Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
meinte, dass dir dein Geschäft jetzt wichtiger wäre als unsere Ehe, vielleicht hatte ich selbst auch ein schlechtes Gewissen. Aber es gab bis dahin nichts zwischen Sonja und mir, ich schwöre es dir. Sie war doch mit Brandner liiert.«
»Mit Brandner«, wiederholte Viola. »Er muss die Schlüsselfigur sein.«
»Ich kann nicht mehr denken, Viola. Ich werde so schnell müde«, flüsterte er. »Bleib bei mir, verlass mich nicht.«
»Ich werde für dich denken, Thomas«, sagte sie leise. »Ich kann nicht immer hier sein, aber meine Gedanken sind bei dir, und die Kinder werden dich bald besuchen. Du musst gesund werden, dann werden wir alles erklären.«
Er hatte die Augen geschlossen. Sie spürte, wie ihn der Schlaf überkam, aber jetzt war sie ganz ruhig. Sie zweifelte nicht mehr an seinen Worten. Sie wusste jetzt, dass sie beide das Opfer einer Intrige geworden waren, und nun hing da Joana auch dazwischen. Joana, die der Name Brandner allein schon in Panik versetzen konnte.
Aber Sonja war aus einem andern Holz geschnitten als Joana, ihr konnte man es zutrauen, dass sie mit diesem Mann gemeinsame Sache machte. Es fragte sich nur, warum sie ausgerechnet Thomas als Opfer ausgesucht hatten.
Für Joana brachte dieser Tag noch eine Überraschung besonderer Art. Herta Töpfer kam gleich nach der Mittagspause zu ihr ins Atelier.
»Ein Herr Boering möchte Sie sprechen, Joana«, sagte sie.
»Boering?« Joana wurde blass. »Nein, ich habe keine Zeit.«
»Es handelt sich aber um Papiere«, sagte Herta. »Sie brauchen doch keine Angst zu haben. Er ist sehr vertrauenswürdig.«
»Er war mal mein Chef, Herta«, sagte Joana leise.
»Und jetzt ist Frau Anderten Ihre Chefin. Aber er sieht nicht aus, als wolle er Ihnen Ärger bereiten. Er ist sehr sympathisch.« Dabei funkelte es listig in Herta Töpfers Augen.
»Na gut, dann bringe ich das auch noch hinter mich«, sagte Joana.
Als Ulrich Boering eintrat, sah sie ihn abweisend an. »Was wollen Sie? Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie.
»Glücklicherweise konnte ich das auf Grund der Sozialversicherungen in Erfahrung bringen, Joana«, erwiderte er. »Immerhin habe ich ja die Personalabteilung unter mir. Warum wollen Sie sich denn verstecken? Warum haben Sie zu mir kein Vertrauen gehabt?«
»Vertrauen«, wiederholte sie spöttisch. »Hier habe ich Vertrauen, und das lasse ich mir nicht kaputt machen.«
»Das will ich doch nicht, Joana. Ich verstehe ja, dass es Ihnen hier besser gefällt, aber mir gefällt halt kein Mädchen so gut wie Sie. Ich meine es ernst, auch wenn Sie es nicht verstehen wollen. Und ein bisschen Hoffnung sollten Sie mir lassen.«
Er sah sie so bittend an, dass das zornige Funkeln aus ihren Augen verschwand.
»Soll ich mich geehrt fühlen?«, fragte sie dennoch anzüglich.
»Nur umworben, ernsthaft umworben, Joana. Ich bin so froh, dass ich Sie gefunden habe. Bitte, ergreifen Sie nicht wieder die Flucht.«
Er versuchte, ihren Blick einzufangen, aber der schweifte ab. »Ich bin nicht vor Ihnen geflohen«, sagte sie leise.
»Das habe ich mir auch nicht eingebildet. Ich weiß, vor wem Sie geflohen sind. Dieser Brandner sucht Sie.«
Joana erschrak maßlos. »Er sucht mich? Wieso kennen Sie ihn?«
»Er war bei mir. Er wollte herausfinden, wo Sie geblieben sind. Ich habe es ihm nicht gesagt. Ich hätte es ihm auch nicht gesagt, wenn ich es da schon gewusst hätte. Erinnern Sie sich nicht, dass ich Ihnen half, als er Sie vor ein paar Wochen belästigte?«
»Doch, ich war Ihnen sehr dankbar. Aber vielleicht würden Sie sich nicht um mich bemühen, wenn Sie alles wüssten, Herr Boering.«
»Es interessiert mich nicht, Joana. Ich verlasse mich auf meine Menschenkenntnisse, und die brauche ich für meinen Beruf. Aber vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, dass Sie mich über diesen Herrn Brandner aufklären, damit ich ihm ordentlich mal eins auf die Nase geben kann, falls er Sie wieder mal belästigt.«
Joana zuckte zusammen, als das Telefon läutete. Es war aber Viola.
»Ich bin gerade nach Hause gekommen, Joana«, sagte sie. »Ich komme nicht mehr rüber. Brandner wird in etwa einer halben Stunde hier sein. Lassen Sie sich nicht blicken.«
»Sie müssen vorsichtig sein, Frau Anderten«, sagte Joana erregt. »Er ist hinterhältig und gefährlich.«
»Ich bin gewappnet«, sagte Viola. »Wir sehen uns abends. Ich sage Bescheid, wenn er weg ist.«
*
Zufrieden konnte jetzt nur Sonja sein. Herbert Brandner hatte ihr Geld gegeben. »Verschwinde, und überlass alles andere mir«, sagte er, als sie mit ihm gesprochen hatte. »Ich hätte mir denken können, dass du zu blöd bist, um die Sache durchzuziehen.«
»Ich kann doch nichts dafür, dass ich von dem Projekt nichts erfahren habe. Sie haben mich doch wegen dieser Verbindung zu dir entlassen, Herbert. Du warst doch für sie der Buhmann.«
»Mir konnte niemand was nachweisen, und es wird auch niemandem gelingen. Ich mache meine Filme und verdiene gutes Geld, und wenn du es genau wissen willst, mich reizt Viola Anderten. Sie ist clever und hat Format. Und du hast es wenigstens geschafft, dass sie sauer auf Thomas ist. Dafür hast du dein Honorar bekommen.«
»Wenn du meinst, dass du bei ihr landen kannst, lass es mich wissen. Ich schicke Blumen«, sagte Sonja zynisch.
»Du verschwindest, sonst passiert was«, fuhr er sie an, und sie wusste, dass sie solche Drohungen ernst nehmen musste.
Aber nun war Herbert Brandner in seinem Cabriolet der Luxusklasse bereits in Ammerland angekommen. Niemand hätte ihm absprechen können, dass er ein attraktiver Mann war und mit seinem weltmännischen Auftreten schüchterte er die gute Hilde gewaltig ein.
Wäre Viola nicht durch Joana so voller Misstrauen gewesen, hätte sie sich wohl auch bluffen lassen.
»Liebe Viola, ich bin so völlig fassungslos von allem, was mir zu Ohren kam, dass ich Sie unbedingt sofort aufsuchen musste«, sagte Herbert Brandner im genau richtigen Tonfall. Und wieder dachte Viola an Joana. Wie musste ein Mädchen, das in einer engen Welt aufgewachsen war, streng erzogen, fleißig und darauf bedacht, voranzukommen, mit der Sehnsucht im Herzen, mehr von der Welt zu sehen, auf einen solchen Mann reagieren?
»Was ist Ihnen zu Ohren gekommen?«, fragte Viola, auf alles vorbereitet, zurückhaltend.
»Einmal, dass sich Thomas bedauerlicherweise durch diese Sonja Bertram ganz schön in die Klemme gebracht hat, zum anderen, dass man ihn wohl auch in die Wüste schickte, weil man ihm nicht mehr vertraute. Ich hoffe, Sie damit nicht zu verletzen, da Sie ja bereits von seinem Verhältnis mit Sonja wissen. Aber eine Frau wie Sie wird von guten Freunden nicht im Stich gelassen. Sie können über mich verfügen.«
»Ich bin angenehm überrascht«, sagte Viola lässig. »Ich kann Hilfe brauchen.« Sie war auf der Hut, aber sie wollte doch herausbringen, was er eigentlich wollte. »Wenn es stichhaltige Beweise dafür gibt, dass Thomas mit der Bertram ein Verhältnis hatte, würde es die Scheidung beschleunigen.«
»Hat er Ihnen nicht gesagt, dass sie ein Kind erwartet?«
»Sie hat Ihnen gesagt, dass sie bei mir war?« Viola freute sich darüber, dass sie ihn aufs Glatteis geführt hatte, denn jetzt wurde er nervös.
»Ich dachte, Sie wüssten es von Thomas«, sagte er hastig. »Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Sie, für eine Frau in Ihrer Position sehr peinlich wäre, wenn einige Sachen publik würden. Da wären zum Beispiel einige Fotos, die recht kompromittierend sind.«
»Die Sie mir verkaufen wollen?«, fragte Viola jetzt eisig.
»Ich doch nicht. Sonja hat da allerdings keine Skrupel.«
Viola mahnte sich zur Ruhe.