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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach


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und mächtigen Fürsten von Sternberg und eine kleine Hotelangestellte geht?«

      »Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Rolle gespielt hat, ja«, erwiderte der Baron. »Überlegt euch, wie Frau Roeder sich selbst darstellt: Als liebende, aber verzichtende Frau, die ihren Sohn tapfer allein aufzieht, ohne Ansprüche zu stellen, bis sie irgendwann nicht weiter weiß und um Hilfe bittet. Aber nur, wohlgemerkt, für ihren Sohn, nicht etwa für sich selbst. Geschickter hätte sie es kaum anstellen können.«

      »Ich kann das nicht mehr hören!«, stieß Anna hervor. »Außerdem müssen wir zur Schule.« Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Salon.

      Christian machte Anstalten, ihr sofort zu folgen, überlegte es sich aber anders. Noch immer war er sehr blass, aber jetzt lag ein entschlossener Zug um seinen Mund. »Ich will nicht, dass sie damit durchkommt«, sagte er. »Können wir bitte noch einmal mit den Anwälten reden? Vielleicht brauchen wir jetzt eine andere Strategie.«

      »Ich habe morgen früh sowieso eine Besprechung mit ihnen, Chris, dann werde ich sie von unseren Überlegungen in Kenntnis setzen«, versprach der Baron.

      Christian und Konrad verließen gemeinsam mit Anna, die bereits in der Limousine saß, das Schloss. Seit Corinna Roeder ihren Brief geschrieben hatte, ließen sie sich von Per Wiedemann, dem Sternberger Chauffeur, jeden Tag fahren, statt den Bus zu nehmen, da überall Journalisten auf sie lauerten.

      Sofia und Friedrich blieben zurück, noch bedrückter als sie es in den vergangenen Tage ohnehin schon gewesen waren.

      *

      »Wie findest du es?«, fragte Corinna. »Danke für den Kaffee, Patrick. Aber sag mir bitte deine ehrliche Meinung. Denkst du, ich habe mir mit dem Interview geschadet?«

      »Auf keinen Fall«, antwortete er. »Du kommst genau so rüber, wie du bist, Corinna: Offen, ehrlich und sympathisch. Und«, setzte er mit einem Lächeln hinzu, »ziemlich attraktiv. Das ist ein sehr gutes Foto von dir.«

      »Danke.« Sie schenkte ihm ein mädchenhaftes Lächeln, wobei sie errötete. »Ich hatte hinterher Angst, zu viel von mir preisgegeben zu haben. Aber Herr von Stade ist ja ein ziemlich guter Interviewer …«

      »Und ein ausgezeichneter Schreiber. Du kannst von Glück sagen, dass er sich auf deine Seite geschlagen hat, das hilft dir mehr als hundert Artikel von irgendwelchen Wald- und Wiesenjournalisten. Sein Wort hat Gewicht.«

      »Ob es die Sternberger zum Einlenken bewegt?«, fragte sie. »Was meinst du?«

      »Schwer zu sagen. Ihre Anwälte haben ja vermutlich eher ein Interesse daran, die Sache noch ein bisschen am Kochen zu halten. Je länger die Auseinandersetzung dauert, desto mehr Geld verdienen sie daran.«

      »Ich frage mich jetzt dauernd, ob ich besser geschwiegen hätte.«

      »Es wäre nur gerecht, wenn sie für deinen Sohn zahlen müssten. Auch ein Fürst sollte sich nicht so aus der Verantwortung stehlen können, wie er es getan hat.«

      »Wenn du über Leo sprichst, klingt es immer, als wärst du zornig auf ihn.«

      »Das bin ich auch! Er hat dich im Stich gelassen, auch wenn du das bestreitest. Er hat sich nicht zu dir und eurem Kind bekannt, und das gefällt mir nicht. Er hatte zu Unrecht einen Ruf als ehrlicher Mann, der immer zu seinem Wort steht und sich um die Menschen kümmert, die ihn um Hilfe bitten.«

      »Aber er hat mir geholfen, Patrick«, sagte Corinna sanft, »und ich musste ihn nicht einmal darum bitten.«

      »Lass uns nicht mehr über den Fürsten sprechen«, bat er, »ich bekomme nur schlechte Laune davon.«

      »Es tut mir leid«, sagte sie.

      »Was tut dir leid?«

      »Ich hätte dir nicht so viel erzählen sollen«, antwortete sie. »Jetzt denkst du, ich bin die arme betrogene Frau, aber das stimmt nicht. Ich habe ihn geliebt, ich wollte ihn unbedingt haben. Denk nur nicht, dass ich nicht wusste, worauf ich mich einließ. Ich wusste es ganz genau.«

      »Das hast du dem Journalisten ja auch erzählt.« Patrick warf einen Blick auf die Uhr und ging zur Tür. »Ich muss zurück zum Empfang. Wir sehen uns, Corinna.«

      »Ja«, erwiderte sie leise. »Wir sehen uns.«

      *

      Franziska beschlich eine böse Vorahnung, als sie auf der Titelseite der Süddeutschen Allgemeinen Zeitung die Ankündigung von Corinna Roeders erstem Interview las, seit ›die Affäre‹ öffentlich bekannt geworden war. ›Lesen Sie das große Interview, das Corinna Roeder unserem Mitarbeiter Ferdinand von Stade gewährt hat‹ stand da. Sie schlug hastig die Zeitung auf und erschrak, als sie sah, dass das Interview und der zugehörige Artikel zwei ganze Seiten einnahmen. Auf einer prangte ein sehr vorteilhaftes Foto von Corinna Roe­der, auf dem sie schüchtern lächelte.

      Franziska begann sofort zu lesen, und während sie das tat, lief es ihr abwechselnd heiß und kalt den Rücken hinunter. Sie erkannte schnell, dass dies ein empfindlicher Schlag gegen ihre Freunde war, vielleicht sogar der entscheidende. Nach diesem Interview und diesem Artikel würden sich nur noch unbeirrbare Freunde des Fürstenhauses auf Seiten der Sternberger befinden, alle anderen würden Corinna Roeder glauben.

      Sie las alles ein zweites Mal, dann griff sie zum Telefon und rief Ferdinand an. »Wieso hast du mir nichts von dem Artikel und dem Interview erzählt?«, fragte sie. »Ich wusste ja nicht einmal, dass du mit Frau Roeder gesprochen hast.«

      »Es sollte eine Überraschung sein«, erwiderte er vergnügt. »Und wie ich sehe, ist sie mir gelungen. Wie findest du den Artikel?«

      »Er ist sehr gut geschrieben«, antwortete sie, »und ich finde Frau Roeders Offenheit erstaunlich.«

      »Ja, nicht wahr? Ich muss dir sagen, dass ich hinterher gleich das Gefühl hatte, dass mir etwas Außerordentliches gelungen ist. In der Zeitung ist die Hölle los, seit das Interview erschienen ist.« Er lachte. »Stell dir vor, jetzt wollen sie alle mich interviewen, weil Frau Roeder weitere Interviews abgelehnt hat. Ich habe noch ziemlich viel unveröffentlichtes Material, mein Chef will unbedingt, dass ich noch mehr davon veröffentliche. Tja, für die Sternberger sieht es ziemlich schlecht aus, schätze ich.«

      »Und das freut dich?«

      »Es freut mich«, erwiderte er ruhig, »wenn sich die Wahrheit durchsetzt. Und da ich glaube, dass in diesem Fall Corinna Roeder die Wahrheit sagt, freut mich diese Entwicklung, ja, das kann ich so sagen.«

      Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass ihr Schweigen ihm und den Sternbergern gegenüber auch falsch interpretiert werden konnte. Sie musste diesen Zustand so schnell wie möglich beenden.

      »Hör mal«, fragte er, »wollen wir nicht zusammen zu Mittag essen? Ich will unbedingt hier raus, ich habe hier nämlich keine ruhige Minute. Außerdem steigt mir das viele Lob allmählich zu Kopfe. Plötzlich wollen alle meine Freunde sein, auch die, die mich eigentlich nicht leiden können. Ich hasse das, kann ich dir sagen.«

      Sie ging bereitwillig auf seinen Vorschlag ein, so konnte sie es ihm beim Mittagessen sagen, ohne weitere Verzögerung.

      *

      Anna wartete, bis Christian und Konrad auf dem Schulhof waren, dann rannte sie zurück zu Per Wiedemann und beschwor ihn, sie in die Stadt zu fahren, in der Ferdinand von Stade wohnte. Sie tue es für einen guten Zweck, beteuerte sie, obwohl sie dafür die Schule schwänzen musste, zumindest die ersten beiden Stunden. Der gutmütige Chauffeur gab schließlich nach, er kannte Anna. Sie hätte sonst den Bus genommen, was unabsehbare Folgen hätte haben können in der derzeitigen Situation.

      Als sie die Stadt erreicht hatten, ließ sich Per Wiedemann von seinem Navigationsgerät zu der Straße lotsen, in der die Süddeutsche Allgemeine Zeitung ihren Sitz hatte.

      »Sie können mich hier absetzen, Herr Wiedemann«, sagte Anna. »Ich muss da rein, und ich hoffe, es dauert nicht lange.«

      »Ich bleibe auf dem Parkplatz«, versprach er. »Passen Sie bloß auf, Baronin Anna, dass nicht einer von den Journalisten


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