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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne SvanbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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anders reagierte Marina, die hinter Hans ins Zimmer kam. In ihr stieg eiskalte Wut auf, als sie das hilflose Geschöpf sah.

      Längst wusste Anja, dass es Onkel Hans gut mit ihr meinte und dass er sie gernhatte. Deshalb hing sie auch mit zärtlicher Liebe an dem Polizisten. Als sie ihn erblickte, wurden ihr das Leid und die Angst des Nachmittags wieder bewusst. Sie fühlte wieder den harten Griff im Nacken, hörte erneut die hasserfüllte Stimme, die schreckliche Dinge zu ihr sagte.

      Angstvoll streckte Anja die Ärmchen aus, klammerte sich gleich darauf an Strassers Hals. Wie gern wollte sie ihm alles erzählen. Ihm, der ganz bestimmt dafür sorgen würde, dass der böse Mann nicht wiederkam. Anja keuchte. Sie bemühte sich voller Verzweiflung, Töne hervorzubringen. Doch alle Anstrengung war vergebens.

      Hans Strasser schloss das Kind innig in seine Arme. Er spürte sofort, dass etwas Außergewöhnliches geschehen sein musste, dass Anja ihn brauchte.

      »Sei ganz still, Anja, mein Liebes. Ich weiß, dass sie dich erschreckt haben. Doch das soll nicht mehr vorkommen. Wir werden schon dafür sorgen.« Unwillkürlich ballte er beide Hände zu Fäusten. Wer hatte dieses arme, hilflose, unschuldige Kind so eingeschüchtert? Mit diesem Schuft wollte er abrechnen! Irgendwann würde er ihn erwischen. Dann gnade ihm Gott!

      Anjas kleine Finger krallten sich in Strassers Haut.

      »Keine Angst, Anja, ich bleibe bei dir«, murmelte der Polizist und streichelte sanft den Rücken des Kindes.

      »Täusche dich nicht, kleine Komödiantin«, sagte Marina gehässig. »Dein Onkel Hans fährt nämlich mit mir zur Modenschau. Er hat überhaupt keine Zeit für dich. Im Übrigen musst du dich daran gewöhnen, künftig weniger verhätschelt zu werden. Hans ist diese Süßholzraspelei schon lange leid.«

      Das Kind in Strassers Arm zitterte fühlbar. Es war eindeutig, dass Anja jedes dieser gemeinen Worte verstanden hatte.

      »Wie kannst du nur so etwas sagen?«, zischte Hans. »Und ausgerechnet jetzt. Siehst du denn nicht, dass Anja traurig ist?«

      »Ein verwöhntes, verzogenes Gör ist sie, das verrückt spielt, um sich wichtig zu machen! Mittelpunkt will sie sein, das ist alles.«

      »Marina, bitte, sei still! Das ist doch alles nicht wahr«, flehte Hans Strasser. Es tat ihm unsagbar weh, dass Anja diese Schmähungen mit anhören musste. »Ich habe dich ganz, ganz lieb«, raunte er der Kleinen ins Ohr. »Und ich will, dass wir immer gute Freunde sind.«

      Hans Strasser hatte gehofft, dass Marina diese leisen Worte nicht verstanden habe. Doch ihre Reaktion zeigte, dass er sich getäuscht hatte. Spöttisch verzog sie den Mund und ließ ein gurrendes Lachen hören. »Hört sich fast echt an, ist aber doch eine Lüge, weil wir jetzt gehen werden. All deine Schauspielerei hat nämlich nichts genützt, du Gernegroß. Wenn du gedacht hast, uns den Abend verderben zu können, musst du dir etwas anderes einfallen lassen. Die Krokodilstränen kannst du dir auch sparen. Und wenn du geglaubt hast, du könntest dir so rasch einen Vater anlachen, hast du dich getäuscht. Waisenkinder wie du gibt es in Hülle und Fülle. Es wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als in ein Heim zu gehen.«

      Anja schmiegte ihr Gesichtchen dicht an den Hals des Mannes und wagte es nicht, sich zu bewegen. Nur die Tränchen liefen unaufhörlich über ihr blasses Gesicht.

      Am liebsten hätte Hans Strasser seine Freundin lautstark zurechtgewiesen, doch er beherrschte sich. »Wir gehen«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Warte einige Minuten. Ich komme gleich zu dir zurück.« Den letzten Satz konnte diesmal nur Anja verstehen. Vertrauensvoll ließ sie sich zurücklegen.

      *

      »Hallo, Alexander. Wie schön, dass du vorbeischaust.« Ein Leuchten ging über Denises reizvolles Gesicht. Sie lief ihrem Mann entgegen und legte zärtlich die Arme um seinen Hals.

      Der gut aussehende, breitschultrige Mann küsste sie behutsam auf beide Wangen. Es war eine zärtliche Geste inniger Vertrautheit.

      »Leider ist der Grund meines Besuches weniger erfreulich.« Alexander war erleichtert, dass die Kinder von Sophienlust gerade alle im Speisesaal waren. So hatte er Gelegenheit, mit seiner Frau allein zu sprechen.

      »Ärger?«, fragte Denise mitfühlend.

      »Kranisch ist verschwunden. Ich bin gerade auf dem Weg nach Wildmoos. Polizeimeister Kirsch hat mich gebeten, aufs Revier zu kommen. Er hat Fotos von einigen Verdächtigen, die er mir zeigen will.«

      Denise war merklich blass geworden. Nur zu gut wusste sie, wie diese Diebstähle an den Nerven ihres Mannes zerrten. Er hatte jetzt vier seiner besten Pferde verloren. Das war ein Verlust, der nicht zu ersetzen war. Keine Versicherung würde für den Schaden aufkommen. Wie sollte es weitergehen? Würde der gemeine Dieb nicht ruhen, bis Gut Schoeneich ruiniert war? Bis er auch das letzte Tier auf hinterhältigste Weise entführt hatte?

      »Hast du Herrn Kirsch schon genau informiert?«

      »Selbstverständlich habe ich ihn sofort angerufen. Er war auch oben an der Pferdekoppel. Aber natürlich hat er wieder keine Spuren gefunden. Niemand hat den Dieb gesehen, niemand hat ihn gehört. Es ist allen ein Rätsel, wie die Pferde entwendet werden. Hufe hinterlassen doch Eindrücke. Und Autoreifen ebenso. Wenn irgendwo in der Nähe der Koppel ein Wagen gehalten hätte, wäre er beobachtet worden. Auch ein Reiter wäre aufgefallen.« Alexander seufzte.

      »Hast du nicht erwähnt, dass jemand ständig oben an der Koppel ist?«

      Ärgerlich winkte Alexander ab. »Ja. Ich habe Anweisung gegeben, dass die Pferde keine Sekunde aus den Augen gelassen werden. Aber unser Mann wurde ans Telefon gerufen. Er war nur wenige Minuten weg, und schon war’s passiert.«

      »War es ein fingierter Anruf?«

      »Das ist anzunehmen. Irgendjemand wollte eine Auskunft über Pferdezucht. Ich habe sofort veranlasst, dass die Tiere für die nächsten Tage in ihren Boxen bleiben. Doch ich bin fast überzeugt, dass der Kerl auch hier einen Weg finden wird, weitere Tiere zu entführen. Ein ganz gerissener Gauner muss das sein.«

      Alexander schüttelte ärgerlich den Kopf. Dass die ersten Diebstähle so reibungslos geklappt hatten, das konnte er noch verstehen. Doch die Sache mit Kranisch hätte nicht passieren dürfen. Man konnte sich eben auf niemand mehr verlassen. In den nächsten Tagen würde er sich selbst auf die Lauer legen müssen.

      Erst jetzt fiel Alexander auf, wie nachdenklich seine Frau geworden war. »Mach dir keine Sorgen, Denise«, bat er.

      »Da war etwas mit Anja«, berichtete Denise in zunehmender Erregung. »Sie kam völlig verstört, mit zerrissenen Kleidern und zerschundenen Armen und Beinen nach Hause. Sie lief auf mich zu, schmiegte sich in meine Arme und weinte und weinte. Ich konnte mir das alles nicht erklären, zumal wir Nachforschungen angestellt haben, die ergebnislos blieben. Niemand konnte herausfinden, weshalb das Kind so erregt war. Es muss mehrmals gestürzt sein, als es vor jemandem flüchtete. Leider kann uns Anja selbst keinen Hinweis geben, aber jetzt …«

      Alexander von Schoenecker hatte atemlos zugehört. »Du meinst, du hältst es für möglich, dass Anja den Dieb gesehen hat?«

      »Es wäre denkbar. Anja war in einer schlimmen Verfassung. Mir kam es vor, als sei sie eingeschüchtert worden. Auf eine schlimme, grausame Art. Da sie nicht reden kann, ist das für sie eine Katastrophe. Ich glaube, sie fürchtet sich schrecklich.« Denises Hände zitterten leicht.

      Beruhigend strich Alexander über ihre schlanken Finger. »Wir müssen Anja fragen«, schlug er vor. »Wenn wir es geschickt anstellen, braucht sie ja nur mit dem Kopf zu nicken oder durch Kopfschütteln ein Nein anzudeuten. Vielleicht sollte ich sie nach Wildmoos aufs Revier mitnehmen. Sie würde den Kerl vielleicht wiedererkennen. Ja, ganz bestimmt. Denn wenn er sie eingeschüchtert hat, muss sie ihn ja aus unmittelbarer Nähe gesehen haben. Sie wird ihn wiedererkennen.«

      Angst und Sorge spiegelten sich in Denises ausdrucksvollen dunklen Augen. »Nein, Alexander, erinnere Anja bitte nicht an dieses schlimme Erlebnis. Frau Dr. Frey hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie ist eben dabei, über dieses


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