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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne SvanbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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im Hotel bei dir angerufen.«

      »Wer denn?«, fragte das Mädchen verwundert.

      David zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht dein Bruder?«

      Grit ergriff rasch den Telefonhörer und presste ihn ans Ohr. »Mark?«, fragte sie erwartungsvoll. Eigentlich war sie ganz sicher, dass David mit seiner Vermutung Recht haben musste. Denn sie war erst seit einigen Wochen in Deutschland, kannte hier noch keinen. Wer außer ihrem Bruder konnte sie anrufen?

      Angestrengt lauschte sie dann in die Muschel. Aber es war nicht Marks Stimme, die da sprach. Es waren die sachlichen Ausführungen eines Beamten, die sie hörte. Das, was er sagte, war so furchtbar, dass sich ihr Verstand weigerte, das alles zu begreifen. Immer fester umspannte ihre Hand den Telefonhörer. Alle Farbe war aus ihrem hübschen Gesicht gewichen.

      David Danner beobachtete seine Braut mit gerunzelter Stirn und unmutig zusammengezogenen Augenbrauen. »Was will man denn von dir so spät noch? Es ist eine Unverschämtheit, um diese Zeit anzurufen. Wenn ich gewusst hätte, dass da irgendein Verrückter dran ist, hätte ich überhaupt nicht abgenommen.«

      Grit reagierte nicht auf seine ärgerlichen Äußerungen. Mit angehaltenem Atem lauschte sie auf die Stimme, die aus dem Hörer drang. Ihr hübscher Mund verzog sich schmerzlich.

      »Was ist denn?«, drängte David und machte den Versuch, Grit den Hörer abzunehmen. Er konnte sich nicht erklären, was und wer seine Braut so beunruhigte. Ungeduld und Angst stiegen in ihm auf und ließen ihn immer nervöser werden. Hetzte man Grit gegen ihn auf? Waren es vielleicht sogar böse Verleumdungen? Kurzerhand drückte er die Raste des Apparats nieder, sodass die Verbindung unterbrochen war.

      Grit sah ihn entgeistert an. So, als käme sie aus einer ganz anderen Welt zurück. Dabei waren sie doch eben noch so vertraut miteinander gewesen.

      »Warum tust du das?«, fragte sie verwirrt.

      »Weil ich endlich wissen möchte, wer dir Märchen erzählt«, fauchte David aufgebracht.

      »Mein Gott, David, es ist etwas Furchtbares geschehen.« Grit ließ verzweifelt den Kopf hängen.

      »Was denn, zum Donnerwetter?« David dachte gar nicht daran, seine Braut tröstend in die Arme zu nehmen oder wenigstens beruhigend ihre Hand zu halten. Er war überzeugt, dass man Grit eben einige recht unerfreuliche Dinge über ihn gesagt hatte. Und dagegen würde er sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen.

      Grit zog die Arme an ihren Körper. Ihr war plötzlich kalt, trotz der Wärme, die in Davids luxuriösem Haus herrschte.

      »Mark und seine Familie sind auf dem Weg hierher mit dem Wagen verunglückt. Sie sind … tot.« Sehr leise kam das letzte Wort von Grits Lippen. Erst jetzt lösten sich Tränen aus ihren Augen. Sie schluchzte auf, schlug beide Hände vors Gesicht.

      David Danner stand für eine Sekunde regungslos. Doch dann durchdachte er sofort die Situation und kam zu dem Ergebnis, dass sie gar nicht ungünstig war. Mark Möllendiek war ein reicher Mann gewesen, und es gab, außer Grit, keine näheren Verwandten. Erleichtert atmete er auf. Dann ging er zu dem jungen Mädchen und legte zärtlich die Arme um dessen zuckende Schultern.

      »Ich hatte schon Angst, es gäbe jemanden, der uns auseinanderbringen will. Entschuldige, Grit, dass ich so heftig war. Ich hatte Angst um unsere Liebe. Verstehst du das?« Schmeichelnd war die dunkle sympathische Männerstimme.

      »Mark war der einzige Mensch, den ich noch hatte«, schluchzte Grit. »Jetzt bin ich ganz allein.« Noch reichlicher flossen ihre Tränen. Sie zitterte am ganzen Körper.

      »Du hast doch mich, Darling. Du bist nicht allein, wirst es nie sein. Ich werde immer treu zu dir halten.« David strich über das wundervolle silberblonde Haar von Grit. »Nicht weinen, bitte, nicht weinen«, flüsterte er ihr ins Ohr.

      »Wie kann das Schicksal nur so grausam sein, eine junge Familie einfach auszulöschen? Begreifst du das?« Schutzsuchend schmiegte sich Grit an ihren Verlobten. Sie war froh, in diesen Minuten bei ihm zu sein. Seine Nähe, seine Wärme gaben ihr Trost.

      »Nein«, brummte er, obwohl ihm die Unglücksnachricht nicht sehr nahe ging. »Wie hast du denn das alles erfahren? Wer war der geheimnisvolle Anrufer?«

      »Die Polizei … aus Maibach«, gab Grit stockend Auskunft. »Man fand im Wagen meines Bruders den Brief, mit dem ich ihn zur Hochzeit eingeladen hatte. Außerdem ein Geschenk für mich, dem ebenfalls ein Brief beigegeben war. Daraus ging hervor, dass die Familie nach hier unterwegs war. Deshalb hat man mich benachrichtigt. Oh, David, jetzt wünschte ich, wir hätten Mark nicht eingeladen.« Grit weinte nun hemmungslos.

      »Mach dir keine Vorwürfe, Grit. Es war doch nur gut gemeint. Wer hätte ahnen sollen, dass bei dieser Fahrt alle deine Verwandten ums Leben kommen würden?« Dabei überlegte David bereits, wie hoch das Vermögen der Möllendieks gewesen sein mochte. Was würde der Verkauf der Fabrik erbringen?

      »Anja lebt«, seufzte das junge Mädchen. »Man hat sie in ein Kinderheim gebracht. Sophienlust heißt es. Du, wir müssen morgen gleich hin. Wir müssen uns um das Kind kümmern.« Mit Tränen in den Augen sah Grit David flehend an.

      David hatte Mühe, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Wer ist Anja?«, erkundigte er sich, obwohl er es längst ahnte.

      »Die kleine Tochter meines Bruders. Sie ist fünf. Ein liebes kleines Mädchen. Sie tut mir schrecklich leid. Für sie ist es am allerschlimmsten.«

      »Ein fünfjähriges Mädchen«, murmelte David und rechnete nach, dass es noch dreizehn Jahre dauern würde, bis Anja volljährig sein würde. Eine lange Zeit. Eine Zeit, in der viel geschehen konnte.

      *

      Mit großen wachsamen Augen sahen sechzehn Kinder auf Denise von Schoen­ecker, die sich zu ihnen an den großen Frühstückstisch gesetzt hatte. Vergessen waren Butterhörnchen und Kaba. Selbst die kleine Heidi, die eben ein großes Stück eines knusprigen Brötchens in den Mund gesteckt hatte, hörte auf zu kauen.

      »Anja kann nicht sprechen?«, fragte Nick. Eine steile Falte erschien über seiner Nasenwurzel, wie immer, wenn er misstrauisch war.

      Heidi schluckte vor lauter Aufregung ihren Brocken ganz hinunter. »Ich habe es zuerst gemerkt«, berichtete sie aufgeregt. »Sie kann nicht Stupsi sagen!« Heidi war ordentlich stolz, diesmal mehr zu wissen als alle anderen Kinder.

      »Hat sie überhaupt noch nicht sprechen können?«, erkundigte sich Angelika Langenbach, die Schwester von Vicky. Die beiden Mädchen hatten ihre Eltern durch ein Lawinenunglück verloren und lebten seither in Sophienlust.

      »Doch, doch«, versicherte Denise von Schoenecker rasch. »Anja ist ein ganz normales Kind. Sie hat durch den Schock, den sie gestern erlitten hat, die Fähigkeit zu sprechen verloren.«

      »Gibt es denn so etwas?«, erkundigte sich Nick skeptisch.

      »Frau Dr. Frey, die Anja noch gestern eingehend untersucht hat, sagt, dass solche Fälle sehr selten sind.«

      »Bleibt Anja jetzt immer stumm?«, erkundigte sich Pünktchen voll Mitgefühl. Sie hieß eigentlich Angelina Dommin. Die kessen Sommersprossen auf ihrem Stupsnäschen hatten ihr den Spitznamen Pünktchen eingebracht. Auch für sie war Sophienlust zur zweiten Heimat geworden.

      »Das kann niemand genau sagen«, wich Denise aus. »Es ist möglich, dass sich die Sperre löst, sobald der Schock abklingt. Das kann in einigen Tagen sein, vielleicht auch erst in Wochen. Frau Dr. Frey meint, dass Anja möglicherweise eine Spezialbehandlung braucht. Zunächst aber soll sie hierbleiben. Es kommt also darauf an, dass wir alle sehr lieb zu ihr sind und sie durch nichts an das furchtbare Unglück erinnern. Sie muss es vergessen. Nur dann kann sie den Schock überwinden.«

      »Was ist das, ein Schock?«, erkundigte sich Peter, ein rothaariger kleiner Bursche mit pfiffigem Gesicht.

      »Das ist, wenn jemand einen schlimmen Schreck bekommt«, erklärte sein Tischnachbar Fabian.

      »Wenn ich so einen Unfall sehen würde, hätte ich auch einen Schock«,


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