendes Gesicht verschließt sich im gleichen Augenblick.

      Vor seinen Augen taucht die Gestalt Sabrinas auf. Mit einer verzweifelten Gebärde fährt er sich mit der Hand über die Stirn, und Wehmut verschleiert seinen Blick.

      Schon am Tag meiner Heimkehr verlor ich mein Herz an sie, sinnt er vor sich hin. Aber ich verbarg meine Liebe unter Schroffheit und Unzugänglichkeit, denn ich war noch sehr der dunklen Vergangenheit verhaftet, um an ein neues Glück glauben zu können. Plötzlich erscheint ihm aber alles, was ihn bisher bewog, Sabrina zu meiden, unsinnig und wesenlos. Gewiss, die Vergangenheit birgt nur tragische Erinnerungen, aber das Leben geht weiter, erkennt er nun. Ich habe kein Recht, mich aus Trauer um die Vergangenheit und Furcht vor dem Glück in die Einsamkeit zu vergraben. Ich spüre, dass Sabrina in der Fremde grenzenlos unter Heimweh leidet. Muss ich sie nicht in die Heimat zurückrufen?

      »Moorprinzesschen«, murmelt er nun selbstvergessen und sehnsuchtsvoll. »Moorprinzesschen, wie konnte ich dich nur so lange in der Fremde lassen?«

      »Du verzeihst es mir also, dass ich zurückgekehrt bin, ohne dass du mich gerufen hast, Wolfhart?«, fragt in diesem Augenblick hinter ihm eine silberklare, süße und so vertraute Stimme.

      Fürst Wolfhart glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. Fassungslos wendet er sich


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