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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina KaiserЧитать онлайн книгу.

Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser


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hat erwähnt, dass das Kind sieben Jahre alt ist. Es heißt Ramona, Rabea oder so ähnlich.«

      »Romina«, berichtigte Barbara ihren Mann. »Das ist der Name des Mädchens. Ich war bei dem Telefonat anwesend und habe es verfolgen können.«

      »Und was wird jetzt aus der armen kleinen Romina?«, wollte Linda wissen. »Wollen wir nicht in dieses Kinderheim fahren und sie besuchen?«

      »Auf keinen Fall!«, erwiderte Thorsten barsch. »Ich glaube, das ist auch das Ansinnen der Heimleiterin gewesen. Deshalb hat sie mich angerufen. Aber ich habe ihr sofort deutlich erklärt, dass wir mit diesem Kind nichts zu tun haben wollen. Im Kinderheim ist es bestens aufgehoben, und dort soll es auch bleiben. Der Nachwuchs von Jenny und diesem Alessandro interessiert uns in keiner Weise. Vermutlich spricht das Mädchen ohnehin nur italienisch und würde uns gar nicht verstehen. Bisher haben wir nichts von diesem Kind gewusst.« Er hob die Stimme. »Wir verlieren also nichts, wenn es auch in Zukunft keinen Platz in unserem Leben hat. Es gibt für uns kein Enkelkind und damit basta. Wenn ihr euren Adoptionsantrag gestellt und ein Kind bekommen habt, dann werden wir ein richtiges Enkelkind haben. Das soll uns genügen.«

      »Papa, das kannst du doch nicht machen, und du auch nicht, Mama«, meinte Linda entsetzt. »Was kann dieses bedauernswerte kleine Geschöpf denn dafür, dass ihr mit Jenny gebrochen habt? Romina ist ein Kind, ein hilfloses und unschuldiges kleines Kind. Es braucht Menschen, die ihm zur Seite stehen. Das Leben in einem Kinderheim ist bestimmt kein Zuckerschlecken. Wir müssen etwas für Romina tun. Das ist unsere Pflicht.«

      Barbara seufzte hörbar auf. »Pflicht hin oder her. Wir müssen auch an uns denken. Romina ist sieben Jahre alt. Bis jetzt ist sie zwischen Wohnwagen und Kirmesbuden aufgewachsen. Positiv kann sie sich dabei wohl kaum entwickelt haben. Wir wollen uns aber nicht um ein Problemkind kümmern müssen. Kinderheime und Waisenhäuser sind nicht so schlimm, wie man es immer wieder in Märchenbüchern liest. Den Kindern geht es dort gut. Sie benötigen keine Hilfe von außen.«

      »So ist es«, bestätigte Thorsten. »Nichts auf der Welt kann mich dazu bringen, Kontakt zu diesem Kind aufzunehmen. Ihr solltet das auch auf jeden Fall bleiben lassen. Euer Mitgefühl in Ehren, aber ihr tätet euch damit nichts Gutes. Vergesst einfach, dass Jenny ein Kind hatte. So halten wir es auch. Denkt lieber an das kleine Wesen, das ihr demnächst in die Familie aufnehmen werdet.«

      Im Augenblick waren weder Daniel noch Linda in der Lage, an die geplante Adoption zu denken. Dazu waren sie über die Nachricht, dass Jenny und Alessandro ein Kind hinterlassen hatten, viel zu berührt. Gleichzeitig konnten sie nicht begreifen, dass Thorsten und Barbara jeglichen Kontakt zu dem kleinen Mädchen ablehnten. Es interessierte sie nicht einmal, ob Romina gut untergebracht war. Nicht einmal das wollten sie nachprüfen. Das Enkelkind existierte für sie einfach nicht! Ein solches Maß an Kälte und Hartherzigkeit konnten Linda und Daniel nicht begreifen.

      Was sie selbst unternehmen wollten, konnten sie beide noch nicht sagen. Was sie eben erfahren hatten, mussten sie erst einmal verarbeiten. Auf jeden Fall versprachen sie aber nicht, keinen Kontakt zu Romina aufzunehmen.

      *

      Die meisten Kinder, die nach dem Tod ihrer Eltern nach Sophienlust kamen, litten viele Wochen oder Monate sehr stark unter dem erlittenen Verlust. Auch Romina trauerte um ihre Eltern. Aber es gab zwei Dinge, die sie unglaublich aufbauten: Da war Fabio, den Romina aus ihrem alten Leben mitgebracht hatte und der sich als treuer Freund erwies. Wenn das kleine Mädchen traurig wurde, wich er nicht von ihrer Seite, schleppte Spielzeug herbei und versuchte, Frohsinn zu verbreiten. Fast immer gelang ihm das auch. Außerdem war da dieser helle Stern, auf dem Romina ihre und auch die verstorbenen Eltern der anderen Kinder vermutete. Sie konnte ihre Eltern zwar nicht mehr sehen und ihre Nähe nicht erleben. Aber sie musste auch nicht endgültig Abschied nehmen. Es verging kein Tag, an dem Romina nicht nach draußen oder in den Wintergarten ging, den Stern betrachtete und ihren Eltern erzählte, was sie an diesem Tag in Sophienlust so alles erlebt hatte. Diese Monologe halfen ihr ungeheuer, ihr schweres Schicksal zu verarbeiten.

      Kein Psychologe hätte mehr erreichen können.

      Pünktchen hatte Romina an diesem Tag mit zu den Pferden genommen. Die großen Pferde waren noch etwas zu mächtig für die kleine Romina. Auch wenn sie fast alle schon etwas älter und ohnehin sehr gutmütig waren, reichte die Kraft einer Siebenjährigen noch nicht aus, diese Tiere zu beherrschen.

      Pünktchen hatte ein Pony ausgewählt. Der zwölfjährige kleine Schimmelwallach Sancho gefiel Romina ausnehmend gut. Winzig war er zwar auch nicht, aber doch so klein, dass allein schon das Aufsteigen mit relativ wenig Mühe gelang. Auf dem Reitplatz drehte Sancho mit Romina auf seinem Rücken brav seine Runden. Pünktchen zeigte dem Mädchen, wie man richtig in einem Sattel saß und wie man die Zügel halten musste. Sogar im Trab hielt Romina sich erstaunlich gut und war nach ihrer ersten Reitstunde richtig stolz. Unter Pünktchens Anleitung sattelte sie Sancho ab und reichte ihm eine dicke Möhre als Belohnung.

      »Auf der Kirmes durfte ich auch manchmal reiten«, berichtete das kleine Mädchen. »Aber das war viel langweiliger als hier. Es geht immer nur in einem kleinen Kreis herum, und man lernt nicht viel dabei. Hier ist viel mehr Platz, und mit Sancho macht es großen Spaß. Er ist ein liebes Pony. Ich mag ihn sehr.«

      »Ich glaube er mag dich auch«, meinte Pünktchen. »Weißt du, Sancho ist zwar nett und freundlich, aber manchmal kann er auch ziemlich stur sein. Dann bleibt er einfach stehen und bewegt sich keinen Schritt mehr. Damit hat er schon mehrere Kinder zur Verzweiflung gebracht. Bei dir hat er sich nicht stur gezeigt. Das beweist, dass er dich mag und dir keinen Ärger machen will. Wenn du Lust hast, darfst du ihn morgen wieder reiten. In ein paar Tagen, wenn du ein bisschen sicherer geworden bist, kannst du mit ihm vielleicht sogar schon galoppieren.

      »Au ja, das wäre schön. Darauf freue ich mich schon.«

      Glücklich wanderte Romina neben Pünktchen den Weg entlang, der von der Weide zum Herrenhaus führte. Plötzlich blieb sie stehen und blickte zum Himmel.

      »Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte Pünktchen sich und folgte Rominas Blick. »Was ist denn da oben? Ich kann nichts entdecken.«

      »Ich auch nicht. Das ist ja das Blöde. Weißt du, ich würde meinen Eltern gerne sofort erzählen, dass ich auf Sancho reiten durfte. Aber es ist noch viel zu hell. Der Stern ist noch nicht da. Nun muss ich noch lange warten, bis ich mit ihnen reden kann.«

      Pünktchen legte ihren Arm um die Schultern des Mädchens.

      »Nein, das musst du nicht. Der Stern ist immer da. Du kannst ihn nur nicht sehen, weil es viel zu hell ist. Trotzdem kannst du deinen Eltern alles erzählen. Außerdem kann es sein, dass sie sowieso schon alles wissen. Vielleicht hatten sie gerade Zeit und haben dir zugeschaut. Das weiß man aber nie so genau. Möglicherweise waren sie auch gerade beschäftigt. Der Stern ist jedenfalls da, auch wenn du ihn nicht siehst. Du kannst jederzeit mit deinen Eltern sprechen.«

      Romina dachte einen Moment lang nach. »Stimmt, der Stern muss ja immer da sein. Wenn er tagsüber verschwinden würde, wäre das schrecklich. Dann würden meine Eltern und all die anderen Eltern einfach herunterfallen. Das wäre bestimmt nicht gut.«

      »Stimmt, das gäbe ein heilloses Durcheinander und eine Purzelei durch das Weltall«, erwiderte Pünktchen lachend. Romina stimmte in das Lachen ein und lief voraus. Sie stieg die Freitreppe zum Hauptportal hinauf, nahm auf der obersten Stufe Platz und schaute zum Himmel. Ihr Blick richtete sich dorthin, wo sie den Stern vermutete. Dann begann sie zu erzählen, berichtete von ihrer ersten Reitstunde und von Sancho, den sie auf Anhieb in ihr Herz geschlossen hatte. Pünktchen ging an dem Mädchen vorbei und verschwand im Haus. Ihre Anwesenheit hätte jetzt nur gestört. Romina sollte ihren Eltern in aller Ruhe ihr vor Glück volles kleines Herz ausschütten können.

      *

      Nach dem Besuch bei Thorsten und Barbara Ellinger waren Linda und Daniel sehr nachdenklich nach Hause zurückgekehrt. Der Gedanke an Romina beschäftigte sie, und sie waren beide der Ansicht, dass das kleine Mädchen nicht einfach seinem Schicksal überlassen werden durfte. Auch wenn Linda zu ihrer Schwester jahrelang keine Verbindung mehr gehabt hatte, war Romina doch ein blutsverwandtes Kind.

      »Ich


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