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Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola LarsenЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen


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hatte. Er gab sich redliche Mühe, sie zu unterhalten, aber er hatte keinen großen Erfolg.

      Graf Tihany sprach dem Sekt mehr zu, als ihm guttat. Er wollte alles in Alkohol ertränken, was ihn so peinigte. Daraufhin wurde er gesprächiger. Er fing an, sich mit Baron Albert zu unterhalten, und fand auch diesen gegen seinen Willen sehr sympathisch.

      Dann wieder wanderte sein Blick über den Park, über Elgas zauberhafte Gestalt ein paar Tische weiter und über die Mauern des geliebten Schlosses. Er biss sich auf die Lippen, um einen abgrundtiefen Seufzer zu unterdrücken. Seine Stiefmutter, die nicht weit entfernt saß, würdigte er kaum eines Blickes, und sie verhielt sich ebenso. Sie war maßlos enttäuscht, dass sie nicht am Tisch von Baron Waldstein saß, und das schob sie ihrem verstockten Stiefsohn in die Schuhe.

      Am Tisch des Barons saß Fräulein Achenbach, sehr dezent und vornehm im taubenblauen Kleid aus Atlasseide. Die Gräfin konnte die Hausdame nicht ausstehen, und umgekehrt war es genauso, wenn sich auch Fräulein Achenbach niemals eine Äußerung über Gäs­te des Hauses erlaubte.

      Nach dem Abendessen begann der Tanz. Dafür war eigens eine Tanzfläche auf einer angrenzenden Wiese errichtet worden, die von bunten Lichtern umsäumt war.

      Der Baron eröffnete mit seiner Tochter den Tanz. Er war ein glänzender Tänzer und sah noch fabelhaft aus. Er hielt Elga galant und zärtlich am Arm. Sie schwebte an der Seite des Vaters dahin. Man war allgemein so entzückt von diesem anmutigen Paar, dass niemand es wagte, die Tanzfläche zu betreten, bis der Baron eine auffordernde Handbewegung machte.

      Graf Tihany saß wie versteinert da. Er starrte auf das tanzende Paar und leerte sein Glas Champagner in einem Zug. Er war so versunken, dass er kaum bemerkte, wie Baron Albert Margret Lindemann zum Tanz aufforderte. Danach tanzten auch die übrigen jungen Leute an seinem Tisch, sodass er ganz allein dasaß.

      Er hörte die Musik wie aus weiter Ferne. Er dachte an das kleine süße Mädchen Elga, das er im Arm gehalten und geküsst hatte. War es dieselbe Frau, die jetzt wie eine Königin über das Parkett glitt, umhüllt von einem rauschenden Ballkleid?

      Er zuckte zusammen, als die Paare lachend zu ihren Tischen zurückkehrten.

      »Hoffentlich sind sie mir nicht böse, dass ich Ihnen Ihre Tischdame entführt habe«, lachte Baron Albert ihn an. »Ich glaube, Sie haben es nicht einmal bemerkt.«

      Er lächelte matt zurück. Margret neigte sich ihm zu. Ihr Gesicht war vom Tanzen und vom Alkohol gerötet.

      »Ist dir nicht gut, Sandor?«, fragte sie.

      »Warum?«, entgegnete er. »Ich fühle mich ausgezeichnet. Tanzen wir?«

      Sie nickte erleichtert. Und von nun an tanzte er jeden Tanz. Ohne eine kleine Pause zu machen, forderte er eine Dame nach der anderen auf. Am meis­ten tanzte er jedoch mit Margret, der sein plötzlich exaltiertes Benehmen genauso unverständlich war wie vorher seine Einsilbigkeit.

      Er tanzte nur nicht mit Elga. Sie mied er konstant. Im allgemeinen Trubel des Festes fiel das nur den Eingeweihten auf. Und diese fanden sein Benehmen brüskierend.

      Elga litt Höllenqualen. Sie wurde zwar dauernd zum Tanz geholt und die Herren rissen sich geradezu um sie, aber sie wartete ja nur auf den einen, der nicht kam.

      Wie hatte sie sich auf dieses Fest gefreut, und nun wünschte sie nichts sehnlicher, als dass es zu Ende ginge. Sie hatte nur noch den einen Wunsch, allein zu sein und sich ganz ihrem Schmerz hinzugeben.

      Ihr Vater beobachtete sie, und er litt selbst mit ihr, aber er sah keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Sollte ich mich so in diesem jungen Grafen getäuscht haben, dachte er verstört.

      Er nahm sich vor, gnadenlos vorzugehen, falls der Graf seinen Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachkam.

      Genauso kalt, wie der Graf jetzt über den Schmerz Elgas hinwegging.

      Wie jedes Fest, so ging auch dieses langsam seinem Ende zu. Graf Tihany war einer der Ersten, die kurz nach Mitternacht aufbrachen. Er fühlte nach dem letzten Tanz eine immer stärker werdende Erschöpfung, und der genossene Alkohol tat sein Übriges.

      Plötzlich merkte er, dass er den ganzen Abend nichts anderes getan hatte, als sich selbst und allen anderen eine Komödie vorzuspielen.

      Und jetzt hatte er genug. Er wollte fort – fort aus den Mauern dieses alten Schlosses, das ihn auf jedem Schritt an seine glückliche Kindheit erinnerte, und fort aus der Nähe des Mädchens, das er heute aus Rache für vermeintlichen Verrat mit tödlicher Nichtachtung gestraft hatte.

      Er fühlte, dass er sich den Waldsteins gegenüber unfair benommen hatte, aber er konnte nicht anders. Seine Gefühle waren mit ihm durchgegangen.

      Margret Lindemann war gar nicht entzückt, als er zum Aufbruch mahnte.

      »Aber«, sagte sie bestürzt, »es ist doch so schön. Und erst kurz nach zwölf Uhr. Alle bleiben noch. Ich finde es wunderbar.«

      »Wenn du bleiben willst«, entgegnete er frostig, »ich fühle mich nicht wohl.«

      »Natürlich gehe ich dann mit«, erklärte sie bedrückt, »sicher hast du etwas zuviel getrunken und zu viel getanzt. Übrigens hast du nicht ein einziges Mal mit der schönen Baronesse getanzt, Sandor. Das nimmt man dir sicher übel.«

      »So«, murmelte er gedehnt, »das ist mir nicht aufgefallen. Ich werde mich morgen entschuldigen. Ich möchte jetzt gehen. Die Baronesse hat ja genug Tänzer, die sich um sie bemühen.«

      Margret starrte ihn an. So kühl und verächtlich hatte sie ihn noch nie sprechen hören. Aber sie musste sich wohl oder übel seinem Wunsch fügen, denn sie war mit ihm gekommen und hatte nur ihm diesen Abend zu verdanken.

      Elga und auch ihr Bruder Albert befanden sich gerade auf dem Tanzboden, als sich Graf Tihany mit Margret von dem Baron und Fräulein Achenbach verabschiedete. Der Baron hob leicht verwundert die Augenbrauen, enthielt sich aber jeder Frage.

      »Darf ich Sie bitten, Baron, in den nächsten Tagen einmal nach Tihany zu kommen«, murmelte Graf Sandor, »ich würde mit Ihnen gern einige geschäftliche Dinge besprechen. Und Sie hätten Gelegenheit, sich Tihany genauer anzusehen.«

      »Ja gern, das lässt sich machen«, sagte der Baron höflich, aber merklich zurückhaltend.

      Graf Tihany verließ beinahe fluchtartig das Schloss. Margret konnte ihm gar nicht rasch genug folgen.

      »Was hast du, Sandor? Hat es dir gar nicht gefallen? Bitte, verzeih die Frage, ich kann mir denken, dass es dir einfach schrecklich ist, Erlau im Besitz anderer Menschen zu sehen. Ich bin sehr egois­tisch. Ich denke nur an mein eigenes Vergnügen. Ich fand es wunderbar, und ich danke dir sehr dafür.«

      »Nichts zu danken«, murmelte er und half ihr beim Einsteigen, »die Hauptsache ist, dass es dir so gut gefallen hat. Du hast entzückend ausgesehen, und das haben auch sicher alle anderen Herren festgestellt.«

      »Aber die Schönste war die Baro­nesse. Nur ihre Augen wirkten so melancholisch. Sie wird dir nicht verzeihen, dass du nicht mit ihr getanzt hast. So etwas merkt eine Frau sich.«

      Er schwieg dumpf. Sie sah oft zu ihm hin. Sein Profil kam ihr hart und unerbittlich vor. Sie spürte, dass etwas in ihm war, was sie nicht begriff und wo­ran sie keinen Anteil hatte. Das war den ganzen Abend schon so.

      Sandor brachte sie nach Hause. Er schloss ihr die Haustür auf und gab ihr die Hand. Wenn sie mehr erwartet hatte, so sah sie sich getäuscht.

      »Darf ich morgen wieder nach Tihany kommen und helfen?«, fragte sie.

      »Natürlich!«, antwortete er. Dann wünschte er ihr eine angenehme Nacht und stieg wieder in seinen Wagen.

      Sie sah ihm nach und seufzte unmerklich. Was ist nur mit ihm los, dachte sie.

      Als sie am nächsten Morgen ihren Eltern von dem Verlauf des Festes erzählte, waren auch diese etwas enttäuscht, dass Graf Tihany so früh gegangen war und dass er so verändert gewesen sei.

      »Er wird dem jungen schönen


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