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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach


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so etwas nicht erledigen.

      Wie war sie nur in diese Situation geraten?

      *

      »Anna, was ist denn passiert?«, rief die Baronin, als ihre Tochter in Baron Friedrichs Büro stürmte, in dem Sofia sich kurz zuvor eingefunden hatte, um mit ihrem Mann einiges zu besprechen. »Wieso bist du nicht in der Schule?«

      »Franzi und Ferdinand von Stade sind ein Paar«, stieß Anna atemlos hervor. »Ich habe sie zusammen gesehen, sie haben sich geküsst.«

      Verblüfftes Schweigen folgte auf diese Worte, bis der Baron mit ruhiger Stimme bat: »Kannst du uns deine Geschichte bitte von Anfang an erzählen?«

      Anna nickte. Sie war noch immer so aufgeregt, dass sie sich öfter verhaspelte, aber sie legte ihren Plan, Ferdinand von Stade ein Interview zu geben, offen dar, beschwor ihre Eltern, Per Wiedemann nicht zu bestrafen, weil er sie zum Verlagshaus der Zeitung gefahren hatte und beschrieb schließlich, was sie in jenem italienischen Lokal gesehen hatte.

      »Aber du kennst doch den Mann überhaupt nicht, Anna. Vielleicht war er es gar nicht.«

      »Ich habe mir Fotos von ihm im Internet angesehen. Außerdem habe ich einen Kellner gefragt, um ganz sicher zu gehen, Mama.« Anna fing an zu weinen. »Wir haben Franzi alles erzählt, jede Spur, die Cosima gefunden hat, also weiß jetzt auch Frau Roeder Bescheid, weil ja dieser Herr von Stade auf ihrer Seite ist. Wir haben keine Chance mehr, oder?«

      Die Baronin schloss ihre Tochter in die Arme, während sie einen Blick mit ihrem Mann wechselte. Sie entdeckte in seinen Augen die gleiche Ratlosigkeit, die sie selbst empfand. Franziska war eine gute Freundin, es erschien ihnen undenkbar, dass sie sie ausspioniert hatte. Und doch schien einiges dafür zu sprechen.

      »Da gibt es nur eins«, sagte der Baron schnell entschlossen und griff zum Telefon. »Ich werde Franzi fragen.« Er wählte die Nummer der jungen Frau und bekam tatsächlich gleich eine Verbindung. »Hallo, Franziska«, sagte er. »Hier ist Friedrich von Kant. Ich habe nur eine Frage an dich: Bist du mit Ferdinand von Stade liiert?«

      Während er der Antwort lauschte, verschloss sich sein Gesicht und wurde hart. »Erspar mir weitere Erklärungen«, sagte er schließlich mit beherrschter Stimme, »du bist hier auf Sternberg in Zukunft kein gern gesehener Gast mehr, Franziska. Wir haben dich als unsere Freundin angesehen, aber du hast unser Vertrauen missbraucht. Auf solche Freunde können wir verzichten.«

      Nach diesem Satz legte er auf. »Sie hat sofort alles zugegeben«, sagte er. »Dann wollte sie mir beteuern, dass sie keinerlei Informationen an ihn weitergegeben hat, aber das wollte ich dann nicht mehr hören. Vielleicht stimmt es sogar, aber dann hätte sie uns die Verbindung zu ihm nicht verschweigen müssen.«

      »Noch eine Enttäuschung«, murmelte die Baronin nach einer Weile. »Wenn jetzt selbst unsere Freunde die Seiten wechseln …« Wieder einmal schimmerten Tränen in ihren Augen.

      »Ihr seid mir also nicht böse?«, fragte Anna.

      »Wir sind dir nicht böse, Anna, aber es war trotzdem keine gute Idee, und ich möchte, dass du uns versprichst, so etwas in Zukunft auf keinen Fall zu wiederholen. Du bist einem gewieften Journalisten nicht gewachsen und weißt gar nicht, worauf du dich bei einem Interview eingelassen hättest. Keine Alleingänge mehr, versprochen?«

      »Ja, versprochen«, sagte Anna kleinlaut. »Ich …, ich sollte vielleicht doch noch in die Schule gehen, oder? Wenn ich mich beeile, habe ich nur die ersten drei Stunden verpasst.«

      »Ich schreibe dir eine Entschuldigung«, beschloss der Baron.

      »Danke, Papa. Und ihr seid Herrn Wiedemann auch nicht böse?«

      »Er hat gewiss gedacht, er tut das Richtige«, seufzte die Baronin. »Du kannst ja sehr überzeugend sein, wenn du dir Mühe gibst, Anna.«

      Fünf Minuten später saß Anna erneut in der Limousine. Wie erwartet kam sie noch rechtzeitig zur vierten Stunde. In der Entschuldigung, die ihr Vater geschrieben hatte, waren ›dringende familiäre Angelegenheiten‹ angeführt worden.

      Die Lehrer dachten sich ihr Teil dabei, machten aber keinerlei Bemerkungen darüber.

      *

      An Cosima ging die Aufregung, die Corinna Roeders Interview hervorrief, weitgehend vorüber. Sie hatte von Bodo Kleinerts Computer eine Unmenge von Daten kopiert, die sie nun alle sichten musste. Zu ihrer größten Enttäuschung fand sie nichts Aufregendes, im Gegenteil, es sah so aus, als wäre ihr erster Einbruch in der Werkstatt des Mannes deutlich erfolgreicher gewesen.

      »Mist, Mist und nochmals Mist!«, rief sie zornig. »Und ich war so sicher, dass er auf diesem Rechner interessante Daten hat.«

      Obwohl sie ihnen also nichts bieten konnte, fand sie sich bei Barbara von Kreyenfelss und Hagen von Boldt ein, denn die Anwälte hatten dringend um ihren Besuch gebeten.

      »Ich habe aber noch nichts für euch«, sagte sie gleich beim Eintreffen. »Tut mir wirklich leid, ich habe bis jetzt noch nicht einmal die Hälfte der Dateien durchsehen können. Das dauert einfach, und …«

      Hagen von Boldt unterbrach sie. »Hast du den Artikel gelesen, den Ferdinand von Stade geschrieben hat?«, fragte er. »Und das ausführliche Interview, das Corinna Roe­der ihm gewährt hat?«

      »Nein, aber ich habe es zu Hause liegen, ich wollte lieber noch weiter die Daten überprüfen, weil ich gehofft hatte, euch vielleicht doch etwas liefern zu können. Hat leider nicht geklappt.«

      »Dann lies es jetzt, wir warten so lange.«

      Erstaunt sah Cosima ihn an, erkannte aber sofort, dass er es ernst meinte, und so griff sie nach der Zeitung, die er schon für sie bereitgelegt hatte. Bereits nach wenigen Zeilen begriff sie, dass dieser Artikel mit dem Interview ein weiterer böser Tiefschlag für die Sternberger war. Unwillkürlich fragte sie sich, wie der kleine Fürst wohl auf diese Veröffentlichung reagiert hatte.

      »Das ist hart«, sagte sie, als sie die Zeitung schließlich beiseitelegte.

      »Es ist für unsere Mandanten eine Katastrophe«, berichtigte Hagen von Boldt. »Viel schlimmer hätte es nicht kommen können. Wir haben dich um diesen Besuch gebeten, Cosima, weil du jetzt unsere berühmte letzte Hoffnung bist.«

      »Dann muss ich noch ein drittes Mal bei Herrn Kleinert einbrechen«, murmelte sie, »es sei denn, ich finde in dem Datenwust, den ich gerade durchsehe, irgendwo doch noch etwas Interessantes.«

      »Kein drittes Mal!«, rief Barbara. »Man soll sein Schicksal nicht herausfordern, Cosima.«

      »Was wollt ihr denn sonst machen? Ihr habt doch selbst gesagt, dass ich eure letzte Hoffnung bin. Bildet ihr euch etwa ein, der Beweis dafür, dass Corinna Roeder lügt, würde vom Himmel fallen? Wenn kein Wunder geschieht nach diesem Interview, dann ist die Sache gegessen, wenn ihr mich fragt. Frau Roeder gewinnt, das Fürstenhaus verliert, zumindest das Wohlwollen der Öffentlichkeit.«

      Eins der Telefone klingelte, Barbara erhob sich, um das Gespräch entgegenzunehmen. Sie hörten sie im Nebenraum leise reden.

      »Ehrlich, Hagen«, sagte Cosima, »ich weiß keinen anderen Weg. Diese Spur in die Werkstatt von Bodo Kleinert ist die einzige Spur, die wir haben …«

      Barbara kehrte zurück, kreideweiß im Gesicht.

      »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Hagen von Boldt beunruhigt. »Noch eine schlechte Nachricht, Barbara?«

      Sie nickte, offenbar hatte es ihr die Sprache verschlagen. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Das war Baron von Kant«, krächzte sie schließlich. »Sie hatten kürzlich Besuch von einer Freundin, mit der sie ganz offen über die Affäre und unsere Arbeit gesprochen haben.«

      »Ja, und?«, fragte Cosima mit hochgezogenen Brauen.

      »Ferdinand von Stade ist ihr Freund, das hatte sie ihnen aber verschwiegen.«

      Mehrere Sekunden lang war es still, dann sprang Cosima auf. »Moment mal!«, rief sie erregt. »Soll das etwa heißen, dieser


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