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Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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konnte mit ihr reden, wenn sie nicht gerade ein paar Schnäpse getrunken hatte, und anscheinend hatte sie jetzt nichts im Haus.

      Sie fragte Kaspar, ob er ihr eine Flasche Schnaps holen würde.

      »Sollst doch nicht so viel trinken, Erna«, brummte er.

      »Und wie soll man das Leben ertragen?«, fragte sie klagend. »Ist schon genug, dass das Sägewerk abbrennt, dann schlagen sie auch noch meinen Buben zusammen.«

      »Wer hat ihn zusammengeschlagen und wann?«, fragte Kaspar.

      »Gestern, nein, es war schon vorgestern, aber der Seppi hat es ja nicht gesehen. Von hinten hat ihn einer überfallen.« Kaspar war an ihre stockende Sprache gewöhnt, die manchmal nur ein Lallen war.

      »Ich schau mal nach ihm«, sagte er.

      »Er sagt ja nichts, schläft nur immer«, murmelte Erna Mösler.

      Kaspar war zwar nicht sehr erfahren in Bezug auf Kranke, aber dass der Seppi nicht nur schlief, sondern bewusstlos war, konnte selbst er feststellen. Und am Hinterkopf hatte er eine blutverkrustete Wunde.

      »Hättest einen Arzt rufen müssen, Erna«, sagte er.

      »Wer kommt denn schon zu uns. Die kommen doch nur zu den Reichen«, erwiderte sie giftig.

      »Er muss aber versorgt werden. Ich schicke einen Arzt«, sagte Kaspar.

      »Wennst meinst, dann muss ich gleich putzen«, brummelte sie vor sich hin.

      »Aber er wird sich schon gesund schlafen.«

      Jedenfalls musste man es ihr lassen, dass sie dieses primitive Häuschen sauber hielt. Es wollte ihr jetzt nur nicht in den Sinn, dass Seppis langer Schlaf tiefe Bewusstlosigkeit war.

      Kaspar schwang sich wieder auf sein Rad und fuhr heimwärts, und dann berichtete er Annelore, was Seppi widerfahren war.

      Sie runzelte die Stirn. »Ich rufe gleich Dr. Norden an, Kaspar«, sagte sie. »Es geht nicht an, dass Seppi nicht versorgt wird. So weit scheint die Möslerin nicht zu denken.«

      »Sie versäuft ihr letztes bisschen Verstand«, sagte Kaspar, »aber derzeit hat sie nichts im Hause. Ich bring ihr jedenfalls nichts.«

      »Das tät auch noch fehlen«, sagte Annelore. Dabei rief sie auch schon Dr. Norden an. Ob sie ihn bitten dürfte, mal nach dem Seppi zu schauen, fragte sie an. Und selbstverständlich durfte sie das.

      Dr. Norden war entsetzt, als er Seppi untersuchte, und er machte Erna Mösler Vorwürfe, dass sie keinen Arzt gerufen hatte.

      »Kommt ja doch keiner«, brummte sie.

      »Wie Sie sehen, bin ich gekommen«, erklärte er.

      »Wundert mich«, meinte sie gleichmütig.

      »Ich bringe Ihren Sohn in die Klinik.«

      »Und wer zahlt das?«

      »Ihr Sohn ist doch krankenversichert.«

      »Weiß ich nicht.«

      Dr. Norden seufzte in sich hinein. »Ich bring ihn in die Behnisch-Klinik«, sagte er, sicher, dass Dieter Behnisch sich des Patienten annehmen würde.

      »In diese Klinik, in diese feine?« Erna Mösler schlug die Hände zusammen und starrte Dr. Norden töricht an. »Und da lassen’s mich auch eini, wenn ich den Seppi besuchen will?«

      »Aber sicher, Frau Mösler.«

      »Da muss ich mir doch ein neues Gewand kaufen«, murmelte sie.

      Wenn sie keine anderen Sorgen hat, dachte Dr. Norden. Hoffentlich kommt der Bursche überhaupt durch. Er hatte so ein unterschwelliges Gefühl, das er nicht zu deuten vermochte, das er aber doch in Zusammenhang mit dem Brand brachte. Erna Mösler schien sich darüber keine Gedanken mehr zu machen, und besorgt um ihren Sohn war sie auch nicht besonders. Als sie dann für Seppi Nachtwäsche zusammensuchte, fiel Dr. Nordens Blick ganz zufällig auf ein Bündel Geldscheine, die obenauf in einem Schrankfach lagen. Auch Frau Mösler schien überrascht.

      »Der Bursch ist ein rechter Geizkragen«, brummte sie. »Er weiß ja nicht, was das tägliche Leben kostet. Hat ja ganz gut verdient beim Marl. Ist wohl nun vorbei, aber vielleicht bekommt er eine Stellung auf dem Bau. Da wird ja wohl nun gebaut werden«, murmelte sie.

      Dr. Norden hatte Seppi für den Transport vorbereitet. Da es hier kein Telefon gab, konnte er den Krankenwagen nicht herbeirufen. »Ich schicke den Notarztwagen, Frau Mösler«, sagte er, »und ich fahre zur Behnisch-Klinik voraus, um den Arzt zu informieren.«

      »Machen Sie sich auch um arme Leut’ so viel Mühe?«, staunte sie.

      »Man fragt nicht als Arzt, ob Kranke arm oder reich sind, Frau Mösler.«

      »Da haben wir aber schon anderes erlebt«, brummte sie. »Vergelt’s Gott, Herr Doktor.«

      *

      Nun kam auch Seppi Mösler in die Behnisch-Klinik, und gleich auf die Intensivstation.

      »Die Mutter muss Nerven haben«, brummte Dr. Behnisch.

      »Nicht viel Verstand«, sagte Daniel Norden. »Ihrer Meinung nach hat er geschlafen, und sie hat ihn schlafen lassen.«

      »Und spätestens morgen wäre er tot gewesen. Anzeige hat sie wohl auch nicht erstattet?«

      »Sie hält nichts von Ärzten und auch nichts von der Polizei, wie es scheint. Aber die Frau ist Alkoholikerin und ausnahmsweise mal halbwegs nüchtern. Viel weiß ich dazu auch noch nicht zu sagen. Seppi ist geistig behindert, aber kein Pflegefall. Er ist ganz anstellig.«

      »Organisch anscheinend gesund«, stellte Dr. Behnisch fest, »und sehr kräftig. Wenn es eine Rauferei gewesen ist, hätte er sich bestimmt gewehrt und dem Angreifer auch Schaden zugefügt.«

      »Seine Mutter sagt, er sei von hinten niedergeschlagen worden. Das hätte er ihr noch gesagt.«

      »Einen harten Schädel hat er, sonst wäre er tot«, stellte Dr. Behnisch fest. Dann sah er seinen Freund Daniel forschend an.

      »Hängt das mit dem Brand zusammen, Daniel? Hat er den Brandstifter möglicherweise gesehen und erkannt, und ihm das dann womöglich auch noch gesagt?«

      »Könnte möglich sein, aber es bleibt bei Vermutungen, Dieter. Wie geht es Herrn Marl?«

      »Etwas besser.«

      »Und Frau Marl?«

      »Da können wir jetzt aufatmen. Aber nach wie vor muss jede Aufregung ferngehalten werden. Die Kinder sind einer gewaltigen Belastung ausgesetzt.«

      »Glücklicherweise sind sie sehr vernünftig.«

      Doch an diesem Tag hatten sie allerhand auszuhalten. Die Polizei war im Haus Marl. Es war nun einwandfrei erwiesen, dass Brandstiftung vorlag und das Feuer an mehreren Stellen gelegt worden war, nicht nur an zweien. Und dann kamen die Andeutungen über die schwierige Geschäftslage, über die Schulden, über Hinweise aus der Umgebung, dass Berthold Marl sich geweigert hätte, den Betrieb zu verkaufen.

      »Hätte Vater es nur getan«, sagte Bobby unwillig, »dann hätten wir all die Sorgen nicht, aber er hing nun mal an diesem Familienunternehmen. Horchen Sie sich doch lieber mal bei den Leuten um, denen das Sägewerk ein Dorn im Auge war, bei der Baugesellschaft, die schon vorgeplant hat, was auf dem Gelände gebaut werden könnte.«

      Und noch einmal musste er genau erzählen, wie er, sein Vater und seine Schwestern, aber auch Burgl und Kaspar den Abend verbracht hätten.

      In dieses Verhör hinein kam der Anruf von Dr. Norden, dass Seppi mit der Kopfverletzung in die Behnisch-Klinik gebracht worden sei.

      Bobby fiel der Hörer beinahe aus der Hand. »Würden Sie das bitte dem Polizeiinspektor selbst sagen, Herr Dr. Norden«, bat er verwirrt. »Wir werden gerade verhört.«

      Er reichte den Hörer weiter. Viel sagte der Inspektor nicht, aber nachdem


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