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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina KaiserЧитать онлайн книгу.

Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser


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in einem Restaurant essen. Das ist ziemlich teuer. Hier im Krankenhaus gibt es eine Cafeteria, in der man preiswert essen kann.«

      Daniel schüttelte lachend den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht in Betracht. Du bist lange genug im Krankenhaus gewesen. Das ist jetzt vorbei. Deshalb sollst du heute dein Mittagessen nicht mehr hier einnehmen müssen. Das Essen ist war ganz gut, aber die Umgebung ist nicht gerade anregend. Im Restaurant ist es weitaus gemütlicher. Da fahren wir nachher hin.«

      Sie sah ein, dass es keinen Sinn hatte, Daniel zu widersprechen. Außerdem empfand sie die Vorstellung als durchaus angenehm, in einem hübschen Restaurant essen zu können.

      Schon zwei Stunden später fuhr Daniel seinen Wagen auf den Parkplatz des Restaurants, das einen schicken Eindruck machte. Nachdem beide ausgestiegen waren, zog Daniel eine kleine Kamera aus seiner Jackentasche und schaltete sie ein.

      »Bleibst du bitte kurz einmal vor dem Auto stehen?«, fragte er. »Ich möchte als Erinnerung an deinen Entlassungstag ein Foto von dir machen.«

      Sie lachte herzhaft auf. »Dann solltest du aber deinen kleinen Finger vom Objektiv wegnehmen. Sonst wirst du an dem Bild keine Freude haben. Außerdem ist das Motiv nicht schön. Wenn ich zwei Schritte nach vorn gehe, wirkt das Auto als Hintergrund wesentlich interessanter.«

      Daniel nahm sich die Hinweise zu Herzen, machte einige Fotos und steckte die Kamera wieder ein. Anschließend hakte er sich bei Liane unter.

      »So, jetzt können wir essen gehen. Aber vorher habe ich noch eine Frage an dich: Du hast mir gerade sehr wertvolle Ratschläge gegeben. Offensichtlich kennst du dich mit dem Fotografieren gut aus und hast Erfahrung damit. Denke bitte einmal nach. Kannst du dich erinnern, wieso du dich so gut auf diesem Gebiet auskennst?«

      Die junge Frau zog die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. »Nein«, sagte sie nach einer Weile. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß einfach, wie man gute Fotos machen kann, aber ich weiß nicht, woher ich diese Kenntnisse habe. Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss.«

      »Ich bin nicht enttäuscht«, widersprach Daniel entschieden. »Es hätte ja sein können, dass durch die Sache mit den Fotos ein Stückchen Erinnerung zurückgekommen wäre. Es macht aber nichts, dass das nicht passiert ist. Komm, jetzt wollen wir erst einmal gut essen gehen.«

      Die junge Frau fand es wunderbar, in dem stilvollen Restaurant an einem Tisch zu sitzen und die Speisekarte studieren zu können. Es vermittelte ihr ein Gefühl von Normalität, von einem Leben, wie man es gerne führte. Andererseits wusste sie natürlich genau, dass es für sie kein normales Leben geben konnte, jedenfalls nicht, solange sie nicht einmal ihren richtigen Namen kannte.

      »Was soll nur werden, wenn ich meine Erinnerung nie wiederfinden werde?«, fragte sie, als sie mit Daniel wenig später auf die bestellten Menüs wartete. »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass mich kein Mensch auf dieser Welt vermisst und ganz offiziell nach mir sucht.«

      »Ich glaube fest daran, dass nach dir gesucht wird«, erwiderte Daniel. »Und wenn nicht in Österreich, dann woanders. Die Polizei forscht derzeit im deutschsprachigen Ausland nach einer vermissten Person, deren Beschreibung auf dich passen könnte. Es wird wirklich alles getan, um deine Identität zu ermitteln. Ich bin sicher, dass das in absehbarer Zeit Erfolg haben wird.« Er griff über den Tisch nach ihrer Hand.

      »Aber ich glaube auch, dass du es selbst schaffen wirst, dich wieder an deine Vergangenheit zu erinnern. Wir müssen nur Geduld haben. Ich habe in der letzten Zeit zahlreiche Studien gelesen. Fast immer haben sich Patienten in deiner Situation innerhalb weniger Monate wieder an ihren Namen und an ihr früheres Leben erinnert. Und wenn dir das gelingt, dann hoffe ich, dass du keine verheiratete Frau bist, die für mich tabu sein muss. Claudia, ich habe mich wirklich in dich verliebt und kann mich nicht dagegen wehren.«

      »Mir geht es genauso«, gestand sie und streichelte über seine Hand. »Ich hoffe, dass meine Erinnerung sehr bald zurückkommt und dass ich nicht gebunden bin. Manchmal bin ich richtig neugierig darauf zu erfahren, um wen es sich bei mir handelt. Dann wieder habe ich Angst davor. Vielleicht bin ich eine Kriminelle, die von der Polizei gesucht wird und große Schuld auf sich geladen hat.«

      »Claudia, wo denkst du hin?«, fragte Daniel lachend. »Du und kriminell? Das ist absolut unmöglich. Du hast dein Gedächtnis verloren, nicht aber deinen Charakter. Der ist mit Sicherheit noch derselbe wie früher. Du bist aufrichtig und sanftmütig. Kriminelle Neigungen haben bei dir keinen Platz.«

      »Hoffentlich irrst du dich nicht. Man kann jedem Menschen nur vor den Kopf schauen. Wie es drinnen aussieht, kann niemand sagen.«

      »Claudia, rede dich nicht selbst schlecht«, bat Daniel bestürzt, stand auf und kam zu ihr herum. Sich zu ihr herunterbeugend, nahm er sie in den Arm.

      Innig schmiegte sich die junge Frau an ihn und lächelte zu ihm hinauf. Nein, sie glaubte ja selbst nicht, dass sie ein schlechter Mensch war, der etwas Böses getan hatte. Sie hatte ihrer Phantasie einfach nur mal freien Lauf gelassen.

      Jetzt wurde das Essen serviert, und Daniel ging an seinen Platz zurück. Es war ein schönes Gefühl gewesen, Claudia so im Arm zu halten. Mehr denn je verspürte er den Wunsch, für immer mit ihr zusammen zu sein…

      *

      Kira hatte Ellen nach einer Stoffgiraffe gefragt, die sich noch im Haus ihrer Mutter befand und die sie gerne gehabt hätte. Da Ellen noch immer einen zweiten Hausschlüssel für Lianes Wohnung besaß, versprach sie Kira, die Giraffe zu holen und bei ihrem nächsten Besuch mitzubringen.

      Es war ein seltsames und bedrückendes Gefühl, als Ellen das Haus ihrer Freundin betrat. Alles wirkte so, als würden die Bewohner gleich wieder nach Hause kommen. Vor Lianes Bett standen ihre Hausschuhe, an der Garderobe hing eine ihrer Jacken, und ein Armband mit einem goldenen Anhänger, das sie wohl nicht hatte mit nach Österreich nehmen wollen, lag in der Diele auf einer Kommode. Alles sah völlig normal aus, und doch würde Liane niemals in dieses Haus zurückkehren. Dieser Gedanke tat Ellen ungeheuer weh. Sie mochte ihren Blick nicht weiter durch die Räume schweifen lassen.

      Sie ging in Kiras Zimmer und hielt gezielt Ausschau nach der Stoffgiraffe. Die stand deutlich sichtbar auf der Fensterbank. Ellen griff danach, wandte sich um, hastete zur Eingangstür zurück und schloss von draußen sorgfältig ab. Auf dem schnellsten Weg eilte sie zu ihrem Haus zurück.

      Noch am selben Tag brachte Ellen die Giraffe zu Kira nach Sophienlust. Die Kleine bedankte sich artig und trug das Stofftier in ihr Zimmer. Ellen begleitete sie bis zur Zimmertür.

      »Kiralein, ich würde mich gerne kurz mit Nick oder seiner Mutter unterhalten«, sagte sie herzlich. »Es dauert bestimmt nicht lange. Ich bin bald wieder bei dir.«

      »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, bemerkte Martin Felder, der in diesem Moment seinen Kopf aus der offenen Tür seines Zimmers streckte. »Ich bleibe so lange bei Kira. Wir können uns ja über Giraffen unterhalten. Ich meine über echte, lebendige Giraffen, nicht über Stofftiere.«

      Ellen nickte Martin zu und stellte fest, dass die Kinder ihre Aufgabe, Kira nie aus den Augen zu lassen, gewissenhaft ausführten. Es bestand eigentlich keine Gefahr mehr, dass sie Dummheiten begehen könnte. Und das war gut.

      Ein paar Minuten später saß Ellen Nick gegenüber. Denise hatte an diesem Tag einen Termin beim Zahnarzt und konnte nicht anwesend sein. Aber Nick war für Ellen ohnehin der richtige Ansprechpartner.

      »Ich war heute im Haus meiner Freundin und habe dort ein Stofftier geholt, das Kira gerne haben wollte. Dabei sind mir natürlich einige Gedanken durch den Kopf gegangen. Was wird denn jetzt aus diesem Haus? Es muss doch gepflegt und versorgt werden. Wer wird diese Aufgabe erfüllen? Kira kann das unmöglich tun, obwohl ihr das Haus vermutlich gehört. Es war das Eigentum ihrer Mutter, und ich nehme an, dass Kira ihre Erbin sein wird.«

      »Ja, das ist richtig«, bestätigte Nick. »Aber deswegen muss sie sich nicht persönlich um das Haus kümmern. Auch mit allen anderen Dingen, die die Erbschaft betreffen, muss Kira sich nicht beschäftigen. Da keine Verwandten vorhanden sind, wurde sofort das Jugendamt eingeschaltet und ein amtlicher Vormund bestellt.


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