Sophienlust Box 17 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
sich niemand ansteckt.«
»Hm – dann darf wohl auch aus Sophienlust keiner kommen? Auch Tante Isi nicht?«
»Nein, aber ich werde immer da sein. Das ist doch schon ein kleiner Trost, nicht wahr?«
»Es ist schön, Mutti. Ich hab’ Tante Isi lieb, aber dich hab’ ich am allerliebsten auf der ganzen Welt.«
»Wirklich, mein Junge, obwohl wir so lange getrennt waren?« Angela Schlüter kämpfte mit den Tränen.
»Du bist doch meine Mutti. Sag mal, brauchen wir denn wirklich eine neue Mutti? Ich mag gar keine. Aber Vati sagt, Frau von Walden wird meine Mutti. Er sagt auch, sie weiß viel besser, was für mich gut ist.«
»Vati meint es sicher gut. Aber vielleicht hat er sich das mit der neuen Mutti einfacher vorgestellt, als es ist. Zuerst musst du mal ganz gesund werden. Alles andere hat Zeit. Vorläufig bin ich bei dir.«
»Ich bin froh darüber. Als die Tür aufging, dachte ich, dass ich träume, Mutti.«
Angela las ihrem Jungen die Worte von den Lippen. Es war für sie ein erschütterndes, unbegreifliches Erlebnis, dass sie das Herz des Kindes nicht verloren hatte. In ihrer Seele klang alles, was Bastian sagte, wie Glockengeläute. Und irgendwo in ihrer Brust flüsterte ihr eine Stimme zu, dass doch nicht alles verloren sein könne, da ihr des Kindes Liebe noch gehöre.
*
Kurt Schlüter und Hella von Walden hatten in Jordaniens Hauptstadt Amman eine Hotelsuite gemietet. Es gefiel ihnen sehr gut in dieser Stadt. Die Höhe bekam Kurt Schlüter ausgezeichnet. Er hatte endlich das Gefühl, dass die Reise für ihn eine Erholung werde.
»Wir bleiben einige Zeit hier, Hellachen. Du bist doch einverstanden? Das Klima ist wunderbar, und es gibt bestimmt viel von alter Kunst hier zu bewundern, falls du dich dafür genauso interessierst wie in Kairo für das, was von den alten Ägyptern noch übrig geblieben ist.«
»Natürlich bleiben wir, wenn es dir gefällt, Kurt. Es ist überall schön mit dir. Hier gibt es auch ein sehr interessantes Publikum im Hotel.«
»Du beschäftigst dich andauernd mit den anderen Leuten. Genüge ich dir eigentlich nicht?«
Hella umarmte ihn zärtlich und küsste ihn. »Aber, Kurt, du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Ich meine das ganz allgemein. Es ist doch nett, wenn man in einem internationalen Hotel interessante Leute trifft. Möchtest du ganz allein in diesem Riesenpalast wohnen?«
»Schon gut. Aber du musst mich ebenfalls verstehen. Du bist eine auffällig schöne Frau und sehr, sehr jung. Glaubst du, ich merke nicht, dass sich die Leute nach dir umsehen, wenn wir im Speisesaal oder gar am Swimming-pool erscheinen?«
»Ach, Kurt, das bildest du dir nur ein. Jeder wird angestaunt, der neu ankommt. Das hat mit Jugend oder Schönheit nichts zu tun.«
»Du bist viel zu bescheiden. Ich finde es sehr schmeichelhaft, dass du Aufmerksamkeit erregst. Manchmal kann ich den Tag, an dem du endlich meine Frau wirst und ganz zu mir gehörst, kaum noch erwarten.«
»Ich lege keinen Wert auf einen Trauschein, Kurt. So kleinlich bin ich nicht. Deine Liebe genügt mir. Ich habe Vertrauen zu dir.«
Er legte den Arm um ihre Schultern. Hella von Walden trug ein nilgrünes Abendkleid mit tiefem Ausschnitt. Eben waren sie vom Essen in ihre Zimmer zurückgekehrt. Später wollten sie noch eine Bar aufsuchen. Doch im Augenblick waren sie ins Plaudern gekommen.
Kurt Schlüter setzte sich in einen der bequemen tiefen Sessel des Wohnzimmers, das zu der Suite gehörte. Er zog das schöne Mädchen auf seine Knie und fragte: »Wollen wir uns eine Flasche Champagner heraufkommen lassen, Hella? Man muss ja nicht jeden Abend ausgehen.«
»Ach nein, Kurtchen, hier oben ist es mir zu einsam auf die Dauer. Wir plaudern noch ein Viertelstündchen und dann fahren wir weg, wie es geplant war. Das nette Ehepaar vom Nachbartisch wäre sicherlich gekränkt, wenn wir nicht mitfahren würden.«
»Na schön, fahren wir. Wir sind ja schließlich hier, um uns zu amüsieren.« Er streichelte ihr blondes Haar. »Ich liebe dich, Hellachen. Du bist eine wunderschöne Frau«, flüsterte er.
Sie warf ihm aus ihren eisblauen Augen einen kurzen Blick zu. Nein, du liebst mich nicht, Kurt Schlüter, dachte sie kalt. Du wirst eine gut aussehende Frau mit einem adeligen Namen heiraten. Das ist alles, was dir an mir gefällt. Du benutzt mich wie ein Aushängeschild oder ein Schmuckstück.
Doch das dachte Hella nur. Laut sagte sie: »Manchmal habe ich Angst, dass uns etwas zustoßen könnte, Kurt. Zum Beispiel auf dieser Reise.« Sie schmiegte ihre Wange in gut gespielter Zärtlichkeit an die seine. »Es passiert so vieles heutzutage. Zum Beispiel Flugzeugentführungen. Was dann?«
»Tja, ohne Risiko kann man nicht leben, Hellachen. Das ist nun mal so auf unserer schönen Welt.«
»Nun ja«, entgegnete sie zögernd. »Wenn ich auch keinen allzu großen Wert auf einen Ehering lege, so bleibt doch die Tatsache unbestreitbar, dass ich überhaupt nicht gesichert bin, sofern es das Unglück wollte, dass ich allein zurückbleibe, was der Himmel verhüten möge. Wenn schon, dann will ich mit dir sterben.«
»Nicht so dramatisch, Hellachen«, lachte Schlüter, der nicht an den Tod denken mochte. »Du meinst auch nicht das Sterben, sondern das Geld. Und irgendwo hast du Recht.«
Sie umarmte ihn stürmisch. »Halte mich nicht für materialistisch, Kurtchen. Aber ich hätte den Prinzen zu Leewenhirt heiraten können. Er hat mehrere Millionen, wie du weißt. Aber er gefiel mir ganz einfach nicht so gut wie du. Nun reise ich mit dir als deine Geliebte durch die Welt, doch ganz ohne irgendeine Sicherheit.«
»Ich könnte eine letztwillige Verfügung treffen, die dir den Hauptteil meines Erbes zusichert. Natürlich gehört die Hälfte meines Vermögens meinem Sohn. Eine Abfindung muss ich auch meiner Frau hinterlassen. Aber den Rest solltest du haben. Es ist natürlich Unsinn, denn der Fall wird nie eintreten. Aber es wäre nicht fair, wenn wir ein solches Testament aufsetzten. Du bekämest dann etwa zwei Millionen.«
»Es klingt schrecklich, wenn du von einem Testament sprichst. So hab’ ich das gar nicht gemeint«, behauptete Hella, verbarg aber nur mühsam ihr triumphierendes Lächeln.
»Ich werde es gleich morgen früh schreiben, Hellachen. Ein Testament, das dir Sicherheit bietet, falls mir etwas zustößt.«
Sie küsste ihn. »Du bist ein Engel, Kurt. Ich will ja gar nicht so viel haben. Wenn du mir ein kleinen Legat aussetzt, wäre das doch genug.«
»Du sollst meine zukünftige Frau sein. Also bekommst du den dir zustehenden Anteil. Ich werde mich hier mit einem deutschen Juristen in Verbindung setzen.«
Hella sprang auf. »Du bist so gut zu mir, Kurt. Wie soll ich dir nur danken?«
»Indem du meine Frau wirst, sobald ich die Scheidung erreicht habe. Wenn wir wieder in Deutschland sind, werde ich Angela unter Druck setzen. Sie kann sich auf die Dauer nicht sträuben, sondern muss einsehen, dass sie kein Recht hat, mir Schwierigkeiten zu bereiten. Bastian werden wir für die nächsten Jahre im Kinderheim Sophienlust lassen. Das scheint mir für den Anfang die beste Lösung. Später, wenn er seine Mutter endgültig vergessen hat, holen wir ihn zu uns. Er muss, sobald er größer ist, ganz unter meinen Einfluss kommen, denn die Verantwortung, die er später übernimmt, wird groß sein.«
»Ja, Liebster. Es ist wundervoll, dass du an alles denkst.« Sie blickte auf ihre Uhr. »Doch jetzt sollten wir gehen, Kurt. Es wird sonst zu spät. Wir wollen die anderen nicht warten lassen.«
Kurt Schlüter wäre lieber in seiner Suite geblieben, aber er erfüllte selbstverständlich den Wunsch seiner charmanten Begleiterin. Schließlich sollte sie sich amüsieren und bei guter Laune bleiben. Er gab sich keinen Illusionen darüber hin, dass es von Hella in gewisser Hinsicht ein Opfer war, diese Reise mit ihm ohne Trauschein zu unternehmen und nur auf sein Eheversprechen angewiesen zu sein. Dieses Versprechen blieb schließlich so lange fraglich, solange seine Ehe mit Angela nicht rechtskräftig geschieden war.
Kurt