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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach


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      »Ja, sie haben mich tatsächlich empfangen, daran hatte ich vorher nicht geglaubt. Ich dachte nur, ich probiere es einfach mal.«

      »Ist die Straße denn nicht mehr gesperrt?«

      »Doch, aber sie haben mich durchfahren lassen, nachdem sie im Schloss angerufen hatten.«

      Ein Schatten fiel auf Franziskas Gesicht. »Mir haben sie wohl noch nicht verziehen.«

      Sie hatte diesen Satz kaum ausgesprochen, als ihr Telefon klingelte. Nachdem sie sich gemeldet hatte, blieb es lange still. Ferdinand schmunzelte in sich hinein, er konnte sich schon denken, mit wem sie sprach.

      Als sie zu ihm zurückkehrte, um sich wieder in seine Arme zu schmiegen, sagte sie leise: »Das waren die Sternberger. Ich soll bald noch einmal kommen, damit wir die Geschichte endgültig hinter uns lassen können. Es tut ihnen leid, dass sie meine Erklärungen nicht einmal anhören wollten.«

      »Sie scheinen wirklich sehr sympathisch zu sein«, sagte er nachdenklich. »Die Teenager habe ich ja nicht kennengelernt, leider.«

      »Die sind auch toll, Ferdinand. Es ist eine wunderbare Familie, immer noch, obwohl seit letztem Jahr zwei wichtige Mitglieder fehlen. Ohne diese Familie wäre der kleine Fürst verloren gewesen, glaube ich.« Franziska hob den Kopf. »Du bist aber trotzdem immer noch auf Frau Roeders Seite, oder?«

      Er lächelte verlegen. »Solange es keine neuen Beweise gibt, die mich vom Gegenteil überzeugen … Aber weißt du, im Augenblick ist mir nur wichtig, dass wir beide wieder glücklich sind.«

      Mit einem weiteren innigen Kuss besiegelten sie ihre Versöhnung.

      *

      »Frau von Kreyenfelss und Herr von Boldt kommen«, rief Anna den anderen im Salon zu, wo sich die Familie gerade zum Frühstück eingefunden hatte. »Was wollen die denn so früh hier?« Anna lief in die Eingangshalle, doch Eberhard Hagedorn hatte das Hauptportal bereits geöffnet und ließ die beiden Anwälte eintreten.

      »Gibt es Neuigkeiten?«, rief Anna aufgeregt, doch sie bekam keine Antwort, da Eberhard Hagedorn fast gleichzeitig sagte: »Bitte, folgen Sie mir in den Salon.«

      Dort stand die ganze Familie beieinander und sah den beiden Anwälten entgegen. »Was führt Sie so früh her?«, fragte Baron Friedrich.

      »Cosima hat uns heute Nacht eine Nachricht geschickt«, antwortete Hagen von Boldt mit einer Stimme, der die unterdrückte Aufregung anzuhören war. »Sie hat unter Bodo Kleinerts Daten einen Brief von Fürst Leopold gefunden. Es scheint sich um die Kopie einer Originalvorlage zu handeln, es ist ein Geschäftsbrief.«

      Seinen Worten folgte ratlose Stille, bis die Baronin fragte: »Und was bedeutet das?«

      »Es bedeutet«, antwortete Hagen von Boldt betont langsam, »dass Herr Kleinert sich mit Fürst Leopolds Schrift beschäftigt und eventuell versucht hat, sie nachzumachen. Wir werden sofort ein weiteres graphologisches Gutachten in Auftrag geben, das den uns vorliegenden Brief noch einmal untersucht.«

      »Heißt das, wir können jetzt vielleicht beweisen, dass Frau Roe­der lügt?«, fragte Christian atemlos.

      »Zumindest besteht die Hoffnung, Prinz Christian.«

      Niemand wunderte sich darüber, dass der Junge wenig später den Salon verließ. Gleich darauf sahen sie ihn mit Togo quer durch den Schlosspark zum Hügel laufen.

      *

      »Es gibt neue Hoffnung«, sagte der kleine Fürst in Gedanken zu seinen Eltern. »Gleich muss ich in die Schule, ich habe nicht viel Zeit, aber das wollte ich euch noch schnell sagen. Dieser Mann, mit dem sich die Frau Roeder offenbar regelmäßig trifft, hatte einen Brief von dir gespeichert, Papa, die Kopie eines Originals. Wozu braucht er den Brief, wenn er nicht vorhat, deine Schrift zu fälschen? Bald wird sich beweisen lassen, dass du niemals eine Affäre mit ihr hattest, und wir können wieder in Frieden leben.«

      Obwohl er in Eile war, wartete er, um sicherzugehen, dass seine Eltern ihn gehört hatten. Und tatsächlich ließ das ›Zeichen‹, das sie ihm immer sandten, nicht lange auf sich warten. Dieses Mal war es die Sonne, die strahlend am Horizont aufging und Schloss Sternberg in sanftes Licht tauchte.

      »Danke«, flüsterte der kleine Fürst. »Bis heute Abend also. Komm Togo.«

      Sein junger Boxer und er liefen zügig zurück zum Schloss, dem kleinen Fürsten war das Herz so leicht wie lange nicht.

Das verhängnisvolle Foto

      Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?

      »Wollen Sie jetzt doch Anzeige erstatten?«, fragte Kriminalrat Volkmar Overbeck.

      Die Frage war an Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant gerichtet, die beide mit der Antwort zögerten. Sie saßen in der Bibliothek von Schloss Sternberg vor dem Kamin, in dem ein lebhaftes Feuer brannte, denn es war ein ungewöhnlich kalter und stürmischer Herbsttag, der bereits den nahenden Winter ankündigte. Sofia und Friedrich hatten den Kriminalrat um seinen Besuch gebeten, nachdem sie von ihren Anwälten über neue Entdeckungen im Zusammenhang mit ›der Affäre‹ informiert worden waren. Ihre Kinder und ihr Neffe Christian von Sternberg waren schon in der Schule, so konnten sie ungestört mit dem Polizeibeamten sprechen.

      Die sogenannte Affäre bezog sich auf Christians Vater, den vor einem knappen Jahr bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückten Fürsten Leopold von Sternberg. Angeblich hatte er in den ersten Jahren seiner Ehe mit Sofias Schwester Elisabeth eine Beziehung zu einer Frau namens Corinna Roeder unterhalten, aus der ein heute siebzehnjähriger Sohn hervorgegangen war. Mit dieser Mitteilung hatte sich Corinna Roeder vor wenigen Wochen an die Familie des verstorbenen Fürsten gewandt und um Unterstützung für ihren Sohn gebeten, der hochbegabt sei und besondere Förderung seiner vielfältigen Talente brauche.

      Auf noch ungeklärten Wegen war die Sache publik geworden, mittlerweile hatte Corinna Roeder dem angesehenen Journalisten Ferdinand von Stade ein viel beachtetes Interview gegeben, und die Gunst der Öffentlichkeit, zunächst eher auf Seiten der Sternberger, wandte sich allmählich Corinna Roeder zu.

      Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg war Vollwaise, denn nicht nur sein Vater war jenem Hubschrauberunglück zum Opfer gefallen, sondern auch seine Mutter. Er lebte nach wie vor auf Schloss Sternberg, war allerdings vom Ost- in den Westflügel gezogen, wo die Familie seiner Tante Sofia schon seit vielen Jahren wohnte. Er war jetzt gewissermaßen Sofias und Friedrichs drittes Kind, neben ihrer dreizehnjährigen Tochter Anna und deren drei Jahre älterem Bruder Konrad.

      Sofia und Friedrich hatten bisher keine Anzeige erstattet, denn als Erpressungsversuch konnte Corinna Roeders Brief nicht gelten, sie stellte ja ihre Forderungen als legitim dar. Auch Interviews gaben sie nicht, das hielten sie nicht für ratsam. Sie überließen die Auseinandersetzung ihren Anwälten, doch zunehmend verlagerte sie sich jetzt in die Öffentlichkeit, ohne dass eine Lösung in Sicht gewesen wäre. Die Sternberger hatten Beweise für Corinna Roeders Behauptungen verlangt und daraufhin Fotos von ihr und dem Fürsten, sowie einen Brief, den er ihr angeblich geschrieben hatte, erhalten. Die Echtheit dieser Dokumente war jedoch nicht zweifelsfrei erwiesen.

      Der Kriminalrat wiederholte seine Frage. »Wollen Sie jetzt doch Anzeige erstatten? Wenn ja, darf ich fragen, was Sie dazu bewogen hat?«

      Baronin Sofia und Baron Friedrich kannten Volkmar Overbeck seit Langem. Sie hatten schon öfter miteinander zu tun gehabt und sich, wenn möglich,


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